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  • Day 7

    Finale in Santiago de Compostella

    August 24, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Für Santiago haben wir eine kleine ToDo-Liste abzuarbeiten, wir stehen deshalb wieder um halb sieben auf. Es ist sehr kühl und stockdunkel draußen, ich sehe Sterne am Himmel! Wir sind inzwischen sehr weit westlich in Europa, Portugal, auf dem gleichen Breitengrad wie wir, hat nicht umsonst eine andere Zeitzone als der Rest von Europa mit einer Stunde weniger auf der Uhr.
    Als wir losfahren ist der Himmer wolkig wie in den letzten Tagen und der Tag noch nicht richtig da. Die dann folgenden knapp 40 KM erlebe ich anders, als ich mir das vorgestellt habe. Statt einer nostalgisch-wehmütigen Stimmung zum Ende der Reise fühle ich mich irgendwie leicht euphorisch und erleichtert. Wir überholen sicherlich weit mehr also 2.000 Pilger an diesem Tag, alle grüßen sich, viele sicherlich erfreut, dass die Strapazen ein Ende haben und auch uns feuern immer wieder Pilger an, wenn wir uns an den steilen Hügelhängen im Wiegetritt nach oben arbeiten. Die ganze Tour heute hat nur noch rund 600 HM, aber die einzelnen Hügel(chen) sind meistens sehr steil, so daß wir öfters auch absteigen müssen. An der Altstadtmauer angekommen steigen wir ab, jetzt vermengen sich Pilger mit Touristen und dem üblichen Straßenverkehr, es geht in den vollen Gästen der mittelalterlichen Altstadt mit den teils sehr engen Gassen nur noch in Schrittgeschwindigkeit voran. Schließlich kommen wir am Ziel aller Pilger an: Der große Platz vor der Kathedrale. Wir gratulieren uns kurz, machen Fotos, telefonieren und schreiben Whatsapp-Nachrichten. So ein richiger Zauber will sich für mich nicht einstellen, habe ich auch nicht erwartet, meine Reise hatte ja nur einen touristisch/sportlichen Hintergrund.
    Das Foto mit der Kathedrale zeigt drei wesentliche Elemente der heutigen Pilgerei: Am wichtigsten sind natürlich die Pilger selbst, die Kathedrale steht für den der Reise (die die meissten wohl immer noch aus religiösen Gründen auf sich nehmen), und die Touristen-Lokomotive für den Kommerz, von dem es reichlich in Santiago gibt. Restaurants, Hotels, Andenken und T-Shirts en Masse. Aber ich will nicht meckern: Auch wir werden noch unsere unsere T-Shirts als Andenken kaufen.
    Ist der Pilger angekommen und hat sich vor der Kathedrale selbst oder mit Freunden gefeiert, ist der nächste Gang ein administrativer, es geht zum „Oficina del peregrino“, eine Art Außenstelle der Kirche, wo die „Compostela“ und auf Wunsch das „Certificado de distancia“ ausgestellt wird. Ersteres ist das traditionelle, religiöse Dokument für den Pilger, das die Wall- oder Pilgerfahrt und den Besuch der Kathedrale bescheinigt. Dieses Dokument wurde auch schon vor über tausend Jahren für jeden Pilger ausgestellt, der den Weg nach Santiago auf sich genommen hat. Das Certificado bestätigt nochmal Datum, Distanz, Start und Ende der Reise sowie die Art der Reise (zu Fuß, Rad, per Pferd oder Esel). Wir warten eine knappe Stunde in der Schlange, kriegen beides ausgestellt und dann…? Tja, dann ist alles irgendwie vorbei. Es folgt der obligatorische Einzug ins Hotel und die Suche nach eine Tankstelle um die Räder nochmal komplett zu säubern. Es war die letzten Tage teils extrem staubig und die Räder sehen entsprechend aus. Wir finden eine Tankstelle mit spezieller Reinigungsboxen für Räder (!) und verwandeln unsere beiden Zweiradschweinchen in transportfähige Räder. Für den Nachmittag spulen wir weitere Punkte der ToDo-Liste ab. Josef war früher schon 3x in Santiago und macht den Führer. Die T-Shirts sind bald gekauft und wir genießen schließlich Kaffee und Kuchen in den ausladenden Sesseln des „Cafe Casino“ - Wiener Kaffeehaus-Charme mitten in Spanien, einfach der Hammer. Sogar richtige Torten bis hin zu Sacher-Torte gibt es und Josef hat mit einer Art Rübli-Torte eindeutig die bessere Wahl als meine Schoko-Torte getroffen. Zum Abend hin planen wir zum Abschluß nochmal den Besuch eine Restaurants mit galizischen Riesensteacks - ich denke, die haben wir uns reichlich verdient ;-)
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