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  • Day 9

    Fairys und Federn

    May 28, 2023 in Scotland ⋅ ☁️ 12 °C

    Gestern sind wir in unserer idyllischen Unterkunft angekommen. Die Shieldaig Lodge, nachdem wir uns in unseren Zimmern eingerichtet haben – Beat und Ursula mit Blick auf die Meeresbucht und Stefan und ich mit Blick auf die Falconry-Anlage. Das Haus, ein alter Jagdsitz, könnte nicht schöner gelegen sein. Umgeben von Wald und Wasser laufen hier Gänse mit ihren Küken umher, in der Bucht ankern ein halbes dutzend Segelschiffe und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite.
    Nach dem grosszügigen Frühstück laufen Stefan und ich gemäss Empfehlung der Lodge Mitarbeiter Richtung „Highlands“ zu den Fairy Lochs, während Beat und Ursula auf den Weg um die Bucht machen.
    Auf dem Plan, den wir von der Concierge erhalten hatten, wäre unsere Wanderung ein Rundweg gewesen (ca. 3h), das war es dann aber auch. Wir liefen durch ein wunderbares Gebiet, ein schönes Loch nach dem anderen säumt unseren Weg. Wir halten Ausschau nach den Feen. Die Ginsterbüsche leuchten gelb, als wären sie gemalt, sie säumen einen Bach, dessen Plätschern uns ab der Anhöhe an begleitet. Hätten wir Badekleider dabei, würden wir am Sandstrand des Loch mittendrin, irgendwo im Nirgendwo direkt einen Badehalt einlegen – nach dem Aufstieg ist uns gehörig warm. Gemäss der Map sollten wir bis zu einer Brücke, von da an dreht sich der Weg zurück zur Lodge. Wir laufen weiter durch das Hochmoor, wir sind jetzt tatsächlich Hochmoorwanderer. Es ist nicht mehr ganz das unbeschwerte Wandern wie durch die Jurahöhen. Der Boden ist weich, nass und nur zu gern würde er einem festhalten. Eine kleine Unachtsamkeit und schon sind die Schuhe voller Schlamm (oder nicht mehr am Fuss), was nicht weiter schlimm ist, beim nächsten tritt ins nasse Moor ist der Schuh zwar nass, aber auch sauber. Wir laufen weiter und kommen zu einer Brücke, na ja Brücke ist ein grosser Ausdruck für dieses „etwas“, dass einem den Weg über einen schönen Bach ermöglicht. Nach 5 Minuten sehen wir einen wunderbaren Wasserfall, der Preis von nassen Schuhen ist dieser Anblick allemal wert, nur der Weg biegt sich noch immer nicht. Wir entscheiden uns kehrt, um zu machen und denselben Weg zurückzugehen, es sind immerhin schon über 7 km und einige Höhenmeter, die hinter uns liegen und wir haben noch einen schönen Termin vor uns. Nach 4h Laufen, schlitternd, etwas verdreckt, aber mit schönen Bildern als Erinnerung erreichen wir die Shieldaig Lodge. Beat und Ursula sind auch schon da.

    Kurz später treffen wir uns frisch und munter im Hof und wir werden von Kylie, der Falknerin, abgeholt. Sie bringt uns zu einem Feld, an dem bereits einige auf uns warten. Iman der grosse Steppenadler ist zuoberst und hat alles im Blick, dass er der Boss ist, wird hier von niemandem angezweifelt. Davor sitzen die beiden Falken (Harris Hawk) Bella (links) und Benny (rechts). Zu vorderste eine kleine Mottledowl namens Biscuit. Mit Biscuit lernen wir zuerst, wie man einen Vogel richtig hält, wenn man den Arm zu tief, zu hoch, zu nah oder zu weit weg hat, sind die Vögel nicht sehr zufrieden und es könnte zu kleineren Unfällen kommen. Sie sind mit ihren spitzen Greifkrallen alle sehr gut bewaffnet.
    Biscuit ist erfreut über so viel Beachtung und setzt sich gern für uns in Pose, Kylie erklärt uns, dass sie hübsch ist, ist ihr sehr wohl bewusst, so zeigt uns der kleine Vogel auch, dass er seinen Kopf um 270° Grad drehen kann, um uns einen süssen Blick zuzuwerfen.

    Nach der guten Einführung in das Handling mit Raubvögeln dürfen wir auf die grosse Wiese vor der Lodge, Kylie nimmt Bella als Begleitung mit. Bella fliegt auf einen Balken, sie weiss genau was jetzt passiert. Nacheinander dürfen wir sie rufen, sie fliegt zu uns und bekommt immer etwas Hähnchen als Belohnung. Es ist beeindruckend, wie schnell sie sich von einem Ort zum anderen bewegt. Zum Glück hat Stefan zuvor auf Wunsch von Kylie die Gänse mit den kleinsten Küken an die Bucht runter gescheucht, sonst hätte Bella evtl. weniger Interesse an uns und mehr an den kleinen Küken gezeigt. Bella gefällt das Fliegen, deswegen überziehen wir eine Halbstunde, da Kylie sie nicht unterbrechen möchte, wenn sie schon ihren Spass hat, und wir freuen uns über die vielen Informationen über Habichte und über grossartige Fotos.

    Nach fast 45 Minuten, mit Bella – bringt uns die Falknerin noch einen anderen Vogel zum Fliegen, die Europäische Adler Eule namens Flash. Im Vergleich mit einem Habicht ca. 0.9kg ist er um einiges grösser und schwerer, er wiegt um die 2.5 kg – ihn Fliegen zu lassen ist nochmals ganz anders. Während ein Habicht mit den Flügeln schlägt, um auf ein hohes Tempo zu kommen, genügt bei einer Eule 1-2 Flügelschläge und sie bewegt sich lautlos und gleitend auf einem zu. Die Augen der Eule sind nicht beweglich (daher auch die 14 Halswirbel und die 270° Grad Drehung des Kopfes) ihre Augen sehen auf die weite sehr gut, aber in der Nähe verlässt sie sich auf ihr Gehör. Zum Abschluss geht Flash nochmals zu jedem von uns und verabschiedet sich, bevor er mit einem (toten) Küken belohnt wird und zurück in sein Häuschen darf.
    Wir lassen den Tag nach vielen schönen Ereignissen, vielen Informationen und bleibenden Eindrücken bei einem guten Whisky in einem der drei Salons ausklingen.
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