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  • Day 2

    Eiffelturm

    October 1, 2021 in France ⋅ ☁️ 13 °C

    Der Eiffelturm, 324 Meter hoch, wurde 1887 bis 1889 als monumentales Eingangsportal und Aussichtsturm für die Weltausstellung zur Erinnerung an den 100. Jahrestag der Französischen Revolution errichtet. Der nach dem Erbauer Gustave Eiffel benannte und zum Errichtungszeitpunkt noch 312 Meter hohe Turm war von seiner Erbauung bis zur Fertigstellung des Chrysler Building 1930 in New York das höchste Bauwerk der Welt. Mit der Ausstrahlung des ersten öffentlichen Radioprogramms in Europa 1921 und des ersten französischen Fernsehprogramms 1935 trug das Bauwerk als Sendeturm zur Geschichte des Hörfunks und des Fernsehens bei. Der Fernsehturm ist die wichtigste Sendeanlage des Großraums Paris und beherbergt als Turmrestaurant das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Le Jules Verne.

    Als höchstes Bauwerk von Paris prägt er das Stadtbild bis heute und zählt mit rund sieben Millionen zahlenden Besuchern pro Jahr zu den meistbesuchten Wahrzeichen der Welt. Der Eiffelturm ist das Vorbild vieler Nachahmerbauten und wird in Kunst und Kultur im Zusammenhang mit Paris und Frankreich vielfach aufgegriffen. Er gilt als nationales Symbol der Franzosen und avancierte zu einer weltweiten Ikone der Moderne.

    Unter regem Interesse der Öffentlichkeit begannen am 28.1.1887 die Bauarbeiten mit den Grabungsarbeiten für die Fundamente. Dafür wurden insgesamt 30.973 Kubikmeter Erdreich ausgehoben. Da die Fundamente unter dem Niveau des Seineflussbetts gründen, leitete man Druckluft in die wasserdichte Metallverschalung, damit die Arbeiten unterhalb des Wasserspiegels ausgeführt werden konnten. Dieses auf den Bergbauingenieur Jules Triger zurückgehende Verfahren hatte Gustave Eiffel bereits 1857 beim Bau der 500 Meter langen Eisenbahnbrücke von Bordeaux erprobt, und wandte es bei den zwei zur Seine ausgerichteten Pfeilerfundamenten an.

    Eiffel verwendete als Baumaterial im Puddelverfahren produziertes Schmiedeeisen, was zu seiner besonderen Haltbarkeit beigetragen hat. Da die Eisenverbindung mit geringem Kohlenstoffgehalt nicht geschweißt, sondern nur genietet werden konnte, ließ Eiffel in seinem Firmensitz in Levallois-Perret die notwendigen Einzelteile im Baukastenprinzip vorproduzieren und in Paris vor Ort zusammensetzen. Die Teile wurden exakt berechnet, geschnitten und mit den Löchern für das spätere Nieten versehen. Für die Vorproduktion bis zur Errichtung hatte Eiffel einen festen Ablaufplan. Fehlerhafte Teile wurden wieder zur Fabrik zurückgeschickt und nicht vor Ort angepasst. Ein Stab von etwa 40 technischen Zeichnern, Architekten und Ingenieuren erfasste in 700 Gesamtansichten und 3.600 Werkzeichnungen das gesamte, aus 18.038 Einzelteilen bestehende Bauwerk.

    Am 1.7.1887 begann die Errichtung der vier Turmfüße. Die zunächst freitragend montierten Sparren wurden von 30 Meter hohen provisorischen Baugerüsten getragen. Am 7. 12.1887 erfolgte die Montage der ersten Etage, auf deren Höhe ein 45 Meter hohes Gerüst zur Abstützung der Horizontalbalken diente. Oberhalb der Etage stützten sich die Strebepfeiler von selbst. Alle Werkstücke wurden von dampfgetriebenen Kränen auf den Führungsschienen positioniert, auf denen später die unteren Fahrstühle verkehren sollten. Einer der heikelsten Bauabschnitte war die Verbindung der vier horizontalen Tragbalken in der ersten Etage. Für deren exakte Ausrichtung nutzte Eiffel sogenannte Sandkisten, mit denen die Träger millimetergenau ausgependelt werden konnten. In zwei Pfeilern befanden sich manuell mit Handpumpen bedienbare hydraulisch verstellbare Hubspindeln, mit denen die Sparren auf ihre Position gebracht wurden. Damit war eine sehr präzise Justierung der Balken möglich. Nachdem die Tragpfeiler fest miteinander verbunden waren, ersetzte man die Hubspindeln durch verankerte Stahlkeile. Die sorgfältige Planung und Ausführung führte dazu, dass die Nietlöcher erst ab einer Höhe von 57 Metern angepasst werden mussten. Vermutlich wurde die hohe Präzision durch Zusammenlegen der Teile in der Werkstatt und anschließendes Aufreiben der Nietlöcher erzielt. Eiffel selbst führte dazu aus:

    „[…] bei unserem Verfahren waren alle Löcher im voraus mit großer Genauigkeit gebohrt, die Montage durch die Löcher selbst reguliert, und durch Zusammenheften, d. h. durch gewaltsames Eintreiben einer großen Zahl von Stahldornen in die Löcher, führte man die Zusammenfügung herbei.“

    Am 14.8.1888 wurde die zweite Etage errichtet und der sich nach oben anschließende Teil freitragend montiert. Gleichzeitig stattete man die Plattformen aus. Die im Werk vorgebohrten Einzelteile wurden vor Ort mit konischen Dornen unter Schlageinwirkung in ihre endgültige Position gebracht. Insgesamt halten im Eiffelturm 2,5 Millionen Niete die Bauteile zusammen. Das Vernieten führten jeweils vier Männer durch. Der erste Arbeiter ließ den Niet heißstauchen und brachte ihn mithilfe einer kleinen Esse zum Glühen. Als zweiten Schritt führte ein anderer Arbeiter den Niet an das Bohrloch. Ein dritter schlug den Schließkopf in Form. In einem letzten Schritt wurde der Bolzen gestaucht.

    An den Bauarbeiten waren bis zu 250 Personen beteiligt, rund 150 davon waren für das Vernieten der Bauteile vor Ort eingesetzt. Neben Zimmerleuten befanden sich unter den Bauarbeitern auch Schornsteinfeger, da sie das Arbeiten in großen Höhen gewohnt waren. Die Arbeitsschichten dauerten in den Wintermonaten neun und in den Sommermonaten zwölf Stunden. Im September 1888 kam es zu einem Streik der Arbeiter; drei Monate später legten sie erneut die Arbeit nieder und forderten mehr Lohn. Gustave Eiffel verhandelte mit ihnen und richtete in der ersten bereits fertiggestellten Plattform eine Kantine für sie ein. Während der gesamten Arbeiten kam es zu einem einzigen tödlichen Unfall. Ein italienischer Arbeiter verunglückte beim Einbau der Aufzüge nach der offiziellen Eröffnung.

    Gleichzeitig mit der freitragenden Montage der obersten Stockwerke ab Dezember 1888 wurden die Plattformen ausgestattet. Nachdem am 15. März die Laterne auf der Spitze des Turms errichtet worden war, konnten wenige Tage später, am 31.3.1889, planmäßig wenige Wochen vor Eröffnung der Weltausstellung, die Arbeiten abgeschlossen werden.
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