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  • Day 296

    Der Beifahrer der Sellerie

    June 25, 2017 in New Zealand ⋅ ☀️ 10 °C

    Donnerstag, der 22. Juni 2017: der erste Tag in Freiheit 🐮. Natürlich schlief ich noch einmal richtig aus, bevor ich dann mit Sack und Pack die Farm endgültig verließ. Ich fühlte mich wie in Trance und begriff nicht wirklich was sich abspielte. Ich fuhr ein letztes mal nach Te Aroha, gab mein geliehenes Buch in der Bücherei ab und machte mich dann auf eine lange Fahrt an die Ostküste. Dabei wollte ich Napier anpeilen, eine Stadt direkt am Ozean, die ich bisher -wie allgemein die Gegend im Osten- noch nicht ausgekundschaftet hatte. Als ich während dem Fahren so an dies und das dachte, überlegte ich mir auch, was man bloß denken würde, wenn man in mein Auto hineinsehen würde. Auf den Rücksitzen lag mein großer Reiserucksack🎒, umgeben von mehreren Plastiktüten in denen meine noch nicht getrocknete Wäsche lag und ein Haufen anderes Zeugs. Schuhe, Jacken, Isomatte, Zelt... 👒👜👢
    Auf dem Beifahrersitz war mein kleiner Rucksack 🎒mit dem Wichtigsten, im Fußraum Alles, was nicht mehr in den Kofferraum passte. Also eine Kühltasche, Wanderschuhe und natürlich: der Sellerie, damit er nirgends​ verquetscht wird. Auf dem Amaturenbrett lagen hier und da noch ein paar zu trocknende Socken👟👙👚👗👖👕. Ein typisches Backpackerauto 😂 Schmunzelnd über mich selbst fuhr ich die ersten zwei Stunden bis es letztendlich hieß: Sorry Statehighway 5 is closed. "Naaaa toll, jetzt muss ich einen riesen Umweg fahren" ärgerte ich mich. Egal passiert! Über Rotorua, wo ich dann um 16 Uhr noch eine Rast im "Fat Dog" (klasse Restaurant, mit fairen Preisen) machte ging es dann endlich nach Taupo und schließlich nach Napier🚗🚗🚗. Dort hatte ich eine Nacht in "Archies Bunker" gebucht, ein super Hostel, zentral und mit nettem Personal. Früh morgens schon trieb mich der Hunger ins Cappadonnas, ein hippes Café, wo ich mir hausgemachtes Granola und Kaffee schmecken ließ☕🍴. Mit guter Laune und nicht allzu großer Erschöpfung von den über vier Stunden Fahrt am Vortag, fuhr ich auf Napier's höchsten Hügel, wovon aus man einen gigantischen Blick über die ganze Stadt und auch auf dem Hafen hatte⚓. Da ich am Vortag erst kurz nach 19 Uhr ankam und es bereits dunkel war, freute es mich nun noch mehr, offensichtlich ein schönes Flecken Erde als Ziel meiner drei freien Tage ausgesucht zu haben. Die Stadt an sich, war nicht allzu groß, doch die individuellen Gebäude und künstlerisch verzierten Straßen machten es interessant, einfach durch die Gassen zu schlendern. Und der Blick auf den Ozean, machte natürlich alles perfekt. 😍
    Doch ich verließ die Stadt recht früh und machte mich auf den Weg ins nördlicher gelegene Gisborne. Ich machte Halt in Wairoa und ging in einen Shop für die traditionellen Pies. Das "Oslers"war sehr bekannt, was mir die Schlange von Menschen zeigte, die bereits an der Tür des Ladens begann. Doch der Pie war es wirklich wert #yammi 🍴
    Nach dieser kurzen Pause fuhr ich weiter zu den Morere Springs die direkt auf meiner Strecke lagen. Es handelt sich um heiße Quellen. Doch ich wurde überrascht, als mir die vermutlich etwas bekiffte aber trotzdem freundliche Kassiererin sagte:"Wir haben drei verschiedene Pools an drei verschiedenen Orten. Zu meinen Favoriten läufst du nur 10 Minuten."
    Und was dann folgte war total aufregend. Über einen geteerten Weg ging es direkt durch eine Art Jungel, bis sich die Lichtung öffnete und ich vor einer kleinen Holzhütte stand. "Aaaaha...das wird wohl der Pool sein" dachte ich mir und suchte den Eingang. Was ich dann vorfand? Keine Menschenseele​ und zwei dampfende Pools. Um ehrlich zu sein sah es schon toll aus, doch allein mitten im Wald in heißem Wasser zu sitzen, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich war etwas enttäuscht, doch da ich bereits Eintritt bezahlt hatte, wollte ich immerhin Mal rein sitzen. Und nach und nach kamen dann tatsächlich noch ein paar Besucher. Ich fühlte mich also nicht mehr einsam und begann die Situation doch zu genießen....bis.... es mir plötzlich ganz unwohl wurde. Mir wurde heiß, mein Herz begann zu rasen und meine Hände zitterten. Ich beschloss, aus dem Wasser zu gehen und mich umzuziehen. Ich hatte immer schon meine Probleme mit Dampfbädern, Saunen oder Ähnlichem. Aber so eine heftige Reaktion meines Körpers hatte ich noch nie. Schnell kühlte ich mich ab, zog mich um und lief ans Auto zurück. Nach ein paar Schlückchen Cola gings dann wieder und ich setzte meine Reise fort nach Gisborne. Dort angekommen, suchte ich eine Bleibe. Doch die beiden einzigen Hostels waren entweder zu teuer oder hatten eine schlechte Bewertung. Da der Vorbesitzer von Jamy meinte, er habe fast ausschließlich im Auto geschlafen​, dachte ich, dass ich das ja auch mal probieren könne. Somit stellte ich mich zwischen luxuriösen Wohnwagen und Wohnmobilen auf einen Campingplatz und präparierte mein Auto- genau genommen den Beifahrersitz- für die Nacht vor. Beobachtet von meinen Nachbarn, die mich gar schon anstierten, ganz nach dem Motto: " die schläft doch nicht in dem Polo oder?". Doch, habe ich! Und ich habe wirklich schon schlimmere Nächte gehabt 😊 Jamy ist ein wahres Raumwunder, hat man Mal den Sitz ganz nach hinten gedreht. Allerdings gab es auch noch einen Zwischenfall: ich habe Jamy etwas gebrochen.😑😑😑😑😑 Genauer gesagt, habe ich den Fensterhebel gebrochen, als ich versuchte als Blickfang ein Handtuch in die Fensterscheibe einzuklemmen. Der Hebel lässt sich nun 360 Grad drehen und bewegt das Fenster weder nach oben noch nach unten. Ich habe also mit 1cm offenen Fenster geschlafen. Da es nachts regnete, waren einige Dinge im Auto am Morgen nass und auch auf der Weiterfahrt regnete es hinein. Außerdem rutschte das Fenster immer weiter auf. Mit Rabbatkarten und allem möglichen Papierkram was ich finden konnte, fixierte ich das Fenster einigermaßen so, dass es nicht mehr als 1cm aufgeht. Und für die Nacht habe ich eine Plastiktüte drüber gehängt. Doch das Fenster muss definitiv repariert werden. Fragt sich nur wann 😂
    Egal, zurück zum Text: nach der Nacht auf dem Campingplatz, checkte ich aus, frühstückte mit Campingstuhl und allem Pipapo driekt an der Promenade und besuchte dann den Bauernmarkt, der einmal die Woche morgens stattfand. Ich war so begeistert, da die Atmosphäre so herzlich war. Die Menschen unterhielten sich mit dir, Musik wurde von einem alten Maori gespielt und all die Lebensmittel, Seifen oder warmen Köstlichkeiten, sahen so toll aus. Von einem kleinen Stand habe ich mir eine organisch produzierte Macadamia Butter mitgenommen. Soooo lecker, schmeckt viel besser als Erdnussbutter und ist viel gesünder (Wenn man von gesund dabei sprechen kann 😂☝)!
    Anschließend ging ich noch in der "Sunshine" Brauerei vorbei, wo ich es nicht lassen konnte, zwei Flaschen, des stadtbekannten Biers zu kaufen. ich finde, dass man solche kleineren Betriebe viel mehr unterstützen sollte, als die großen Konzerne. Sei es Bier, Käse, Aufstriche oder Kosmetik.
    Gegen 12 Uhr verließ ich dann Gisborne und fuhr weiter nördlich. Ich machte Stop an der Tologa Bay, mit ihrem riesen Steg der ins Meer führt, an der Tokomaru Bay, mit einem wundervollen Strand und in Tikitiki. Dort wollte ich eine mir empfohlene Kirche ansehen. Am Ortschild abgekommen, begrüßte mich der Fahrer des ersten Autos, das mir entgegen kam. "Wow, freundliche Menschen hier", dachte ich mir und voller Vorfreude fuhr ich weiter. Und dann...wurde es gruselig. Die Häuser an den Straßenrändern waren alle unbewohnt. ALLE!!! Doch Autos, Gartengeräte und allerlei anderer Kram standen immer noch um die Häuser herum, als wären die Menschen einfach abgehauen. Ich sah die Kirche zuerst nicht und dachte mir nur: "Scheisse, Scheisse,Scheisse...das ist wie in einem Gruselfilm. Gleich geht mein Auto aus und wenn ich aussteige, werde ich von irgendwelchen Zombies überfallen...und....COOOOOL bleiben Damaris. Fahr eiinfach weiter und lass die Kirche, Kirche sein. Aber faaaaaaaahr weiter". Das tat ich auch. Doch am Ortsende sah ich sie dann und ich blieb trotz meiner Schreckensgedanken zuvor stehen. Keine Menschenseele war zu sehen und ich hatte weiche Knie, als ich die Kirche betrat. Es hatte sich definitiv gelohnt anzuhalten. Die Verzierungen an Decke, Fenstern, Bänken und am Altar waren einfach genial. Es war ein Mix aus Europäischem Standard und der der Maoris. So etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen und beeindruckte mich deshalb! Doch ich war froh, als ich Tikitiki im Rückspiegel sah 😂😂😂

    Für uns ging es dann weiter nach Te Araroa, ein Dorf nahe des East Capes -dem östlichsten Punkt Neuseelands. Von dort aus kann man als erste Person die aufsteigende Sonne betrachten. Und genau das hatte ich vor. Von Te Araroa fuhr ich über sehr schmale und auch Schotterstraßen, bis zum Campingplatz, von dem ich schon mehrmals​ gehört hatte. Doch was mich dort erwartete, war das krasseste, was mir als "Campingplatz" jemals untergejubelt wurde. Es handelt sich um eine Kuhweide (ja der Zaun ist wirklich noch um das Gelände herum), auf dessen Spitze des Hügels eine Hütte steht. Die sogenannte "Rezeption" war bei meiner Ankunft nicht besetzt und ich glaube auch nicht, dass sie das die letzten Jahre jemals war, sondern ist nur mit einem Schild beschrieben. In die sogenannte "honesty Box" soll man 6$ werfen und darf sich dann hinstellen wo man möchte. Außer mir war nur noch ein Van da, somit hatte ich reichlich Auswahl. Fließend Wasser gibt es nicht (zum Glück habe ich einen vollen Wasserkanister dabei) und die "Toilette" (Plumsklo oder sowas in der Art) ist auch nicht zu empfehlen. Da mache ich es lieber den frei herum laufenden Kühen hier nach und "erleichtere mich" auf der Wiese 😂😂😂😂
    Morgens um kurz vor sieben machte ich mich auf den Weg zum Leuchtturm, lief die 800 Stufen hinauf und sah die Sonne aufsteigen. Als allererstes Person diesen Tages. Es war ein besonderer Moment!
    Doch ich blieb nicht lange und machte mich auf den Weg zu meinem neuen Arbeitgeber. Immerhin hatte ich eine knapp fünf stündige Fahrt vor mir!!! 🚗🚗🚗
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