• Wandertag, anders als erwartet ;0)...

    25 Disember 2024, England ⋅ ☁️ 8 °C

    Am 1. Weihnachtsfeiertag machten wir uns auf, eine 8 km lange Wanderung durch das verschlungene Terrain von Derbyshire zu erleben. Harald zog seine picobello, auf Hochglanz geputzten Wanderschuhe an und schon ging es los, ohne zu Wissen, auf was er sich einlässt. Sein Gesicht spricht Bände ;0)... Die Luft war frisch, die Vögel sangen, und der Regen – der gute, alte britische Nieselregen – hatte die Wege in eine schmierige, matschige Rutschpartie verwandelt. Der Boden unter unseren Füßen war so fest wie der Gedanke, dass man ein Paar weiße Sneaker je wieder sauber sieht. Und dennoch, mit tapferer Miene, stapften wir los, als wären wir Abenteurer auf der Suche nach dem heiligen Gral. Nur dass unser „Gral“ eher ein Pint kühlen Bieres im Pub und keine mystische Trophäe sein würde.

    Der Weg, ein flüssiger Mix aus Schlamm, Pfützen und dem, was man ein „natürliches Fußbad“ nennen könnte, war so rutschig, dass selbst ein paar ausrangierte Wachsjacken der Hobbitleute wahrscheinlich die Herausforderung aufgegeben hätten. Unsere Schuhe, das einst so stolze Symbol für die Eleganz von Outdoor-Mode, verwandelten sich binnen Minuten in eine schmutzige, gesprenkelte Masse, als ob sie selbst auf der Suche nach einem warmen Kaminfeuer wären, um sich von der Tortur zu erholen.

    Doch dann – als hätten die Götter des Wetters ein Einsehen – brach die Sonne durch. Sie schlich sich zuerst vorsichtig hervor, als ob sie selber nicht ganz sicher war, ob sie uns jetzt wirklich erleuchten sollte, aber dann schien sie mit voller Wucht herab und erleuchtete die Szenerie in einem goldenen Glanz, der fast zu schön war, um wahr zu sein. Ich dachte, ich hätte gerade eine Stelle aus einem Tolkien-Roman betreten: Das weite, von Nebel umhüllte Tal, das wie das Auenland aussah – nur dass meine Füße aussahen, als hätten sie mit einem wilden Stier getanzt.

    Jeder Schritt wurde zu einer kleinen Schlacht gegen die Schwerkraft und den Schlamm. Wir tanzten mehr als dass wir gingen – ein fröhliches, klammes „Tanz“ zwischen Pfützen, übermütigen Steinen und dicken, feuchten Wurzeln, die versuchten, uns zum Stolpern zu bringen. Aber immerhin, wir lachten - oder doch nur ich? Mh, und dabei stand es fest: Es war zwar keine „komfortable“ Wanderung, aber eine unvergessliche!

    Wir passierten einen Bach, der so wild plätscherte, als ob er genau wusste, dass er uns durch einen nassen Albtraum begleiten würde. Glücklicherweise gab es dort eine Brücke. Und die Aussicht! Die Hügel von Derbyshire, umrahmt von Wolken und dem zarten Schein der Sonne, die uns anfangs so hoffnungslos im Regen vermissen ließ, sahen jetzt aus, als ob wir sie direkt aus einem Tolkien-Buch herauskamen. Wenn Bilbo Beutlin uns in dieser Landschaft gesehen hätte, hätte er vermutlich zuerst seinen Regenschirm aufgespannt und dann entschieden, dass ein kurzes Gespräch mit Gandalf vielleicht doch eine bessere Idee gewesen wäre, als nach „Abenteuern“ zu suchen.

    Aber wir setzten unseren Weg fort, mit Füßen, die sich langsam wie Teig anfühlten und Klamotten, die mehr an die Farbe von Schlamm und Pfützen erinnerten als an jedes erdenkliche „Outdoor-Abenteueroutfit“. Doch am Ende wussten wir, dass all der Regen, der Schlamm, die matschigen Schuhe und das ständige „Warten auf die Sonne“ sich gelohnt hatten. Denn da war er: der goldene Moment. Der Sonnenstrahl, der durchbrach und uns zeigte, dass es keine wahre Wanderung gibt, die nicht ein bisschen Chaos braucht, um unvergesslich zu werden.

    Insgesamt war es eine Wanderung von der Sorte, bei der du mit einem Lächeln zurückblickst – und mit der festen Überzeugung, dass es im nächsten Jahr sicher eine bessere Idee ist, den Wanderweg einfach noch mal im Frühling zu gehen...

    Nach dieser epischen Wanderung – bei der jeder Schritt eine Kampfansage an den Schlamm war und wir uns fühlten wie wandernde Skulpturen aus nassem Matsch – war es endlich Zeit für die große „Reinigung“. Unser erstes Ziel: die Waschmaschine im Cottage. Gott sei Dank, dass sie zur Verfügung stand, denn ansonsten hätten wir uns wohl mit einer Zange und einem Eimer Wasser bewaffnen müssen, um die Reste des Ausflugs aus unseren Klamotten zu holen.
    Nun, die Schuhe… Ach, die Schuhe! Die dicken, von Schlamm überwältigten, matschigen Abwehranlagen, die wir noch vor ein paar Stunden stolz an unseren Füßen trugen. Es war ein ehrliches, schmutziges Abenteuer gewesen, aber jetzt war es Zeit, ihnen ihren „Schlammkranz“ abzunehmen. Also, ab in die Dusche mit ihnen. Was folgte, war ein wahrer Akt der „Schuhpflege“, der an ein sehr chaotisches Spa-Programm erinnerte.
    Nachdem wir uns endlich aus dem Matsch befreit und unsere Kleidung in einen Zustand gebracht hatten, der mehr „zivilisiert“ als „post-apokalyptisch“ wirkte, beschlossen wir, der nächsten Herausforderung zu begegnen: dem Kochen. Und was könnte besser zum festlichen Anlass eines überlebensgroßen Schlamm-Abenteuers passen als geschmorte Lammhaxe auf Kürbispüree und Rosenkohlblättern? (Ja, genau – ein Gericht, das sich anhört, als würde es von einem Michelin-Stern-Koch aus einem Tolkien-Roman stammen.)
    Also schnappte jeder von uns ein paar Zutaten und begann in der Küche zu wuseln – mit der Entschlossenheit, dass auch der matschigste Tag in einem kulinarischen Triumph enden würde. Das Lamm? Zart, geschmort, so gut, dass selbst der ewige Matsch im Schuh sagen würde: „Okay, das hat sich gelohnt!“ Wir wendeten es, als ob es das letzte Stück Fleisch auf Erden wäre, und als der Duft der Gewürze sich ausbreitete.

    Das Kürbispüree – eine wunderschöne, orangefarben schimmernde Kreation, die wie die Sonne selbst leuchtete – hatte das Potenzial, zu unserem „goldenen Moment“ zu werden, der die gesamte Wanderung vergessen ließ. Harald pürierte und würzte es mit viel Liebe (Anis und Kardamom). Aber natürlich, um den kulinarischen Genuss zu vervollständigen, mussten auch die Rosenkohlblätter – zart und leicht karamellisiert – ihren glanzvollen Auftritt haben. Es war ein Kunstwerk aus Gemüse, das fast schon zu schade war, um es zu essen… fast.

    „Wie gut ist das bitte?!“ fragte Harald und steckte sich einen Bissen Lamm in den Mund, das so zart war, dass es fast von alleine auseinanderfiel – und dabei schien es fast, als ob der Regen draußen im Takt der Weihnachtsmusik, die nun aus den Lautsprechern drang, leise mitklatschte. Der Geschmack übertraf alles. Und noch dazu: das Bier. Ah, das Bier!
    Erst war es ein kühles, erfrischendes Glas, das perfekt zum Essen passte. Dann, als wir in den Rhythmus des Kochens und Genießens übergingen, wurde das „eine“ Glas schnell zu zwei – oder auch zu drei. (Ich glaube, die Zahl ist offiziell auch irgendwann nach oben gerutscht, aber lassen wir das mal lieber.)
    Das Essen – das wahre Highlight des Abends – war so gut, dass wir uns alle fragten, ob wir das Geheimnis des Lebens gerade beim Schmoren einer Lammhaxe aufgedeckt hatten. Die Rosenkohlblätter flogen wie kleine grüne Boten der Freude über den Tisch, während das Kürbispüree im goldenen Licht der untergehenden Sonne fast wie ein Gemälde aussah – und das war in diesem Moment wahrscheinlich auch alles, was wir an diesem Tag brauchten: gutes Essen, kühles Bier, und das Gefühl, dass alles im Leben in Ordnung war.

    Und während draußen der Regen leise weiterplätscherte, wussten wir, dass wir in diesem Cottage, mit vollem Bauch und einem herzhaften Lachen, das wahre Abenteuer erlebt hatten: nicht der Matsch, nicht die Kälte – sondern der Moment, an dem man einfach zusammen ist und das Leben (und das Lamm) genießt.
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