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  • Day 29

    Das lachende und das weinende Auge

    October 3, 2019 in Malaysia ⋅ ⛅ 30 °C

    Ich war bereits schon vor dem Weckerklingeln wach, wie üblich an den Reisetagen. Schnell machte ich mich fertig und ging nochmal für ein paar Minuten zum noch dunklen Strand. Der Himmel riss langsam etwas auf und ich ließ die letzten vier Wochen Revue passieren.
    Es gab positive und negative Erlebnisse, wie immer im Backpacking. Ich wollte die Zeit in Malaysia fernab von der Heimat nutzen, um über zukünftige Optionen nachzudenken, muss jedoch zugeben, dass ich zu keiner endgültigen Entscheidung gekommen bin. Bleib ich in Erfurt oder kehre ich der Stadt den Rücken? Wie immer im Leben kann ich vermutlich nur eines tun - es auf mich zukommen lassen. Es wird sich schon alles so fügen, wie es letztendlich sein soll.

    Ich fuhr auf dem Jeep durch den allmählich erwachenden Dschungel und genoss noch einmal den Fahrtwind. Sogar ein paar Affen zeigten sich am Wegesrand. Am Hafen kaufte ich dann mein Ticket für die Fähre und schmuste mit einer Baby-Katze. Zwei Stunden dauerte die Fahrt bis zum Festland. Ich wollte ursprünglich ein Busticket kaufen, um dann weiter vom Busbahnhof in Kuala Lumpur mit dem Zug zum Flughafen zu fahren. Es gestaltete sich jedoch zum Glück einfacher und schneller für mich: Ein Taxifahrer fuhr mich mit seinem Kleinbus gerade mal für umgerechnet vier Euro mehr zügig in fünf Stunden zum Flughafen, ohne die großen Pausen, die die Busse hier immer machen. Nach der angenehmen und schnellen Tour suchte ich mir erstmal ein Restaurant am Flughafen, ich hatte über zwei Stunden bis zum Check in.

    Und wie üblich hier nun noch die Listen, welche Dinge ich wieder machen bzw. vermeiden möchte:

    A) Werde ich wieder machen:
    1. Genau die für diese Reise aufgestellte Packliste verwenden. Mein Gepäck war überaus sinnvoll und richtig diesmal geplant. Ich könnte statt acht Oberteilen aber auch nur sechs das nächste Mal mitnehmen. Ich habe insgesamt viermal Wäsche für wenig Geld waschen können und kam super damit zurecht.

    2. Vermehrt Hostels suchen beim Allein-Reisen. Günstiger und man lernt Leute kennen (vermutlich aber noch besser in der Hauptsaison). Allerdings auf Betten achten, die von Vorhängen umgeben sind.

    3. Mit jemandem zusammen reisen. Ich komme langsam weg von dem Gedanken, alles unabhängig und allein regeln zu wollen. Ich habe mir in den letzten Jahren genug bewiesen, dass ich es kann. Es ist doch ab und zu mal angenehm, Entscheidungen abgeben und sich zurücklehnen zu können. Ich kann es auch allein aber ich muss es nicht mehr unbedingt... Aber das wird sich dann beim nächsten Mal entscheiden, je nachdem, ob das Ziel und die verfügbaren Reisepartner zu mir passen. Ich lege mich dabei nicht endgültig fest, bleibe aber offen für Reisebegleitungen.

    B) Werde ich versuchen zu vermeiden:
    1. Allein in den Nationalpark gehen. Es ging nochmal gut, aber im Bako-Nationalpark hätte ich schon lieber von Anfang an eine Begleitung gehabt. Dass ein paar Wochen vorher ein 60-jähriger Mann abends verloren ging und erst am nächsten Morgen wieder auftauchte, nachdem er die Nacht im Dschungel verbracht und nicht gefunden werden konnte, hat mich in dieser Erkenntnis bestätigt.

    2. In ein Land zu reisen, wo die Highlights so weit entfernt voneinander liegen. Es gingen einige Urlaubstage allein für die Anreisen drauf und das war ab und zu schon anstrengend. In Bali bin ich höchstens mal vier Stunden gefahren, das war wesentlich angenehmer.

    3. Mich nur auf mein Handy und das verfügbare WLAN zu verlassen. Das mag auf Bali einfach gewesen sein, aber in Malaysia habe ich des Öfteren eine Sim-Karte für das mobile Datennetz vermisst. Ich wurde immer wieder vor Herausforderungen gestellt und musste mir auch ab und zu mal einen Hotspot geben lassen.

    Würde ich wieder nach Malaysia reisen? Eher nicht. Aber das liegt auch daran, dass ich alles Sehenswerte aus meiner Sicht geschafft habe und es noch so viel mehr auf dieser Welt zu entdecken gibt. Kuba und Bali würde ich allerdings irgendwann nochmal machen. Da war ich ja auch noch nicht fertig.
    Ich kehre Malaysia mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Rücken. Traurig bin ich ein wenig, weil der Urlaub schon wieder vorbei ist und ich nicht weiß, wann ich das nächste Mal zum Meer komme. Und ein wenig graut es mir vor dem Stress im neuen Semester und der Suche nach einem passenden Praktikum und der Masterarbeit im nächsten Jahr. Aber es wird schon. So, wie bisher immer alles wurde.

    Ich freue mich auf meine Familie und darauf, meine vielen Freunde wieder zu sehen und über das Leben mit ihnen zu philosophieren. Ich freue mich vor allem auch darauf, die kleine Leonie in die Arme nehmen zu können. Und irgendwie auch auf das dritte Semester und meine Kommilitonen, auch wenn es anstrengend zu werden verspricht. Und ich freue mich auf meine Wohnung, die Weinabende mit Rita und Michi und die täglichen Gespräche mit Sassi.
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