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- Gün 157
- 28 Mart 2025 Cuma 14:04
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- Yükseklik: 9 m
TaylandBangkok13°45’18” N 100°30’21” E
Geschüttelt - nicht gerührt!

Es war am 28. März 2025 gegen 13:20 h Ortszeit, und wir hatten gerade einen kleinen Imbiß aus gebratenen Fischküchlein zusammen mit eingelegtem Ingwer und Weißkohlstreifen genossen, als unsere Umgebung zu schwanken begann. Das ist ein eigenartiges Gefühl, wenn alles um einen herum unsicher wird, etwas wie auf hoher See, wobei das Gebäude, in dem man sich befindet, in den Fugen ächzt und knackt, sich leichte Risse in den Ixeln der Zimmerdecke auftun und der Putz herabrieselt. Es war ein Erdbeben, etwas, was im Sortiment meiner Lebenserfahrungen bislang fehlte, das ich aber auch keinesfalls vermißte!!
Die ersten Gedanken, die einem durch den Kopf schießen sind: War‘s das jetzt? Bricht gleich alles um einen herum zusammen und man wird unter Tonnen von Schutt begraben? Dann fiel mir ein: Türsturz!
Ich hatte einmal den Rat registriert, man solle sich bei einem derartigen Ereignis bestenfalls unter einen Türsturz einer tragenden Wand begeben. Also, nichts wie dorthin – bis zur Wohnungstür sind es nur drei kleine Schritte. Als wir die Tür öffneten und um die Ecke in den Korridor lugten, gingen überall in der Nachbarschaft die Türen auf, und ratlose und verängstigte Gesichter erschienen. Derweil schwankte das Gebäude munter weiter, es konnte einem leicht übel davon werden.
Dann ging der Gebäudealarm los. Geistesgegenwärtig das Mobiltelefon und den Wohnungsschlüssel geschnappt und gegenüber unserer Wohnung in das Fluchttreppenhaus hinein! Der Gebrauch eines Fahrstuhls zum aktuellen Zeitpunkt wäre schier selbstmörderisch gewesen. Wir hatten, faul wie wir waren, nach der morgendlichen Badbenutzung noch immer unsere Schlafanzüge an, doch das störte nicht, denn wir waren auch damit ausstaffiert durchaus präsentabel – jedenfalls in begrenztem Rahmen!
Gleich uns strebten viele andere Bewohner abwärts, doch es dauert, selbst wenn man in erhöhtem Tempo 18 Stockwerke abwärts hastet und einen unterwegs dann auch noch zum erdbebenbedingten leichten Schwankschwindel zusätzlich ein Drehwurm überfällt.
Draußen im Freien hatten sich schon eine Menge Mitbewohner eingefunden, ich entdeckte Ulrike und gemeinsam nahmen wir auf einer der steinernen Baumumrandungen vor dem Gebäude Platz. Das Nächste war, daß ich unseren Sohn in Hamburg kurz über die Situation und von unserem unbeschädigten Status unterrichtete – in der Heimat war es da knapp 7:30 h und Junior befand sich auf seinem Weg zur Arbeit in der Innenstadt. Er fiel natürlich aus allen Wolken, hatten denn auch die Medien die Ereignisse noch nicht auf dem Schirm und um den Globus herum posaunt. Dann war der Rest der Lieben daheim dran, und sogleich trudelten auch schon erste besorgte Antworten auf die Schreckensnachricht von dort ein.
Derweil hatte Ulrike Benedikt über WhatsApp live angerufen und ihn unterrichtet, so daß dieser weitere Informationsketten in Deutschland in Bewegung setzen konnte. Die Mitmenschen um uns herum – und das fiel absolut positiv auf - hatten die ganze Zeit weder beim Verlassen des Gebäudes als auch nachher keinerlei Aufregung geschweige denn Anzeichen von Panik gezeigt, sondern harrten ratlos aber ruhig abwartend auf die weitere Entwicklung. Kurz nach 13:30 h nahmen wir im Sitzen auf ebener Erde noch ein weiteres aber nun leichteres Schwanken der Umgebung wahr: lose aufgehängte Blumentöpfe im Vorplatzbereich begannen deutlich hin und her zu pendeln. Später stellte sich heraus, daß sich 12 Minuten nach dem Haupt- ein schwächeres Nachbeben der Magnitude 6,4 auf der Richterskala ereignet hatte.
Nun konnte ich mich etwas den Nachrichten widmen. Und langsam tröpfelten sie herein: Um 13:20 h hatte sich in Zentralmyanmar unweit der Millionenstadt Mandalay in 20 km Tiefe ein Erdbeben der Stärke 7,4 (Geoforschungszentrum Potsdam) bzw. 7,7 (US Geol. Survey) auf der nach oben offenen Richterskala ereignet.
Die Richterskala ist logarithmisch aufgebaut: von Stufe zu Stufe verzehntfacht sich jeweils die gemessene Stärke. Zwischen 7,0 und 7,9 spricht man von einem „größeren Erdbeben“: Schäden an den meisten – auch stabilen - Gebäuden; einige stürzen teilweise oder vollständig ein oder werden schwer beschädigt. Das verheerende Erdbeben in Haiti aus dem Jahr 2010 mit über 100.000 Toten hatte eine Stärke von 7,0. Es ist das stärkste Erdbeben in Thailand seit 90 Jahren gewesen. Im Jahre 1930 waren 500 Todesopfer zu beklagen.
Der Untergrund von Bangkok besteht bis in über 100 m Tiefe aus Tonen und Mergeln und reagiert darum auf Erschütterungen elastisch-plastisch – und dies ist in der gegebenen Situation von erdmechanischem Vorteil; denn es besteht somit eine erhöhte Pufferungsfähigkeit. Man haue vergleichsweise doch einfach einmal auf einen Pudding, um sich dieses zu verdeutlichen! Außerdem befand sich das Epizentrum in Mandalay rund 950 km Luftlinie von hier entfernt. Man stelle sich die Stärke der Erdbewegungen dort rückschließend vor! Bangkok liegt glücklicherweise eigentlich nicht in einer aktiven Erbebenzone, ist also allenfalls von den Auswirkungen in den angrenzenden Regionen betroffen.
Myanmar befindet sich an der Schnittstelle von vier tektonischen Platten: der Indischen, Eurasischen, Sunda- und Burma-Platte. Diese Platten interagieren aufgrund aktiver geologischer Prozesse und prägen die seismische Aktivität der Region. Entlang der Westküste der Kokosinseln, vor der Küste von Rakhine (Westküste von Myanmar, angrenzend an den Golf von Bengalen) und bis nach Bangladesch verläuft eine stark schräge konvergente Plattengrenze, die als Sunda-Megathrust (thrust = eigentlich Schubkraft, hier im Sinne von Überschiebung) bekannt ist. Diese große Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Indischen und der Burma-Platte und setzt sich nördlich von Myanmar bis in den östlichen Himalaya fort.
Eine bedeutende tektonische Struktur des Landes ist die Sagaing-Verwerfung, eine rund 1.400 km lange Transformstörung: zwei Kontinentalplatten schieben sich aneinander entlang. Bekanntes Beispiel hierfür ist die San Andreas-Spalte in Kalifornien. Erwähnte Sagaing-Verwerfung verbindet das Andamanen-Spreizungszentrum mit einer Kollisionszone im Norden und bildet die Grenze zwischen der Burma- und der Sunda-Platte. Die Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 49 mm pro Jahr aneinander vorbei, wodurch die Sagaing-Verwerfung als die erdbebenaktivste Zone Myanmars gilt.
Sie verläuft durch oder nahe an großen Städten wie Rangun, Naypyidaw und Mandalay. In der Vergangenheit kam es entlang dieser Störung zu mehreren schweren Erdbeben, darunter in den Jahren 1931, 1946, 1956, 1991 und 2012. Das Wiederkehrintervall variiert je nach Abschnitt der Verwerfung und liegt in den südlichen Bereichen, die 1930 aufbrachen, bei 100 bis 150 Jahren.
Trotz der wiederkehrenden seismischen Aktivität gibt es nur begrenzte wissenschaftliche Untersuchungen zur Erdbebengefahr in Myanmar. Eines der größten dokumentierten Beben ereignete sich 1762, als ein Abschnitt der Sunda-Megathrust (s. o.!) vor der Küste von Rakhine aufbrach. Dieses Beben wurde vermutlich durch das Abtauchen der Indischen Platte unter die Burma-Platte verursacht.
Doch nun zum weiteren Geschehen vor Ort. Ein altes Ehepaar, das gut Englisch sprach, gesellte sich zu uns und setzte sich neben uns. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, daß die beiden im 21. Stock unseres Hauses wohnen und ebenso wie wir alle vom Erdbeben überrascht worden waren. Allerdings hatte sich ihre Wohnungstür durch die Gebäudebewegungen verklemmt und ließ sich mit eigener Kraft nicht von innen öffnen, so daß sie erst durch externe Hilfe aus ihrer mißlichen Lage befreit werden konnten. Daß wir das Schwanken des Bauwerks so massiv empfanden, liegt vor allem an unserer erhöhten Wohnungslage. Hierdurch wurde die Schwingungsamplitude im Vergleich zu weiter unten liegenden Wohnungen merklich verstärkt.
Ein stärkeres Beben der Stärke 4,5 (moderates Erdbeben) wurde letztmalig am 19. April 1990 in Suphanburi, 78 km nordwestlich von Bangkok, registriert. Allerdings gibt es aus den vergangenen Wochen wohl bereits einige seismische Aktivität in Mynanmar, wobei hiervon – wohl vor allem bedingt durch die momentane desolate innenpolitische Situation des Landes – nichts nach draußen drang.
Allmählich kamen immer neue Fakten ans Licht. Im Chatuchak-Distrikt in relativer Nähe zu uns in Bang Khen ist durch die Erdbewegungen ein gerade zwischen dem neuen Hauptbahnhof und dem Gelände des Weekend-Marktes im Bau befindliches 30stöckiges Hochhaus – ein Regierungsbau - kollabiert und hat 47 Arbeiter unter sich begraben. Der Gouverneur von Bangkok rief den Notstand aus. Das Wasser in einer Reihe von auf Hochhausdächern angelegten Schwimmbecken, sogenannter Infinity Pools, schaukelte sich durch das Beben derartig auf, daß es sich schließlich in wildem Schwall über die Begrenzung hinausschießend auf die darunter verlaufende Straße ergoß. Von beiden Ereignissen sind Videos im Internet abrufbar. Hochhäuser, Hotels und Krankenhäuser wurden evakuiert. Die Leute campierten auf den Straßen im Freien. Der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt und auch der Straßenverkehr kam zum Erliegen: nichts ging mehr.
Anmerkung: Diese Situation gemahnt uns eindringlich an die derzeitige Lage in Berlin, wo eine wichtige Verbindungsbrücke auf dem Autobahnstadtring unterhalb des Funkturms wegen statischer Probleme gesperrt werden mußte. Seitdem quält sich der Straßenverkehr konzeptionslos durch die umliegenden Stadtviertel. Außerdem mußte auf der unter besagter Brücke verlaufenden Haupt-S-Bahnstrecke der Betrieb eingestellt werden. Zu allem Überfluß streikt dann auch noch die städtische Verkehrsgesellschaft BVG….
Die Organisation für uns außerhalb Gestrandete durch die Verwaltung unseres Wohngebäudes war vorbildlich. Wir wurden schnellstens mit Wasser versorgt. Eine Verteilstation wurde dazu vor dem Eingang eingerichtet. Die Zerstörungen in Zentralmyanmar müssen immens sein. Viele Gebäude, darunter eine Menge buddhistischer Tempel, scheinen eingestürzt, genau wie die bekannte historische Ava-Brücke, die bei Mandalay den Irawaddy überspannte. Über die Anzahl von Todesopfern, die in den nächsten Tagen mit Sicherheit noch stark steigen wird, kursieren bislang vage Angaben.
Da noch weitere Nachbeben vorhergesagt waren, bat man uns gegen 15 h, uns in einen etwas entfernteren Grundstücksteil zu begeben und das Weitere dort abzuwarten. Das taten wir gemeinsam mit allen anderen und verweilten dort im Schatten weiterhin bestens mit Wasser und kleinen Snacks versorgt, bis gegen 17 h Entwarnung gegeben wurde und wir den Aufzug benutzend in unsere Bleibe zurückkehren durften. Die erkennbaren inneren Schäden am Gebäude halten sich sehr in Grenzen und dürften für die Reparatur keinen großen Aufwand erfordern. Die Statik scheint weiterhin intakt.
Thailand scheint für dieses Mal anders als damals beim Weihnachtstsunami 2004 mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.
Quellen: Wikipedia, t-online.deOkumaya devam et
petrolundcurryIch hoffe, dass Ihr jetzt sicher seid in Eurer Wohnung. Solche Ereignisse sind schrecklich, vor allem wenn Menschen zu Schaden kommen.
Orthoklas on tourWir sind was die Sicherheit betrifft guten Mutes, danke! Leider wird man in der nächsten Zeit noch viel Negatives aus Myanmar hören.
Gezgin10 Stunden, ohne zu wissen, ob alles gut ausgeht, ist bestimmt sehr anstrengend! Ich hoffe, euren Freunden und ihren Familien geht es auch gut und die Erde hat sich wirklich beruhigt. Wir denken an euch und an die Opfer und ihre Familien. Wisst ihr, ob es lokal sinnvolle Initiativen gibt, die man noch besser unterstützen kann als die bekannten großen Hilfsorganisationen?
Orthoklas on tourHallo Dörte, wie wir erfahren haben, haben die Malteser ad hoc 250 T€ für erste humanitäre Maßnahmen in Myanmar bereitgestellt.