• Durch den Korinthkanal

    25 avril, Grèce ⋅ ☁️ 17 °C

    61 sm / 12 h 40

    Frisch aus Galaxidi in See gestochen, erreichen wir nach nur etwa 7 Stunden den sagenumwobenen Korinthkanal. Wobei “frisch” vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist – eher salzwassergetränkt und kaffeefleckig. Gleich zu Beginn sorgt eine seitliche Welle für ordentlich Stimmung an Bord: Der Kaffee nahm spontan die Flugroute einer Möwe und verteilte sich elegant über den gesamten Steuerstand. Die Tasse? Überlebte wie durch ein Wunder. Heldin des Tages.

    Der Wind, dieser launische Geselle, ließ sich nur kurz blicken. Mit einer Halse – elegant wie ein torkelnder Pirat – passte ich den Kurs an. Und das alles nur, um die Wellen nicht allzu persönlich zu nehmen.

    Gestern noch hatten wir in hochphilosophischer Seefahrermanier debattiert, dass Delfine offenbar einen Bogen um uns machen. Heute dann der Überraschungsbesuch: Sechs kleine, quirlige Meeresakrobaten gaben eine Privatshow für die AMBIRAMUS – als wollten sie sagen: “Sorry, war viel los in der Ägäis, aber jetzt sind wir ganz für euch da.” Zauberhaft.

    Den Kanal durchquere ich nun schon zum dritten Mal, und jedes Mal ist es wie eine Mischung aus Hochzeitsfahrt und Verkehrsamt – romantisch und bürokratisch zugleich.

    Drei Seemeilen vor dem Eingang meldet man sich artig auf VHF 11. Nochmal eine Meile später das Update: Bitte im Norden vor Anker gehen und auf Freigabe warten. Zwei Stunden Wartezeit später – die man übrigens perfekt nutzen kann, um sich neue Kaffeetassen zu wünschen – darf ein Frachter mit Schlepper durch. Die beiden brauchen eine Stunde für eine Strecke, die man eigentlich in einer halben schafft. Aber wer will schon hetzen?

    Ich bin laut Traffic Control Nummer 3 im Kanalballett. Problem: Nummer 2 schläft offenbar tief und fest. Keine Antwort, nichts. Also wird kurzerhand umgeplant, und ich darf mich an Nummer 1 – einen Frachter – anhängen. Mit westlicher Strömung im Rücken rauschen wir mit über 7 Knoten durch den Kanal, als wäre Poseidon persönlich unser Antrieb.

    Der Korinthkanal verbindet den Golf von Korinth mit dem Saronischen Golf und trennt damit die griechische Halbinsel Peloponnes vom Festland. Er ist etwa 6,3 Kilometer lang, rund 25 Meter breit und seine steilen Felswände ragen teils über 70 Meter in die Höhe – ein spektakulärer Anblick, besonders vom Wasser aus.

    Schon in der Antike träumten große Köpfe wie Nero davon, hier einen Kanal zu bauen, aber erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Projekt vollendet. Seit 1893 ist der Kanal in Betrieb – und eine echte Sensation: Er spart Schiffen die rund 400 Kilometer lange Umfahrung der Peloponnes.

    Heute ist der Kanal vor allem für Yachten und kleinere Schiffe interessant, denn große Frachter passen schlichtweg nicht durch. Die Passage ist kostenpflichtig, aber ein Highlight für jeden Segler: Nur selten fährt man so majestätisch durch ein Stück lebendige Geschichte – quasi Indiana Jones auf dem Wasser.

    Nach der Durchfahrt: Dank an Traffic Control, ein Blick zurück, und dann heißt es Warten auf die Smilla mit Peter und Kerstin. Gemeinsam entscheiden wir: “Och, ein bisschen geht noch”, und machen uns auf die letzten 20 Meilen bis Korfos. Die Genua hilft anfangs noch ein wenig, aber am Ende motoren wir – heldenhaft und müde – in den Sonnenuntergang.

    13 Stunden nach dem Ablegen fällt der Anker in Korfos, und wir gleich danach ins Bett. Und diesmal ohne Kaffeebad.
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