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- Dag 21
- måndag 26 september 2022
- ☀️ 17 °C
- Höjd över havet: Havsnivå
SpanienCabo Finisterre42°52’49” N 9°16’22” W
Kap Finisterre - Das Ende der Welt

- Finally arrived at the end of the world. - Und das soll es jetzt gewesen sein? -
Ich weiß nicht ob die Freude oder ob die Traurigkeit überwiegt.
Ich sitze am Kap. Irgendwann spüre ich, dass es Zeit ist zu gehen. Entweder stehe ich genau jetzt auf oder ich bleibe für immer dort sitzen.
Zwischenzeitlich erreichten wir unsere letzte Wegmarkierung: 0,00 km - Ziel erreicht. Kurz fühlt sich der Stein wie ein Grabstein an, der die letzten Wochen besiegelt. Meine Lebensgrundlage, die bisher das Laufen war und die ganz besonderen Begegnungen sind einfach so vorbei. Aber wie vor ein paar Tagen schon festgestellt. Es wird anders weitergehen, es wird weitergehen und ich werde aus meinen Erlebnissen die ganze Kraft zum “anders weitergehen” ziehen.
- Den Camiño zu gehen bedeutet bewusst einen Weg zu laufen und nicht wegzulaufen. -
Angekommen:
370 km - 19 Lauftage - das war‘s jetzt.
Wir erreichen unsere Wegmarkierung. 0,00 km, wir stehen auf dem Kap. Wir haben „das Ende der Welt“ erreicht, zumindest dachte man früher, dass die Welt dort zu Ende wäre. Nicht verwunderlich, wenn man vor sich ausschließlich Wasser, die Weite des Ozeans, sieht. Wir stehen oben auf der Klippe und langsam wird der Gedanke immer bewusster, dass der Weg der vergangenen Wochen endgültig zu Ende ist. Ich sitze lange alleine, später mit Toni auf dem in das Meer ragende Felsvorsprung. Wir reden ein bisschen über die vergangene Zeit und darüber, ob wir, wie viele oft denken, mit einer bestimmten Frage oder bestimmten Fragen auf den Weg gegangen sind. Wir stellen fest, dass es vermutlich drei Lauftypen gibt. Die Sportler, die lasse ich jetzt mal außen vor. Und dann gibt es die, die ihre Frage(n) und Anliegen mit auf den Weg nehmen, klären und verarbeiten können. Zu guter letzt gibt es dann noch die und zu denen zähle definitiv ich, die hören einfach mal damit auf zu denken.
Woran mich Toni am Ende auf dem Kap erinnert? An Beppo den Straßenkehrer aus dem Buch Momo und dass das gesamte Leben daraus besteht, step by step zu gehen. Auch wenn wir nicht mehr auf dem Camiño Portugues unterwegs sind, sondern auf dem Camiño unseres gesamten Lebensweges.
“Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wußte, es war eine sehr notwendige Arbeit.
Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter: Schritt - Atemzug - Besenstrich.
Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte. "Siehst du, Momo", sagte er dann zum Beispiel, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man."
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluß ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: "Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: "Das ist wichtig."
(Michael Ende)Läs mer
Resenärich lese diesen Part in Geburtsvorbereitungskursen... ich gehe Schritt für Schritt, aber das wird nicht mein erster und letzter Camino, ich habe meine Fragen und noch nicht alle Antworten...wird es das überhaupt geben?