• "On the Road to Mandalay ...."

    1. huhtikuuta, Thaimaa ⋅ ⛅ 34 °C

    Ich war letztmalig 1985 in Myanmar und habe dabei auch wiederum Mandalay die alte Königsstadt besucht. Die Stadt ist gegenwärtig rund um die Welt in Verbindung schlimmer und trauriger Ereignisse in aller Munde; denn die in der Nähe vorbei verlaufende Sagaing-Verwerfung hat ein schweres Erdbeben mit unermeßlichen Schäden über das arme Land gebracht.

    Und mir kommt auf diese Weise - ich kann und will es nicht stoppen - laufend Rudyard Kiplings Gedicht "Mandalay" in den Sinn, das in unseren Tagen u.a. durch Frank Sinatra schlimm verunstaltend ins Repertoire genommen wurde.

    M A N D A L A Y

    By the old Moulmein Pagoda,
    Lookin' lazy at the sea,
    There's a Burma girl a-settin',
    And I know she thinks o' me;
    For the wind is in the palm-trees,
    And the temple-bells they say:
    "Come you back, you British soldier;
    Come you back to Mandalay!"
    Come you back to Mandalay,
    Where the old Flotilla lay:
    Can't you 'ear their paddles chunkin'
    From Rangoon to Mandalay?
    On the road to Mandalay,
    Where the flyin'-fishes play,
    An' the dawn comes up like thunder
    Outer China 'crost the Bay!

    'Er petticoat was yaller
    An' 'er little cap was green.
    An' 'er name was Supi-yaw-lat
    –jes' the same as Theebaw's Queen,
    An' I seed her first a-smokin'
    Of a whackin' white cheroot.
    An' a-wastin' Christian kisses
    On an 'eathen idol's foot:
    Bloomin' idol made o' mud
    Wot they called the Great Gawd Budd
    Plucky lot she cared for idols
    When I kissed 'er where she stud!
    On the road to Mandalay...

    When the mist was on the rice-fields
    An' the sun was droppin' slow,
    She'd git 'er little banjo
    An' she'd sing "Kulla-lo-lo!"
    With 'er arm upon my shoulder
    An' 'er cheek agin my cheek
    We useter watch the steamers
    An' the hathis pilin' teak.
    Elephints a-pilin' teak
    In the sludgy, squdgy creek,
    Where the silence 'ung that 'eavy
    You was 'arf afraid to speak!
    On the road to Mandalay...

    But that's all shove be'ind me-
    Long ago an' fur away
    An' there ain't no 'buses runnin'
    From the Bank to Mandalay;
    An' I'm learnin' 'ere in London
    What the ten-year soldier tells:
    "If you've 'eard the East a-callin',
    You won't never 'eed naught else."
    No! you won't 'eed nothin' else
    But them spicy garlic smells,
    An' the sunshine an' the palm-trees
    An' the tinkly temple-bells;
    On the road to Mandalay...

    I am sick o' wastin' leather
    On these gritty pavin'-stones,
    An' the blasted English drizzle
    Wakes the fever in my bones;
    Tho' I walks with fifty 'ousemaids
    Outer Chelsea to the Strand,
    An' they talks a lot o' lovin',
    But wot do they understand?
    Beefy face an' grubby 'and -
    Law! wot do they understand?
    I've a neater, sweeter maiden
    In a cleaner, greener land!
    On the road to Mandalay...

    Ship me somewheres east of Suez,
    Where the best is like the worst,
    Where there aren't no Ten Commandments
    An' a man can raise a thirst;
    For the temple-bells are callin',
    An' it's there that I would be
    By the old Moulmein Pagoda,
    Looking lazy at the sea;
    On the road to Mandalay,
    Where the old Flotilla lay,
    With our sick beneath the awnings
    When we went to Mandalay!
    O the road to Mandalay,
    Where the flyin'-fishes play,
    An' the dawn comes up like thunder
    Outer China 'crost the Bay!

    Übersetzung:

    An der alten Moulmein-Pagode,
    träge aufs Meer blickend,
    sitzt ein burmesisches Mädchen,
    und ich weiß, sie denkt an mich;
    Denn der Wind weht durch die Palmen,
    und die Tempelglocken rufen:
    „Komm zurück, du britischer Soldat;
    komm zurück nach Mandalay!“
    Komm zurück nach Mandalay,
    Wo die alte Flottille lag:
    Hörst du nicht, wie ihre Schaufelräder
    von Rangun nach Mandalay klappern?
    Auf dem Weg nach Mandalay,
    Wo die fliegenden Fische spielen,
    Und die Morgendämmerung bricht wie Donner
    aus China über die Bucht herein!

    Ihr Unterrock war gelb
    und ihr Käppchen, das war grün,
    Und ihr Name war Supi-yaw-lat
    just genau wie Theebaws Königin,
    Und ich sah sie zum ersten Mal
    eine riesige weiße Zigarre rauchen,
    Und wie sie christliche Küsse
    auf den Fuß eines irdenen Götzenbildes hauchte:
    Ein strotzendes Götzenbild aus Ton,
    Das sie den „Großen Gott Buddha“ nannten.
    Sie kümmerte sich wacker um Götzenbilder,
    als ich sie dort küsste, wo sie stand!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Als der Dunst über den Reisfeldern lag
    und die Sonne langsam unterging,
    nahm sie ihr kleines Banjo
    und sang „Kulla-lo-lo!“.
    Mit ihrem Arm auf meiner Schulter
    und ihrer Wange gegen meine gelehnt
    beobachteten wir die Dampfer
    und die Hathis (indisch für Elefant), die Teakholz stapelten.
    Elefanten, die Teakholz stapelten
    im schlammigen, matschigen Ufer des Flusses,
    wo die Stille so niederdrückend auf allem lastete,
    daß man sich kaum zu sprechen wagte!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Aber das ist alles weit weg –
    lange her und fern.
    Und es gibt keine Busse,
    die hier vom Themseufer nach Mandalay fahren.
    Und ich lerne hier in London,
    was der Zehnjährig-Freiwillige (Soldat) sagt:
    „Wenn du den Osten rufen gehört hast,
    wirst du nie wieder der gleiche sein wie zuvor."
    Nein! Du brauchst nichts anderes
    als diesen würzigen Knoblauchduft,
    und den Sonnenschein, die Palmen
    und die klingelnden Tempelglocken;
    auf dem Weg nach Mandalay...

    Ich habe es satt, Leder
    auf diesen rauen Pflastersteinen abzulaufen,
    und der verfluchte englische Nieselregen
    weckt das Fieber in meinen Knochen;
    obwohl ich mit fünfzig Hausmädchen
    von Chelsea zum Strand (Straße in London) laufe,
    und sie reden viel von Liebe,
    aber was verstehen sie davon?
    Gedunsenes Gesicht, schmuddelig und –
    Meine Güte! Was verstehen sie?
    Ich habe ein hübscheres, süßeres Mädchen
    in einem saubereren, grüneren Land!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Schick mich nach irgendwohin östlich von Suez,
    dorthin, wo Gutes und Böses gleich sind,
    wo es keine Zehn Gebote gibt
    und wo ein Mann richtigen Durst entwickeln kann;
    denn die Tempelglocken läuten,
    und genau dort möchte ich sein,
    bei der alten Moulmein-Pagode,
    träge aufs Meer blickend.
    Auf dem Weg nach Mandalay,
    wo die alte Flottille lag,
    mit unseren Kranken unter den Planen,
    als wir nach Mandalay fuhren!
    O, der Weg nach Mandalay,
    wo die fliegenden Fische spielen,
    und die Morgendämmerung wie Donner
    aus China über die Bucht hereinbricht!

    „Mandalay“ ist ein Gedicht von Rudyard Kipling, geschrieben 1890 und erstmals 1892 in „Barrack-Room Ballads, and Other Verses“ publiziert. Das Gedicht spielt im kolonialen Burma, damals Teil Britisch-Indiens. Der Protagonist ist ein Soldat der Cockney-Arbeiterklasse, zurück im grauen, beengten London, der sich an die Zeit erinnert, als er sich frei fühlte und eine burmesische Freundin hatte, die nun unerreichbar weit weg ist. Folgerichtig ist das Gedicht auch im verwaschenen Slang des Cockney-Englisch gehalten.

    Das Werk erlangte große Bekanntheit, insbesondere nachdem es 1907 von Oley Speaks vertont wurde, und wurde von Kiplings Zeitgenossen geschätzt, obwohl einige von ihnen seine verworrene Geographie beanstandeten. Es wurde als „Vehikel imperialen Denkens“ kritisiert, aber in jüngerer Zeit von Kiplings Biografen David Gilmour und anderen verteidigt.

    Andere Kritiker identifizierten eine Vielzahl von Themen in dem Gedicht, darunter exotische Erotik, viktorianische Prüderie, Romantik, Klasse, Macht und Geschlecht. Das Lied mit der Musik von Speaks wurde zerjazzt dann auch von Frank Sinatra gesungen, wobei der Text geändert wurde, beispielsweise durch „broad“ anstelle von „girl“, was Kiplings Familie mißfiel. Bertolt Brechts „Mandalay Song“, vertont von Kurt Weill, spielt auf das Gedicht an.

    Das in diesem Gedicht erwähnte Mandalay war die ehemalige Hauptstadt Burmas, das von 1886 bis 1937 zu Britisch-Indien gehörte und von 1937 bis 1948 eine eigenständige britische Kolonie war. Es erwähnt die „alte Moulmein-Pagode“, wobei Moulmein die anglisierte Version des heutigen Mawlamyine im Südosten Burmas am Ostufer des Golfs von Martaban ist. Die in Burma stationierten britischen Truppen reisten auf Raddampfern der Irrawaddy Flotilla Company (IFC) den Irrawaddy auf und ab, da der Wasserweg auf dem Fluß die beste und schnellste Möglichkeit darstellte, von A nach B zu gelangen.

    Von Rangun nach Mandalay war es eine 700 km lange Reise, und während des Dritten Anglo-Burmesischen Krieges von 1885 wurden 9.000 britische und indische Soldaten mit einer Flotte von Raddampfern („der alten Flottille“ des Gedichts) und anderen Booten von Rangun nach Mandalay transportiert. Auf die Besetzung Mandalays folgte ein Guerillakrieg, und britische Regimenter blieben mehrere Jahre in Burma.

    Kipling erwähnt die damalige burmesische Königsfamilie: „Ihr Name war Supi-yaw-lat – genau wie Theebaws Königin.“ Thibaw Min (1859–1916, damals oft Theebaw geschrieben) war der letzte regierende König von Burma mit seinem Palast in Mandalay. Er heiratete seine Halbschwester Supayalat kurz vor seiner Thronbesteigung 1878 in einem blutigen Palastputsch, der angeblich von seiner Schwiegermutter eingefädelt worden war.

    Thibaw führte eine Reihe von Reformen ein, beging aber 1885 den Fehler, die Kontrolle über Unterburma von den britischen Streitkräften zurückgewinnen zu wollen, die es seit 1824 besetzt hatten. Die Folge war eine britische Invasion, die Thibaw und Supayalat umgehend ins Exil nach Indien verbannte. Dem Soldaten in Kiplings Gedicht sind seine und ihre Namen daher geläufig, als letzte und jüngste Mitglieder des Königshauses einer britischen Kolonie.

    Rudyard Kiplings Gedicht Mandalay entstand zwischen März und April 1890, als der britische Dichter 24 Jahre alt war. Er war im Oktober des Vorjahres nach sieben Jahren in Indien nach England zurückgekehrt. Er hatte dafür eine ostwärts gerichtete Heimreise angetreten und war in Begleitung seiner Freunde Alex und „Ted“ (Edmonia) Hill mit dem Dampfschiff von Kalkutta nach Japan, dann nach San Francisco und schließlich quer durch die Vereinigten Staaten gereist.

    Rangun war der erste Anlaufhafen nach Kalkutta; anschließend gab es einen ungeplanten Zwischenstopp in Moulmein. Kipling war von der Schönheit der burmesischen Mädchen beeindruckt und schrieb damals:

    „Ich liebe die Burmesen mit der blinden Begeisterung, die dem ersten Eindruck entspringt. Wenn ich sterbe, werde ich eine Burmese sein … und ich werde immer mit einem hübschen mandelfarbenen Mädchen einhergehen, das lachen und scherzen wird, wie es sich für ein junges Mädchen gehört. Sie soll keinen Sari über den Kopf ziehen, wenn ein Mann sie ansieht und ihr dabei anzügliche Blicke zuwirft, noch soll sie hinter mir hertrampeln, wenn ich gehe: denn das sind die Sitten Indiens. Sie soll der ganzen Welt in Ehrlichkeit und Kameradschaft in die Augen blicken, und ich werde sie lehren, ihren hübschen Mund nicht mit gehacktem Tabak in einem Kohlblatt zu beflecken (Anspielung auf das Betelkauen), sondern gute Zigaretten der besten Marke ägyptischen Tabaks zu inhalieren.“

    Kipling behauptete, er habe in Moulmein der Pagode, die sein Gedicht später berühmt machte, keine Beachtung geschenkt, weil ihn die burmesische Schönheit auf den Stufen so beeindruckt habe. Viele Westler dieser Zeit erwähnten lobend die Schönheit burmesischer Frauen.

    Die Literaturkritikerin Sharon Hamilton bezeichnete im Jahre 1998 das Gedicht „Mandalay“ von 1890 als „geeignetes Vehikel imperialen Denkens“. Sie argumentierte, Kipling habe den viktorianischen Leser dazu gebracht, es als ‚Lied des Empire‘ zu betrachten, indem er es in die Tradition der „Border Ballads“ einordnete, in der kämpfende Männer ihre eigenen Taten besangen und dem Versepos dadurch emotionales Gewicht verliehen.

    Sie vermutete weiter, dass Kipling, da er seine „Barrack-Room Ballads“ von 1892 (einschließlich „Mandalay“) in dieser Tradition in einer Zeit intensiver Auseinandersetzung mit der Geschichte der britischen Ballade verfasste, sich wahrscheinlich bewusst war, dass „Mandalay“ die Botschaft der Unterwerfung einer Frau und damit ihrer Stadt unter einen weißen Eroberer vermitteln würde. Sie argumentiert, dass der Soldat grammatikalisch aktiv, das „eingeborene Mädchen“ grammatikalisch passiv sei, was auf „ihre willige Unterwürfigkeit“ hindeute. Hamilton sieht in der Tatsache, dass das Mädchen Supayalat hieß, „genauso wie Theebaws Königin“, ein Zeichen dafür, dass Kipling mit ihrer Eroberung den Sturz der burmesischen Monarchie durch die Briten metaphorisch umschrieb.

    Andrew Selth kommentierte hingegen Hamiltons Analyse wie folgt: „Es ist fraglich, ob Kiplings Zeitgenossen oder viele Menschen seitdem die Ballade in solch esoterischen Begriffen sahen, aber dennoch stieß sie auf begeisterte Aufnahme.“ Im Jahr 2003 argumentierte David Gilmour in seinem Buch „The Long Recessional: The Imperial Life of Rudyard Kipling“, daß Kiplings Sicht auf das Imperium weit entfernt vom chauvinistischen Kolonialismus sei und daß er sicherlich kein Rassist sei.

    Stattdessen nannte Gilmour „Mandalay“ „ein Gedicht von großem Charme und auffallender Ungenauigkeit. Selth merkt an, daß zeitgenössische Leser bald Kiplings ungenaue Geographie bemerkten, etwa dass Moulmein 61 Kilometer vom Meer entfernt ist, das weit außerhalb der Sichtweite liegt, und daß das Meer westlich und nicht östlich der Stadt liegt.

    Ian Jack schrieb im "Guardian", dass Kipling in „Mandalay“ nicht Kolonialismus und Britisches Imperium verherrlichte. Er erklärte, dass Kipling zwar prokolonialistische Verse schrieb, wie etwa in „The White Man’s Burden“, aber dass „Mandalay“ nicht von dieser Art sei. Eine ähnliche These vertrat der Politikwissenschaftler Igor Burnashov in einem Artikel für die Kipling Society.

    Er schreibt: „Die bewegende Liebe des burmesischen Mädchens und des britischen Soldaten wird auf malerische Weise beschrieben. Dass das burmesische Mädchen die unterlegene und der britische Soldat die überlegene Rasse repräsentierte, ist zweitrangig, da Kipling hier die menschlichen, nicht aber die imperialen Beziehungen betont.“
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