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  • Tag 2 - Durchs Wilde Katalonienstan...

    March 19, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 11 °C

    Gestern Abend war mir ehrlich gesagt noch nicht zu 100% klar, ob es einen Tag 2 geben würde. Die Tragestellen vom Rucksack taten unglaublich weh und mein linker kleiner Zeh hatte sich in eine riesige rote Weintraube verwandelt, deren Inhalt bei Aufstechen den halben weiss gekachelten Boden besudelte. Hier sollte sich die wegen unserer Immoilienhektik etwas zu kurze Vorbereitungszeit deftig rächen...
    Der Rucksack: Hatte ich mir neu gekauft, Fassungsvermögen bis zu 60l bei einem Gewichtvon nur rund 1150g. Dumm nur, dass ich ihn noch nicht eingestellt hatte (zu wenig Zeit, vergessen) und ich dann abends eine schmerzende Quittung dafür bekam.
    Die Füße: Da hatte ich mir extra drei Paar Merino-Socken vom Globetrotter gegönnt. Dumm nur, dass die viel dicker als meine normalen Wanderstrümpfe sind und ich vergessen hatte, die Schnürung anzupassen. Trotz abtapen aller "üblichen" Stellen, hatte ich bereits am ersten Tag ein halbes Dutzend Blasen an beiden Füßen, wobei es den linken kleinen Zeh extrem böse erwischt hatte.
    Andere kleinere Dinge hatte ich auch noch verbaselt, aber das war vergleichsweise unkritisch. Mir fehlte bspw. meine 2. Minitube Duschgel, da ich durch tägliches Waschen einiger Klamotten mehr Duschgel als sost brauchen würde, aber egal, muss man sich halt bei den Hotels schadlos halten ,-)
    Nachdem ich mich von Michael verabschiedet hatte ging ich erstmal zu einer farmacia, ein Päcken Ibuprofen und Fettsalbe (für die Füße/Zehen abends zum Einreiben) kaufen. Es ging dann sehr schnell wieder auf den GR11 und der Weg, der dann folgen sollte, war Balsam für den Körper: Eher stetige, sanfte und lange Aufs und Abs wechselten sich den ganzen Tag lang ab. Wirtschaftswege, teilweise auch neben oder auf der Landstraße. Sonst hätte ich das eher langweilig gefunden, heute aber konnte ich das so richtig genießen. Bei lediglich 800 Höhenmeter und ein IBP von 91 konnte ich die ersten 20 KM gut durchlaufen und genoß die Stille: Der Wind hörte, einmal entfernt von der Küste, fast vollständig auf zu wehen, die Sonnne blinzelte ständig zwischen den Schönwetterwolken im blauen Himmel und nach kurzer Zeit war die Jacke verstaut im Rucksack und die Ärmel wurden hochgekrempelt. Herrlich, wie ein Frühsommertag im Mittelgebirge! Gleichzeitig die totale Einsamkeit. In hatte immer wieder Abschnitte von einer Stunde oder mehr, wo ich keiner Menschenseele begegnete. Die Landschaft war hügelig/bergig, karst bewachsen mit Büschen, wilden Korkeichen und ab und zu blitzte auch mal ein Eukalyptus durch. Bei KM 16 erreichte ich Sant Quirze der Colera. Ein wirklich dusteres Gebäude, ein ehemaliges Kloster, inmitten eines unwirtlich scheinenden Taleinschnitts. Mich erinnerte das sofort an den Film "Die purpurnen Flüsse", da die ganze Szenerie so unwirklich und bedrohlich wirkte, tauchten doch unvermutet mitten im Nichts so ein paar riesige, dunkel eingefärbte Steingebäude auf.
    Der Aufstieg auf den kleinen Pass hinter Sant Quirze war zwar malerisch durch die umgebende raue Landschaft, aber oben angekommen hatte ich wieder meine zwei Minuten. Fluchend setzte ich mich auf den ersten verfügbaren Steinhaufen, setzte meinen schwerzenden Rucksack ab und zog meinen linken Schuh aus. Mein linker kleiner Zeh war unter dem Tape erneut auf Weintraubengröße angeschwollen und ich lockerte erneut die Schnürung im vorderen Bereich. Die erste Ibuprofen war fällig, überfällig eigentlich, dazu eine Portion meiner "Notnahrung" (dazu in den nächsten Tagen mehr) und eine halbe Wurst, die mir Claudia noch schnell in den Rucksack gesteckt hatte. Eigentlich wollte ich die Wurst nicht mitnehmen, aber Claudia überhörte einfach meine Proteste und verstaute sie für mich. Hammer, mit Blick auf die ersten Ausläufer der Pyrenäen, Schnee auf nur 800 m praktisch in Gehweite und dieser Wurst in der Hand - viel mehr Glück geht nicht. Liebe Claudia, danke dass Du mich einfach überstimmt und einfach meine Meckerei überhört hast!
    Die letzten 10 KM nach Espolla waren dann reines Kilometerfressen, ständig in einem leichten Auf und Ab, mehr Ab als Auf allerdings, ging es überwiegend an einer Landstraße entlang. Wurst, Proteinriegel und Ibuprofen taten ihren Dienst und ich war relativ zügig in Espolla, wo ich in Can Salas dann der einzige Gast des Tages sein sollte.
    Zwar bin ich nach 29 KM erneute ein wenig fertig, konnte mich aber nach der Dusche nochmal auf die Suche nach einer Bar machen und bin zudem guter Dinge Morgen für den dritten Tag, den Weg nach Jonquera.
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