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  • Day 8

    Rudolph and friends

    December 23, 2023 in Norway ⋅ ⛅ -11 °C

    Auf unserer Reise werden einige Ausflüge angeboten, Hundeschlittenfahrt, ein Ausflug zum Nordkap, Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale in Tromsø, um nur wenige zu nennen.

    Ich bevorzuge es, mit Stefan auf eigene Faust unterwegs zu sein, aber diesmal habe ich mir etwas ausgesucht, was ich so schnell wohl nicht mehr erleben werde: Fütterung von Rentieren, einen Vortrag von einem Sami sowie eine Fahrt in einem von Rentieren gezogenen Schlitten.

    Mit dem Bus geht es (dick eingepackt) bei minus 12 Grad, vom Hurtigruten Terminal in Tromsø etwas ausserhalb zu den Tromsø Arctic Reindeer.

    Es ist eindrücklich, wenn man im Dunkeln eintrifft (was es zu dieser Jahreszeit eigentlich immer ist). Die Rentiere schenken uns weniger Beachtung als wir ihnen, das wird sich noch ändern.

    Die Schlitten mit den eingespannten Rentieren stehen schon bereit, zuerst bekommen wir aber noch eine kurze Einführung und schon geht es los. Stefan und ich setzten uns zuerst auf einen der Schlitten und bewundern die Kraft des Rentiers, welches uns so Problem loszuziehen scheint. Während Rudolph (ich nenne ihn mal so) uns durch die Eisfläche zieht, geniessen wir die Landschaft und beobachten den Sternenhimmel – vielleicht zeigen sich hier ja die ersten Polarlichter.

    Nach einer kleinen Rundfahrt kommt der Teil mit den Tieren, auf den ich mich besonders gefreut habe, die Fütterung. Wir bekommen einen Kessel mit 1 kg Pellets, aus dem wir die Rentiere füttern dürfen.
    Etwas näher an die Herde ran und mit dem Futter im Kessel scheppern und schon hat man die Aufmerksamkeit. Rentiere sind keine zahmen Tiere, die gestreichelt werden, möchte, das heisst füttern ja, anfassen nein. Aber es ist auch schön genug sie vor einem stehen zu sehen und ihnen beim Fressen zuzusehen, bis das nächste kommt und das fressende wegschiebt – wenn nichts mehr hilft auch mit dem Geweih.
    Nach der Fütterung werden wir Menschen in einem Lavvu (Hütten der Samen) verköstigt. Alle sitzen um die Feuer und es gibt Bidos (Rentiereintopf) sowie warme Getränke, um der Eiseskälte entgegenzuwirken.

    Die Familie Oskal lebt wie ihre Vorfahren mit den Rentieren. Ein Leben umgeben vom Meerwasser, Bergen und Eis. An diesen Nachmittag erzählt uns Daniel etwas über das Leben eines Rentierhalters.

    Sein ganzes Jahr ist einzig auf das Leben der Rentiere ausgerichtet. Es beginnt im Mai, wenn die Rentierkälber zur Welt kommen. Im Juni lassen Sie die Tiere allein in den höhergelegenen Bergen, damit sie lernen den Menschen nicht zu nahezukommen. Im Oktober / November ist Pilzsaison, Daniel kann es zwar nicht durch eine Studie beweisen, ist sich aber sehr sicher, dass die Rentiere durch die Pilze high werden, sie stehen Nase an Nase zu ihm und haben absolut keine Berührungsängste mehr – alles, was sie im Juni gelernt haben, über die Furcht vor dem Menschen ist weg.
    Um den Winter zu überleben, müssen die Tiere vom äusseren Norden in den Süden. Auch da ist es nicht warm, die Eisschicht am Boden aber weniger dick. Früher liefen die Samen diese Strecke mit den Tieren, aber durch die Errichtung der Zivilisation (Tankstellen, Strassen, Dörfer) wurde dies in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verboten. 1960 kam der norwegische König den Samen zu Hilfe, er stellte ein Militärschiff bereit, welches die Rentiere über den Fjord zu ihrem Winterlager fährt. Das geschieht seitdem zweimal im Jahr, bis alle Tiere am richtigen Ort sind.

    Seine Erzählung beendet Daniel mit einem Traditionellen Joiks. Einem Kehlkopfgesang, welcher sein Vater vor 80. Jahren erklingen liess zum Vertreiben von Adlern, Luchsen und Kleinbären. Der Gesang erzählt von den Bergen und Tälern, den grünen Wiesen und dem dicken Eis – der schönen und rauen Natur der Fjorde.

    Jođi lea buoret go oru
    (samisch: Reisen ist besser als Weilen)
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