• Aussicht zum Geburtstag

    2016年5月16日, ペルー ⋅ ⛅ 14 °C

    Heute ist ein ganz besonderer Jahrestag! Denn unsere Annabelle hat Geburtstag! Und auch noch ihren 30.! Dafür haben wir etwas ganz tolles geplant! Aber der Reihe nach...

    Wir stehen um kurz vor drei Uhr morgens auf. Ja, wirklich. Denn die drei passt so gut zum 30. Geburtstag von der Annabelle. Nein, in Wirklichkeit wollen wir die ersten an unserem Ziel des heutigen Tages sein. Und unser Ziel ist, einem so wichtigen Geburtstag angemessen, ein Highlight unserer ganzen Reise, und wohl auch der ganzen Welt: Machu Picchu!

    Wir gehen um 3.30 Uhr mit leichtem Gepäck zu einer Fußgängerbrücke. Zur einzigen, die es erlaubt, zu Fuß von Aguas Calientes nach Machu Picchu zu gelangen. Noch vor ein paar Jahren konnte man da halt einfach drüberlaufen und dann nach Machu Picchu gehen. Aber da machen uns verschiedene örtliche Gegebenheiten einen Strich durch die Rechnung. Zunächst ist die Brücke mit einem dicken Schloss an einem Tor zugeschlossen. Das hätte uns noch nicht aufgehalten. Doch kurz vor dem Tor ist noch ein kaum sichtbarer Faden gespannt. Auch der wäre leicht zu überwinden. Doch der Faden ist mit einem Häuschen verbunden, in dem zwei Wachleute sitzen. Möglicherweise ist der Faden sogar direkt mit den Wachleuten verbunden. Nachdem ich voll in den Faden gerumpelt bin, haben uns die Wachleute gleich gesehen.

    Also müssen wir uns an die offiziellen Öffnungszeiten halten. Unsere Träume, als erste in Machu Picchu zu sein, bröckeln. Also jetzt gerade ist es vier Uhr am Morgen. Dunkel. Nieselregen. Kalt. Ein unscheinbarer Ausdruck am Wachhäusel verkündet: Durchgang ab fünf. So kauern wir uns unter einen Sonnenschirm und warten. Aber: wir sind die ersten am Tor. Ab halb fünf fallen Scharen von Touristen ein, die auch zu Fuß zum Machu Picchu wollen. Und alle haben ein Ziel: Als erste am Eingang der Sehenswürdigkeit zu sein. Uns wird noch bewusster, dass wir um unseren Traum kämpfen müssen.

    Um kurz nach fünf sperrt ein Wachmann endlich das Tor zum Fußweg nach oben auf. Und das Rennen über etwas mehr als vierhundert Höhenmeter zum eigentlichen Eingang von Machu Picchu beginnt. Christoph und ich setzen uns sofort hinter eine Amerikanerin (sportlich), die sich am Tor vor uns gedrängt hat. Die Damen bleiben etwas zurück, denn Christoph und ich wollen am eigentlichen Eingang zu Machu Picchu Plätze in der Schlange besetzen.

    Wir haben steile Treppen vor uns. Die Amerikanerin versucht, vor uns zu bleiben. Doch nicht zuletzt durch Ortskenntnis und ausgezeichneten Orientierungssinn können wir sie überholen. Wir sind erste. Die Amerikanerin bleibt an unseren Fersen. Wir legen einen schnellen Schritt an. Christoph sagt atemlos: "Das macht die nicht lange mit." Und so kommt es auch. Erste Kontrahentin abgehängt. Doch mir machen die drei Zigaretten am Eingangstor zu schaffen. Möglicherweise auch die Völlerei am Vorabend. Unser Schritt wird etwas langsamer. So überholen uns auf der Hälfte der Strecke zwei überaus sportliche Jungspunde. Kurz danach noch einmal drei ebenso junge Iron-Men. Dann kommt lange, ganz lange, keiner. So kommen Christoph und ich nach fast 40 Minuten als 6. und 7. am Eingang an. Vollkommen unangestrengt und relaxt natürlich. Wir sind keine 20 mehr, wie es unsere Kontrahenten waren.

    Wir sind also fast die ersten am Eingang, aber Jule und Annabelle fehlen noch. Es ist 5.40 und Machu Picchu öffnet um sechs. Um 5.50 kommt der erste Bus mit Touristen an. Die Schlange am Eingang verlängert sich. Keine Spur von den Mädels. Wir werden nervös und glauben, dass der ganze Gewaltmarsch umsonst war. Doch, um sieben vor sechs ist unsere Gruppe komplett und wir stehen sehr weit vorne in der Schlange. Die Mädels haben auch ganz schön Gas gegeben! Die sind ganz schön rot im Gesicht! Vierhundert Höhenmeter unter einer Stunde....

    Der Eingang öffnet pünktlich. Wir schaffen es auf den ersten Metern nach der Ticketkontrolle, die Jungspunde und Iron-Men vom Aufstieg zu überholen. Die haben nämlich irgendwas vergessen oder so. Außerdem wissen die nicht, wo sie hinwollen. Durch Ortskenntnis gehen wir auch direkt zum besten Aussichtsplatz über die archäologische Stätte. Ein klarer Sieg der Intelligenz, Erfahrung und des Alters.

    Da liegt es vor uns, ohne Menschen, in leichten Nebel gehüllt, von kleinen Wolken umschmeichelt: Machu Picchu. Die perfekte Aussicht. Einem Geburtstag angemessen. Wir freuen uns sehr. Die Strapazen des Aufstehens und Aufstiegs haben sich voll gelohnt. Wir machen kurz Fotos und in einem unbeobachteten Moment bereiten wir Annabelles Geschenk: Eine von uns selbst gestaltete Tafel Schokolade aus München mit einer Kerze vom Markt in Sucre. Wir singen auch ein bisschen.

    Danach die nächste Herausforderung: Der Cerro Machu Picchu. Dieser thront auf der Rückseite der archäologischen Stätte. Weitere sechshundert Höhenmeter. Hier macht sich unser Höhentraining der letzten Wochen bezahlt. In einem für uns mehr als gemächlichem Schritt bezwingen wir den Berg in eineinhalb Stunden. Christoph prägt den Satz: "Du besteigst nicht den Berg, Du besteigst dich selbst." Durch schöne Landschaft und vorbei an schnaubenden Touristen wandern wir hinauf. Oben werden wir wieder mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Dort bleiben wir eine Stunde, bevor wir absteigen.

    Wir besichtigen dann Machu Picchu. Leider können wir nicht besonders viel über die Geschichte der Stätte und über einzelne Gebäude herausfinden, weil der Lonely Planet nichts darüber hergibt. Etwa um eins begeben wir uns in einen Bus zurück nach Aguas Calientes, weil wir zu faul zum runterlaufen sind. Christoph und Annabelle schlafen auch ein. Annabelle wird dadurch geweckt, dass Christophs Kopf ständig sehr laut gegen Fenster neben ihm schlägt. Christoph wacht aber nicht auf.

    In Aguas Calientes angekommen holen wir unser zurückgelassenes Gepäck aus unserem Hotel. Wir fragen noch, ob wir duschen dürfen, geht aber nicht. Obwohl wir mit großen Geldscheinen wedeln.

    So genehmigen wir uns ein schönes Essen und eine, für die Strapazen des Tages, lächerlich kleine Menge Bier. Wir sind schon ein bisschen geschafft.

    Wir streifen noch über einen Souvenirmarkt. Da gibt es aber nichts Schönes.

    Daher begeben wir uns zu unserem Zug zurück nach Poroy bei Cusco. Der fährt um dreiviertel fünf ab. Und der fährt so langsam, dass man wohl schneller gelaufen wäre. Aber wir können dadurch noch einmal die tolle Landschaft und den Dschungel rund um Machu Picchu bewundern. Die Zugfahrt ist dadurch noch ein schönes Erlebnis an diesem Tag.

    Von Poroy nehmen wir uns ein Taxi nach Cusco und versuchen, einen Bus am nächsten Tag in der Früh nach Arequipa zu buchen. Geht aber, trotz des großen Engagements des Tour-Organizers, nicht. So kommen wir um halb zehn in unserem Hotel an. Erste Handlung: Duschen! Eigentlich wollen wir jetzt noch Annabelles Geburtstag richtig feiern. Aber alle sind so müde, dass wir uns für eine Vertagung entscheiden müssen. So fallen wir ganz schnell ins Bett.
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