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- Day 200–203
- October 31, 2024 - November 3, 2024
- 3 nights
- ☀️ 30 °C
- Altitude: 2 m
Sri LankaAlesgarden8°36’50” N 81°13’8” E
Drei Engel für "Malee"

Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, waren wir von der Masse an Straßen- bzw. Strandhunde in Trincomalee überrascht. Grundsätzlich wäre dagegen ja nichts zu einzuwenden, wäre da nicht der sehr schlechte Zustand, in dem sich die meisten von ihnen befinden.
Die Hunde waren überall zu finden - Am Strand, in jeder Gasse, auf jedem Feld und nachts lagen einige von ihnen mitten auf der Kreuzung und schliefen. Einen derartigen Unfall hatten wir bereits während unserer Zeit in Sigirya erlebt, weshalb ich mir über die Situation mit den Hunden auf den Straßen, besonders nachts, besser keine weiteren Gedanken mache.
Einige der Einheimischen füttern die Hunde mit Essensresten und helfen mit den wenigen Mitteln die ihnen zur Verfügung stehen. Viele weitere Einheimische gehen allerdings sehr unfair und teilweise sogar grausam mit den Hunden um, was ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen möchte.
Durch die Armut vieler Menschen hier, lässt sich an der Situation der Hunde nur schwer was ändern. Mittel und Möglichkeiten sind begrenzt.
Natürlich bemerkten auch wir häufig kranke oder verletzte Hundeseelen und mussten uns zwingen, nicht weiter darüber nachzudenken und weg zusehen. Was konnten wir, als Touristen die grade mal drei Nächte hier sind, schon ändern?
Nun, viel war es nicht, aber zumindest ein kleinwenig:
Als wir nach unserer Erkundungstour am ersten Abend mit Wiz und den anderen zusammensaßen, wurde das dort ansässige Rudel plötzlich hellhörig und kurz darauf stürzte es sich bellend auf ein kleines schwarzes Etwas. Dieses wiederum schrie und warf sich unterwürfig auf den Rücken. Nachdem Wiz und die Jungs ein Machtwort gesprochen hatten, ließ das Rudel ab und der kleine Winzling berappelte sich wieder. Dieses Schauspiel konnten wir an dem Abend noch einige Male beobachten. Wiz klärte auf, dass dieser kleiner schwarze Hund hier seit zwei Tagen immer wieder auftaucht. Woher er kommt weiß niemand. Zudem sei er extrem scheu und ließe keine Menschen an sich ran. Alle drei saßen wir da und blickten immer wieder bedröppelt zu dem kleinen Ding, das im Schatten eines Liegestuhls Schutz gesucht hatte. "Ich kann das nicht mitansehen... Am liebsten würde ich den aufpäppeln und mit nach Deutschland nehmen!" kam plötzlich von Rico. Mirko stimmte dem nur zu und so war unsere Aufgabe für die nächsten Tage wohl klar! Nach einigen Recherchen konnte ich eine Auffangstation für Hunde ermitteln. Da wollten wir das kleine Ding hinbringen! Da kann ihm sicher geholfen werden!
Am nächsten Tag ging es für einen 'Kaffee am Strand' also wieder zur Bar. Auch das Schattenwesen war wieder da. Kaum sichtbar lag es unter einem Sonnenstuhl in einer Kuhle - geschützt vor Sonne, anderen Hunden und Menschen. Bei Tageslicht erkannten wir, es war zu großen Teilen nackt, hatte überall kleine Blessuren und war gruselig dünn.
Weil wir dem ansässigen Rudel bei unseren täglichen Besuchen immer ein paar Snacks mitbrachten, machten wir es uns dann zur Aufgabe, dem 'Schattenwesen' auch etwas zukommen zu lassen. Schön anfüttern, dann in ein Handtuch wickeln und zur Hunderettung bringen. Doch allein das Füttern gestaltete sich schwieriger als gedacht. Erstens ließ das kleine Ding, Menschen nicht nah genug an sich ran und zweitens wurde es sofort vom Rudel vertrieben sobald dieses realisierte, dass wir Kekse dabei hatten. Nach ner kurzen Team-Besprechung dann unser Plan: Die beiden Jungs beschäftigen das Rudel und ich versuche mich dem Winzling zu nähern. Ein wenig Geduld mussten wir schon aufbringen aber dann hatte es geklappt und ich konnte 'sie' füttern. Nackt und mit großen Augen starrte sie mich an. Allein der Anblick tat mir im Herzen weh.
Um sicher zu gehen, dass wir nicht mit dem scheuen Hund vor verschlossenen Toren standen, fuhren wir erstmal zur Auffangstation und informierten uns bei Chef 'Nirojan'. Er sagte uns zu, dass sie den Hund aufnehmen würden, wenn wir ihn bringen könnten. Yippie, das klang doch erstmal vielversprechend!
Der darauf folgende Versuch die kleine einzufangen ging dann aber ordentlich schief. Was war das auch für eine Idee, einen so schüchternen Hund einzufangen und in ein Handtuch gewickelt auf einem Roller transportieren zu wollen?? Bei der Aktion hatten wir Hilfe von Wiz und einem seiner Freunde. Das Resümee? Wiz und sein Kumpel bekamen die kleine zwar zu greifen, diese fing daraufhin allerdings laut an zu schreien und biss vor Angst um sich. Dabei erwischte sie die beiden jeweils an der Hand. Das war zugegeben suboptimal, denn die Menschen hier haben keinerlei Impfschutz und vom Hund brauchen wir gar nicht erst anfangen. Außer einem verschreckten Hund, leicht verletzten Locals und Aufruhr am Strand, hatten wir nicht viel erreicht. Wir ließen also etwas enttäuscht von der Idee ab und informierten Nirojan.
Am nächsten Morgen erhielten wir dann eine sehr ernüchternde Nachricht von ihm: Aufgrund der vielen kranken Hunde, seien sie voll bis unters Dach und haben eigentlich auch keine Möglichkeit, einen weiteren Hund aufzunehmen. Das dämpfte unsere Stimmung weiter und besonders ich hatte damit sehr zu kämpfen. Schließlich hatten wir uns so fest vorgenommen, bei dem vielen Leid der Hunde, zumindest diesem einen zarten Wesen zu helfen. Nun blieb uns allerdings nicht mehr, als ihr mehrfach täglich Futter und Wasser zu bringen, um sie zu stärken, zu versuchen, ihr das Individuum 'Mensch' vertraut zu machen und ihr die Zukunft damit zumindest ein kleinwenig zu erleichtern.
Aufgrund der nicht ganz so einfachen Infrastruktur, was die öffentlichen Verkehrsmittel in Sri Lanka angeht, entschlossen wir unabhängig von unserer Rettungsmission, unseren Aufenthalt in Trincomalee zu verlängern und so gewann auch die kleine Hündin etwas mehr Zeit mit uns.
Durch die regelmäßigen Besuche lernte die kleine sehr schnell, dass ich ihre Futtertante bin und brachte mir immer mehr Vertrauen entgegen. Die Jungs unterstützten mich tatkräftig, indem sie das Rudel beschäftigen. Irgendwann klappte es auch ohne Ablenkung und so hatte Mirko andere Touristen zum Unterhalten gefunden, die von unserer Rettungsmission sichtlich angetan waren. Währenddessen spielten Rico und Wiz Fußball am Strand, und ich sorgte mich um die kleine Hündin.
Nachdem klar wurde, wie schnell wir ihr Vertrauen gewinnen konnten, ließ es mir keine Ruhe und so nahmen wir erneut Kontakt zu Nirojan auf. Dieser brachte uns dann zunächst Medizin vorbei, die wir ihr einflößen sollten... Die sie mir mit Hilfe eines kleinen Täuschungsmanövers zum Glück auch abnahm.
Nach ein paar weiteren Chats mit Nirojan erklärte sich dieser schlussendlich doch dazu bereit, die kleine Maus aufzunehmen, gesund zu pflegen und dann wieder auszusetzen.
Erfreut über die medizinische Versorgung, die ihr nun sicher war, ging es am nächsten Tag wieder zum Strand. Mittlerweile kam 'Malee' schon von weitem angelaufen, sobald sie meine Stimme hörte und freute sich über ihre Kekse. Hach mein Herz... Und ja, 'Malee' haben wir sie genannt. Ganz simpel, weil wir sie am Strand von TrincoMALEE gefunden haben und es unserer Meinung nach schön klingt.
Nirojan kam mit einem Helfer und einer Tramsportbox zum Strand. Gemeinsam konnten wir klein Malee sehr behutsam in die Kiste setzten. Geschafft!
Wir waren begeistert, wie schnell und unproblematisch das funktioniert hatte. Nun zahlte sich aus, was wir in den letzten Tagen investiert hatten. 🙏 Besonders, wenn man an unseren ersten Versuch denkt...
An dieser Stelle bleibt wohl nicht viel anderes, als allen Beteiligten ein ganz großes Dankeschön auszusprechen! An Nirojan und sein Team, an Wiz und seine Freunde, die das Spektakel die ganze Zeit über beobachteten und halfen, wann immer wir Hilfe benötigen und besonders an meine beiden Jungs - Rico und Mirko! Für die Geduld und den Elan, den jeder einzelne von uns aufgebracht hatte, um zumindest einer dieser gebeutelten Fellnasen eine Chance auf ein besseres Leben zu geben. 🙏♥️
Leider ist unsere Zeit in Trincomalee mittlerweile zu Ende und wir können vor Ort nicht unterstützen. Aus diesem Grund haben wir nun eine Patenschaft für die kleine Malee übernommen und unterstützen Nirojans Team mit einer monatlichen Geldspende. Als Dank werden wir regelmäßig mit Bildern und Videos auf dem Laufenden gehalten.
Unser aller Ziel ist es nun, für die kleine Malee eine Familie zu finden, bei der sie ein schönes Leben führen kann und nicht zurück zum Strand muss. Immerhin ist sie schätzungsweise erst knappe vier Monate alt. Falls das in Sri Lanka nicht klappt, hoffen wir auf einen Platz für sie in Deutschland. Bis dahin gibt es aber noch viel abzuklären und abzuwarten.
Vorerst bleibt uns nur der folgende Gedanke: "Wir können die Welt nicht retten. Dennoch können wir unseren Teil dazu beitragen, umsichtiger durchs Leben gehen, jedes Lebewesen als solches wahrnehmen und nach unseren Möglichkeiten unterstützen."Read more