Satellite
Show on map
  • Day 26

    Arigato Gozaimazu Japan!

    April 11, 2019 in Japan ⋅ 🌬 13 °C

    Bevor wir gestern ins Bett gefallen sind haben wir noch unser Gepäck umsortiert, d.h. wir mussten unsere kleinere Reisetasche auflösen und den Inhalt in die große Tasche und das Handgepäck verteilen. In den großen Koffer passt nichts mehr rein und wir sind froh das wir den überhaupt zu bekommen haben. Bei der Auswahl der Wechselklamotten für den Flieger müssen wir uns dann wohl oder übel auch mit dem Wetter in Stuttgart beschäftigen und dass ist das unmissverständliche Zeichen, dass unsere Reise wohl leider zu Ende geht.
    Frühstück gibt es nochmal beim Italiener, danach checken wir aus und deponieren unser Gepäck im Hotel. Petrus meint es nochmal gut mit uns und schenkt uns einen Sonne-Wolken-Mix. Als erster Programmpunkt steht heute der Fushimi-Inari-Schrein mit seinen bekannten roten Toren, den Torij, an. Wir sind verhältnismäßig früh dran (auch wenn wir die vom Reiseführer empfohlene beste Fotozeit von 7 -9 Uhr knapp verpassen) und so hält sich das Gedränge in den kleinen Gassen hoch zum Anfang des Schreins in Grenzen. Der Fushimi-Inari-Schrein ist durch seine fast unendlich scheinenden Torgänge ein echtes Erlebnis: optisch, sportlich und in gewisser Weise auch spirituell. Rund 10.000 rote Torij säumen den Weg hoch zum Gipfel des Inari-Berges, zu dem ein etwa 4 km langer, teilweiser etwas steiler Pfad führt. In den sanften Kurven bilden die allesamt gespendeten Tore äußerst fotogene Tunnel (sofern man das Glück hat und gerade keine anderen Touristen durchs Bild laufen). Bei den ersten Toren herrscht noch ein dichtes Gedränge und der Touristenfluss kommt immer wieder zum Erliegen, da alle Fotos machen wollen. Aber das Gute ist, auch hier gibt es die natürliche Selektion, will heißen je weiter wir hochsteigen, desto mehr Touristen geben auf und drehen um. So gibt es dann für uns genügend Stellen, wo wir Fotos machen können und die Stimmung auf uns wirken lassen können.
    Auf dem Weg sehen wir immer wieder Stellen, an denen gerade Tore ausgetauscht werden oder schon in die Jahre gekommene Tore ausgebessert werden. Neue Tore werden aufgestellt, wenn eine entsprechende Spende eingegangen ist, wobei genau vorgeschrieben ist für welche Spendenhöhe man welche Größe an Tor bekommt. Die "Preise" beginnen bei 175.000 Yen ca. 1400 € für ein kleines Tor und enden bei 1,3 Mio Yen ca. 10.000€, wobei die Preise durch den jeweiligen Holzpreis noch variieren. Auf dem Weg zum Gipfel gibt es immer wieder kleine Stellen, an denen ganz viele kleine Schreine aufgebaut sind. Es scheint fast so, als wenn jede Familie ihren eigenen kleinen Schrein hat, zu dem die Angehörigen kommen, um zu beten. Der Gipfel selber ist unscheinbar und ist mit einer weiteren Ansammlung von Schreinen versehen. Da es ein Rundweg ist, müssen wir nicht denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Aber jetzt auf dem Rückweg sehen wir die dekorativen schwarzen Schriftzeichen, die jedes Tor zieren. Wir lernen durch den google-Translator, dass an dem linken Torpfosten immer der Name des Spenders steht und am Rechten die jeweiligen Wünsche. Auch wenn sich die Wünsche wiederholen, können wir uns einfach nicht satt sehen an dem wunderschönen Kontrast der schwarzen Schriftzeichen auf dem roten Holz und ja, es hat etwas Spirituelles, fast Meditatives durch die Tore zu laufen.
    Die Japaner selber pilgern millionenfach zum Fushimi-Inari-Schrein in den beiden Neujahreswochen, um für Wohlstand und materiellen Erfolg zu beten und zu spenden. Deshalb hat der Fushimi auch die zweit höchste Kollege nach dem Tokioter Meji-Schrein. Das ist schon ein interessantes Geschäftsmodell, durch die Spende von Geld auf mehr Geld zu hoffen und natürlich gilt auch hier der Grundsatz viel hilft viel.
    Wir lassen diesen wirklichen schönen Ort hinter uns und entscheiden auf dem Weg zurück zur Bahn, dass wir jetzt im Anschluss dem Philosophenweg eine zweite Chance geben und den goldenen Pavillon leider streichen. Beides schaffen wir aus Zeitgründen nicht mehr. Mit der Bahn und dem uns schon vom Vorabend bekannten Bus geht es zum Philosophenweg. Am Einstieg gibt es noch einen Kaffee to-go. Und dann dürfen wir ein weiteres Mal die Kirschblüte in ihrer ganzen Pracht bewundern. Der Weg selber schlängelt sich an einem kleinen Fluss entlang. Über kleine Brücken kann mal auf der linken oder rechten Seite laufen. Einfach malerisch, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es sitzen einige Maler hier und halten die Stimmung in filigraner Kleinarbeit auf Leinwand fest. Und so schlendern wir bis zum Ende des Weges und genießen jede einzelne Sekunde.
    Mit dem Bus geht es zurück zum Hotel, dort packen wir noch schnell das Handgepäck richtig und dann geht es mit der Metro zur Kyoto Station, von wo dann der Zug zum Flughafen fährt.
    An der Kyoto Station wollte ich eigentlich einen unserer beiden Pasmos wieder zurückgeben. Ich finde aber auf die Schnelle keinen Automaten an dem das geht und weiter suchen läßt mich meine Frau nicht, da sie lieber das Gleis vom Zug suchen will. Und dies ist eine sehr weise Entscheidung, denn wir brauchen 15 Minuten, um das richtige Gleis zu erreichen und dabei haben wir schon immer wieder Abschnitte im Laufschritt absolviert (google hatte nur 5 Minuten Wegzeit berechnet, aber vermutlich wie schon so oft, nur die horizontalen Meter berücksichtigtet und nicht die vertikalen Meter). Der Flughafenzug gehört zur JR Line, zu der auch der Schinkansen gehört und bekanntlich gibt es hier keine Verspätungen und man sollte lieber pünktlich sein, wenn man nicht die Rücklichter des Zuges betrachten möchte. Wir erreichen also etwas abgehetzt, aber 2 Minuten vor Abfahrt den Zug. Puh, nochmal gut gegangen. Wir hätte zwar noch einen späteren Zug als back-up gehabt, aber wegen so einem Lapsus muss das ja nicht sein.
    Für die 80 km zum Flughafen braucht der Zug 1,5 Stunden, ist also nicht wirklich ein High-Speed-Zug, aber er fährt quasi auch die ganze Zeit durch besiedeltes Gebiet, denn Kyoto und Osaka scheinen auch schon zusammen gewachsen zu sein. Spanned wird es zum Schluss nochmal, denn der Flughafen liegt auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Osaka und eine zweistöckige Brücke (oben Straße, unten die Gleise) verbindet die Flughafeninsel mit der Hauptinsel.
    Am Check-In Schalter haben wir eine schlechte Zeit erwischt, denn die Schlange ist sehr lang. Ich stelle mich schon mal an, während Katja uns am Automaten eincheckt. Unsere Umpackerei der letzten Tage hat sich gelohnt und wir geben zwei Koffer mit zusammen 60,7 kg auf. Maßarbeit. Wir passieren die Pass- und Sicherheitskontrolle und suchen uns ein Sushi-Restaurant, wo wir ein letztes mal diese japanische Köstlichkeit genießen können. Dann geht es zum Gate und um 18.30 Ortszeit verlassen wir japanischen Boden in Richtung Hongkong :-(
    Read more