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  • Day 66

    Noch ein Zimmer mit Meerblick

    June 19, 2022 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Auf meinem Turm wurde ich irgendwann vom kalten Wind geweckt, der mein Netz-Shelter ganz schön durchwackelte. Dann besser aufstehen und frühstücken. Auf meinem Weg zurück vom Turm entdeckte ich direkt am Beginn des Holzstegs noch eine Picknickhütte. Sollte der Turm also schon belegt sein, gäbe es hier auch noch einen Schlafplatz.

    Schnell wurde es wieder drückend heiß. Daher steuerte ich in Steinhude erstmal die Badeinsel an. Hier konnte ich mich abkühlen und Duschen um sich wieder etwas sauberer zu fühlen gibt es hier auch. Was es in Steinhude nicht gab war Wasser auf dem Friedhof. Das gab es dann aber zum Glück in der öffentlichen Toilette. Durch Steinhude bin ich letztendlich aber ganz schön durchgehetzt. Die Stadt war an einem Sonnatag natürlich rappelvoll. Am Ortsausgang verabschiedete ich mich dann von E1 und bog auf den Verbindungsweg zum Sigwardsweg ab. Und wer auch immer den Weg ausgeschildert hat: eine super Arbeit! Es war richtig schön einfach nach den Wegzeichen des NST's laufen zu können. Und die neuen festen Wegzeichen machen sich richtig gut!

    Kurz vorm Sigwardsweg dann der nächste Meilenstein: 900 km NorSüdTrail. Zur Belohnung ging es dann auf eben diesen Sigwardsweg, dem alten Pilgerweg auf den ich mich schon so gefreut hatte. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Ich wusste schon von Anfang an, dass mich hier sehr viel Aspahlt erwarten würde. Und mit Asphalt stehe ich inzwischen richtig auf dem Kriegsfuß. Aber das Pilgern hatte mich schon immer fasziniert. Meine allererste Idee des Fernwandern bekam ich glaube ich in der 9 Klasse, also vor 13 Jahren. Damals hatte ich die Idee mit meinem besten Freund von Altenburg aus bis nach Santiago de Compostela zu wandern. Zum Transport wollten wir einen Bollerwagen nehmen. Natürlich haben wir das nie umgesetzt. Aber so stand ich nun auf meinem ersten Pilgerweg. Und der Sigwardsweg zeigte sich gnädig mit mir. Als ob er mich für die letzten Tage entschädigen wollte, oder für den Asphalt die noch kommen sollte. So ging es auf jeden Fall erstmal eine ganze Zeit durch den Wald.

    Hatte ich eigentlich schön erwähnt, dass ich von de letzten Tagen extrem geschlaucht war. Die Hitze und der Asphalt hatten mir ganz schön zu schaffen gemacht. Schmerzen in der Hüfte und eine sehr große Blase am linken Fuß taten da ihr übriges. Ich beschloss also früh nur eine kurze Etappe zu wandern. In Bergkirchen besuchte ich zunächst die Kirche. Meine erste als Pilger. Und dieser kurze Moment der Stille und des Innehaltens waren irgendwie magisch. Ich weiß nicht ob das Pilgern meine Haltung zum Glauben oder zur veralteten Institution Kirche irgendwie verändern wird, aber die Mischung aus wandern und eben diesem Besinnen und Innehalten gefällt mir wirklich gut.

    Hinter Bergkirchen in der Bergkirchener Hütte mit einem herrlichen Blich auf das Steinhuder Meer endete meine Tagesetappe auch schon. Der Himmel zeigte noch ein prächtiges Farbenspiel ehe er sich über meine Hütte entleerte. Erschöpft schlief ich ein.
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