• Nachbeben

    31 Mac, Thailand ⋅ ☁️ 31 °C

    Da sitzt man nun also drei Tage nach dem Erdbeben und macht sich so seine Gedanken. Als wir vor über einem Jahr hier in unsere jetzige Bleibe einzogen, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, einmal die Fluchttreppe nutzen zu müssen – so schnell kann das gehen. Glücklicherweise befindet sich eines der drei Treppenhäuser des Gebäudes direkt gegenüber unserer Wohnung.

    Am 31. März, also gestern, erhielten wir von der Hausverwaltung die offizielle Bestätigung, daß die Prüfung unseres Hauses bis auf kleinere Schäden keine relevanten Mängel ergeben habe und somit volle Sicherheitsfreigabe erfolgen könne. Wahrscheinlich hätte für ein vergleichbares Prüfungsvorhaben bei uns daheim erst einmal eine umfangreiche Ausschreibung mit anschließendem Vergabeverfahren erfolgen müssen, das sicherlich aufgrund diverser Formfehler zeitraubende Gerichtsprozesse nach sich gezogen hätte….

    Ich glaube, daß unser Haus so relativ glimpflich davonkam, ist vor allem auch seinem Grundriß geschuldet: der ist nämlich Z-förmig. Das führt zu einer erhöhten Quersteifigkeit und Verwindungsresistenz der Gesamtstruktur. Hochhäuser in simpler Rechteck- bzw. abgeleiteter Säulenform sind deutlich „schwingungsfreundlicher“, wirken entsprechend äußere Kräfte auf sie ein. Thailand ist insgesamt betrachtet einigermaßen glimpflich und mit einem blauen Auge davongekommen.

    Heute waren wir für verschiedene Besorgungen zum ersten Mal wieder in der Innenstadt. Das Leben läuft erkennbar wie immer und so, als wäre nichts geschehen. Lediglich der eine oder andere Aufzug in anderen Gebäuden ist noch außer Betrieb.

    Wie gelingt denn eigentlich ein einigermaßen erdbebensicheres Bauen? Nun, der Dreh- und Angelpunkt ist die relative Entkopplung zwischen Bauwerk und Erdboden.

    Beim erdbebensicheren Bauen unterscheidet man zwei Ansätze.

    • Erdbebengerechtes Bauen mit dem Schutzziel, in großen Erdbeben die Fluchtwege offen zu halten
    Dazu strebt man ein duktiles – also verformungsfreundliches - Tragwerkverhalten an und baut Sollbruchstellen bei Überbelastung ein.

    • Erdbebensicheres Bauen mit dem Schutzziel der Ausfallsicherheit
    Hierbei ist das Ziel, das Verhalten der Gebäudegründungen durch entsprechende Lagerung elastisch zu gestalten (vgl. in der Folge). Ergänzend dazu gestaltet man Einbauten in der Art, daß sie auf Belastungen möglichst zerstörungsfrei reagieren.

    Die Entkopplung von Bauwerken von ihrem Untergrund, um die Wirkung der Erdbebenwellen auf diese zu verringern, kann durch verschiedene Arten der Lagerung erreicht werden. Das wesentliche Prinzip beruht dabei auf einer Erhöhung der Eigenschwingdauer des Bauwerks gemeinsam mit der Lagerung. Die auftretenden dreidimensional einwirkenden Erdbebenkräfte werden durch eine Verschiebung im Antwortspektrum des Bauwerkes verringert.

    1. Elastomerlager

    • Große Vollgummilager
    Hochelastische zylindrische Elastomerlager wirken in alle Raumrichtungen isolierend und dämpfend. Sie sind bei entsprechender Auslegung zum Schutz gegen die größten Erdbeben geeignet (Stichwort RSL: Räumlich schwimmende Lagerung).

    • Modifizierte Brückenlager
    Diese wirken in horizontaler Richtung (2D; vertikal steif) isolierend und dämpfend. Sie sind bei großer Schubverformungsfähigkeit zum Schutz vor kleineren Erdbeben geeignet (Stichwort HSL: Horizontal schwimmende Lagerung).

    2. Bleikernlager
    Ein Gummilager enthält dabei zusätzlich einen Bleikern, der durch plastische Verformung dämpfend wirkt und Energie absorbiert.

    3. Gleitlager
    Gleitlager ermöglichen die horizontale Bewegung (2D) des Bauwerks auf dem Untergrund und werden meist in Kombination mit anderen Verfahren der Absorption und Dämpfung eingesetzt.

    4. Gleitpendellager
    Diese Bauwerklager kombinieren verschiedene Verfahren und verwenden eine konkave Gleitplatte. Sie wurden unter anderem beim Akropolismuseum angewendet.

    Weiche Bauteile wie eine schwimmende Lagerung oder die Aufhängung einer Hängebrücke sind weitere Möglichkeiten der Lagerung von Bauwerken zur Verringerung der Belastung aus Erdbeben.

    Bei der Planung moderner Gebäude, orientiert man sich zunehmend an historischen Gebäudetypen, die sich als besonders erbebenresistent erwiesen haben. So zeigen Japanische Pagoden bei Erdbeben ein Schwingungsmuster (auch Schlangentanz genannt) um den zentralen Mittelpfeiler, durch das die Erschütterungen abgefedert werden, da sich jedes „Stockwerk“ in eine entgegengesetzte Richtung bewegt. Außerdem werden Schwingungen bei Pagoden und anderen traditionellen Holzbauten dadurch abgebremst, dass die einzelnen Balken nicht genagelt, sondern in einander gesteckt und verkeilt sind, was zusätzliche Beweglichkeit ermöglicht.

    Quellen: Wikipedia (auch Abbildungen), myanmar_mapper 919
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