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  • Day 8

    Taghia

    May 1, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 15 °C

    Mein Bus entscheidet heute wann wir frühstücken. Das zweite mal müssen wir am Straßenrand halten, da der Motor beim Versuch das Atlasgebirge hochzujuckeln komplett überhitzt. Das ist mal die Entschleunigung pur. Warum wir den überhaupt bis zur Schneegrenze auf 2000 hm hochquälen? Weil wir selten länger über einen Plan nachdenken.
    Im Bergdorf angekommen fragen wir den einzigen Polizisten im Dorf, der gerade vor der Wache schlief, wo wir überhaupt das Klettergebiet finden. Er versteht nur leider kein Stück Englisch und ruft einen Kumpel der im Dorf wohnt an. Saïd kommt eine Stunde später auf seinem Motorrad angeknattert. "Ahh hello Friends, Just follow me, i will buy food for us on the market and then we go" anscheinend haben wir gerade durch Zufall einen Tourguide, ein Hostel und einen Koch in einer Person gefunden. Er versichert uns, dass die letzten drei Kilometer eine "easy Road" sind aber vorsichtshalber lasse ich Møre im Dorf stehen. Die nächste Stunde lernen wir eine ganz neue Definition von dem Wort 'Straße' kennen, welche alle bisherigen Wege hier wie neu geteert und frisch poliert erscheinen lässt. Während hinten im Bus die Einrichtung Loopings schlägt klammere ich mich Dank des fehlenden Autositzes wechselnd an der Küche und dem Bett fest. Auf den abenteuerlustigen Kurven, welche ohne Begrenzung einfach in eine Steilwand enden, müssen wir noch circa 15 Eseln ausweichen, bis die Straße einfach endet und das unser Parkplatz sein soll. Ab dann läd Saïd die Einkäufe auf zwei Esel und fragt uns stark verunsichert ein drittes mal, ob wir wirklich selber unsere Sache tragen wollen. Kurz darauf schwingt er sich selbst auf der Esel ruft "Ramadan its hard" und wir wandern eine weitere Stunde durch eine wunderschöne unberührte Lanschaft. Bis zu einem kleinen Dorf aus Lehm und Steinhütten inmitten perfekter Kletterwände aus rot und lila Kalkstein. Saïd ist sein ganzes Leben noch nicht aus Marokko heraus gekommen aber nächste Woche fliegt er in die Schweiz, Jahrelange Gäste von ihm haben ihn eingeladen. Ab jetzt leben wir im Paradies. Uns wird Tee serviert und wir haben die erste Dusche seit zwei Wochen. Der Ausblick aus dem Fenster ist verrückt und mit einem alten Kletterführer von Saïd schmieden wir schon tausende Touren. Nach einem Sparziergang zu den Routen wissen wir es sicher: mehr Glück hätten wir nicht haben können und das nur weil der Polizist kein Englisch konnte.
    Saïd und sein Bruder Lahsan kochen uns abends noch Suppe, danach Tajine und bringen frische Orangen als Nachtisch. Kugelrund und glücklich sind wir schon um 21 uhr komplett fertig.
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