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  • Day 59

    Fazit Neuseeland

    March 28, 2023 in New Zealand ⋅ ☁️ 18 °C

    *Der erste Eindruck*
    Unser Start war leider mit einigen Komplikationen verbunden. Wer mich verfolgt, hat dies im ersten Beitrag schon mitbekommen.
    Als sich am vierten Tag dann endlich der Tumult beruhigt hat und wir mal wieder richtig geschlafen haben, ging es dann endlich los mit unserem Roadtrip. Noch wollte allerdings das Wetter nicht so mitspielen und der erste Eindruck, wie wir ihn sonst immer schnell gewannen, ging hier leider etwas unter. Erst Anfang der zweiten Woche sind wir so richtig angekommen und wir fanden es unglaublich toll, durch die Natur Neuseelands von einem Ort zum Anderen zu fahren. Auch wenn wir mit unserem Gefährt etwas langsamer waren, waren auch die ersten Passstraßen von der Aussicht genial.

    *Die Menschen allgemein*
    Als freundlich und hilfsbereit haben wir die Menschen bisher ja schon überall erlebt. Die Neuseeländer aber sind nochmal ein ganz anderes Level. So haben wir wirklich oft, auch nur im Vorbeigehen, total nette Worte zu hören bekommen. Sei es auf unsere Reise, unseren Camper oder Sonstiges bezogen. Einmal standen wir ganz unglücklich im Regen unter unserer Kofferraumklappe und tranken Kaffee, als ein Spaziergänger mit seinem Hund vorbeikam und meinte, dass wir durchhalten sollen, in ein bis zwei Stunden sollte der Regen aufhören. Dann drehte er nochmal zu uns um, um uns den Regenradar auf seiner Wetterapp zu zeigen.
    Letztens parkten wir versehentlich in einer falschen Einfahrt, als uns Googlemaps das gegenüberliegende Haus von dem anzeigte, das wir eigentlich suchten. Man wies uns freundlich darauf hin, dass wir falsch wären, aber bevor wir uns an den Straßenrand stellen müssen, sagten sie direkt, dass wir bei ihnen in der Einfahrt stehen bleiben sollen und zu Fuß zum anderen Haus laufen können. Dies sind nur zwei von vielen Situationen gewesen, in der wir über die Freundlichkeit positiv überrascht waren.
    Bei sämtlichen Fragen, die man an die unterschiedlichsten Leute hatte, kam man immer direkt noch weiter ins Gespräch. An jeder Supermarktkasse hielt man einen kurzen Plausch und sie zeigten immer wieder Interesse an allem und jedem.

    *Maoris*
    Neben den Kiwis (die von den europäischen Kolonien abstammen, die erst Ende des 19. Jahrhunderts in Neuseeland eintrafen und mittlerweile 70% der Bevölkerung ausmachen) gibt es auch noch das indigene Volk, die Maoris. Diese haben eine polynesische Abstammung und besiedelten das Land zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert. Die Kultur und die Sprache (Te Reo) der Ureinwohner wird ganz bewusst bewahrt und wertgeschätzt. So kann man überall Skulpturen finden, die aus ihrer Kultur stammen. Schilder und Hinweise sind meist zweisprachig. So findet man neben dem Englischen auch die maorische Schrift. In verschiedenen Orten Neuseelands kann man die Siedlungen oder auch kulturelle Veranstaltungen besuchen, um mehr über dessen Geschichte zu erfahren.
    Was uns (nicht despektierlich gemeint) auffiel, ist, dass so gut wie alle Maoris übergewichtig sind. So machten wir uns diesbezüglich etwas schlau. Es heißt, dass diese öfter arm sind als andere Neuseeländer, mehr trinken und genetisch zur Fettleibigkeit neigen. Laut WHO, hat Neuseeland die zweithöchste Rate übergewichtiger Erwachsener im englischsprachigen Raum.

    *Überall Deutsche und Franzosen*
    Viele meiner Freunde und Bekannten waren schon einmal in Neuseeland. Weil sie ein Auslandssemster machten, für Work & Travel, während einer Langzeitreise oder zum Urlaub. Unter den Deutschen scheint es eines der beliebtesten Länder zu sein.
    (Kein Wunder, denn hier ist es wirklich unglaublich schön.) Ich würde behaupten 90% aller, die wir so trafen und um uns auf den Campingplätzen herum waren, waren tatsächlich auch Deutsche oder Franzosen. Irgendwann schon fast etwas nervig. Es war ganz selten, dass man mal jemand aus einem anderen Land getroffen hat. Zwischendrin war mal ein Schwede, ein Amerikaner oder ein belgisches Pärchen. Laut letztem Zensus sind etwa 5% der Einheimischen deutsche Zuwanderer oder haben zumindest deutsche Wurzeln.
    Wenn ich Work & Travel gemacht hätte oder machen würde, würde ich mich auch für Neuseeland entscheiden. Die meisten, mit den wir gesprochen haben, reisen tatsächlich auch für ein ganzen Jahr hier herum.

    *Natur*
    Wer in Neuseeland einreisen möchte, muss saubere Schuhe haben. Zudem wird die Campingausrüstung etc. am Flughafen durchgecheckt, damit auch kein Dreck aus anderen Ländern mit reingebracht wird. Das passiert nicht ohne Grund. Denn die Flora und Fauna soll nicht beschädigt werden und der Erhalt der Natur und der Artenvielfalt ihrer Tiere wird hier ganz groß geschrieben. Bevor man Wanderwege betritt, muss man sich oft die Schuhe putzen und desinfizieren und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man nur auf dem offizielen Weg laufen und nicht davon abkommen darf.
    Und auch wir haben Neuseeland als absolut einzigartig wahrgenommen. So oft stößt man auf nahezu unberührte Natur und wilde Landschaften. Dazu kommen die unterschiedlichsten Strände, glasklare Seen, Flüsse und Fjorden. Hügellandschaften, teilweise von Schnee bedeckte Berge, Vulkane und geothermische Gebiete. Zudem sind die Grüntöne der Weidewiesen und unterschiedlichen Wälder ein echtes Wunderwerk. Noch nie zuvor habe ich eine derart saftige Natur gesehen, wie hier in Neuseeland. Es wäre wünschenswert, dass dies für immer genau so bleibt.

    *Naturkatastrophen*
    So schön wie die Natur ist, so sind hier Naturkatastrophen leider auch gar nicht so unüblich. Unser Hinflug startete schon mit der Ersten, bei dem der gesamte Flughafen in Auckland überschwemmt war.
    Drei Wochen später kam der Jahrhundertsturm, bei dem es ebenso zu wahnsinnigen Überschwemmungen und zahlreichen Erdrutschen kam. Noch heute sind eingie Teile der Nordinsel komplett abgeschnitten und eingestürtzte Häuse müssen immer noch geborgen werden.
    Zudem werden jährlich über 15.000 Erdbeben registriert, von denen aber nur ca. 150 davon spürbar sind oder Schäden anrichten. Zwei, die etwas Stärker gewesen sein sollen (in Wellington und Rotorua) haben wir hier mitbekommen, waren jedoch nicht zum Zeitpunkt des Geschehens in den jeweiligen Orten.

    *Tiere*
    Man sagt, in Neuseeland leben doppelt so viele Schafe wie Menschen. Wir jedoch behaupten: Hier leben mehr Kühe als Schafe. Viel viel mehr Kuhweiden, als Schafwiesen haben wir im gesamten Land wahrgenommen. Stand Februar 2023 ist jedoch, dass es 10 Millionen Kühe und 26 Millionen Schafe gibt. Aber wo sind denn die ganzen Wollknäul? Wir haben sie jedenfalls nicht gesehen. Aber das sind natürlich nicht die einzigen Tiere, die man hier zu Gesicht bekommt. Die Vogelvielfalt ist hier auch enorm groß. Darunter gibt es ein paar wirklich witzige Gestalten, die ich auch noch nie zuvor gesehen habe. Z. B. ein Pukeko, das als Sumpfhuhn gilt oder der Kea, ein grüner Bergpapagei, die sehr interessante Geräusche von sich geben. Dann laufen überall noch ein paar Wekarallen oder wilde Hühner herum.
    Ein Kiwi, das als Nationaltier gilt, bekamen wir in freier Laufbahn leider nicht zu sehen. Auf dieses Tier sind die Neuseeländer aber so stolz, dass sich sich ja selbst sogar als Kiwis bezeichnen.

    *Sandfliegen*
    Wenn wir schon bei Tieren sind, habt ihr schon einmal mit Sandfliegen Bekanntschaft gemacht? Auf der Nordinsel bleibt man davon komplett verschont, auf der Südinsel jedoch wird man regelrecht zerfetzt von diesen Viechern. Ein Fluch jeden Campers! Diese Mistviecher beißen sich an einem fest. So war es üblich, dass man abends übersäht war mit blutenden kleinen Stellen, die sofort anschwillten und wahnsinnig juckten. Besonders gern mögen sie Knöchel und Handgelenke. Ich werde mich ab sofort nie wieder über Mücken beschweren.

    *One Lane Bridge und Straßenschwellen*
    So schön hier auch die meisten Straßen zum Fahren sind, es gibt aber auch ein paar Dinge, die, wenn sie auf einer Route häufig vorkommen, echt nervig sind.
    Zum Einen die einspurigen Brücken, bei denen eine Seite logischerweise immer den Vorrang geben muss. Oft gar kein Problem, doch immer wieder sind diese entweder so lang oder liegen so ungünstig in der Kurve, dass man am anderen Ende nicht erkennen kann, ob Gegenverkehr kommt. Einmal hatten wir eine Route, bei der gefühlt pro Kilometer eine dieser Brücken kam, bei der immer von unserer Seite die Vorfahrt gewährt werden musste, sodass wir permanent anhalten mussten und kaum voran gekommen sind.
    Innerorts und auf jedem Parkplatz gibt es dann noch jede Menge Straßenschwellen. Man fährt automatisch langsam, na klar, dafür sind sie ja da. Aber bedenkt man dabei auch die ganzen Camper, dessen Ladungen auch bei nur 10km/h (obwohl diese für 25km/h ausgelegt sind) komplett durch den Innenraum hüpft? Äußerst unsaft das Ganze und auch hier gibt es gerade in den größeren Ortschaften jede Menge davon.

    *Günstige Autos*
    Was in Deutschland mittlerweile unbezahlbar wird und deren Gebrauchtwagenmarkt nahezu preislich explodiert, kann man hier verhältnismäßig wirklich günstig erwerben. So werden hier z. B. je nach Baujahr, Kilometerlaufleistung und Ausstattung die Campervans zwischen 5.000 und 8.000 € gehandelt. In Deutschland ist man mit einem gleichwetigen Modell mindestens 15.000€ los, wobei die Tendenz deutlich nach oben geht.
    Auch wenn wir an Gebrauchtwagenhändlern vorbeikamen, dessen Preise für die Autos ersichtlich waren oder auf dem Sonntagsmarkt für Gebrauchtwagen, auf dem wir einmal selbst mit unserem Camper standen, konnten wir oft unseren Augen nicht trauen, dass diese wirklich so wenig kosten sollten. Da können wir in Deutschland nur von träumen.

    *Fähre*
    Mit der Fähre haben wir auch zwei Mal das Vergnügen gehabt. Hier gibt es zwei verschiedene Unternehmen. Die Interislander und die Bluebridge. Tipp an Alle: bucht rechtzeitig. Wer planen kann, mindestens 2 Monate voraus, am besten noch länger. Wir mussten jeweils sehr kurzfristig auf die Fähre und konnten dies leider vorher nicht planen. Im Internet ist generell alles ausgebucht und per Telefon wird man einfach abgewimmelt. Nach mehreren Versuchen fuhren wir also direkt zum Hafen und versuchten es vor Ort. Hier hat man uns bei der Fahrt von Wellington nach Picton direkt am nächsten Tag einen Platz geben können (trotz durch den Sturm beschädigter Fähre, die ausfiel). Da leider auch diese Fähre dann kaputt ging, bevor sie abfahren konnte, wurde das Ticket dann wieder storniert. Also wieder hinein ins Büro und auch diesmal haben wir direkt wieder eine Umbuchung für den Tag darauf bekommen. Hier lief alles rein über Interislander.
    Unsere Rückfahrt von Picton nach Wellington war so leider gar nicht geplant, da wir von Christchurch nach Auckland fliegen wollten. Somit sind wir diesmal wieder direkt zum Hafen gefahren. Interislander wimmelte uns direkt ab und sagte, sie könnten uns frühestens Anfang April ein Ticket geben. Also sind wir zu Bluebridge und bekamen am selben Tag noch eine Fahrt und das auch noch um einiges günstiger, als wir bei der Hinfahrt mit Interislander gezahlt haben.
    Achja und plant mit ein, dass die Fähre grundsätzlich Verspätung hat. Bei beiden Fahrten kam jedesmal eine SMS, dass die Abfahrt um 1 bis 2 Stunden nach hinten verschoben wurde. Das Gleiche auch bei Stefan. Also planmäßig scheint hier nichts zu laufen.

    *Spielplätze*
    Wär ich hier gerne Kind gewesen! Wirklich in jedem Ort gibt es so coole Abenteuerspielplätze. Von Piratenschiffen, über Seilbahnen, Klettergerüsten, Reifenschaukeln bis hin zu Wasserspielgeräten. Für alle Spielplatzbauer, die Inspiration suchen, ein Besuch in Neuseeland kann ich hierbei sehr empfehlen.

    *Toiletten, Duschen, Trinkwasser*
    Was wirklich absolut toll hier ist, ist, dass es überall öffentliche Toiletten gibt, die auch fast täglich gereinigt werden. Selten sind wir auf eines gestoßen, das weniger hygienisch war. Ebenso gibt es an den meisten Stränden und auch an Spielplätzen öffentliche Duschen. Diese dienen hauptsächlich dazu, sich das Salzwasser abzuwaschen. Wenn es einen dazugehörigen Abfluss gab und das Wasser nicht nur in die Wiese lief, nutzten wir hin und wieder die Möglichkeit, hier auch mit Shampoo uns schnell einmal abzuduschen. Wir als Camper, die hauptsächlich auf kostenlosen Parkplätzen stehen und sonst keine Möglichkeit zum Duschen haben, goldwert.
    Wo es einen Spiel- und/oder Sportplatz gibt, gibts es auch grundsätzlich einen Trinkwasserspender. So konnten wir immer unsere Wasserkanister und -flaschen auffüllen und mussten nicht ständig neue im Supermarkt kaufen.

    *Camperleben*
    Etwas, das sich hier allgemein sehr gut umsetzen lässt, ist das Campen. Nicht umsonst, ist hier sehr viel darauf ausgelegt. Dies zieht nicht nur total viele Reisende an, sondern auch Einwohner, die ihren Urlaub nutzen, mit einem Camper durchs eigene Lang zu reisen.
    Überall findet man, vorausgesetzt man ist "Selfcontained" unterwegs, kostenlose Stellplätze. Wer etwas mehr möchte oder beispielsweise nur mit einem Auto und Zelt reist, der kann sich auf einem offiziellen Campingplatz einbuchen. Hier gibt es je nach Ort und Ausstattung jede Menge in den unterschiedlichsten Preisklassen.
    Ein toller Nebeneffekt beim Roadtrip, den wir sehr vermissen werden, ist es, die ganze Zeit draußen zu sein. Und damit meinen wir wirklich die ganze Zeit! Nur zum Schlafen ist man ins Auto gekrochen, ansonsten hält man sich bei Wind und Wetter an der frischen Luft auf. Ja, das kann bei Regen manchmal unangenehm werden, aber dennoch weiß man es sehr zu schätzen. Ich bin gespannt darauf, wie es wird, sich wieder länger in geschlossenen Räumen aufhalten zu müssen.
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