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- Day 4
- Wednesday, July 16, 2025 at 9:41 AM
- 🌧 17 °C
- Altitude: 21 m
FranceCoudray-Rabut49°17’44” N 0°11’2” E
Ein Tropfen zu früh? 10:30 Uhr – Santé!

Kurz vor Pont-l’Évêque bogen wir rechts ab, hinein in eine kleine Allee, gesäumt von Apfelbäumen, deren Äste sich leicht im Wind wiegten – als würden sie uns zuwinken. Am Ende der Einfahrt lag das Anwesen von Christian Drouin, ein Ensemble aus normannischem Fachwerk, liebevoll restauriert und eingerahmt von sattgrünen Wiesen.
Ein älterer Herr mit steifem Rücken und verschlossenem Blick trat aus einer Tür, musterte uns flüchtig und fragte, ob wir an der Führung teilnehmen wollten. Als wir uns noch kurz verständigten, meinte er knapp: „Dann melden Sie sich bitte im Hofladen,“ und verschwand wieder, die Tür fiel etwas zu energisch ins Schloss. Margriet schaute mich an, ich zuckte mit den Schultern – Gastfreundschaft geht anders.
Im Hofladen aber wechselte die Stimmung schlagartig. Eine Dame mit einem Overall in Drouin-Blau, knallroter Brille und kurzen frechen Haaren trat uns mit einem offenen Lächeln entgegen. Freundlich fragte sie, ob wir noch zur Führung wollten – sie habe gerade erst begonnen. Oder ob wir lieber verkosten möchten. Margriet grinste. Ich nickte. Verkostung also.
Es war 10:30 Uhr – in Frankreich kein Hindernis für ein kleines Gläschen. Oder zwei. Wir entschieden uns für einen 15 Jahre alten Calvados und gleich darauf für einen 20-jährigen. In kleinen, bauchigen Gläsern stand das flüssige Gold vor uns. Der Duft war intensiv – Äpfel, Birne, Eichenholz, ein Hauch Vanille und Tabak. Ich roch, Margriet roch – wir prosteten uns zu.
Der erste Schluck brannte leicht, wärmte aber schön nach. Beim zweiten war klar: elegant, ja – aber nichts, worauf wir morgens Appetit hatten. Ich verzog leicht das Gesicht und schüttelte mich. „Das wäre eher was für meinen Vater gewesen“, murmelte ich. Sie lachte leise und stellte ihr Glas ab. Es war eine Erfahrung. Und immerhin – so begann unser Tag hochprozentig.
Wir bedankten uns bei der Dame. Dann verließen wir das Gut und machten uns auf den Weg zur nächsten Verabredung: Château de Bréuil, wo uns eine Besichtigung durch ein weiteres Kapitel normannischer Genusskultur erwartete.Read more