• Rouen - eine Stadt aus Licht & Linien

    July 13 in France ⋅ ☁️ 29 °C

    20:15 Uhr.
    29 Grad.
    Die Sonne stand noch immer über den Dächern von Rouen, als wäre der Tag nicht bereit, sich zu verabschieden. Wir liefen durch die Gassen, ohne Ziel, nur dem Licht folgend. Es war ein anderes Licht – golden, weich, beinahe flüssig.
    Die Stadt schwieg.

    Die Fachwerkhäuser, mit ihren schiefen Linien und dunklen Balken, warfen lange Schatten. Rue du Romain – eine Straße wie aus einer mittelalterlichen Kulisse. Häuser, die sich nach vorne neigten, als würden sie neugierig auf uns herabblicken, Fenster, die schmal waren wie Augen, die zu viel gesehen haben.
    Und doch: Charme in jeder Fuge. Wärme in jedem Stein.

    Die Hitze lag noch schwer in der Luft. Die Stadt war fast menschenleer – als hätte sich Rouen selbst zurückgezogen, um dem Abend zu lauschen. Kein Lärm, kein Verkehr, nur unser gemächlicher Schritt und das gelegentliche Summen der fernen Glocken.

    Wir näherten uns der Église Saint-Maclou, einer spätgotischen Schönheit mit dramatischer Fassade.
    Im Abendlicht glühte sie – ein heller, fast weiß-goldener Schein, der sie wie ein Bild wirken ließ.
    Wir blieben stehen. Sagten nichts. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen Architektur zu Emotion wird.
    „Wie ein riesiges Kunstwerk aus Licht und Stein“, flüsterte Margriet.

    Weiter vorne ragten die krummen Häuser der Altstadt empor – windschiefe Dächer, hölzerne Erker, die sich wie Träume über die Straße beugten. Manche wirkten, als hätte ein Uhrmacher sie aus dem Gleichgewicht gebaut – und genau das machte sie schön.

    Wir liefen weiter, ganz langsam, ließen uns treiben.
    Vieles würden wir in den kommenden Tagen mit dem City-Pass entdecken: Museen, Kirchen, Gärten, vielleicht ein Boot auf der Seine. Aber heute – heute war alles, was wir brauchten, dieses Licht.
    Und die Vorfreude.

    Rouen, so viel war schon jetzt klar, war keine laute Stadt.
    Sie war eine leise Schönheit. Eine, die man gehen musste, um sie zu verstehen.

    Und dann – fast wie ein Finale – standen wir plötzlich vor Notre-Dame.

    Groß. Erhaben.
    In Stein gegossene Zeit.
    Read more