• 9 Km, 18 Grad und jede Menge Geschichten

    October 11 in Sweden ⋅ 🌙 13 °C

    Samstag, 9 Uhr, 14 Grad warm😊schön mit böigen Winden…

    Heute ist richtig schönes Wanderwetter!
    Wir packen einmal mehr alles zusammen. Da sind wir schon echte Routiniers, jeder Handgriff sitzt, mein Schatz macht aussen rum klar Schiff und ich verstaue im Inneren alles so, dass es beim fahren nicht klappert oder dass mein Basilikum-Stöckchen bei einer Bremsung nicht den „Flugweg“ nach vorne nimmt und dabei die ganze Erde über der Sitzgruppe verteilt 🫣

    Wir fahren in den „Trollskogen“/„Zauberwald“ an die Nordspitze von Öland.
    Wetter hin oder her…für uns IMMER ein Must! Wir lieben diesen so vielfältigen Wald.
    Heute gehen wir den Weg in umgekehrter Richtung an.🥾🥾

    Der kleine Waldbahnhof gleich beim Parkplatz, der, wo im Sommer noch Dampf und Nostalgie in der Luft lagen ist inzwischen fein säuberlich eingemottet. Alles schön winterfest, damit die Eichhörnchen nicht plötzlich Fahrkarten verkaufen. 😅
    Die schwarze Dampfeisenbahn, die bis Mitte August tapfer Touristen zwischen Fagerrör und dem Naturschutzgebiet hin und her tuckert, hat sich ebenfalls in den Winterschlaf verabschiedet.

    Von hier aus marschieren wir direkt runter zum steinigen Strand der Ostsee. Der Wind weht uns die frische Salzluft um die Nase…und…moment mal… was sehen wir da???
    Tatsächlich Menschen, die im Meer baden!
    Ja, es ist warm… aber nicht sooo warm. 18 Grad!
    Ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke! Die müssen wahlweise Eisbären, Wikinger oder einfach völlig schmerzfrei sein.🥶

    Ein paar Minuten später erreichen wir das alte Schiffswrack von 1926.
    Die „Swiks“, ein alter Schoner der hier gestrandet ist.
    Jedes Jahr scheint ein bisschen weniger von ihm übrig zu sein. Das Holz zerfällt langsam, als würde das Meer selbst sagen: „Danke für den Besuch, aber ich nehm den Rest mit.“
    In einer stürmischen Winternacht 1926 lief das Schiff auf die Sandbank hier auf. Zum Glück konnten sich alle sieben Seeleute mit ihren Beibooten an Land retten…wahrscheinlich bibbernd, aber immerhin überlebt!

    Schon nach ein paar Schritten stehen wir mittendrin im sagenumwobenen, über 200 Jahre alten Kiefernwald, der seinen Namen wirklich verdient. Hier wachsen Bäume, die aussehen, als hätten sie schon alles gesehen, von den Wikingern bis zu den ersten Selfie-Sticks. ☺️

    Die Kiefern sind so krumm und knotig, dass man fast meint, sie hätten Yoga ausprobiert… und es dann irgendwann aufgegeben.
    Zwischen ihnen stehen ehrwürdige, alte Eichen mit mächtigen Kronen, die wirken, als hätten sie über das Ganze hier die Aufsicht.
    Manchmal sehen die verschlungenen Baumstämme aus wie ein verdrehter Lindwurm, dann wieder wie eine moderne Skulptur… oder ein Baum, der einfach beschlossen hat: „Ich wachse heute mal andersrum!“
    Aber ganz ehrlich…jeder sieht hier was anderes. Der eine ein Fabelwesen, der andere ein Fragezeichen, und wieder andere denken:
    „Wow, das ist ganz schön verwachsen hier.“ 😅

    Das märchenhafte Gefühl wird noch verstärkt durch Efeu, der sich über alles schlingt und von der Sonne bestrahltes Moos, das in sämtlichen Grüntönen leuchtet.
    Dazu dieser Duft! Nach Kiefern, Pilzen und ab und zu weht der süssliche Hauch des „gemeinen Efeus“ vorbei, als würde der Wald ein bisschen Parfüm tragen.
    Hier könnte ich stundenlang verweilen.
    Einfach nur stehen, schnuppern, staunen und hoffen, dass kein Baum plötzlich flüstert: „Na, verlaufen?“ 👻

    Ja… und dann gibt’s noch die 900-jährige Trolleiche.
    Sie steht da, mitten im Wald, mit einem Ausdruck von „Ich hab schon alles gesehen“ – und ehrlich gesagt: Das hat sie vermutlich auch.
    Seit dem Mittelalter trotzt sie Wind, Wetter und wahrscheinlich auch ein paar neugierigen Touristen, die sich fragen, ob da wirklich ein Troll drin wohnt. Also…wenn’s im Blätterdach raschelt, ist’s wahrscheinlich nur ein Eichhörnchen…hm…vielleicht aber auch ein Troll?🧌🐿️
    Früher war die alte Dame übrigens ein wichtiger Orientierungspunkt für Seeleute. Heute dient sie eher dazu, Wanderern den Weg zu zeigen.

    Dann geht’s auf der anderen Seite der Nordspitze wieder zurück.
    Von hier aus sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht den Leuchtturm „Långe Erik“, der da steht wie ein aufrechter älterer Herr – etwas steif, aber zuverlässig.

    Kurz darauf kommen wir an einer alten, schon etwas eingesunkenen Teergrube vorbei. Hier wurde um 1900 aus harzigen Kiefern Teer gewonnen. Heute sieht’s eher so aus, als würde gleich ein Hobbit rausspazieren. 🪵🧙‍♂️
    Und jaaa…auf Öland kann man gehen und stehen, wo man will.
    Egal, man trifft immer auf ein historisches Stein- oder Hügelgrab.

    Hier mitten im Wald stossen wir dann auf eine lange, schmale und ziemlich tiefe Senke.
    Einer alten Sage nach soll das die letzte Ruhestätte eines gestrandeten Schiffs sein…was, zugegeben, für einen Wald etwas unpraktisch ist. 🌲
    Im Krieg gegen Dänemark im 15. Jahrhundert lagerten die Schweden hier ihre Vorräte und nutzten die Stelle als Sammelplatz.
    Und am Grund dieser Senke befindet sich sogar ein Brunnen, dessen Wasser angeblich übernatürliche Kräfte haben soll. Klingt spannend, oder? Leider können wir das nicht testen, irgendein Spassvogel hat den Brunnen nämlich bis fast zum Rand mit riesigen Steinen aufgefüllt. 🤦‍♀️💧

    Weil sämtliche Restaurants und Kaffees geschlossen sind, gibt’s nach unserer knapp 9 Kilometer langen Wanderung die „Fika“ eben beim Womo. ☕🍰
    Selbstversorgung deluxe!
    Wir sitzen da, die Beine leicht müde, die Laune bestens und geniessen den letzten Schluck warmen Herbstsonnenschein. Man könnte sagen: Koffein trifft Naturidylle. 😄

    Danach beschliessen wir, die Nacht nur ein paar Kilometer weiter zu verbringen, in der Nähe des Strandes „Neptuni Äkrar“, mitten in den Wacholderbüschen.
    Mit Meeresrauschen im Ohr, Herbstduft in der Luft und dem Womo als gemütlicher Basisstation fühlt sich das an wie Luxus pur. 🚐💨
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