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  • Der erste Schritt: Das Visum

    August 3, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Liebe Leute, ich bin fertig auf der Bereifung!!!
    Mehr als den halben Tag habe ich mit der Beantragung unserer Visa heute verbracht ....

    Doch von Anfang an :)

    Wenn man für maximal 30 Tage nach Thailand einreisen will als Staatsangehöriger der so genannten DACH-Staaten (Deutschland, Österreich und die Schweiz gemäß der internationalen Länderkennzeichen D-A-CH), dann braucht man ausser einem noch mindestens 6 Monate gültigen Reisepass, einem Rückflugticket und dem gepackten Koffer gar nichts. Das Gleiche gilt auch, wenn man wie wir in den vergangenen Jahren mehr als vier Wochen bleiben will und die Möglichkeit zum sogenannten Visa Run nutzen kann und will.

    Es läuft dann so, dass man am Flughafen Bangkok bei der Einreise aus Europa die 30 Tage Aufenthaltserlaubnis in den Pass gestempelt bekommt. Rechtzeitig vor Ablauf der 30 Tage reist man - am sichersten für eine komplikationslose Abwicklung per Flugzeug - in ein Nachbarland (z. B. Kambodscha, Malaysia, Laos, Vietnam) aus, bleibt ein paar Tage und bekommt bei der Wiedereinreise nach Thailand erneut komplette 30 Tage.

    Ewig und noch länger wird das aber nicht funktionieren, irgendwann steigt das Risiko, bei der Wiedereinreise an der Grenze abgewiesen zu werden, und anstrengend ist dieses Hopping zwischen den Ländern alle vier Wochen irgendwann auch.

    Bei unserem letzten Aufenthalt in Thailand 2021/22 , den wir hier ja auch veröffentlicht haben, waren die Grenzen zu den Nachbarländern wegen Corona noch geschlossen, so dass sich ein Visa Run verbot und wir ein für 60 Tage gültiges Touristenvisum beantragt und dabei schon mal spezielle Erfahrungen gesammelt haben. Wer interessiert ist, ist herzlich eingeladen, bei der damaligen Reise noch einmal nachzuschmökern.

    Nun wollen wir dieses Mal ja ein gutes halbes Jahr in SO-Asien vorbringen. Da kommt man mit dem Touristenvisum nicht weiter. Die Lösung und das Zauberwort heißt nun hierfür "Rentnervisum", eben ein Visum für die reifere Generation. Es gibt verschiedene Unterkategorien je nach geplanter Aufenthaltsdauer mit je höheren Anforderungen, desto länger der geplante Aufenthalt dauern soll.

    Da wird schon mal ein deutsches Führungszeugnis und ein Gesundheitszeugnis des deutschen Hausarztes verlangt, ganz zu schweigen von den finanziellen Anforderungen. Nach viel Recherche in sozialen Medien stellte sich für uns das sogenannte "Non-Immigrant O retirement visa" als das Sinnvollste heraus.

    Der Aufenthalt ist hierbei zunächst auf 90 Tage begrenzt, kann aber (und so ist unser Plan) vor Ort in Thailand bei der Einwanderungsbehörde, der so genannten Immigration, auf ein Jahr verlängert werden. Zu den Voraussetzungen für die Verlängerung mache ich später einmal nen extra Post.

    Schon für die 90 Tage ist einiges an Voraussetzungen zu erfüllen. Der Thailändische Staat möchte nicht, dass ihm die sogenannten farangs (von foreigner, also Fremde) auf der Tasche liegen. Man muss also nachweisen, dass man in der Lage ist, sich vor Ort selber finanziell zu tragen.

    Dazu werden monatliche Fixeinkünfte pro Person von 65.000 Thailändischen Baht, abgekürzt THB, verlangt. Das sind nach heutigem Wechselkurs 1.715 Euro. Wird dieser Betrag nicht erreicht, dann müssen alternativ die Kontoauszüge der letzten drei Monate mit einem Bestand von jeweils 5.000 Euro am Monatsende vorgelegt werden.

    Auch braucht es eine separate Auslandsreisekrankenversicherung. Wir haben als Bestandteil in unserer privaten Krankenversicherung auch eine Auslandsreisekrankenversicherung eingeschlossen, die allerdings nur für maximal 56 Tage pro Reise leistet. Das reicht diesmal also für unseren geplanten langen Aufenthalt nicht. Also recherchiert, Freude darüber, dass die Stiftung Warentest gerade Anfang des Jahres einen einschlägigen Test durchgeführt hat und ein bisschen rumtelefoniert.

    Es gibt zwar bei dem ins Auge gefaßten Anbieter keinen vorherigen Gesundheitsfragebogen, aber in der Branche gilt allgemein (und das ist auch logisch nachvollziehbar): je höher das Alter, desto teurer der Beitrag. Ich hoffe, dass wir uns mit unserem Anbieter richtig entschieden haben. Vertragsabschluss und Support danach waren jedenfalls 1A. Man braucht ja beispielsweise eine Versicherungsbestätigung in Englisch, und die kam schon mal ohne Nachfragen nach Abschluss der Versicherung sofort vom Anbieter.

    Dann geht es ans Fotografieren. Man braucht neben dem Reisepass, der ja ohnehin zwingend ist, zunächst ein Passfoto, das nicht älter als 6 Monate sein darf. Das war bei mir fällig, weil ich noch kein Foto mit meiner nun erreichten aktuellen Naturhaarfarbe hatte. Christian hatte es einfacher, da hat sich an der Haartracht in den letzten Jahren nicht viel geändert....

    Es ist auch ein Fotoscan der Rückseite des Personalausweises nötig; denn aus dieser ergibt sich der Wohnsitz, der wiederum entscheidend für die Wahl der zuständigen Ansprechstelle des thailändischen Außenministeriums in Deutschland ist. Wir wohnen in MV, also ist für uns die Royal Thai Embassy in Berlin zuständig.

    Man erinnert sich augenzwinkernd an unsere einschlägigen Erfahrungen mit dieser in der Steglitzer Lepsiusstraße (Epi-Lepsiusstraße) gelegenen Institution bei der Vorbereitung der letzten Reise 2021/22.......

    Wer schlau ist, speichert alle Unterlagen zum Beispiel auf dem Tablet. Wer noch schlauer ist (letzteren Schritt habe ich persönlich im Laufe des Prozesses erreicht und dann vollzogen) versieht jede Datei mit einem sprechenden Namen, was das Auffinden erleichtert und vor Augenschäden beim verzweifelten Versuch, die richtige Datei zu finden, bewahrt. Hilfreich ist im weiteren Verlauf auch ein im Internet verfügbares kostenloses Programmpaket (IlovePDF), das mehrere PDF zu einer Datei zusammenfaßt (PDF-Merger) und z. B. ebenfalls JPEG-Bilddateien in PDF umwandeln kann.

    Wenn alles soweit vorbereitet ist, kann es eigentlich losgehen. Es gibt ein einziges zugelassenes Programm, über das die Visabeantragung läuft. Wenn man sich dort einmal registriert hat, gilt diese Registrierung für immer, ich hatte also kein Problem, gleich wieder ins Programm zu gelangen.

    Hauptsprache ist Englisch, Google Chrome war bereit, zu übersetzen, manchmal hilfreich, manchmal muss man jedoch die Sache wirklich selbst auf Englisch bearbeiten, weil z. B. die zwingend einzugebenden Reisedaten nur in der englischen Version vom Programm "gefressen werden". Dass bei der Adresse der Unterkunft (also die unserer Freundin Poms) neben der großen Stadt Bangkok noch der Stadtbezirk plus Unterbezirk angegeben werden muss, ist ein Gag am Rande.

    Das Nervigste war das Hochladen der beizubringenden Unterlagen. Pro Antrag ist nur eine einzige Datei zulässig. Spätestens jetzt braucht es den PDF-Merger; denn wie will man sonst Rentenbescheid und die Kontoauszüge in eine Datei kriegen? Gott sei Dank gibt es hier keine Größenbeschränkung wie bei den Bildern von Reisepass, aktuellem Passfoto etc.

    Als letzte Unterlage noch den werten Antragsteller von vorne mit der ersten Seite des Reisepasses neben dem Gesicht fotografiert und das Foto hochgeladen, dann war es das schon. Dass das System zwar eine Zwischenspeicherung zulässt, einen aber jedes Mal, wenn man in den eigenen Dateien nach dem gerade geforderten korrekten Dokument sucht, rausschmeisst und man sich mit Zugangsdaten und Captcha wieder von vorne einloggen muß, nervt spätestens nach dem fünften Mal erheblich. Hinzu kommt, daß man sich nun wiederum durch den kompletten Antrag bis zur letzten Seite hindurchscrollen darf, auf der man zuvor gewesen ist.

    Ist alles geschafft, geht es nun ans Bezahlen, vorher nimmt die Botschaft die Arbeit am Antrag nicht auf. Witz am Rande, der jetzt verfahrensbestimmend wird: zulässig sind hierbei nur Visa oder Mastercard, American Express wird nicht akzeptiert.

    Gerade, wenn man die Sache mit der Bezahlung fertig machen will, klingelt es an der Haustür: eine verspätete Zustellung. Man unterbricht nun also die Arbeit und beginnt danach wieder von vorn..... Nun übersieht man im Eifer des Gefechts, dass Google Pay einem jetzt American Express vorschlägt, man zieht die Sache also frohen Mutes durch - und, dann bekommt man so als Quittung endlich im Status - Überraschung!! - "Zahlung ausstehend" angezeigt.

    Gaaaaaaanz weit rechts ist dann eine Schaltfläche, auf der man die Zahlung dann doch korrekt abwickeln kann. Bis ich dahin gekommen bin (da war nämlich kein Hinweis, dass man mal nach rechts gehen könnte), habe ich viel Freude bei der Internetrecherche gehabt. Hilfreich war schließlich die Seite der Thailändischen Botschaft in Washington :)

    Nun aber ist alles in Sack und Tüten. Jetzt heißt es Daumen drücken, dass alle Unterlagen korrekt und vollständig sind und wir hoffentlich spätestens Ende August das Visum haben.

    Ich bin zutiefst dankbar für meine Verwaltungserfahrung und frage mich, was Menschen machen, die damit keine Berührung haben. E-Visa sind im Prinzip eine feine Sache, weil die persönlichen Besuche von Botschaft oder Konsulat, wie sie früher notwendig waren, jetzt entfallen. Der Pass muss nicht mehr verschickt werden, also ist das Risiko des Verlustes auch nicht mehr gegeben. Schön wäre es, wenn die Anwendung noch benutzerfreundlicher gestaltet würde und beispielsweise die durchgängige Erfassung der Angaben in Deutsch möglich wäre. Gegenwärtig wirkt das ganze Verfahren noch immer reichlich grob von ambitionierten Amateuren zusammengezimmert.

    Genug für heute, demnächst mehr an dieser Stelle. Bleibt alle gesund!
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