• Castle Museum

    December 28, 2024 in England ⋅ ☁️ 6 °C

    Harald hatte mir schon im Mai vorgeschwärmt, dass ich unbedingt das Castle Museum in York besuchen müsste, aber wie es so ist – der Mai war schneller vergangen, als ein Pferdewagen die viktorianische Straße hinunterbrausen konnte. Heute war es dann endlich so weit! Harald, der wohl heimlich ein Zeitreise-Agent der Vergangenheit ist, hatte mich eingeladen, und ich durfte mich auf ein Abenteuer in das viktorianische Zeitalter begeben – ganz ohne Zeitmaschine!

    Das Highlight war natürlich die nachgebaute viktorianische Straße – und was soll ich sagen, sie war so authentisch, dass ich fast erwartet hätte, ein paar Droschkenfahrer nach dem Weg zu fragen oder mich in der kalten Nacht mit einem dampfenden Teebecher vor einem Kiosk zu wärmen. Es war, als wäre man mitten in einer Dickens’schen Geschichte – minus der gefrorenen Füße, versteht sich.

    Die Darsteller, die sich in die Mode der damaligen Zeit geworfen hatten, waren wirklich ein Schauspiel für sich. Der Butcher schwang das Messer mit einer Leidenschaft, die man heutzutage nur noch in Reality-TV-Programmen findet. Der Chemist hatte eine Sammlung von Fläschchen, die mich mehr an eine geheimnisvolle Zaubertrank-Bibliothek erinnerten als an ein herkömmliches Geschäft – ich fragte mich, ob der „Tonikum gegen alles“ vielleicht auch gegen meine wachsende Neugier auf diese bizarre Mischung von Antiquitäten helfen würde.

    Die Atmosphäre war großartig: Ein bisschen wie ein entspannter Spaziergang durch eine Zeit, in der man sich keine Sorgen um Wi-Fi oder Akkuladegeräte machen musste. Stattdessen wurde man von der Luft der Gaslaternen und dem Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster verzaubert. Ich konnte förmlich den Duft von frisch gebackenen Pasteten riechen – oder war das doch nur der Geruch von frisch gebrühtem Tee? Harald wusste es natürlich, er hatte so viele Details im Kopf, dass ich beinahe dachte, er würde das Museum in eine eigene, kleinere Zeitreise-Show umwandeln.

    Und als wir schließlich in der Schule der Viktorianischen Zeit landeten – naja, als Kind der Gegenwart war ich plötzlich froh, dass ich keine Tinte und Federn mehr benutzen musste, um meine Notizen zu machen! Kein Computer, keine PowerPoint-Präsentationen. Stattdessen schrieben die Kinder mit einem kleinen Hauch von Angst und Eifer, und ich fühlte mich selbst ein bisschen wie ein neugieriger Schüler, der nach einem kleinen Hauch von „Schuld“ suchte, als ich versuchte, den Lehrer zu beeindrucken.

    Es war ein wunderbarer Besuch – und ob ich nun in die Vergangenheit reisen konnte oder nicht, eines wusste ich ganz genau: Wenn es einen Ort gibt, der mich in eine andere Zeit entführt hat, dann war es dieses Museum. Danke, Harald, für diesen charmanten Spaziergang durch das viktorianische Zeitalter.

    Wie das so ist, als erwachsene Menschen mit eigenen Interessen, trennten sich unsere Wege danach, als wir uns auf die Jagd nach persönlichen Erlebnissen begaben. Ich schnappte mir also die Einkaufstaschen – voller Hoffnung, dass ich den nächsten modischen Jahrhundertfund mache – während Harald sich entschied, eine „verlorene Kunst“ zu entdecken: Antiquitäten. Wer hätte gedacht, dass York so ein Eldorado für alte Möbel und 18. Jahrhundert Teekannen ist? Zwischendurch ging Harald dann zum Barber, worauf er sich schon lange freute.

    Abends trafen wir uns dann im Everyman-Kino, ein 30er-Jahre-Juwel, das im Wesentlichen das Filmvergnügen mit einer Prise Glamour versüßt. Und der Film – „Better Man“, das Biopic über Robbie Williams – war der perfekte Abschluss. In einer Atmosphäre, die fast so retro wie das Kino war, fingen wir uns in den Melodien von Robbies Hits und seiner ganz persönlichen Achterbahnfahrt auf der Bühne. Wir waren so in den Film vertieft, dass wir fast die Popcorn-Pause vergessen hätten – was für ein Unding!
    Ein Tag wie ein perfektes Pop-Album: ein bisschen Geschichte, eine Portion Stil und viel, viel Drama!
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