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  • Day 8

    Nova de Cerveira - Valença (ca. 15 km)

    September 13, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 19 °C

    - Take your time to process impressions, experience and encounters. -

    Mein Weg führt heute, fast langweilig, nur geradeaus. Warum gibt es diese monotonen Streckenabschnitte, für was sind sie da? Vielleicht geht es dabei darum zu lernen, dass diese ruhigen Strecken im Leben dazu gedacht sind, Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten oder es geht darum, sich auf die kurvigen Strecken mit Höhen und Tiefen vorzubereiten. Take a breath!

    Lektion 7: Gott kennt deinen Weg. Er kennt dich so gut, dass er weiß, wenn du nach stürmischen und hektischen Zeiten Phasen zur Verarbeitung und Orientierung benötigst. Er schenkt dir diese Zeiten der Ruhe, dass du Kraft tanken kannst.

    - No rain - no flowers. No rain - no life. -

    Zur Route:
    Vila Nova de Cerveira - Valença

    Stürmisch und regnerisch begann der Tag dennoch bei einem gemütlichen Powermüsli mit frischem Obst und einem Café. Der Regen stoppte auf meinen heutigen 15 Kilometern nur selten, immer wieder musste ich kurze Pausen unter Dachvorsprüngen, Brücken und Bäumen einlegen - dennoch war ich völlig durchnässt. Meine Schuhe hielten übrigens das was sie versprechen- sie sind mehr als wasserdicht. An meinem letzten Tag in Portugal lief ich direkt am Grenzfluss Rio Minho entlang. Wenn ich direkt über das Wasser laufen würde, währe ich vermutlich in weniger als 10 Minuten in Spanien.
    Tatsächlich störte mich der Regen heute gar nicht. Ein paar Fahrradfahrer wunderten sich glaube ich über meine gute Laune, als ich drei Stunden singend (O happy day und I‘m dancing in the rain) durch den Dauerregen lief. Außerdem kann man beim Regenwetter richtig gut andere Leute kennenlernen, man teilt sein Leid. Unter einer Brücke, darauf wartend, dass der Regen endlich ein bisschen nachlässt, unterhalte ich mich ein bisschen mit einem jungen Portugiesen, der auf dem Fahrrad unterwegs ist.
    Heute musste ich bei dem Regen an einen Weggefährten denken, der mir erzählte, er habe einen kleinen Regenschirm dabei, wohlwissend und nicht ganz unerfahren, was mehrtägige Wanderungen betrifft, dass er ihm hier gar nichts bringen wird. Dennoch folgte er dem Rat eines Freundes. Über die Tatsache, dass er ihn dabei hat, lacht er selbst, so wie ich, die hier jetzt mal öffentlich zugibt, auf dem Jakobsweg einen Fön dabei zu haben. Zugegeben, mein einziger „Luxusartikel“ und dieser schafft es immer wieder Menschen miteinander zu verbinden. Mittlerweile benutze nämlich nicht mehr nur noch ich diesen Fön, sondern auch andere Pilger.
    Einen Kilometer vor meinem heutigen Ziel landete ich in einem richtig tollen Pilgercafé. Ich unterhielt mich mit dem Besitzer und er erzählte, er sei erst heute Nacht um zwei Uhr aus Fisterra (Das Ende der Welt - dazu in ca. einer Woche mehr) zurück gekommen sei, da er eine Pilgergruppe begleitete und dass ich heute die erste Pilgerin bin, die vorbei kommt. Kurz darauf folgten aber mehrere und ich treffe Nana wieder, die die letzte Nacht in der selben Unterkunft verbrachte wie ich. Als wir das Café verlassen, kommen gerade Reinhard und unser österreichischer Pilgerfreund ganz unerwartet auf uns zu gelaufen. Wir haben uns eineinhalb Tage nicht gesehen, weshalb die Freude umso größer ist - zur Begrüßung bekommen alle eine feste Umarmung. Gemeinsam mit Nana laufe ich meinen letzten Kilometer, sie läuft noch drei Kilometer weiter über die Grenze nach Spanien. Ich entscheide mich dazu, meinen letzten Tag in Portugal in Valença zu beenden, um die Grenze von Portugal nach Spanien morgen früh zu passieren.
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