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  • Day 4

    Tracy we love you!

    March 18, 2022 in the United States ⋅ ☀️ 19 °C

    Wider erwarten wart die Nacht nach unserem spazierten Halbmarathon durch San Francisco nicht so lange als dass ich hätte durchschlafen können. Damit wäre klar: Jetlag schlägt Ermüdung und Muskelkater. Zwischen 3 und 5 Uhr morgens wach und dennoch pünktlich um 8 Uhr raus um alleine mit dem Public Transport zum Flughafen zu fahren und unseren Wagen bei Hertz aufzunehmen. Im Ohr wie stets bei Kontakt mit diesem freundlichen aber nicht zu meinen Favoriten gehörenden Unternehmen R.E.M., Everybody Hurts) und mit 9 $ plus 3$ Deposit für die Clipper Card ging es zügig zum Terminal. Die zähe Bearbeitung meines Anliegens wurde durch eine Menge Wagen belohnt. Um Cliche zu bleiben bin ich viel zu sehr Mädchen, so dass ich unser Gefährt mal als groß, klobig, sicherlich auch sehr geräumig und grau bezeichnen möchte. Ehrlich, weder habe ich mich bisher für die PS Zahl, Hubraum oder Anzahl der Zylinder interessiert, es wird aber sicherlich die eine oder andere Wartezeit während der 50 Tage Mietzeit aufkommen, dass ich das nochmal google und dann sicherlich auch nachreichen werde. Die Fahrt aus dem Parkhaus war wenigstens noch ehrfürchtig ob der schieren Größe unseres Gefährt. Fühlt sich doch ganz anders an als der heimische Polo (dem ich hiermit nochmals herzlich zu den in der letzten Woche erreichten 200.000 Kilometern gratulieren möchte), geschweige denn unserem Volvo. Aber man gewöhnt sich daran, zumal die amerikanischen Straßen breiter sind und man wahrscheinlich einer gewissen Größe bedarf um Eindruck und damit auch Rücksichtnahme der anderen Verkehrsteilnehmer zu gewinnen.

    Nach dem unproblematischen Hotel-Pick-Up (ein sicheres Zeichen für das aussergewöhnliche Platzangebot war der Umstand, dass sich Miss I zu FF in den gemütlichen Einzelsitz hinten zurückzog (die dritte Sitzreihe fiel unserer Gepacäkmenge zum Opfer und wird wohl, wenn ich nicht doch noch meiner erträumten Gruppe am Straßenrand gestrandeter dänischer Volleyballerinnen Rettung und Transportmittel in höchster Not anbieten darf für den Rest der Strecke ungenutzt und weggeklappt bleiben…..).

    Die heutige Strecke war nicht wirklich zum warm werden, obwohl die Sonne, wie schon am Vortag fast frühsommerlich schien. Das erste Teilstück ging eine knappe Stunde bis nach Livermore in ein Outlet-Center in welchem ich mich auf Anraten von Freunden bereits vor unserer Abreise als VIP angemeldet hatte (hört hört, der Mann hat weniger Statur aber Status) und von welchem ich seitdem täglich mit Sonderangeboten a la save more by spending more überschüttet wurde. Letztlich dann aber doch die verwirrende Mischung aus tausenden einzelnen mehr oder minder hochpreisigen Shops die zwar viele reduzierte Sachen jedoch meist nur in den absoluten Randgrößen feilboten. Shame to be average. Ich fand wenigstens nichts, war aber ich nicht wirklich auf der Suche. FF bekam aber ein paar neue Schuhe in Neon Grün(auf dass wir ihn trotz seiner neuen Obsession sich immer und überall zu verstecken, selbst im Outback bei Nacht wiederfinden würden) und auch Miss I jagte sich Wanderschuhe und eine wetterfeste Jacke, daran wird unser nächster Hike also nicht scheitern.

    Nach einem schnellen und ebenso wie das Shoppen im Outlet Center allgemein mittelmäßigen Mittagsmahl (Fastfood Chinesisch beziehungsweise für mich Chippotle) ging die Fahrt weiter nach Tracy. Nicht nur und ausschließlich um an unsere Schwester, Schwägerin und Tante gleichen Namens diverse Ortsschildbilder zu senden, sondern um Freunde zu besuchen. In dem Glauben, dass das klassisch amerikanische Motel, als Original und Vorlage der mittlerweile auch in Europa verbreiteten Günstig-Ketten sich ebenfalls weiterentwickelt hätte und zwar seelenlos kleine aber zumindest saubere und zweckmäßige Zimmer für die unkomplizierte Übernachtung anzubieten in der Lage wäre, hatten wir für die eine Nacht außer der Reihe unserer festen Reiseplanung eine Nacht im ortsansässigen Motel 6 eingeplant. Leider war mir bei der Buchung nicht bewusst, dass Tracy so groß, nein besser so lang ist, dass zwischen unserer Dinnereinladung und dem Motel stolze 8 Kilometer lagen, die ich am späteren Abend und mit der (persisch-fränkischen Gastfreundschaft unterstellten und - Achtung Spoileralarm nicht enttäuschten Gastfreundschaft mit ensprechender Bewirtung inklusive der Bereitstellung berauschender Getränk) zu erwartenden Alkoholisierung sicherlich nicht mehr selbst fahren wollte. Dazu kam, und damit schlage ich den Bogen zu der eingangs beschriebenen Elegie zur Differenzierung der baulichen Entwicklung zwischen alter Welt und neuer Welt (falls ich irgendwann mal einen Dokumentarfilm drehe, wird er sich diesem Thema in epischer Breite nicht unter drei Stunden widmen und genau diesen Titel führen). Wo war ich? Also das Motel 6 Tracy war schlicht gesagt bescheiden. Ein sicherlich freundlicher Rezeptionist, wobei diese Bezeichnung harmloser ist als die hotelseitige Selbstklassifizierung als „pet friendly place“, welche nämlich zu diversen Hundehaufen auf dem Gelände führte, wovon sich Teile nach einem kurzeń Weg vom Auto zum Zimmer schon unter meinem Schuh wiederfanden. Das Zimmer selbst hatte bessere Zeiten erlebt (tatsächlich sehr lange Zeiten und dann auch mindestens ebenso lange nicht so gute) und unsere Nachbarn schienen sich, wollte man sich auf die Dekoration der untere dunkelgrau verschliessenen Gardinen hervorlugenden Dekoelemente (Froschskulptur, Aschenbecher, Baumagazine ….) eher dauerhaft mit dem Motel arrangiert zu haben, was anders als bei Udo Lindenberg im Hotel Atlantic nicht jedem zum Vorteil gereichte. Lange Rede, als wir nach unserem Einchecken zu unseren Freunden in die idyllische Vorstadtgartensiedlung fuhren, bedurfte es exakt 22 Sekunden Überzeugungsarbeit um unter Hängen und Würgen der Planänderung „Ihr bleibt heute Nacht bei uns“ zuzustimmen. Und wir haben es nicht einen Moment bereut. Nicht nur dass FF die Gelegenheit mit seinem neuen Buddy Ben zu spielen, ja ehrlicherweise hat er mehr die Gelegenheit mit dessen wirklich coolen Spielsachen zu spielen, ausnutze, wir wurden vor allem köstlichst und fachmännisch mit Spareribs, Chicken Wings, Beans, Mac`n Cheese, Jalapeños mit Käsefüllung (und Atkinson lässt grüßen) im Speckmantel, diversen Micro-Brews und und und versorgt.

    Neben der gastronomischen Versorgung war mein persönliches Highlight das - amerikanischer kann es wohl auch nicht mehr werden - Buddy-Gespräch mit IPA Bier in der Hand in der offenen Garage mit Blick auf die menschenleere Strasse. Nachdem ich dann auch noch mit der Nail-Gun schiessen durfte (gut zu wissen, dass ich mit diesem Bedürfniss augenscheinlich auch nicht ganz alleine war), war die Bucket Liste für mich mehr oder minder komplett abgehakt.

    Es klingt voreilig am Anfang einer Reise bereits von Highlights zu schreiben, aber ich bin mir sicher, dass dies so stehen bleiben kann.

    Nach diesem Tag fiel Euer Berichterstatter nahezu geräuschlos in das (anders als im Motel 6) wohlriechende und fluffige Bett und war zumindest so lange tief entschlafen, zumindest bis der Jetlag und das Schnarchen von Miss I einsetzte, aber das ist eine andere Geschichte…….
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