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  • Day 88

    Behördenwahnsinn oder Affenzirkus?

    January 24 in Thailand ⋅ ☁️ 29 °C

    Gestern, am 23. Januar, waren wir im Immigration Office in Bangkok, um unsere Aufenthaltserlaubnis zu verlängern. Bei unserer Einreise am 31. Oktober 2023 war die Erlaubnis auf zunächst 90 Tage begrenzt worden, also bis zum 28. Januar 2024.

    Die Behörde ist etwas außerhalb des Stadtzentrums in einem völlig neu errichteten riesigen Verwaltungskomplex unweit des alten Flughafens Don Muang untergebracht. Das Ganze gleicht einem erratischen Raumschiff, welches mitten in die Landschaft hingeklotzt wurde. Das Ensemble setzt sich aus mehreren Bauwerken zusammen, die Einwanderungsbehörde ist gemeinsam mit vielen anderen im Gebäude B untergebracht.

    Und das Bauwerk beherbergt neben den diversen Ämtern und Organisationen noch jede Menge anderes in seinen Mauern: Filialen der großen Banken des Landes, diverse Restaurants und Cafés, natürlich die unvermeidliche 7/11-Filiale und einen Drogeriemarkt, diverse andere Dienstleister, Essensverkaufs- und Obststände und Lebensmitteleinzelhändler verschiedener Art - eine eigene kleine Stadt inmitten der Großstadt.

    Beantragt haben wir eine maximal mögliche Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis um 365 Tage, also bis zum 28. Januar 2025. Gleichzeitig haben wir auch um ein sogenanntes Reentry-Permit nachgesucht, also eine Wiedereinreisegenehmigung mit der Erlaubnis für Mehrfachein- und -ausreise.

    Nun ist es nicht so, dass man einfach mal so eben zur Immigration geht, ein paar Papiere ausfüllt, freundlich mit dem Beamten spricht, nett lächelt und dann den begehrten Stempel in den Pass erhält. In Deutschland wird oft über zuviel Bürokratie geklagt. Allen diesbezüglichen Lamentierern empfehlen wir wärmstens einen Ausflug nach Thailand und das persönliche Durchlaufen des Verwaltungsprozesses der Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis für ein Langzeitvisum, wie wir ihn erfahren haben 😉

    Als Beamtin in Deutschland - durch über 30jährige Berufserfahrung im öffentlichen Dienst gestählt - habe ich mich schon bei der Vorbereitung der Reise in Deutschland auf der Seite der Immigration in Bangkok über das zum Gelingen Nötige informiert, was es braucht, um den begehrten Stempel zu erhalten. Weil ich aus vergangenen Aufenthalten schon wusste, dass nicht immer alles aufgeführt ist, was am Ende wirklich verlangt wird, habe ich diverse Foren von Expats genutzt und zahllose Youtube-Videos zum Thema angesehen, um weitere Informationen zu bekommen. Und letztendlich war unsere Erfahrung doch noch wiederum anders und teilweise überraschend.

    Phase 0: Was sind die offiziellen Dokumente, die vorzulegen sind?

    Im vergangenen Jahr reisten wir mit einem so genannten Non-Immigrant O-Retirement-Visum ein, und wir wohnen in Bangkok, also ist auch nur die hiesige Behörde für die Verlängerung zuständig und nicht irgendeine an anderem Standort im Lande. Jede Einwanderungsbehörde hat nun aber fatalerweise gewisse Freiheiten in dem, was sie verlangt bzw anerkennt, ebenso jeder Beamte des jeweiligen Standortes. Der bei uns in Deutschland übliche Begriff Ermessensspielraum deckt die hier übliche Praxis jedoch nicht komplett ab. Man kann sich also auf ein im Voraus planbares Behördenhandeln nur begrenzt verlassen.

    Über die finanziellen Anforderungen hatten wir ja schon an unterschiedlichen Stellen berichtet. Um diese zu erfüllen, eröffneten wir im November unser beider Bankkonten und haben uns die Einkommensbescheinigungen von der deutschen Botschaft besorgt. Der als Sicherheit auf dem Konto nachweisbare Festbetrag von umgerechnet gut 21.000 € muß vor der Stellung des Verlängerungsantrags zudem mindestens zwei Monate unangetastet auf dem jeweiligen Konto verbucht gewesen sein.

    Die vorzulegenden Dokumente sind laut der Webseite der Bangkok Immigration
    • Antrag
    • Passkopie des Antragstellers
    • Einkommensnachweis in Form eines bestätigten Renten- bzw. Pensionsbescheides und/oder
    • Nachweis über die erfolgte Einzahlung der erforderlichen Summe zum Termin (s.o.) durch eine in Thailand ansässige Bank und ein Nachweis der Kontobewegungen (hierzulande in Form eines sogen. Bankbuches üblich)
    Klingt machbar, oder?

    Phase 1: Wir vereinbaren online einen Termin bei der Behörde

    Frühestens 30 Tage vor dem Ablauf des bisher bei der Einreise bewilligten Aufenthaltes kann die Verlängerung bei Vorliegen aller Voraussetzungen beantragt werden. Frühestmöglicher Termin für uns zur Verlängerung daher aktuell der 21. Januar 2024, ein Sonntag. Behörden sind auch hier – im Gegensatz zu den Geschäften - sonntags geschlossen. Montags ist es deshalb allen Berichten zufolge immer brechend voll, also Termin für Dienstag den 23. Januar fixiert. Alle Berichte sagen, dass die Bankausdrucke vom Antragstag stammen müssen. Deshalb ist also vormittags noch ein vorbereitender Besuch der Bank zur Erlangung der nötigen Nachweise nötig. Darum dann den Termin bei der Behörde für den 23. Januar um 13:00h gemacht, dem ersten nach der Mittagspause, die von 12 bis 13h währt.

    Phase 2: Wir laden Anträge herunter und gehen kopieren, füllen alles aus und sortieren jeweils nach Antragsteller

    Auch wenn in vielen Bereichen das tägliche Leben hier sehr digital ist (bezahlen beim Streetfood Händler mit QR-Code als Beispiel!) und die Immigration die Antragsformulare online zum Herunterladen bereitstellt, muss doch alles bitte in Papierform eingereicht werden. Gut beraten ist derjenige, der sämtliche Kopien (bis auf die Bankunterlagen, siehe oben) und das Ausfüllen der Anträge schon vorher und nicht erst am Antragstag vor Ort erledigt. Immerhin erleichtert es den Vorgang, daß innerhalb des Gebäudes mehrere Geschäfte mit angesiedelt ist, in denen man allfällige Kopien anfertigen und Formulare ausdrucken kann.

    Auch wenn offiziell nicht verlautbart, so wussten wir doch, dass ein Wohnsitznachweis erforderlich ist, zum Beispiel der Mietvertrag. Zusätzliche Dokumente schaden nie, also haben wir auch die erste Stromrechnung und den Vertrag übers Internet kopiert. Die benötigten Passbilder für die Anträge hatten wir von Deutschland her schon mitgebracht. Die Kopie jeder Seite ist zusätzlich einzeln vom Antragsteller am unteren Seitenrand zu unterschreiben, also bei einem 15seitigen Mietvertrag bitte 15 Unterschriften. Ohne die Bankunterlagen kamen wir auf 28 Seiten pro Nase. Ergänzend zum Wohnsitznachweis gibt es dann noch ein vom Vermieter zur Verfügung zu stellendes Extraformular.
    Am Donnerstag vor unserem Termin bin ich schon mal bei unserer Bankfiliale gewesen, um die Bankbücher aktualisieren zu lassen. Blöd war, dass niemand mir gesagt hatte, dass das immer nur einen Monat rückwirkend erfolgt. Ergebnis: die Einzahlung des Geldes im November ist nicht dokumentiert. PANIK!!! Christians Aufenthaltsverlängerung hängt unabdingbar an diesem Nachweis!!!

    Phase 3: Wir besuchen die Behörde am Tag vor dem Antrag

    Durch Internetrecherche habe ich erfahren, dass unsere Bank eine Filiale im Verwaltungskomplex hat, in dem sich auch die Immigration befindet. Also habe ich am Montag den 22. Januar einen Ausflug dorthin gemacht, im Gepäck alles, was ich bis dahin an Papierwust für uns beide angesammelt hatte. Die Idee: in einer Art Probelauf mit den englischsprachigen Mitarbeitern der Bankfiliale klären, wie wir die Einzahlung vom November dokumentiert bekommen und anschließend nachmittags bei der Immigration schon einmal prüfen lassen, ob alles für einen Erfolg Nötige komplett vorhanden ist.
    Die Leute bei der Bank waren extrem hilfreich, das Schlagwort heisst „Drei-Monats-Kontoauszug“. Und eine offizielle Bescheinigung der Bank, dass wir auch wirklich und wahrhaftig ihre Kunden sind (ist auch zwingend bei der Immigration, steht aber nirgendwo auf der Webseite) bekämen wir am nächsten Tag auch. Bitte jedoch spätestens bis ca 10h erscheinen, um sicherzustellen, dass auch alles rechtzeitig fertig wird. Mit solchen Aussagen kann man doch arbeiten!

    Um kurz vor 13h habe ich dann bei der Immigration eine Wartenummer zum Unterlagencheck bekommen. 64 Leute vor mir, ok 😢 - aber zumindest ein QR-Code auf dem Nummernzettel, mit dem ich nachverfolgen konnte, wie die Schlange vor mir kürzer wurde. Gewartet habe ich knapp zwei Stunden, das riesige Großraumbüro proppevoll. Es war nicht abzuschätzen, wieviel hunderte von Leuten nur an diesem Nachmittag abgefertigt worden sind.

    Dies zunächst als Cliffhanger 😀 Wir schreiben spätestens morgen, wie es weitergeht. Jetzt klopft gerade der kleine Hunger an, wir müssen erstmal was essen gehen. Hold the line and stay tuned!
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