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  • Day 52

    Kalahari

    November 8, 2022 in Namibia ⋅ ⛅ 29 °C

    Einmal links abbiegen und dann 250km geradeaus! Unser Roadtrip-Start war zum Glück sehr einfach zu bewältigen und es hatte so wenig Verkehr, dass Alice sogar ihre erste Fahrversuche auf einer einsamen Kiesstrasse wagen durfte. Die erste Etappe führte uns von Windhoek in die Kalahari, mit 1,2 Millionen km2 eine der grössten Sandwüsten der Welt. Im Gegensatz zur Namibwüste sind die Dünen in der Kalahari keine Wanderdünen und gleichen durch ihren Pflanzenwuchs eher einer Savanne als einer klassischen Sandwüste. Hier sind Oryx-Antilopen, Springböcke, Schakale, Löffelhunde, Strausse und riesige Nestkolonien an Webervögeln zuhause. Über die imposanten rostroten Sanddünen streunen auch gerne mal Kalahari-Löwen.

    In der Kalahari regnet es auch ab und zu, aber niemals hätten wir einen solchen Halgelsturm erwartet, wie wir ihn am ersten Abend in der Bagatelle Kalahari Game Range erfuhren. Zuerst zogen schwarze Wolken auf, was für wunderschöne Kontraste in den roten Dünen sorgte. Als es dann blitze zogen wir uns in unser Bungalow zurück. Gerade rechtzeitig! Kurz danach hagelte es so heftig, dass der rote Boden mit einer weissen Schicht überzogen war. Als würde es in der Wüste schneien!

    Am nächsten Morgen nahmen
    wir an einer geführten Tour teil, um mehr über die Lebensweise der Buschmänner San zu erfahren, das erste Naturvolk Namibias, welches in der Kalahari heimisch ist. Erste Spuren der San-Kultur fand man in 25‘000 Jahre alte Höhlenmalereien.
    Leider leben heute keine San mehr als Nomaden. Das Land ist grösstenteils privatisiert und eingezäunt, das Jagen ist verboten. Trotzdem pflegen sie ihre Traditionen und lernen heute noch zu jagen und Fallen zu stellen, so dass sie ihr Wissen ihren Kindern, aber auch Touristen beibringen können. Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle für sie.
    Im zweistündigen Rundgang mit Pete, einem San in westlicher Kleidung und zwei Sans in traditioneller Kleidung, lernten wir viel über die Jagdstrategien der San. Ihre Vorgehensweise ist immer klug und Ressourcen schonend. So fangen sie z.B. den Ameisenbär, nachdem sich dieser mit Termiten vollgefressen zum schlafen legt. Sie schneiden ihm den Bauch auf, befreien die Termiten und legen sie zurück in ihren Bau, damit dieser nicht ausstirbt und weitere Ameisenbären anlocken kann. „Perfektes Recycling!“, meinte Alice. Strausse fangen die San mit Schlingfallen und es ist spannend zu erfahren, wie sie wirklich alles von den Tieren verwerten. Sei es für Essen, Kleidung, Kochutensilien, Schmuck und Waffen. Wir kauften den San eine Straussenei-Trinkflasche ab und auch 5 mini Pfeile, die sie für eine ganz besondere Jagd benutzen: die Jagd nach der Braut!
    Tatsächlich schiessen die jungen San-Männer mit diesen ungefährlichen Pfeilen während Festen auf den Po ihrer potenziellen Bräute. 😳😂Wenn die Angebetete den jungen Mann nicht heiraten will, verbricht sie den Pfeil. Er hat hat dann noch vier weitere Pfeile/Chancen. Sollten er nur Absagen bekommen oder alle 5 Pfeile verschiessen, muss er ein weiteres Jahr warten, bis er wieder auf Brautschau gehen kann. Sollte er die falsche Frau treffen, darf diese tatsächlich ja sagen. Er muss die Frau, die er gar nicht wollte, heiraten!
    Alice fand die San-Kultur so spannend, dass sie einen Vortrag in der Schule darüber halten wird. Dazu machte sie noch ein Interview von Pete.
    Am späten Nachmittag machten die Mädchen und ich noch eine Safari in die roten Sanddünen, während Florian sich lieber eine Massage gönnte. Dort sahen wir die riesigen Nester der Webervögel. Diese können bis zu 300kg schwer werden und gut 500 Vögel beherbergen. Meist werden die Nester irgendwann für den Ast zu schwer und fallen auf den Boden. Wir sahen auch die zwei Breitmaulnashörner (weisse Nashörner) Bruno und Grace der Lodge ganz nah, einige Giraffen und genossen einen Sundowner Drink auf einer Düne.
    Dort lernte Louise Madgalena kennen. Madgalena arbeitet für die Lodge und hat wunderschöne Zöpfe. Sie war einverstanden, Louise am Tag unserer Abreise die Haare zu flechten. Dazu benutze sie schwarze Kunsthaare, so dass Louise jetzt blond/schwarze Braids hat. Sie ist sehr zufrieden damit und bekommt viele Komplimente.
    Da es der Schweiz momentan verpönt ist, als Weisse afrikanische Frisuren wie Braids oder Rastas zu tragen, versuchte ich ihr den Vorwurf der „kulturellen Aneignung“ zu erklären. „So blöd!“, meinte sie nur. „Ich nehme den Schwarzen ja nicht etwas weg, bloss weil ich ihre Zöpfe schön finde und sie tragen möchte. Das ist doch ein Kompliment!“ Danke mein Schatz. Du hast vollkommen recht. 🥰
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