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  • Day 22

    Desert Rhino Camp / Rhino Tracking

    November 9, 2017 in Namibia ⋅ 🌬 14 °C

    Andy schreibt:
    Meine Güte, wie gestern angekündigt klingelte heute Morgen um 05.45 der Wecker und um 6Uhr gab’s den WakeUpCall von unserem Führer, in unserem Fall zum Glück nicht namens Adolf, sondern Chicco. Zähneputzen, 7-Sachen zusammenkramen und um 06:30 wurden wir von Chicco von unserem Bungalow abgeholt da es noch dunkel war und so Touris aus gewissen Weltgegenden halt mal auf den Latz fallen, weil sie nie gelernt haben selbständig einen Fuss vor den anderen zu setzen und sich auf den 20m bis zum Hauptzelt verirren könnten. Wir mussten bei diesen 2 Wilderness-Camps auch allgemeine Verzichtserklärungen unterschreiben. Der Grund ist wohl das hier hauptsächlich Nordamerika-Touris hinkommen, aufgewachsen im Schilderwald mit "Watch your step" "Wet Floor" etc. und falls das dann ausserhalb der Heimat nicht so ist und etwas passiert gibt’s anstatt sein eigenes Verhalten zu hinterfragen eine Schadenersatzklage. So, genug gemotzt für heute :-)
    Frühstück so früh ist nicht meine Sache, daher gab’s kein Smalltalk sondern einfach 2 Eier "Sunny side up" welche ich dann auf einen Toast mit Käse und (Dosen)Schinken verfrachtete, so kann wenigstens ein bisschen Essenswürde mit Messer und Gabel gewahrt werden.
    Um 6 Uhr gings ab auf den offenen Landcruiser. Chicco erklärte wo es hingeht und wir heute in die "remote" Areas 3 und 4 fahren um dort die Rhinos zu suchen/tracken. Area 1 und 2 wären näher am Camp, man kann nicht alles haben. Wir haben ja schon unser Privatfahrzeug. Es ist wirklich "tracken", d.h. den Spuren folgen falls man welche findet und keine "Show" bei welchen die Rhinos per Peilsender oder so geortet werden können. Das macht die ganze Sache aus meiner Sicht so einzigartig, keine "Erfolgsgarantie". "Its a 5 hours drive"... ich fragte mich noch ob das wohl für den Hinweg oder Roundtrip ist.... Im Dunkeln schüttelten und rüttelten wir dann irgendwo in der Landschaft rum, er war recht kühl und Mimi und ich teilten uns eine Wolldecke um die Beine zu bedecken und um uns warm zu halten. Bis ich dann mal rausgefunden habe das diese Wolldecke ein "Poncho" ist, so mit Ausschnitt und Kapuze und es mir daher immer irgendwo reingezogen hat. Wir kamen immer wieder an so einer Art "Oasen" vorbei wo es unterirdische Flussläufe gibt und die Umgebung in der sonst steinigen, kargen, roten Landschaft grün ist. Daher sind hier auch Tiere zu erwarten. 1x entdeckten wir frische Löwenspuren welchen wir folgten und die sich dann aber im zu dichten Gesträucherdschungel verloren und wir so keine Löwen ausfindig machen konnten. Einmal meinte ich gar ein Löwengebrüll zu hören, war aber nix da.
    Weiter gings, stundenlang über "bumpy" pads/Fahrwege durch die Landschaft, kein Auto kam uns entgegen, kein Mensch und (oho) auch kein Velofahrer. Wir waren wirkliche die einzigen in dieser abgelegenen Gegend, die Tracker vom Rhino-Trust mit ihrem weissen Landcruiser, der Landcuiser mit den anderen Gästen der Lodge und unser Privat-Mobil zur allein Benutzung durch Mimi/Andy ;-). Immer wieder gab’s mal Spuren (old) oder Droppings (ebenfalls old) der Rhinos zu sehen. Immer wieder auch neue Ideen wo wir wohl hingehen um die Rhinos zu treffen. Und dann plötzlich ca. 11:30 waren auf einer vor uns liegenden Anhöhe 2 Rhinos zu erblicken. Das eine machte sich recht schnell aus dem Staub und verschwand hinter dem Bergrücken, einer der Tracker rannte (!) noch den Berg hoch um von der Anhöhe aus zu sehen in welche Richtung es verschwand. Das andere blieb stehen und wir konnten es aus der Ferne beobachten/fotografieren. Irgendwann verschwand auch das hinter dem Hügel. Dann 5 Minuten weiterfahren und da waren sie wieder, unsere 2 Rhinos. Das eine verschwand wieder ziemlich schnell hinter dem nächsten Hügel, das andere blieb stehen und spitzte die Ohren. Leise stiegen wir aus dem Wagen und in 1ner Kolonne folgten wir dem Tracker zu Fuss Richtung Rhino. Dann erster "Fotohalt" in etwas grösserer Distanz. Ein Prachtexemplar, gut genährt, Bulle, nicht enthornt. Ein sehr eindrücklicher Moment für mich. Mitten im Nirgendwo in Gehdistanz einem der seltenen schwarzen Rhinos gegenüberzustehen. Dann nochmals 1ner Kolonne und nochmals näher ran. Wunderbar, ich beobachtete es meistens durchs Fernglas und genoss einfach den Moment. Einmal nieste es sogar was man deutlich hörte. Der Führer der anderen Gruppe namens Bons zeigte uns noch den Trick mit Fernglas als Teleobjektiv für Handykamera/Gopro. Dem anderen Schweizer "entriss" er das Handy was diesen ziemlich erstaunte, aber es gilt das Motto keine Zeit verlieren mit Bitten und Erklärungen vor der Tat :-) wenn ein Rhino ca. 50m vor einem steht. Nach 5 Minuten dann Rückzug und ab auf den Schüttelwagen und Mittagessenplatz suchen. Nach weiteren 45 Minuten war dann der einzige Baum im Umkreis von 50km gefunden und der Tisch mit Stühlen wurde aufgestellt. Essen war vegetarisch. Es gab (wie üblich) Pastasalad mit Chicken-Pie (Chicken gilt nicht als Fleisch hier) und Salat und als Dessert Käse mit Crackern. Ich genehmigte mir zur Feier des Tages ausnahmsweise ein Windhoek-Lager zur Mittagszeit. Danach dann noch ein wenig Schulstunde durch den einen Tracker welcher das System der Sichtungen, erkennen welches Rhino es ist etc. erklärte. Jede Sichtung wird inkl. GPS-Lokation protokolliert und im Nachgang dem Staat übermittelt welcher damit eine "Database" füllt. Statistiken werden aber nicht veröffentlicht damit sich Wilderer nicht ein lukratives Ziel aussuchen können. Das System mit den Trackern und den Touris wird auch aus diesem Grund so gehandhabt. Falls Wilderer sich diese Gegend aussuchen würden wären sie nicht lange unentdeckt, da fast jeden Tag irgendwo Tracker und Touris durchfahren und so andere Fahrzeuge/Personen auffallen würden. "Unser" Bulle war übrigens «Tony», erstmals 2014 in diesem Gebiet gesichtet. Nach dem Mittagessen dann Rückfahrt in die Lodge und geniessen der endlosen Landschaft und Geschüttel was das Zeug hält, gab richtig Muskelkater vom ewigen ausgleichen. Was diese Fahrzeuge/Reifen/Fahrer aushalten müssen...Unterwegs dann noch eine Showeinlage von Bons, Kopfball mit einem Rhino-Dung. Er erklärte uns auch den Weg retour, frage mich wo ich das Camp vermute, ich zeigte dorthin wo es ist und es war genau 180° in der anderen Richtung. Ich hatte total die Orientierung verloren, was sonst eher meine Paradedisziplin ist, fand ich lustig. Kurz vor 17:30 Uhr waren wir dann wieder in der Lodge, wurden mit kalten Tuechli begrüsst und im Anschluss genehmigten wir uns einen Kaffee mit frischem/gutem salzigem Blätterteig-Gebäck. Wir fühlten uns wie nach einem Langstreckenflug, immerhin waren wir seit 6Uhr morgens auf dieser Schüttelkarre unterwegs. Mit Chicco verabredeten wir uns noch zu einem Privat-Sundowner unter der Bedingung das nicht nochmals stundenlang rumgefahren wird, kein Problem, ist gibt einen Short-One, d.h. nur 10 Minuten von der Lodge entfernt. Also ab unter die Dusche. Sundowner war wegen den Wolken nicht bilderbuchmässig dafür friedlich und entspannend. Danach ab zum Dinner mit der bekannten Präsentations-Show der Ladies (1x in english und in der lokalen beschreibenden Klicklautsprache). Bons sass neben uns und erzählte noch so witzige Geschichten, statt "Seemannsgarn" wohl "Rangersgarn". Er ist so ein wenig der Mackertyp, aber auf die angenehme Art und passend. Danach wurden wir durch den Camp-Manager mit Taschenlampe zu unserem Bungalow eskortiert. Endlich schlafen.
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