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  • Day 10

    Hups Erstbegehung

    May 3, 2022 in Morocco ⋅ ⛅ 11 °C

    Das Unmögliche ist wahr geworden: wir haben den Tag im Voraus gut geplant! In zwei Seilschaften soll es in eine sieben Seillängen und 270 hm lange Tour gehen. Voller Motivation brechen wir morgens um 8 Uhr auf und gehen zur Route, also steigen zur Route auf, also rutschen über 150 hm Geröll hoch und dann noch durch einige Büsche und warte mal hier ist gar kein Weg mehr und wo ist Felix? "Ich glaube ich hab die Tour gefunden" ruft Jakob um 10 Uhr endlich vom Fels "hier sind zwar 6 Klebehaken drin und nicht 2 Schlaghaken aber die ist es" kurz danach hört man Felix 100 Metern höher hinter Büschen und Geröll "ich hab die Route gefunden, ich sehe zwar keinen Haken aber die müsste es sein" abenteuerlustig wie wir sind steigen wir natürlich bei Felix ein. Nach nur einer Seillänge wird klar: das ist nie und nimmer unsere Tour. Felix hat somit spontan seine erste Erstbegehung mit uns gemacht! Wir geben auf unsere Route zu finden, denn es wird allmählich zu spat um noch in eine 270m Wand einzusteigen und es warten hier noch tausend schöne Orte die wir sehe wollen. Spontan wie immer steigen wir am laufenden Seil in einen Canyon.
    Wie Alice im Wunderland stehen wir auf einmal in einer Märchenwelt. Zu beiden Seiten ragen große in vielen Farben leuchten Steinwände in den Himmel, in der Mitte ein kleiner Bach, der über hunderte und tausende von Jahren den Stein ganz glatt geschliffen hat. Grüne Lichtungen und kleine aus zwei Ästen gebaute Brücken begegnen uns immer wieder. Kletterreien, wie ich sie noch nie erlebt habe. Hier und da mal ein Boulder, 1 oder 2 mal sehe wir sogar Kletterrouten as dem Canyon starten (Projekte für die Zukunft ^^). Plötzlich stehen wir vor einem 10m hohen Findling, welcher in 5m Höhe zwischen den Wänden klemmt und mit weiterem Geröll unterspühlt den Weg versperrt. Wir nennen ihn Gandalf, denn an Gandalf kommt man nicht vorbei. Wir wollen fast umkehren, bis wir ein Schlupfloch finden, welches einen Vorstieg durch ein Loch und außen am Blick vorbei erlaubt. Gurte an und ab durch das 50cm Loch. Oben angekommen und atemberaubende Stein Topographien später der Horror: bei einem besonders glatten Boulder bin ich schon fast auf der anderen Seite aber mein Fuß rutscht und der andere auch und Felix versucht noch meine Hand zu greifen, aber zu spät. Wie in Zeitlupe falle ich... und stehe eine Sekunde später pitschnass im hüfthohen Wasser. Nichts passiert, es ist nur eiskalt. Die Beine zittern schon vor Anstrengung beim Rückweg und ich Seil mich das erste Mal freihängend von dem Findling ab. Ich glaube mehr Adrenalin als auf dieser Canyontour kann mein Körper gar nicht produzieren.
    Todmüde und dauergrinsend kommen wir wieder zu Saïd zurück. Stromausfall bedingt singen wir mit ihm Lieder im Kerzenschein, essen Tajine und reden mit ihm über die Weltpolitik, über die er erstaunlicherweise bestens aufgeklärt ist.
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