• Ein Tag, zwei Geschichten

    22 November 2019, Ireland ⋅ 🌧 6 °C

    Der Tag begann um 3 Uhr und endete um 7 Uhr- zumindest für mich. Mach einer weiteren schlaflosen Nacht mit durchgehender Übelkeit und einem (mehr oder weniger) spontanen Besuch im Raum nebenan, bei der ich meinen Mageninhalt entleerte, entschied ich mich (wohl oder Übel) dazu, im Bett zu bleiben.
    Das bedeutete, Tons und Marine mussten umso mehr am diesem Morgen arbeiten, denn Nina und Tons wollten gegen 11 Uhr nach Glendalough fahren. Denn Part Glendalaughs übernimmt hoffentlich Antonia selbst und auch den stressigen Morgen.
    Derweil verbrachte ich meinen ganzen Tag drinnen und verbesserte meine Beziehung zu meinem Bett...

    Mittags kam Marine dann völlig erschöpft vom Stall zurück und entschied sich nach dem Essen dazu rauchen zu gehen. Normalerweise nichts erwähnenswertes, doch diesmal beschloss sie, etwas zu wagen - etwas verrücktes möchte ich meinen!
    Anstatt auf den Hof draußen zu treten, öffnete sie die Terrassentür und stellte sich auf die Terrasse. Der ein oder andere wird inzwischen wissen, warum ich das als komplett wahnsinnig angesehen habe. Die Terrasse ist nämlich bewohnt und zwar von niemand geringerem als Alfie (...und Sherlock, aber den lassen wir hier mal außer Acht). Dieser begann Marines Hand abzuschlecken und sie streichelte ihn beruhigend. Soweit so gut. Als ich bin meinem Abstecher ins Bad zurück kam, hätte sich daran auch nicht viel getan. Aus Schutz jatte Marine einen Stock mitgenommen und den lehnte sie nun hinter sich an die Wand.
    Ich weiß nicht, ob es diese Geste war, das verschwinden des Stocks oder einfach die Hand am Türgriff zu sein, aber irgendwas veränderte Alfies Verhalten so drastisch, dass Marine den ersten Sprung nicht kommen sah. Jedenfalls begann Alfie zu springen und zu beißen.
    Ich half Marine die Tür zu öffnen und gemeinsam meisterten wir es. Und schwupps war Marine drin und schwupps...Alfie auch (zum großen Bedauern von Sherlock und zum Schock von Marine und mir).
    Alfie fand die ganze Situation natürlich super. Er legte sich zufrieden im Esszimmer ab, ignorierte Sherlocks schrillen Bellen und unsere Rufe vollkommen und hielt uns wie eine Schafsherde zusammen, indem er den Ausgang verteidigte.
    Zum großen Bedauern von meinem Magen und Darmtrakt, der sich in diesem Moment meldete und selbstverständlich auch von uns und unseren Armen und Beinen, welche zum Ziel eines zweijährigen Schäferhubdes geworden waren.
    Wir versuchten also den großen Hund wieder rauszulocken. Da er ein Halsband trug, schien das ja zunächst recht leicht. Allerdings rollte er sich auf den Rücken und schnappte nach uns, sobald wir unsere Hände in Richtung Kette streckten. Es funktionierte zwar hin und wieder und wir konnten ihn auch einige Male rausdrängen, schafften es allerdings nicht die Türe zu schließen, da er sich bereits wieder ins Esszimmer durchgequetscht hatte.
    Aber man sollte in diesen Fall nicht unsere Angst vor Amelias Reaktion auf Alfie im Haus vergessen (sie hatte sowieso schon einen schlechten Tag) und genauso wenig mein dringendes Bedürfnis auf dem Klo zu verschwinden.
    Hinzu kommt, dass Alfie ein schlecht erzogener Hund sein mag, aber ich ihn dennoch gerne (ohne Gewalt!) zurück nach draußen bringen wollte. Also versuchte ich erneut sein Halsband zu schnappen und diesmal wich ich zurück. Denn diesmal fletschte er die Zähne, wie es aggressive Hunde tun.
    Das war der Moment, indem sowohl Marine als auch ich ernsthaft bezweifelten, dass wir ihn, ohne bleibende Schäden bei einem von uns dreien (Sherlock hatte sich verzogen) rausbekommen würden.
    Darum schrieben wir Amelia, diese bemerkte allerdings nur, dass wir ihn mit Futter locken und den Boden danach sauber machen sollten (vermutlich konnte sie die Situation nicht einschätzen).
    Marine lenkte Alfie mit einer Banane ab, während ich aus dem Zimmer stürmte und ins Bad rannte.
    Als ich zurück kam, lag Alfie immer noch ruhig in der Küche und beobachtete jeden einzelnen Schritt Marines. Ich begann mich neben ihn zu stellen und Marine die Banane hin und her zu schwenken.
    Alfie war zwar interessiert, bewegte sich aber nicht, als wüsste er ganz genau, was wir vorhatten. Sherlock interessierte das ganze nicht und mit einem Satz war er bei Marines Hand und die Banane in seinem Maul.
    Das hatte also auch nicht geklappt.
    Ich fing an mit Sherlocks Ball zu spielen und ihn vor mir hin und herzurollen und als ich bemerkte, dass Alfie seine Aufmerksamkeit völlig darauf richtete, begannen wir zu spielen. Erst warf ich den Ball nur einige Meter vor ihn. Er holte ihn und legte sich wieder auf seinen Platz. Ich belohnte ihn, indem ich ihn streichelte und lobte und begann erneut den Ball zu rollen.
    Beim dritten Mal wäre ich ihn auf die Terrasse. Es dauerte einige Minuten, doch letzendlich lief Alfie hinterher und wir konnten die Türe endlich schließen!
    Wir hatten es geschafft! Und das ganz ohne Gewalt!

    Den restlichen Tag verbrachte ich meist im Bett oder im Bad, lediglich abends setzte ich mich zu Marine, die Lasagne mit Pommes verspeiste, während ich auf meiner zweite Mahlzeit (nach einer Banane am Mittag), einem trostlosen Toast herumkaute.

    Wie der Tag für Antonia aussah, muss sie euch selber berichten...
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