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  • Day 74

    That is Travelling in Central America!

    May 27, 2022 in Guatemala ⋅ ☁️ 19 °C

    Unsere Programm für den heutigen Tag enthielt eigentlich nur einen Punkt:

    At 10:00 AM collective transfer from Rio Dulce to the Colonial City of Antigua, Guatemala (about 6 hours)

    Nur das hierin ein kleiner aber entscheidender Fehler versteckt war. Oder richtiger gesagt: eine Aussage die Anlass zu kulturell bedingten Fehleinschätzungen gab. Vermutlich bedarf es keines gesonderten Spoiler-Alerts um vorwegzunehmen, dass es sich hierbei um die bereits ansatzweise verwässerte Zeitangabe „about 6 hours“ ging.

    Aber eins nach dem anderen. Bereits am Vorabend hatten wir beim Abendessen noch Lily von Martsam Travel und das freundliche Personal im Hotel gebeten zu klären, wo wir morgens sein müssen, um pünktlich am Abfahrtsort für unsere Überlandfahrt zu sein. Alles kein Problem, keine 10 Minuten mit dem Boot entfernt. Also entspannt gefrühstückt, noch einen kurzen Schwatz mit der Mutter des 1.5 jährigen Jungen gehalten, die wir zumindest morgens manchmal kurz gesehen hatten, die aber augenscheinlich auf ihrem eigenen Boot lebten. Wer uns bis dato darum benied, dass wir diese Tour hier machen: alles ist relativ, ja das gilt für Zeitangaben bei zentralamerikanischen Überlandfahrten aber nunmal auch für die Frage, ab wann eine Reise eigentlich lang und aussergewöhnlich ist. Diese argentinischUS-amerikanische Familie hatte die Corona-Pandemie in Feuerland auf einem Boot ausgehalten, da die Grenzen dicht waren. Ensprechend war der Kleine auch in Chile zur Welt gekommen. Eigentlich wollten sie damals schon zur Antarktis fahren, wo die Eltern sich auch kennengelernt hatten, stattdessen also Feuerland, wo es gar nicht so muggelig angenehm ist, wie man es sich unter Chile gemeinhin vorstellt, jedenfalls definierte die Dame ihren Aufenthalt in Guatemala als willkommene Flucht in die Wärme, wobei sie zwei Wochen später wieder zurückflogen um dann endlich ihre Reise fortzusetzen, die letztlich ohne Endpunkt geplant ist, also home schooling und Leben auf dem Boot.

    Solche Geschichten zeigen mir eine Welt, die ich ansonsten nur aus gemeinhin schlecht geschriebenen Büchern oder nur bedingt lustigen, aber auf jeden Fall super spannenden und mit tollen Bildern vollgepackten öffentlichen Diashows am Rheinauhafen in Köln kannte. Auch wenn sich meine eigene Historie mit über 20 Umzügen und keinem Ort (Wohnung) an dem ich jemals länger als fünf Jahre gelebt habe eher unstet anfühlt, so könnte ich mir eine solches Leben nicht vorstellen. Zumindest die letzten 20 Jahre gab es eigentlich immer den Wunsch die Füße in den Boden zu rammen und endlich Wurzeln zu schlagen. Letztlich kam zwar dann doch immer etwas was man gemeinhin das Leben nennt dazwischen, aber ein dauerhaftes Leben auf dem Boot oder aus dem Koffer, wie auch immer wollte ich mir selbst und noch viel weniger FF zumuten. Zwar hoffe ich ihn durch meine Geschichte(n) mit dem Weg-Gen infiziert zu haben, andererseits wünsche ich mir für ihn auch so Dinge wie einen gewachsenen Freundeskreis und das Gefühl von Heimat. Aber am Ende liegt es an ihm und sicherlich wird er seinen und den damit für ihn einzig richtigen Weg finden!

    Aber wo waren wir? Abschied vom Hotel Tortugal, hier waren es nur vier Nächte und nicht ausreichend Zeit um eine persönliche Bindung zu den Kakerlaken und Moskitos in unserem Zimmer aufzubauen, aber eine schöne Zeit hatten wir dennoch. Nun aber unsentimental tschüß und ab ins Boot. Neben dem als Treffpunkt arrangierten Cafe lag glücklicherweise noch ein Supermarkt in dem ich einiges an Fressalien für die Reise einkaufen konnte. Dann stand auchschon der Minibus da, der anfangs noch nicht voll war, nachdem wir aber zwanzig Minuten über den geplanten Abfahrtszeitpunkt hinaus noch auf eine Gruppe Mädels gewartet hatten, die dann auch noch recht rüde ihr Gepäck in den Bus stopften (ja was können wir den dafür, dass der Kofferraum schon heillos überfüllt war….?) ging es dann doch endlich los. Und zwanzig Minuten, was soll`s. Die holen wir schon wieder raus.

    …………….

    Und so fuhren wir dann! Und fuhren. Erst bei Sonnenschein über`s Land. Wegen eines Unfalls dann auch mal eineinhalb Stunden fest im Stau (mit ebenfalls gestauter schwüler Luft im Bus), endlich weiter und nach einem kurzen Pinkelstop dann langsam in die Dunkelheit und in den Regen hinein.

    Ich will es nicht künstlich in die Länge treiben und an dieser Stelle nur der Erfindung des Podcasts, Candy Chrush und des Hörbuchs danken! Denn ohne diese Errungenschaft der Moderne wäre diese Fahrt sicherlich nicht gut ausgegangen. So kamen wir aber gegen 9 Uhr abends, also 11 Stunden nach geplanter Abfahrt endlich und im strömenden Regen in Antigua, der ehemaligen Kolonialhauptstadt an. Müde und matt und nicht wirklich in der Lage den Charme unseres Hotels wie der Stadt zu geniessen.

    Da das Wochenende vor der Tür stand und nach unserer zumindest kurzzeitig verzweifelten Suche nach Bargeld in Flores ging ich nur noch mal kurz vor die Tür um an einem nahegelegenen Geldautomaten ausreichend Liquidität für die nächsten Tage zu organisieren. Darüber hinaus ging leider nichts mehr, selbst ein Bier oder eine Cola Zero war nicht mehr aufzutreiben. War dann aber auch egal, morgen ist auch noch ein Tag!!

    PS: keine Ahnung, warum mein Google Maps in den Spracheinstellungen auf Ungarisch(?) eingestellt ist. Zumindest auf die Schnelle habe ich es nicht umgestellt bekommen, aber auch das wird noch. Da bin ich ganz zuversichtlich: Érezd jól magad!!
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