☀️🌊Caminho Portugues 🌊☀️
🥾🎒👣 370 km - 19 Tage 👣🎒🥾
Porto • Santiago de Compostela • Fisterra
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  • Day 1

    Frankfurt Flughafen nach Porto

    September 6, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 29 °C

    ‘The one who is brave is free.‘

    Am Nachmittag kam ich am Flughafen in Porto an. Ich übernachtete in der Albergue Senhora de Hora, die sehr liebe- und mühevoll gemacht ist. Sie liegt ca. 4 km vom offiziellen Startpunkt des Camino Portuges entfernt. Bereits am ersten Abend hatte ich interessante Begegnungen mit tollen Menschen. Ich frage mich allerdings auch gerade, was ich mir bei der ganzen Sache eigentlich gedacht habe. Fazit eines Gesprächs am Abend ist die Feststellung, dass auf dem Camino alle das gleiche Ziel, Santiago de Compostela, haben, alles andere ist “egal” - ob Hautfarbe, Religion, Lebensgeschichten, Erfahrungen usw. Vielleicht ist es auf dem Weg deshalb so friedlich, freundlich, offen, einfach menschlich. Und vielleicht kann ich mich schon am ersten Abend von der Vorstellung befreien, alles selbst schaffen zu müssen - Unterstützung und Hilfe wird hier auf dem Weg immer zu finden sein.Read more

  • Day 2

    Porto

    September 7, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 21 °C

    Offizieller Startpunkt des Jakobsweges ist die Kathedrale von Porto. Ca. 280 km Fußweg liegen bis nach Santiago vor mir. Bereits am Startpunkt traf ich auf einige Pilger und komme mit ihnen über ihre Herkunftsländer und ihre Wegpläne ins Gespräch; natürlich wurden direkt Empfehlungen für die folgende Route ausgetauscht. Schon hier wird bemerkbar, wie international der Weg ist - es begegneten mir Tschechen, Spanier, Franzosen, Deutsche, Niederländer, Polen und Papuas. Auf meinem Weg zur Kathedrale machte ich noch einen kurzen Abstecher zum wunderschönen Bahnhof ‘São Bento’ und lief noch ein bisschen kreuz und quer durch die Straßen von Porto.Read more

  • Day 2

    Porto - Labruge (ca. 24,5 km)

    September 7, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 21 °C

    - Don’t look back to often. -

    Der Blick zurück versperrt den Blick für das was noch vor dir liegt. Du siehst das, was du bisher (noch nicht) geschafft hast und verlierst den Blick für das, was der Weg für dich bereit hält.

    Lektion 1: Der Weg ist geebnet, er lehrt dich und du musst “nur” folgen! Ähnlich, wie wenn du dich dafür entscheidest, deinen Weg mit Gott zu gehen, der dir zeigt, welche Bahn du einschlagen sollst. Du musst deinen Blick auf ihn richten, sonst übersiehst du seine Wegweiser.

    „Liebe den HERRN, deinen Gott, hör auf
    seine Stimme und halte dich an ihm fest;
    denn er ist dein Leben.“ (Dt 30, 20)

    - Take a look on all the signs to find your way, the way Jesus planned for you! -

    Zur Route:
    Porto - Matosinhos - Lavra - Labruge

    Hinaus aus der Stadt Porto ging es an einer wenig schönen Straße über Holzstege durch Dünen und vorbei am Strand von Ort zu Ort. Während ich die ersten 5 km alleine lief, treffe ich für die weiteren 10 km eine Niederländerin, mit der ich die Begeisterung für die Küste teile. Nach wenigen Kilometern alleine traf ich einen Deutschen, der mich erst für eine Engländerin hält und mit dem die letzten 10 km wie im Flug vergehen. Zu guter Letzt trafen wir auf eine weitere Deutsche, mit der wir gemeinsam unsere schlichte Pilgerunterkunft (S. Tiago De Labruge - eine alte, umgebaute Schule) suchten. Nach dem wir uns ausgeruht hatten gingen wir zur Stärkung in einem Fischrestaurant essen.
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  • Day 3

    Labruge - Póvoa da Varzim (ca. 14 km)

    September 8, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 22 °C

    - Slow down! -

    Nehme dir die Zeit, die du für deinen persönlichen (Lebens-)weg brauchst. Sei nicht traurig oder enttäuscht, wenn es nicht so schnell voran geht, wie du es dir vorstellst und vergleiche deinen Weg nicht mit dem der anderen. Du bist es, der zwischen Unmut und Gelassenheit entscheidet.

    Lektion 2: Gelassenheit als Wegbegleitung ist ratsam. Finden kannst du sie bei Gott, der dir versichert, dass du genau an dem Ort, an dem du dich gerade befindest, richtig bist und gerade nirgendwo anders sein musst - körperlich und geistig.

    - Focus on Jesus and trust&believe! -

    Zur Route:
    Labruge - Vila Chã - Vila do Conde - Póvoa da Varzim

    Der Weg führte zu Beginn wieder über Holzwege und durch Sand durch Dünen, kleine Fischerdörfer und verlassenen Städtchen, immer an der links von uns verlaufenden Küste entlang. Mit ca. 14 km in 3 Stunden waren wir heute morgen schnell unterwegs. Vielleicht hatten wir das Gefühl, dem dauerhaften (Niesel-)Regen entkommen zu müssen; auf der anderen Seite läuft es sich früh am Morgen einfach am Besten. Nach 10 km verabschiedeten wir eine Pilgerin, die sich auf den zentralen Weg durch Portugal begab. Während ich in Póvoa da Varzim blieb, lief ein Mitpilger weiter, da er nur zwei Wochen frei hat und dem entsprechend schneller Kilometer zurück legen muss. Eigentlich wollte ich auch weiterlaufen und war sogar traurig, vergleichsweise wenige Kilometer unterwegs zu sein - im Nachhinein war es aber eine gute und die richtige Entscheidung.
    Statt den Wegweisern weiter zu folgen, machte ich eine lange Pause am Strand, an dem ich die Tschechin Lucie kennenlernte, mit der ich den Nachmittag verbrachte. Eigentlich wollten wir im Meer schwimmen, da die Wellen jedoch sehr hoch und die Strömung zu stark war, stellten wir uns nur in die Wellen und hatten bereits hierbei damit zu kämpfen, stehen zu bleiben, da die Wellen so stark waren (auch die lifeguards empfohlen, nicht zu schwimmen und nicht zu weit ins Wasser zu gehen). Am Abend gingen wir gemeinsam essen und machten einen Abendspaziergang (weil unsere Füße überhaupt nicht weh tun und weil wir ja sowieso kaum zu Fuß unterwegs sind). Es ist sehr spannend, welchen Menschen ich begegne. Sowohl die Beweggründe dafür den Weg zu gehen als auch die Berufe (Feuerwehrfrau, Müller, Reittherapeutin, Sängerin/Songwriterin) sind sehr individuell.
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  • Day 4

    Póvoa da Varzim - Marinhas (ca. 27 km)

    September 9, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 23 °C

    - Be still. -

    Es ist ok, nicht auf alle Fragen direkt eine Antwort geben zu können oder eine Antwort laut auszusprechen. Es ist okay, wenn du Entscheidungen, Meinungen oder Argumente für dich behältst - gerade dann, wenn es um sehr persönliche Dinge geht und du dich mit der Beantwortung verletzlich machst.

    Lektion 3: Es geht nicht darum, Fragen, Themen oder Entscheidungen mit sich selbst auszumachen. In Jesus kannst du einen Wegbegleiter finden, dem du alles vor die Füße werfen kannst, egal ob Gedanken oder Gefühle. Er sieht dich und statt dir Gedanken darüber zu machen, was andere darüber denken und mit den Infos tun werden, hilft er dir mit deinen persönlichen Themen zurecht zu kommen.

    - Listen to the sound of your inner voice even if others mean to know more about yourself than you do. -

    Zur Route:
    Póvoa da Varzim - Rio Alto - Fão - Esposende ~ Marinhas

    Entlang der rauen Küste Portugals starten wir bei grauem Himmel und Nebel über Sand, Holzwege und Dünen. Später verlief die Strecke durch Feld, waldähnliche Gebiete, durch Städte und Dörfer durch Straßen voller Palmen und alter sowie neuer Häuser bis zum Zielort Marinhas. Unterwegs war ich mit Lucie, die ich gestern kennenlernte. Eines der schönsten Erlebnisse heute war das spontane Testen der Akustik einer Kirche, in der wir sangen und die uns ein paar Minuten Erholung von unseren schmerzenden Füßen bot. Am Abend traf ich auf mir bisher unbekannte Menschen und auf bereits bekannte. Gemeinsam aßen wir zu Abend und genossen die portugiesische Abendsonne - die Pilgerfamilie wächst. Nicht zu kurz kommen durfte natürlich der Austausch über den noch vor uns liegenden Weg, weshalb wir uns die unterschiedlichsten Wegvarianten auf der Landkarte anschauten und unsere ungefähren Routen austüftelten. Auch die Kommunikation mit anderen Pilgern, mit denen man sich auf Grund unterschiedlicher Sprachen kaum versteht, ist oft sehr lustig - da kommt es auch mal vor, dass ich plötzlich das Parfum eines wildfremden Mannes auf den Arm gesprüht bekomme oder die größte Verwirrung darüber herrscht, aus welchem Land der andere kommt. So froh wie heute, nach ca. 27 km und nur einer größeren Pause in meinem Bett zu liegen, war ich selten. Ich merke auch, dass ich demnächst einige Tage brauche, an denen ich ganz alleine unterwegs sein werde.
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  • Day 5

    Marinhas - Viana do Castelo (ca. 21 km)

    September 10, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 24 °C

    - A glory to those who carry me - my feet. -

    Ich behaupte, ich kann für jeden sprechen, wenn ich sage, dass alle von uns das Gefühl - mal mehr, mal weniger - benötigen, getragen zu werden von etwas oder jemandem, dem man vertrauen kann - zugegeben, momentan sind das unteranderem meine Füße.

    Lektion 4: Getragen werden - die Füße als Symbol dafür, was Gott mir Gutes tut. Er trägt mich, gibt mir Halt, auch in den Momenten, wenn meine Beziehung zu ihm gerade nicht ganz einfach ist und gerade dann, wenn ich mich selbst verloren fühle.

    Passend dazu begegnete mir folgende, so schöne Bibelstelle:

    I have made you and
    I will carry you;
    I will sustain you and
    I will rescue you.
    (Isaiah 46,4)

    - Jesus gives you the hold you need - especially in moments you feel lost. -

    Zur Route:
    Marinhas - Viana do Castelo

    Ca. 1,5 km von der Küste entfernt ging es durch kleine Städte, alte portugiesische Dörfer und Wald auf Viana do Castelo zu. Auf dem Weg durchquerten wir ein Stadtfest, auf dem wir typisch portugiesisches Gebäck aßen und an einem Haus am Waldrand machten wir eine Pause - dem liebenswertesten Ort des Tages und vielleicht des gesamten Weges. Hier baute der Besitzer einen Stand mit Obst aus seinem Garten, gekühlten Getränken und Keksen auf. Außerdem durften wir heute einige Höhenmeter überwinden, die sich lohnten, da sich jedes Mal spektakuläre Ausblicke boten. Tag 4 ist der erste, auf dem sich ein totales Gefühlschaos abspielt. Von weinen, lachen, Gedanken, den Weg abzubrechen, gewinnbringenden Gesprächen und dem Willen immer weiter laufen zu wollen ohne zu stoppen, ist alles mit dabei. Irgendwann erreichten wir unsere Pilgerunterkunft in einem alten Kloster, in der wir uns nur wohlfühlen konnten. In der Kirche nebenan versuchte ich alle meine Eindrücke vom heutigen Tag zu verarbeiten - das Ergebnis: Es ist unmöglich. Und tatsächlich ist es so, dass ich mit Sicherheit in einiger Zeit rückblickend von unendlich schönen Momenten erzählen kann, die ich jetzt noch gar nicht in Worte fassen kann. Kommen wir am Ende noch kurz auf die weniger schönen Seiten und gleichzeitig auf die realistische Seite des Pilgerlebens zu sprechen. Die Füße tun weh und sind voller Blasen, welche einen daran hindern, entspannt laufen zu können und auch die Nächte können in oft sehr stickigen Schlafsälen mit schnarchenden Pilgern sehr kurz sein, so wie die vergangene mit nur vier Stunden Schlaf. Dennoch lernte ich auch dieses Mal wieder die Einfachheit des Pilgerlebens zu schätzen.
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  • Day 6

    Viana do Castelo - Caminha (ca. 30 km)

    September 11, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 23 °C

    - Catch the feeling of freedom! -

    Freiheit - alle möchten sie haben aber niemand kann sie wirklich in Worte fassen. Vielleicht ist die Freiheit so frei, dass das einfach gar nicht geht.

    Lektion 5: Ich bin überzeugt davon, dass mich mein Glaube befreien kann, wenn ich ihn nicht einengen lasse. Das heißt, dass ich bei Gott Freiheit finden kann, was im Umkehrschluss aber auch bedeutet, dass er die Freiheit ist. So wie es mir nicht gelingt, die Freiheit in Worte zu fassen, gelingt es mir auch nicht, Gott voll und ganz zu beschreiben, weil seine Größe scheinbar alles übersteigt.

    - In Jesus you can find freedom! -

    Zur Route:
    Viana do Castelo - Paçó - Caminha

    Vorweg. Das Aufstehen um 5:30 Uhr und das Loslaufen um 6:00 Uhr heute Morgen haben sich auf jeden Fall gelohnt. Durch Eukalyptus- und Nadelwälder, auf steinigen Wegen und Pflastersteinstraßen, durch Villensiedlungen und kleine Dörfer mit Steinhäusern und Aussichtspunkte, die mich staunen ließen, führte mein Weg auf 30 km bis nach Caminha. Heute hätte ich im Wald am liebsten Farben und Düfte eingefangen. Die berührendsten Momente heute waren der Abschied von meiner Laufpartnerin der letzten zwei Tage, die ich voraussichtlich frühestens wieder in Santiago treffen werde, da sie eine andere Wegvariante weiterlaufen wird als ich. Außerdem habe ich Mirco, Mandy und Reinhard wieder getroffen, so wie gerade jeden Abend. Mit Mandy und Mirko besichtigte ich noch ein bisschen das Städtchen Caminha und ich testete mal wieder in zwei Kirchen die Akustik - zur Freude derer, die dort den gesamten Tag die Pilgerpässe der Besucher abstempeln. Reinhard kam sogar extra noch einmal zum Gute Nacht sagen vorbei. Emotional waren die 30 km auch deshalb, weil mir beim Alleinelaufen zu Beginn zahlreiche Gedanken durch den Kopf gingen bis sich mein Kopf endlich einfach nur noch leer anfühlte. Ein italienisches Ehepaar finde ich sehr bewundernswert - mit bestimmt Mitte 60 Jahren laufen sie so schnell so viele Kilometer. Und Philipp und Kate, die den gesamten Weg in nur acht Tagen laufen wollen, sind mir auch wieder begegnet - ich hätte nicht gedacht, dass sie mir nach unserem Kennenlernen vorgestern noch so oft über den Weg laufen werden. Auch meinen amigo Lukas traf ich wieder. Wir verstehen kein Wort von dem was der andere sagt aber wir haben unseren Spaß dabei, per Zeichensprache zu kommunizieren. Die Überraschungsmomente hören nicht auf. Heute traf ich zufällig in meiner Unterkunft den Autor, dessen Pilgerführer fast alle deutschsprachigen Pilger besitzen. Dieser arbeitet gerade an der neuesten Auflage des Buches. Mit ihm haben wir direkt mal Verbesserungsvorschläge besprochen. Nun folgt eine letzte schöne und berührende Beobachtung. In einigen Städten Portugals hängen in der gesamten Stadt Lautsprecher an Häusern, die dazu genutzt werden, dass alle, alle, alle Menschen den Gottesdienst darüber mit hören können. Und dann stehen zum Beispiel Verkäufer auf dem Markt an ihrem Stand und beten mit.
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  • Day 7

    Caminha - Nova de Cerveira (ca. 15 km)

    September 12, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 21 °C

    - You don’t need much to be happy. -

    Ich brauche nicht viel um glücklich zu sein. Alles was ich zum Leben wirklich benötige, passt in meinen Rucksack. Diese Erfahrung konnte ich in den vergangenen sechs Tagen auf ca. 130 km Fußweg wieder einmal machen.

    Lektion 6: Konzentriere dich auf wenige, wirklich wichtige, dir heilige, dich erfüllende, dich glücklich machende Dinge in deinem Leben und du wirst ihnen wertschätzender gegenüberstehen als den vielen, dich überfordernden. Nehme dabei die wegweisende Stimme Gottes in dir wahr.

    - thankfulness -

    Zur Route:
    Caminha - Vila Nova de Cerveira

    Noch im dunklen und im Regen begann der Tag mit der Flussüberquerung des Rio Coura. Ich folgte wieder dem offiziellen Jakobsweg, der nicht wie seine Alternative direkt am Grenzfluss Miño zwischen Portugal und Spanien entlang führt aber immer in Sichtweite ist. Durch das Überwinden einiger Höhenmeter hatte ich wieder viele schöne Ausblicke. Außerdem ging es wieder durch mehr oder weniger besiedelte Ortschaften, vorbei an ein paar Schafen und Ziegen. Da die Etappe heute nicht ganz so lange war, kam ich schon ziemlich früh in meiner albergue de peregrinos (Pilgerherberge) an - und das ist auch gut so. Die Besitzer, ein deutsch-österreichisches Aussteigerpärchen, hat in Vila Nova de Cerveira einen wunderschönen Ort zum Ausruhen, Füße entspannen und Kraft tanken geschaffen. Neben dem wunderschönen Garten mit selbst angebautem Obst und Gemüse, Hühnern und Hunden schlafe ich heute nicht in einem Saal mit 20 bis 30 Pilgern, sondern in einem Vierbettzimmer, in dem zumindest heute der Schlafsack gegen eine richtige Bettdecke ausgetauscht wird. Am Mittag saßen Nana und ich gemeinsam mit den Besitzern der Herberge zusammen und tauschten uns ein bisschen über das Thema Konsum aus. Abends aßen wir gemeinsam - gekocht wurde fast nur mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Es gab eine Gemüse-Feta-Reis-Pfanne, sogar verziert mit einer darauf gemalten Jakobsmuschel. Unser Trinkwasser kam aus einer Quelle ganz in der Nähe. Es schmeckte viel besser und frischer als das aus Chlorwasser aus der Leitung.
    Langsam werde ich schon etwas wehmütig, da das heute mein vorletzter Tag in Portugal ist.
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  • Day 8

    Nova de Cerveira - Valença (ca. 15 km)

    September 13, 2022 in Portugal ⋅ 🌧 19 °C

    - Take your time to process impressions, experience and encounters. -

    Mein Weg führt heute, fast langweilig, nur geradeaus. Warum gibt es diese monotonen Streckenabschnitte, für was sind sie da? Vielleicht geht es dabei darum zu lernen, dass diese ruhigen Strecken im Leben dazu gedacht sind, Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten oder es geht darum, sich auf die kurvigen Strecken mit Höhen und Tiefen vorzubereiten. Take a breath!

    Lektion 7: Gott kennt deinen Weg. Er kennt dich so gut, dass er weiß, wenn du nach stürmischen und hektischen Zeiten Phasen zur Verarbeitung und Orientierung benötigst. Er schenkt dir diese Zeiten der Ruhe, dass du Kraft tanken kannst.

    - No rain - no flowers. No rain - no life. -

    Zur Route:
    Vila Nova de Cerveira - Valença

    Stürmisch und regnerisch begann der Tag dennoch bei einem gemütlichen Powermüsli mit frischem Obst und einem Café. Der Regen stoppte auf meinen heutigen 15 Kilometern nur selten, immer wieder musste ich kurze Pausen unter Dachvorsprüngen, Brücken und Bäumen einlegen - dennoch war ich völlig durchnässt. Meine Schuhe hielten übrigens das was sie versprechen- sie sind mehr als wasserdicht. An meinem letzten Tag in Portugal lief ich direkt am Grenzfluss Rio Minho entlang. Wenn ich direkt über das Wasser laufen würde, währe ich vermutlich in weniger als 10 Minuten in Spanien.
    Tatsächlich störte mich der Regen heute gar nicht. Ein paar Fahrradfahrer wunderten sich glaube ich über meine gute Laune, als ich drei Stunden singend (O happy day und I‘m dancing in the rain) durch den Dauerregen lief. Außerdem kann man beim Regenwetter richtig gut andere Leute kennenlernen, man teilt sein Leid. Unter einer Brücke, darauf wartend, dass der Regen endlich ein bisschen nachlässt, unterhalte ich mich ein bisschen mit einem jungen Portugiesen, der auf dem Fahrrad unterwegs ist.
    Heute musste ich bei dem Regen an einen Weggefährten denken, der mir erzählte, er habe einen kleinen Regenschirm dabei, wohlwissend und nicht ganz unerfahren, was mehrtägige Wanderungen betrifft, dass er ihm hier gar nichts bringen wird. Dennoch folgte er dem Rat eines Freundes. Über die Tatsache, dass er ihn dabei hat, lacht er selbst, so wie ich, die hier jetzt mal öffentlich zugibt, auf dem Jakobsweg einen Fön dabei zu haben. Zugegeben, mein einziger „Luxusartikel“ und dieser schafft es immer wieder Menschen miteinander zu verbinden. Mittlerweile benutze nämlich nicht mehr nur noch ich diesen Fön, sondern auch andere Pilger.
    Einen Kilometer vor meinem heutigen Ziel landete ich in einem richtig tollen Pilgercafé. Ich unterhielt mich mit dem Besitzer und er erzählte, er sei erst heute Nacht um zwei Uhr aus Fisterra (Das Ende der Welt - dazu in ca. einer Woche mehr) zurück gekommen sei, da er eine Pilgergruppe begleitete und dass ich heute die erste Pilgerin bin, die vorbei kommt. Kurz darauf folgten aber mehrere und ich treffe Nana wieder, die die letzte Nacht in der selben Unterkunft verbrachte wie ich. Als wir das Café verlassen, kommen gerade Reinhard und unser österreichischer Pilgerfreund ganz unerwartet auf uns zu gelaufen. Wir haben uns eineinhalb Tage nicht gesehen, weshalb die Freude umso größer ist - zur Begrüßung bekommen alle eine feste Umarmung. Gemeinsam mit Nana laufe ich meinen letzten Kilometer, sie läuft noch drei Kilometer weiter über die Grenze nach Spanien. Ich entscheide mich dazu, meinen letzten Tag in Portugal in Valença zu beenden, um die Grenze von Portugal nach Spanien morgen früh zu passieren.
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  • Day 9

    Valença - Tui - O Porriño (ca. 21 km)

    September 14, 2022 in Spain ⋅ 🌧 22 °C

    - Share your storys with other people! -

    Heute möchte ich eine wunderschöne, Geschichte aufschreiben, die wirklich genauso passiert ist und mich seit ein paar Tagen nicht loslässt.
    Es ist die von Antoinett, 64 Jahre, aus den Niederlanden. Ich hatte an meinem ersten Wandertag die Ehre und das Vergnügen, ein Stück des Jakobsweges gemeinsam mit ihr gehen zu dürfen. Eigentlich handelt es sich bei der Geschichte um die, ihrer Jakobsmuschel. Vor einer Weile wurde Antoinette gefragt, ob sie sich nicht vorstellen kann, auf dem Jakobsweg zu laufen. Sie konnte sich nicht entscheiden und war eher ängstlich, bzw. unsicher, da sie vor ihrem ersten Weg nicht wusste, was auf sie zukommt. In den Niederlanden wohnt sie direkt am Waldrand, wo sie oft laufen geht. Während einer ihrer Wanderungen schaut plötzlich etwas ungewohnt anders aussehendes aus dem Boden und sie gräbt es aus - es ist eine Jakobsmuschel, wie sie fast alle Pilger eine als Erkennungszeichen an ihrem Rucksack befestigt haben. Bis heute fragt sie sich, wie es diese Muschel dort hin geschafft hat. Für sie ist die Muschel das Zeichen, damals doch ihren ersten Camino zu wagen. Seit dem ist sie, wie auch ich und die allermeisten, die einmal einen Jakobsweg gelaufen sind, süchtig danach und auch sie kehrt immer wieder auf ihn zurück.

    Lektion 8: Lebe das Abenteuer, wohlwissend nie alleine und immer begleitet zu sein und teile deine berührenden, andere inspirierenden Geschichten.

    - Touch the heart of the people around you! -

    Zur Route:
    Valença - Tui - O Porriño

    Seit heute pilgere ich nicht mehr in Portugal. Weiter führte mich mein Weg nach Spanien. Die beiden Länder verbindet zwischen den Städten Valença und Tui die Internationale Brücke, die ich zur Grenzüberquerung nutzte - da hatte ich dann kurzzeitig auch mal ein paar Tränen in den Augen und war ziemlich stolz auf mich. Nun dauert es nur noch ein paar Tage, dann komme ich schon in Santiago de Compostela an. An dieser Stelle kann ich vielleicht schon einmal verraten, dass meine Pilgerreise dort nicht enden wird - ich werde danach weiter wandern. Durch die alten, mystischen Stadtmauern und Torbögen Valenças ging es auf steinigen Straßen und einem kurzen Abstecher an den Rio Minho jetzt auf spanischer Seite, weiter durch die schöne Altstadt Tuis, entlang der Autobahn und auf Waldwegen ca. 21 km nach O Porrinõ. Auf dem Weg begleiteten mich kurzzeitig die Tschechinnen Petra und Theresa und ein älterer Mann aus Slovenien, der von vielen Wegen erzählte, die er bereits gelaufen ist und welche bereits in Planung sind. An meinem ersten Wandertag hielt mich ein Pilger auf Grund meiner englischen Aussprache für eine Engländerin, heute unterhielt ich mich mit einem Portugiesen, der mich irgendwann fragte, ob ich aus Schweden komme. Irritiert fragte ich ihn warum gerade aus Schweden und er meinte - because of the Swedish accent und ich dachte mir - for sure, was auch sonst. Nach der Grenzüberquerung wird deutlich, dass alle Varianten des Camiño Portugués spätestens hier wieder aufeinander treffen. Das wird an den vielen Pilgern, die plötzlich auf der selben Strecke unterwegs sind wie ich, deutlich. Außerdem sehe ich (und überhole ich) jetzt auch viele, ich nenne sie jetzt einfach mal Pilgertagestouristen (von denen ich zugegeben, ohne überheblich klingen zu wollen, nicht viel halte), da sie sich ihr Gepäck von A nach B fahren lassen, oft in Hotels übernachten, ihren Regenschirm dabei haben um bloß nicht nass zu werden, nur auf der Jagd nach Stempeln für ihre Compostela sind und manchmal so tun, als hätten sie den anstrengendsten Tag hinter sich oder sie tun so, als wäre das alles doch ganz leicht. Ich meine, mein Rucksack, der um die 12 kg wiegt, macht im Vergleich zu einem Turnbeutel dann doch einen kleinen aber feinen Unterschied. Das Wetter machte heute ganz gut mit, außer einem Regenschauer blieb ich trocken. Ich kam aber auch schon um 12:30 Uhr an meiner Pilgerunterkunft an.
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