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- Day 8
- Sunday, December 29, 2024 at 2:09 PM
- 🌬 10 °C
- Altitude: 22 m
EnglandRiver Esk54°28’56” N 0°36’25” W
Whitby Abbey

Ach, dieser Nachmittag in Whitby – was für ein Abenteuer! Wir hatten uns vorgenommen, zuerst die Whitby Abbey zu besuchen und danach am Hafen etwas zu essen. Eine wunderschöne Vorstellung – zumindest in der Theorie.
Als wir endlich oben angekommen sind, erwartete uns jedoch der Sturm in seiner vollen Pracht. Der Wind peitschte uns fast die Mütze vom Kopf und die Wolken hingen tief, als wollten sie uns sagen: „Ihr könnt euch die Abbey auch später anschauen, wenn’s weniger stürmisch ist.“ Also haben wir es nur von Weitem betrachtet, quasi aus der sicheren Entfernung hinter dem Zaun. Ich schätze, das war der "geschützte Blick". Das war die beste Lösung, wenn man nicht riskieren wollte, vom Wind aus der Luft gehoben zu werden. Ein paar schnelle Fotos, ein tiefer Blick in die Ruinen, und zack, wieder runter zum Auto.
Dann ging es also weiter zum Hafen – und was soll ich sagen… Oh mein Gott. Es war, als hätte sich ganz York gleichzeitig in Whitby verirrt. Sooo viele Menschen! Gefühlt war jeder einzelne Einwohner von York mit einer Eiswaffel in der Hand dort, als hätten sie alle auf den gleichen Moment gewartet. Die Straßen waren so überfüllt, dass man kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Ich bin mir fast sicher, dass wir nicht die einzigen waren, die sich fragten: „Ist das hier jetzt ein Festival oder habe ich was verpasst?“
Die Menschenmengen machten uns so nervös, dass wir uns fast schon wie in einem Thriller fühlten – "Der Touristen-Tsunami von Whitby"! Jeder schien irgendwie hektisch zu sein, und ich konnte das Geräusch der Menschenmasse kaum ertragen. Der Plan, entspannt am Hafen zu essen, war also schnell verworfen. Es war einfach zu viel. Zu viele Menschen, zu viel Trubel. Ich dachte mir nur: „Okay, wir brauchen dringend einen Plan B. Und zwar schnell.“
Also machten wir uns auf, aus dem Gewusel zu fliehen und suchten nach etwas Essbarem, aber ohne uns dabei durch Menschenmengen kämpfen zu müssen. Wir wollten nicht wirklich dorthin, wo jeder Yorkerin mit ihrem Eiskaffee im Arm gerade versuchte, ein Foto vom „wunderschönen Hafen“ zu machen.
Wir entschieden, der ganzen Menschenmasse den Rücken zu kehren. Der Plan war klar: Auf dem Rückweg durch den Nationalpark einen ruhigen Ort finden, um endlich in Ruhe zu essen. Keine Eisschlecken im Wind, keine überfüllten Restaurants – einfach ein kleines, gemütliches Kleinod, mitten im Nirgendwo, das uns den ersehnten Moment der Entspannung schenken sollte.
Harald, der eigentlich eher der Typ ist, der bei jedem Update auf seinem Handy eine leichte Panikattacke bekommt, entschied sich direkt, heute in die Rolle des „Google-Entdeckers“ zu schlüpfen. Die Vorstellung allein war schon ein bisschen lustig – Harald mit einem entschlossenen Blick, das Handy fest in der Hand, als ob er gleich ein geheimes Eldorado in den Weiten des Internets entdeckt hätte.
„Okay, ich google jetzt einfach mal ein Restaurant im Nirgendwo“, sagte er, dabei klang es eher wie ein mutiger Sprung ins Ungewisse. Aber die Hoffnung, einen ruhigen Ort zum Essen zu finden, war zu verlockend. Nach ein paar Minuten des „Tap tap tap“ und – er zeigte mir triumphierend das Ergebnis: ein kleines Restaurant irgendwo mitten im Nationalpark.
„Na dann, ab ins Nirgendwo“, sagte ich mit einem skeptischen Blick auf die Route, die der Navi anzeigte. Aber da waren wir nun: Ein paar Klicks auf Harolds Handy und zack – das Navi sagte uns, wir sollten in 30 Minuten dort sein. Und so fuhren wir los.
Wir fuhren und fuhren, vorbei an Feldern, Wäldern und Dörfern, die aus „Dorf der verschollenen Urlauber“ stammten. Je weiter wir fuhren, desto mehr kam mir der Gedanke, dass wir die letzten Überlebenden eines Roadtrips in der Wildnis sind, auf der Suche nach einer Oase der Ruhe und des Essens. Harald guckte immer wieder auf sein Handy, als ob das Bild des „Restaurants im Nirgendwo“ irgendwie lebendig werden könnte. Ich konnte fast hören, wie er innerlich betete: „Bitte, lass uns nicht in einem verlassenen Bauerndorf landen, wo nur noch das Schaf den Weg kennt.“Read more