• Wo Steine Geschichte flüstern…

    October 10 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Freitag, 8 Uhr, 9 Grad, aktuell; allerschönstes Wetter!

    Der Tag begrüsst uns mit wunderbarem Sonnenaufgang über dem Alvar.
    Nun…ja…ich weiss, Öland ist nicht jedermanns Sache; einigen ist es zu flach, anderen zu öde und wieder andere haben Mühe mit dem vielen Wind der da hemmungslos über die Insel fegen kann. Aber…wer oder was sollte ihn stoppen? Windschützende Hügel oder gar Berge gibt’s nicht!

    Zurück an die Ostküste, auf den Spuren der alten Schweden!
    Gemütlich tuckern wir nordwärts, die Sonne blinzelt durch die bunten Herbstbäume, und irgendwo zwischen zwei Dörfern, deren Namen man nur mit Zungenknoten aussprechen kann, biegen wir spontan ab. Der Weg windet sich durch goldene Wälder, bis ein unscheinbarer Wegweiser auftaucht: „Ismantorps fornborg“. Klingt nach einem Ort, an dem man entweder einen Schatz findet oder von Wikingern überfallen wird.🤣

    Was wir stattdessen finden; Steine. Viele Steine. 😄
    Aber nicht irgendwelche; hier liegen die Überreste einer richtigen Ringburg! Der äussere Steinwall misst stolze 125 Meter im Durchmesser und im Inneren erkennt man noch die Fundamente von 95 Häusern. Archäologen datieren das Ganze auf etwa 300 bis 500 n. Chr.,
    also eine Zeit, in der Netflix noch analog war und man Streitigkeiten vermutlich mit Keulen statt Kommentaren austrug.🫣😅

    Wozu die Burg diente, weiss bis heute keiner so genau.
    Vielleicht war’s eine Verteidigungsanlage?
    Vielleicht ein Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft?
    Oder einfach ein mittelalterliches Wohnprojekt mit Gemeinschaftsplatz und neun Eingängen.🤓

    Vom Parkplatz führt ein kleiner Pfad durch ein Wäldchen, bis man plötzlich auf eine riesige Lichtung tritt wo man direkt mitten in der Geschichte steht.
    Während mein Schatz die Drohne starten lässt und das Ganze aus der Vogelperspektive filmt, spaziere ich durch die alten Mauern.

    Vor meinem inneren Auge läuft der Film ab:
    Steinhäuser mit Reetdächern, rauchende Feuerstellen, Kinder die barfuß durch den Matsch rennen, und Hühner, die sich um den besten Platz auf dem Misthaufen streiten. Menschen tragen einfache Tuniken und das Leben ist hart!

    Ein beeindruckender Ort!
    Und während der Wind durch die Bäume rauscht, kann man fast glauben, dass gleich ein Wikinger hinter dem Steinwall hervortritt oder wenigstens ein Tourist mit Selfiestick. 😏
    Von der Spätantike direkt ins Gräberfeld…Geschichtsreise mit Bodenhaftung 😅
    Nach unserem kleinen Abstecher in die Welt der Rundburgen rollen wir weiter durchs herbstliche Öland und landen schliesslich im „Karums Alvar“. Karg, flach, windig… aber irgendwie magisch.
    Und weil wir ja schon im „archäologischen Flow“ sind, schauen wir uns natürlich auch noch das Gräberfeld an.
    Direkt vor unserer „Perle“, unserem rollenden Zuhause 🚌💨liegt ein Grab das aussieht wie ein steinernes Boot, komplett mit Bug und Heck aus aufrecht gesetzten Steinen. Kein Wunder, dass es im Volksmund den Namen „Arche Noah“ bekommen hat.
    Nur, dass hier keine Giraffen eingestiegen sind, sondern jemand aus der jüngeren Bronzezeit (etwa 1100–500 v. Chr.) seine letzte Ruhestätte fand.

    Rundherum finden sich noch mehr steinerne Zeitzeugen: Grabhügel, Steinsetzungen und stehende Felsblöcke aus der älteren Eisenzeit (500 v. Chr. bis 400 n. Chr.)
    Archäologen haben in einigen Gräbern Feuerbestattungen entdeckt, dazu persönliche Gegenstände wie Fingerringe, Spangen, Schwerter und Pfeilspitzen.

    Natürlich sind diese vielen Steinhaufen, Mauern und Hügel echte archäologische Schätze aber ehrlich gesagt, uns zieht hier etwas anderes in den Bann:
    Diese karge, weite Landschaft, das raue Alvar, die felsigen Küsten und Wälder mit ihren bizarr verbogenen Bäumen.
    Geschichte schön und gut…
    aber die Natur ist hier für uns einfach die eigentliche Hauptdarstellerin.

    Alles andere?
    Nur spannende Zugabe! 😅

    Die bevorstehende Nacht verbringen wir auf dem Stellplatz eines ehemaligen Bauernhofes, jetzt eine Boulehalle in Tjusby…
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