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  • Day 25

    Frieren in der Wüste

    April 25, 2016 in Bolivia ⋅ ⛅ 30 °C

    Heute ging unsere 3-tägige Tour durch den Salar de Uyuni los. Uns erwarteten vielseitige Landschaften und vor allem große Höhenunterschiede. Um 7:30 Uhr wurden wir in San Pedro de Atacama auf 2500m abgeholt, mit im Gepäck unglaublich viele Liter Wasser (überschlagen mehr als 40 Liter... vielleicht etwas zu viel), denn in der Wüste müssen wir uns selbst mit Getränken versorgen. Jedenfalls wurde uns das so gesagt.

    Nach einem kurzen Frühstück angeblich bei der Chefin des Touranbieters und der Ausreise aus Chile, ging es in einem größeren Bus zur Grenze nach Bolivien. Unsere Fahrt führte uns vorbei am Hausvulkan Licancabur von San Pedro, der übrigens fast 6000m hat, bis wir die Grenze auf gut 4500m erreichten. Es war sau kalt und es lag sogar Schnee... in der Wüste. Zum ersten Mal trafen wir auf unseren Fahrer für die nächsten drei Tage: ein junger Bolivianer, der sehr freundlich, lustig und ruhig wirkte, allerdings nur spanisch sprach. Der Lonely Planet hatte uns vor besoffenen Fahrern gewarnt, aber bei unserem Ariel sahen wir keine Probleme. Auch unser Jeep, den wir exklusiv für uns vier gebucht hatten, aber Gepäck von anderen mitnehmen mussten, schien einwandfrei zu sein, während wir bei anderen Gefährten offene Motorhauben und angeschlossene Reifenpumpen sahen.

    Unsere ersten zwei Stops führten uns zu den beiden Seen Laguna Blanca und Laguna Verde. Die Seen waren ganz flach und hatten ihre Farbe von allerlei Mineralien. Es war ganz komisch auf einmal Wasser in der Wüste zu sehen, zumal die Seen auch noch größtenteils zugefroren waren.

    Bisher hatten wir nur Steinwüste gesehen, jetzt wandelte sie sich in eine Sandwüste mit riesigen Felsen, die berühmte Wüste Dali. Leider waren wir viel zu weit von den Gesteinsformationen entfernt, die eigentlich an die surrealen Formen in den Bildern von Salvador Dali erinnern sollen. Trotzdem waren wir sehr beeindruckt von dieser neuen Art von Wüste auf unsere Tour.

    Anschließend wollten wir eigentlich die heiße Quelle Termas de Polques mit unseren Astralkörpern beehren, aber sie stellte sich als winziger Pool mitten auf einer Baustelle heraus, in der viel zu viele Touristen-Körper badeten. Als wir dann noch für das Baño bezahlen sollten, entschieden wir kurzerhand unseren Fahrer mit einem freundlichen “Vamos?“ um Weiterfahrt zu bitten. Wir überschritten den höchsten Punkt der Tour auf einem Pass mit über 5000m Höhe und erreichten vollkommen allein den Geysir Sol de Mañana, da ja alle anderen Touristen noch gemütlich wie die Sardinen badeten. Normalerweise sieht man diesen Geysir 5-6m in die Höhe steigen, aber bei uns wehte so ein starker Wind, dass die stinkenden Ausdünstungen quer über die Wüste fegten. Aber gerade das machte uns umso mehr Spaß und wir tollten ausgelassen zwischen blubbernden Schlammlöchern und rauchenden Dampffontänen. Basti verirrte sich kurzzeitig inmitten der Schlammlöcher, aber mit vereinten Kräften konnten wir ihn aus dem aufgeweichten Boden befreien.

    Langsam hatten wir allerdings echt Hunger. Da unser Fahrer nur spanisch sprach, war es leider schwierig ihn nach der Tagesplanung zu fragen. Aber auf einmal kamen wir an einer Ansammlung von Hütten an (wie wir im Lonely Planet nachlesen konnten das Dorf Huayajara auf 4600m) und uns wurde gesagt, dass das unsere Unterkunft für die Nacht sei und wir bald Essen bekommen würden. Wir hatten ja eigentlich eine karge Mahlzeit erwartet, aber plötzlich standen gebratene Würstchen, Kartoffelbrei, frische Gurken und Tomaten sowie Bananen zum Nachtisch vor uns. Wir langten ordentlich zu, besonders bei der dazu gereichten Cola, unsere leichten Anzeichen von Höhenkrankheit waren damit erstmal verflogen.

    Ein paar Runden Arschloch später (wie der Name unseres geliebten Kartenspiels ist) brachen wir gegen 16 Uhr zu einer letzten Fahrt für den Tag auf. Die Laguna Colorada begeisterte uns mit blutrotem Wasser, was seine Farbe von Algen und Mineralien hat, durchzogen von blauen Bächen und weißen Salzadern. Ein ganzes Heer von Flamingos nannte diesen See seine Heimat. Angeblich frieren sie sogar mit ihren dünnen Beinchen in der Nacht im See ein, da es hier so unglaublich kalt wird. Trotz unserer warmen Kleidung merkten auch wir die zunehmende Kälte, besonders weil der Wind immer stärker wurde und die Sonne sich dem Horizont näherte.

    Also nichts zurück wie zu unserer Steinhütte, wo uns leider aber auch nicht wirklich Wärme erwartete. Der Wind brauste unglaublich um die Hütte, in der nicht geheizt wurde und es laut Basti's Uhr nur 10.2 Grad hatte. Aber die klare Luft über der Wüste und die vereinzelten Wolken bescherten uns nicht nur einen kalten Abend, sondern auch einen spektakulären Sonnenuntergang und einen glitzernden Sternenhimmel. Abgerundet wurde das Ganze durch ein wieder erstaunlich gutes Abendessen mit einer wohltuenden Gemüsesuppe und einer Hähnchen-Hauptspeise. Wo unsere Gastgeber-Familie nur diese ganzen Sachen in the middle of nowhere herbekam und zubereitete?! Recht bald fielen wir dann auch ins Bett oder besser gesagt in unsere geliebten Schlafsäcke, Basti leider mit den ersten Anzeichen von Höhenkrankheit oder Erkältung oder beides. Man weiß es nicht...
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