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- Day 34
- Saturday, November 9, 2024
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 4,751 m
BoliviaCerro Rico19°37’10” S 65°44’59” W
Glückauf! Ein Licht am Ende des Tunnels
November 9, 2024 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C
Heute sollten wir kein Pärchen, sondern Kumpel sein. Das sowohl geschichtlich als auch aktuell prägendste Merkmal von Potosí ist der Bergbau, weshalb wir heute eine Tour durch die noch immer bewirtschafteten Silberminen machen wollten. Die Tour sollte gegen 09.00 Uhr starten. Da wir zuvor noch etwas frühstücken wollten, machten wir uns um 07.30 Uhr auf in die Stadt, wo es jedoch erstaunlich schwierig war, ein bereits geöffnetes Lokal zu finden. Schlussendlich lief es darauf hinaus, dass wir uns am hiesigen Markt für 20 Bolivianos (ca. 2,50 CHF) je 2 Sandwiches und einen Tee genehmigten. Anschliessend ging es zurück zum Hostel, wo wir dann für die Tour abgeholt wurden. Beim Veranstalter angekommen, wurden wir mit Hosen, Jacken, Gummistiefeln, Helmen und Lampen ausgestattet. Bevor die eigentliche Tour startete, haben wir uns noch mit Geschenken (vor allem Coca-Blätter und Zigaretten) für die Bergarbeiter und die Berggottheit eingedeckt. Dann ging es auf zum Cerro Rico, dem "reichen Berg" und Wahrzeichen Potosís.
Bevor über die Tour berichtet wird, gibt es an dieser Stelle aber einen kurzen Exkurs zur Geschichte von Potosí. Bereits zu Zeiten der Inkas wurde in der Region Potosí Silber gefördert, durch die Ankunft der spanischen Konquistadoren und deren Gier nach Gold und Silber nahm dies jedoch schnell ganz andere Ausmasse an. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Potosí zur Villa Imperial, also Reichsstadt erklärt und war zu diesem Zeitpunkt bereits die Hauptquelle des spanischen Silbers. Zudem wurde eine der bedeutendsten Münzprägungseinrichtungen des spanischen Reiches errichtet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Potosí mit ca. 150'000 Einwohnern eine der grössten Städte der damaligen Zeit. Nach 1800 erschöpfte sich das Silber des Berges allmählich und es wurde vor allem Zinn gefördert, was jedoch zu einem langsamen wirtschaftlichen Niedergang führte. Der Bergbau wurde, aufgrund der harten Arbeit in extremer Höhe, vor allem von der indigenen Bevölkerung unter Zwangsarbeit durchgeführt. Die gefährlichen Bedingungen und die geforderte Leistung führte zum Tod unzähliger Arbeiter über die Jahrhunderte (Schätzungen gehen von ca. 8 Millionen toter Bergleute aus). Von einigen Genossenschaften wird in Potosí noch heute der Bergbau betrieben, aus europäischer Sicht aber leider immer noch unter haarsträubenden Sicherheitsbedingungen (Durchschnittliche Lebenserwartung der Mineure: 40-50 Jahre!)
Zurück zur Tour: am Cerro Rico angekommen, besuchten wir zunächst einen Aussichtspunkt. Anschliessend ging es in die Mine, wobei am Eingang mit Coca-Blättern für den sicheren Besuch der Mine gebetet wurde. In dem Stollen hatte unser (weiblicher) Guide aufgrund ihrer Grösse von ca. 1,50 m einen deutlichen Vorteil in der Fortbewegung. Immer wieder mussten wir kurz zur Seite, um Arbeitern auszuweichen, die mit den Schienenwagen Material nach draussen fuhren. Unser Guide erklärte uns einiges zum Aufbau der Mine und zeigte uns einige der Silber, Zinn und Blei Adern bzw. Gesteine. In einem verlassenen Seitenarm besuchten wir Tío, eine Statue bei der die Bergarbeiter für sichere Arbeiten und gute Erträge beten. Auch wir haben unser Opfer aus Zigaretten, Alkohol und Coca-Blättern dargebracht.
Nach ca. 2 Stunden kamen wir wieder aus der Mine heraus. Es war eine beeindruckende, aber auch erschreckende Erfahrung, zu sehen unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wird. Zurück in Potosí angekommen sahen wir eine Weile einer Parade zu, welche aufgrund des baldigen Feiertags am 10. November abgehalten wurde. Um 17.00 Uhr gingen wir unsere Wäsche, die wir am Vortag zur Wäscherei gebracht hatten, abholen und anschliessend in ein Restaurant für den "Znacht".
Fun Fact: bei der Erstellung dieses Beitrags wurde zunächst darüber nachgedacht, einige Fachtermini aus der Bergmannssprache zu verwenden. Da diese aber über 10'000 (!) Wörter umfasst, wurde dann doch davon abgesehen. Durchaus empfehlenswert ist aber der Wikipedia-Artikel zur Bergmannssprache.Read more












Traveler
🤣🤣🤣
Travelerdie besten Pärchen sind auch gute Kumpel🥰
Traveler🥰