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  • Day 81

    Von der Toskana in die Steppe

    December 15, 2019 in Georgia ⋅ ⛅ 7 °C

    Die Nacht verläuft sehr ruhig und am Morgen blitzt die Sonne durch die Äste in der Umgebung und die Antike Stadtmauer erstrahlt neben unserem Parkplatz.
    Während Kathi noch Startschwierigkeiten hat, erkundet Maurice den Friedhof. Dieser ist zwar eher vernachlässigt, hat aber besonderen Charme durch die langgestreckte Anordnung entlang der Stadtmauer und eines Weges, der auf dem Bergkamm weithin bis zu einer Kirche reicht, umgeben von Bäumen und durchwuchert von allerlei Grünzeug. Die entfernte Kirche mutet in der Sonne im Stil und der Lage an, als sei sie in der Toskana oder Umbrien gelegen. Die Sonne und die milden Temperaturen wirken so frühlingshaft und wir fühlen uns an die Stimmung vom Osterpilgern in Italien erinnert.
    Wir fahren ein Stück in das Städtchen hinein, und flanieren nun durch die Gässchen. Die Häuser und Gassen sind von einem Mix aus georgischen und italienischem Stil geprägt, der auch im Reiseführer angepriesen wird. Dazu noch die gut erhaltene Stadtmauer, auf der wir etwas laufen können. Herrlich, Maurice geht das Herz auf! Nach einiger Zeit brechen wir dann auf Richtung Süden, wir wollen möglichst noch zum Höhlenkloster David Gareja an der Grenze zu Aserbaidschan.
    Die Gegend wird zunehmend karger und nach einiger Zeit befinden wir uns in der Steppe.
    So eine Landschaft kennen wir beide noch nicht.
    Fasziniert schauen wir, und bei aller Kargheit ist es doch auch schön. Und fruchtbar ist der Boden wohl auch, im Norden der Steppe erstrecken sich kilometerlang Anbaugebiete, wir glauben es sind Obstbäume.
    Es geht trotz schlechter Straßenverhältnisse erstaunlich gut voran und wir sind schon um 15 Uhr da. Wir können also die zwei zugänglichen Klöster (der Rest ist durch Erdbeben beschädigt und dadurch zu gefährlich bzw. nicht touristisch erschlossen) der insgesamt ehemals 13 Stück heute noch besichtigen, das entspannt unseren Zeitplan, am nächsten Abend geht ja unser Zug von Tiflis nach Baku.
    Wir wollen erst zum etwas abgelegenen Kloster Udabno laufen, gut 30 Minuten steil durch die Hügel. Dabei kommen wir leicht oberhalb des anderen Klosters Lavra vorbei und haben einem tollen Blick! Viele Bereiche sind nicht zugänglich, was der Anlage sicherlich gut tut.
    Auf dem Pfad kommen wir auch an einem Soldaten vorbei. Wir wissen, dass der Komplex der 13 Klöster auch mit auf dem Territorium von Aserbaidschan liegt, aber im Zuge der Besichtigung frei zugänglich sein soll. Also grüßen wir freundlich und gehen weiter. Weiter oberhalb ist die Quelle des Klosters und am Weg ein weiterer Soldat, wir grüßen wieder freundlich, er grüßt zurück. Als wir den Pfad weiter wollen, hält er uns auf und bekommt immerhin auf Englisch "Closed" zustande. Wir versuchen zu erfahren, warum und ob wir morgen hinkommen, aber es scheint eher nicht danach auszusehen.
    Wir kehren enttäuscht um, Udabno sollte noch spektakulärer sein als Lavra, aber wir werden es wohl nicht sehen können.
    Wir gehen durch den öffentlichen Teil von Lavra, schön können sich die Mönche es sich immer machen! Tolle Orte an oft einsamen aber wunderschönen Stellen.
    Am Parkplatz erfahren wir noch, dass die Nicht-Zugänglichkeit von Udabno wohl etwas mit der Grenzpolizei zutun hat.
    Wir beschließen, heute noch wieder näher nach Tiflis zu fahren, da es auch noch früher und heller als erwartet ist. Bei der unklaren Situation mit der Grenzpolizei wollen wir auch keine Missverständnisse riskieren, wenn wir dort in der Steppe (weithin sichtbar) übernachten.
    Als wir wieder Internetempfang haben, recherchiert Kathi die Gründe, warum wir nicht durchgelassen worden sind.
    Seit April 2019 gibt es immer wieder Streitigkeiten zwischen beiden Seiten, die dazu geführt haben, dass seit Juli 2019 die Grenze wirklich dicht ist.
    Leider sind diese Streitigkeiten von recht lächerlichem Gehabe geprägt. Es geht um einen Streit über den Stellplatz von Ikonen und eine gut gemeinte Äußerungen des Präsidenten beim Klosterbesuch, die eigentlich Richtung Offenheit und Zusammenarbeit ging, aber als Beleidigung auf der anderen Seite empfunden wurde.
    Wir suchen in der Stadt Rustawi einen potentiellen Platz für die Nacht. Doch schon lange bevor die Stadt richtig losgeht zeigen sich Fabriken, dreckige Landschaft und Smog. Alles entwickelt sich zur schlimmsten Industriezone auf unserer bisherigen Reise. Wir passieren zudem ein Gefängnis, was die Stimmung in dieser Gegend einfach noch toppt. Hier wollen wir nicht bleiben, bis Tiflis ist es nicht mehr weit und auch wenn es dunkel wird, haben wir unser Hostel in der Hauptstadt als sicheren Anlaufpunkt.
    Dort zurück gekehrt entdecken wir, dass Sarah und Grant wahrhaftig noch da sind. Wir verbringen den Abend gemütlich und freuen uns auf den "Urlaub" in Baku.
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