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  • Day 12

    Le Grotte de Labeil

    August 10, 2022 in France ⋅ ☀️ 28 °C

    Wiederangesagte nahezu 40 Grad vor der Brust, beginnt man sich so langsam mit alternativen Abkühlungsstrategien zu beschäftigen. Eine wäre bspw. den lang anhaltenden Schatten der dicht gewachsenen Pappeln, Eschen und Robinien am kühl vor sich plätschernden idyllischen Fluss zu nutzen. Hängemattenergebend mit einem guten Buch einen guten Teil des Tages zu verbringen... ein Traum für manch einen und heute der meiner Frau.
    Die Kleinste und ich hatten da eine andere Herangehensweise der Hitze ein Schnippchen zu schlagen. Der Plan: gut gekühlt mit 23 Grad Aircondition in die Berge und dann hinein. Hinein in den Berg natürlich. Denn ein Tipp nicht nur unseres
    Wirtes, Kevin, sondern auch hiesiger Fremdenverkehrsämter und nicht zuletzt Google Maps ist der Besuch der Le Grotte de Labeil. Immerhin 12 Grad Innentemperatur versprach jeder von Ihnen fast vollmundig. Das zieht. Wir also auf nach Labeil - mit Navi. Schöne Panoramaroute, die uns kurz vor der Grotte einen Aussichtspunkt versprach. Wurde aber nix. Erst Parkplatz mit ticketeria und Gasthof Le Grotte. Wir: Nö, erstmal Panorama. Also den Pass weiter hoch. Er endete auf einem Parkplatz. Wir halten, steigen aus. Panramafotos. Toll hier. Ich Blicke mich um, sehe unterschiedliche Kleingruppen in unterschiedliche Richtungen marschieren. Sehe auch Schilder "Le Grotte" - auch sie in unterschiedlichen Richtungen deuten. Innerlich verdehe ich die die Augen und sage zur Kleinsten: Wir lassen uns hier nicht verarschen, wir fahren jetzt wieder runter. Wohl wissend freier schattenparkplätze. Dieses Wissen teilen wir noch mit einer herumirrenden Familie. Die Kleinste bekam mit, dass sie sich über mehrere Zehnermeter zuriefen: Nein, hier ist auch nichts von einem Grotteneingang zu sehen. Landsleutenhilfe. Die waren, kurz hinter uns an der Ticketeria, dann auch heilfroh, den Weg nach unten nicht wandernd angetreten zu haben und bedankten sich artig für den Tipp.
    Karten gekauft, in zehn Minuten geht daußen vor der Tür los, so der latent unsympathisch gegenüber Fremden auftretende Kartenverkäufer.
    Nach knapp zehn Minuten kommt derselbe raus und verkündet irgendwas auf französisch, mit den Händen die Straße hoch deuten. I beg your pardon? Frage ihn auf englisch weiter, ob er meine dass wir jetzt zu fuss den halben Kilometer die Passstrasse laufen sollen? Ernsthaft? 500 Meter und dann auf der rechten Sete, wie ich sagte, parierte er in knappen auswendiggelerntem englisch. Ich verdehe wieder die Augen, wende mich zu Kleinsten und offenbare ihr, dass die Franzosen uns letztlich doch noch verarscht haben. Sie: Papa, da hoch? Dein Ernst? Ich zucke mit den Schultern, ziehe die Augenbrauen hoch und wir machen uns auf den Weg, den internationalen Tross von D, NL und F aus von knapp 15 leuten, nach oben zu führen. Keinen Schimmer vom Eingang.
    Ziemlich oben angekommen, stürze ich einer kleinen Gruppe entgegen, die sich gerade aus leichten Jacken pellen. Frage nach Le Grotte. Entre, sagt ein junger Mann, und deutet auf ein unscheinbares hinter einem Felsen versteckten Geländer. Dem Tross ist das auch nicht entgangen und so erreichen wir den Höhleneingang im gesunden Mittelfeld. Nach einiger Zeit ungewissen Wartens drängelt sich ein typisch französisch aussehender Mann mittleren Alters an allen vorbei, zielgerichtet den gusseisenverschagenen Eingang zu öffnen. In einer für mich leicht unverständlichen Konversation entscheided sich die Gruppe für eine Führung in englischer Sprache Und auf französisch. Und als ob es nicht zu erwarten war, fallen die Erklärungen im weiteren Verlauf zuerst mal in Landessprache und ausholend aufgeblümt aus. The english part is slightly brief. Und man muss schon ziemlich auf der Hut sein,alles richtig zu verstehen. So muss man ein akustisch vernommenes "sailing" durch ein korrekt gemeintes "ceiling" ersetzen. Das nur als Beispiel am Rande. Die Franzosen sind ja im allgeinen dafür bekannt große Stücke auf die eigene Identität zu setzen.
    Davon aber ab, alle hatten recht. Kevin, die toristinfo, tausende Rezensenten: es ist kalt! Seit gefühlten Wochen zum allererstem mal. - wie es Peter Maffay über den Sommer so herrlich pathetisch beschreibt.
    Le Grotte selbst ist durchaus beeindruckend. Lagerte hier der Hersteller des allseits berühmten Roquefort seine Käse - wegen der besten Reifebedingubgen bis in die späten 1960er. Heute noch werden ausgesuchte lokale rotweine dort 3-5 Jahre gelagert, bevor sie in den Verkauf gehen. Das Highlight ist natürlich den unterirdische Fluss, der Urheber der ganzen Sache überhaupt. Den Forschern bis heute Rätseln aufgebend, welchen Ursprungs er ist, gräbt er sich bis heute seid gut 10 Millionen Jahren weiter in den Berg.
    Alles kühle hat leider ein Ende und so verlassen die Kleinste und ich den Ort, um noch ein paar Fotos auf dem Weg zu nehmen. Kunstprojekt vor den Toren Lodesves, hier in Form eines Riesenlegomannes. Den Abschluss machen wir aber in einer kleinen boulangerie. Und damit machen wir auch der Frau am Fluss eine Freude.
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