• Noorahs Kirche

    27. oktober 2024, Uganda ⋅ ☁️ 28 °C

    Erholt und ein wenig zu spät dran machten wir uns kurz vor 9 bereit, um von Noorahs Sohn zur Kirche abgeholt zu werden. Aufgeregt auf das, was uns erwartete, setzten wir uns mit ihm auf sein Boda. Es war das erste Mal, dass wir die Community rund um das Projektgebiet kennenlernen sollten. Nach einer Weile auf der großen Straße bogen wir auf einen kleinen Feldweg ab und hielten vor einem großen Gebäude, das aus halb fertig gemauerten Wänden bestand und noch kein Dach hatte. Aus einem kleinen, überdachten Raum daneben hörten wir Geräusche. Wir gingen drei Stufen hinunter und betraten einen kleinen Raum mit 6 Holzbänken und einem kleinen Tisch mit Tischdecke vorne in der Mitte – die provisorische Kirche, die genutzt wird, bis die größere fertig ist.

    Bis jetzt waren wir, abgesehen von zwei anderen Frauen, die einzigen im Raum. Der Pfarrer begrüßte uns sehr freundlich, und nach kurzem Warten wollte er beginnen. Zu viert fingen wir den Gottesdienst mit einem Lied an und endeten 4 Stunden später mit etwa 40 Personen darunter etwa die Hälfte Kinder.
    Noorah kam nach dem ersten Lied dazu und brachte mit ihrer kräftigen Stimme und ihrem Elan den ganzen Kellerraum zum Klingen. Während der Gebete knieten alle, und wir konnten uns dabei nach 20 Minuten vor Knieschmerzen kaum noch halten. Einen 20-Liter-Wasserkanister 10 Kilometer nicht tragen können… okay. Aber keine 30 Minuten knien ohne Schmerzen? Trotzdem waren wir stolz, bis zum Ende durchgehalten zu haben. Das Aufstehen hat dann allerdings etwas länger gedauert.

    Die Gebete sahen so aus, dass alle laut ihre eigenen Wünsche aussprachen und dabei immer wieder dieselben Worte wiederholten – wie eine Art Sprechen in Trance.
    Mit den übrigen Kirchenbesucher*innen kamen auch kleine Jungs, die während der Lieder kräftig trommelten. Die Kirche wurde immer lauter und voller. Nach einer weiteren Stunde aus Gebeten und Musik trugen abwechselnd einige Leute Fürbitten und Psalme vor, um die aktuellen Probleme der Community zu besprechen und mit Hilfe der Bibel anzugehen.

    Wie beim ersten Gottesdienst kam es wieder zu einem Spendenaufruf, diesmal waren wir aber vorbereitet. Nach den ersten zwei Stunden verkündigte der Pfarrer den aktuellen Stand des Kirchenbaus und erklärte, dass es noch mehr Unterstützung benötige, um weiterbauen zu können. Er bat außerdem um Geld für seine, im Sinne dieser Kirche vollzogene, Dienstreise nach Kampala. Noorah führte ein Kassenbuch, und so wurden in den nächsten zwei Stunden immer wieder Spenden gesammelt und diskutiert, wie man etwa durch z.B. Fundraising Geld aufbringen könnte. Manche brachten auch Tauschgüter wie Gemüse oder Matoke-Blätter mit, um diese in der Kirche gegen Geld zu versteigern.

    Wir wollten nicht einfach so Geld spenden, um das Bild der „reichen Weißen“ nicht zu verstärken, die hier einfach Geld verteilen. Außerdem handelt es sich hier nicht um unsere Kirche. Trotzdem wollten wir etwas beitragen und entschieden uns, Jam-Blätter für etwas mehr Geld zu ersteigern und sie dann Noorah zu schenken.
    Nachdem auch genügend Geld für die Reise des Priesters gesammelt worden war, wurde der Gottesdienst mit Danksagungen weitergeführt. Noorah trat nach vorne und dankte der Organisation Give a Goat; ohne dieses Projekt und die vielen Unterstützer*innen aus Deutschland wäre sie heute nicht dort, wo sie ist. Außerdem bedankte sie sich, dass sie mit sieben gesunden Kinder gesegnet wurde. Diese traten ebenfalls nach vorne, ebenso eine ihrer Ziegen. Der Pfarrer segnete jedes der Kinder, und der Gottesdienst endete mit gegenseitigem Händeschütteln.

    Anschließend machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu Noorahs Haus, lernten alles kennen und genossen das Essen.

    Mit ihrem Sohn unterhielten wir uns über den Bau und die wirkenden Kräfte von Flugzeugen, den Aufbau von deutschen Häusern, deutsche, ugandische und amerikanische Politik und Probleme im Projekt.

    Nach vielen Fotos, entschieden wir uns nach Hause zu laufen, wir waren wieder total platt vor lauter Eindrücken des Tages und dem Knien im Gottestdienst.
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