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- Day 5
- Thursday, July 17, 2025 at 11:02 AM
- ☁️ 21 °C
- Altitude: 24 m
FranceGiverny49°4’31” N 1°32’1” E
Claude Monets Haus

Ich war wieder früh wach. Während draußen das erste Licht über die Dächer kroch, schnitt ich die Szenen des Vortags zusammen – der Duft der Produkte der Normandie schien aus dem Video zu steigen, mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Ich stand auf. Hunger. Routine.
Wie ein routinierter Sternekoch ließ ich Teewasser kochen, schlug Eier auf, wärmte das Brötchen im Ofen. Kaffee dampfte, das Frühstück duftete. Kurz darauf erschien auch Margriet – heute wie frisch aus dem Ei gepellt. Frisiert, bereit für den Aufbruch. Es war unser letztes gemeinsames Frühstück in Rouen.
Wir packten. Zogen die Betten ab. Kontrollierten, dass nichts liegen geblieben war. Müll raus, Schlüssel zurück – auf Wiedersehen Rouen, du Schöne.
Und dann: Giverny.
Nur eine Stunde Fahrt durch die Normandie und wir waren da – im Wohnhaus von Claude Monet.
Bereits am Ticketschalter war klar: Wir waren nicht allein mit der Idee. Die Besucher strömten, doch das tat der Magie dieses Ortes keinen Abbruch - erstmal...
Das Haus von Claude Monet in Giverny ist weit mehr als nur ein Wohnhaus – es ist ein direktes Spiegelbild seiner Kunst, seiner Persönlichkeit und seiner Liebe zu Farbe, Licht und Natur.
🏡 Die Geschichte des Hauses in Giverny
Claude Monet zog 1883 mit seiner Familie in das damals eher unscheinbare Bauernhaus in Giverny, einem kleinen Ort in der Normandie. Das Haus lag ideal – direkt neben einer Bahngleise, die ihm schnelle Verbindungen nach Paris ermöglichte, aber zugleich eingebettet in eine ländlich-idyllische Umgebung.
Damals war das Haus relativ schlicht, ohne Garten oder besondere Merkmale. Doch Monet erkannte das Potenzial – und begann über die Jahre hinweg, es in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln:
Er kaufte das Haus 1890 samt Grundstück.
Ab da gestaltete er nicht nur das Haus, sondern auch die Gärten vollständig nach seinen Vorstellungen.
Besonders der weltberühmte Wassergarten mit Seerosenteich und japanischer Brücke ist ein von ihm persönlich geplantes Meisterwerk – und wurde zur Vorlage für einige seiner bedeutendsten Gemälde.
Das Haus blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1926 sein Lebensmittelpunkt.
🎨 Warum ist jedes Zimmer in einer anderen Farbe gestrichen?
Die Farbgestaltung des Hauses ist absolut bewusst gewählt – und einzigartig.
Monet war ein Maler des Lichts und der Farbe, und genau das spiegelt sich in seinem Wohnraum wider. Er glaubte an die Wirkung von Farben auf die Stimmung – und lebte das nicht nur in seiner Malerei, sondern auch im Alltag.
Einige Beispiele:
🟡 Esszimmer: Knalliges Sonnenblumengelb – Monet wollte hier einen warmen, geselligen Raum schaffen. Gelb regt den Appetit an, wirkt einladend und lebendig.
🔵 Küche: Ein kräftiges Kobaltblau – sehr ungewöhnlich für Küchen zur damaligen Zeit. Aber Blau wirkt kühl und rein – fast schon erfrischend, und es passt herrlich zu dem glänzenden Kupfergeschirr.
🟢 Salon: Hellgrün gestrichen, ruhig, sanft – als Ort der Erholung und Reflexion.
💗 Schlafzimmer (und auch das von Alice, seiner zweiten Frau): Zartrosa Töne, sehr sanft, fast träumerisch.
Diese Farbwahl war revolutionär – denn im späten 19. Jahrhundert waren Wohnräume meist gedämpft und gedeckt eingerichtet. Monet hingegen lebte in Farben. Sein Zuhause war so komponiert wie seine Gemälde: stimmungsvoll, lichtdurchflutet, farbgewaltig – aber harmonisch.
🧠 Fun Fact:
Monet verbot explizit schwarze Kleidung in seinem Haus. Selbst Gäste mussten auf dunkle Töne verzichten – er wollte keinen Kontrast zur hellen Umgebung, kein „visuelles Loch“, wie er es nannte.
Margriet war hingerissen von Monets Sammlung japanischer Holzschnitte. Über hundert Drucke aus der Edo-Zeit hängen hier – Hokusai, Hiroshige – ein Beweis, wie sehr ihn fernöstliche Kunst inspirierte.
Mich zog es in die Küche.
Eine Wand aus kräftigem Kobaltblau. Ein alter, majestätischer Herd aus Guss, glänzendes Kupfergeschirr an Haken – alles harmonisch, liebevoll arrangiert. Kein Raum wirkte museal, sondern wie gerade eben verlassen. Als würde Monet jeden Moment hereinkommen, sein Sakko über den Stuhl werfen und sich an den Tisch setzen.
Und dann der Garten...
Ein Meer aus Farben, Formen, Düften.
Doch das erzählen wir gleich weiter – denn dieser Garten, dieser Moment, verdient ein eigenes Kapitel.Read more