• The Warrior

    January 2 in England ⋅ ☀️ 4 °C

    Während wir also die Planken unter unseren Füßen spüren, als würden wir auf den Schultern von Schiffsgiganten wandern, fühlen wir uns wie die Entdecker der neuen Welt. Es ist, als ob sich die HMS Warrior uns zu Füßen legt – oder besser gesagt, die Gangway ist das Sprungbrett in ein neues Kapitel der Seefahrer-Glorie.

    Doch je näher wir der Bordwand kommen, desto mehr ist es, als ob das Schiff uns mit offenen Armen empfangen würde – oder zumindest mit einer alten Kanone, die uns auf einen (freundlichen) Empfang an Bord einläd. Ich drehe mich um und sehe, wie Harald den Steg in Angriff nimmt, als würde er einen dramatischen Marsch zum „Schiff des Jahrhunderts“ unternehmen, begleitet von der Musik aus „Fluch der Karibik“ in seinem Kopf ;0)...

    Mit einem letzten entschlossenen Schritt stehen wir dann auf dem Deck der HMS Warrior – und fühlen uns wie die wahren Herrscher der sieben Meere. Ganz so, als hätten wir gerade die Gangway als unsere persönliche Eintrittskarte in eine neue, grandiose Welt erobert.

    Wir gehen unter Deck der HMS Warrior – und es ist, als würden wir in eine andere Ära katapultiert werden. Die dunklen Ecken, die schweren Holzbalken, der Geruch von altem Schiffsholz, und natürlich – die Kanonen! Überall diese riesigen Kanonen, die mit einem unmissverständlichen Blick sagten: „Mach keinen Unsinn, hier wird ordentlich durchgegriffen!“ Es ist, als ob das Schiff uns eine stillschweigende Einladung zur Piratenprüfung aussprach: „Seid ihr wirklich bereit, auf diesem Kanonen-Giganten zu segeln?“ Die Wände waren dicht von Geschichten der Schießpulver-Ära – und der warme Geruch von vergangenem Kampf und Abenteuer liegt in der Luft.

    Als wir durch das Interieur wandern, das so authentisch aussah, dass wir fast einen Kanonenschuss erwarten mussten, treffen wir auf einen jungen Mann in strenger, aber stilvoller Uniform. „Aha“, dachte ich, „jetzt kommt der Teil, in dem uns der Tapfere die Geheimnisse der HMS Warrior verrät!“ Der junge Mann lächelte uns an und begann, in einem Ton zu sprechen, der uns sofort glauben ließ, dass wir tatsächlich im 18. Jahrhundert gelandet sind.

    „Willkommen an Bord!“, begann er und erzählte uns, als ob wir mitten auf einem Kriegsschiff in die Vergangenheit gezogen wären. „Ich habe diesen Job auf der Warrior angefangen, als ich 13 Jahre alt war und bin jetzt seit 3 Jahren hier." Wir schauen uns etwas irritiert an, bis der junge Mann grinsend hinzufügte: „Mittlerweile bin ich auch recht geschickt beim Kanonenladen und – ja, zugegebenermaßen – auch im Singen von Seeleuten-Liedern!“

    Wir schauen uns an, wie er uns diese Geschichte mit einem so ernsten Blick erzählt, dass wir plötzlich das Gefühl haben, wir wären selbst mitten in einem maritimen Kriegsabenteuer. Der junge Mann fährt fort: „Und die Schichten hier, sie sind hart. Ganz ehrlich, es ist wie ein ständiges Hin- und Herbewegen zwischen der Kanone und dem Tafelgeschirr. Man kann nie wirklich sagen, ob man nach einem langen Dienst den Duft von Schießpulver oder von Roastbeef in der Nase hat.“

    „Wie viele Männer arbeiten denn hier?“ frage ich neugierig, immer tiefer in die Zeit eintauchend. „Oh, etwa 700 Männer, die wie eine gut geölte Maschine zusammenarbeiten“, antwortet er, „und das unter enormer Belastung. Es gibt keine Pause, wirklich keine. Du wirst zu jeder Stunde des Tages gebraucht – sei es zum Schießen, zum Laden der Kanonen oder zum sicheren Verschließen der Schiffs-„Magazine“, in denen das Schießpulver aufbewahrt wird. Aber wenn der Wind gut steht und das Feuergefecht naht, dann, glaubt mir, dann gibt es auch nichts Besseres als der Klang einer ordentlichen Salve, die das Wasser spritzt.“

    Meine Augen sind groß und weit geöffnet – war das der Moment, in dem wir uns tatsächlich auf einer Kriegsreise befinden? Der junge Mann nimmt einen tiefen Atemzug und spricht weiter, als ob wir tatsächlich an Bord eines Schiffes im 18. Jahrhundert wären, das gerade in den Kampf zieht: „Und wenn der Kapitän das Signal gibt, müssen alle schnell handeln. Kanonen laden, Masten setzen, und bei einem Treffer ist sofortiges Handeln gefragt! Der Schweiß mischt sich mit dem Salz des Meeres, und der Schrei des 'Feuer!' hallt über das Deck. So viele Kanonen, so wenig Zeit!“ Er führt es auch vor und Kinder dürfen die Kanone auch mit einem lauten Knall auslösen - natürlich nur als Attrappe ;0)...

    „Und der Kapitän, wie ist der?“, frage ich – wobei ich mir natürlich vorstelle, wie dieser alles andere als ein gemütlicher Teetrinker ist.

    „Ah, der Kapitän...“, sagt der junge Mann, als wäre er gerade in einer fast zeremoniellen Weise über einen alten Freund zu sprechen. „Der ist genauso wie das Schiff: entschlossen, hart, aber auch voller Leidenschaft für den Sieg. Wenn er uns befehligt, dann hört jeder auf ihn, als ob er ein Donnergott wäre – oder der letzte Tropfen Rum auf der ganzen Reise!“

    Es ist schwer, sich von ihm zu lösen. Der junge Mann erzählt mit solcher Inbrunst von seinen Erlebnissen, dass wir fast den bitteren Geschmack von Schießpulver in der Luft schmecken. Und wirklich, als wir uns so umsahen – mit all den Kanonen, den verschieden gedeckten Tischen und den antiken Details – fühlen wir uns wirklich, als würden wir in einem Moment aus der Vergangenheit leben. In dieser Atmosphäre kann man förmlich die salzige Luft, das Rattern der Kanonen und den eisigen Wind spüren, der durch die Riegel des Schiffs zischt, während die Warrior ausläuft und sich auf ihre nächste Schlacht vorbereitet.

    Und so stehen wir da, auf diesem beeindruckenden, historischen Schiff, in das uns der junge Mann so geschickt und humorvoll hineingezogen hat, oder der Mann im Maschinenraum. Wir gehen wieder an die Oberfläche. Ein Blick über das Deck läßt uns fast den Rauch von Kanonen und den Lärm der Seeschlachten hören. Das 18. Jahrhundert fühlte sich an diesem Ort lebendig an – und wir, kleine Zeitreisende auf einem gigantischen Schiff, fühlen uns für einen Augenblick wirklich wie Teil der HMS Warrior und ihrer Geschichte. Absolut beeindruckend und gut präsentiert.
    Read more