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  • Day 50

    E38 : Schumen - Malko Tarnowo

    October 13, 2020 in Bulgaria ⋅ ⛅ 15 °C

    Ja, ich hab das Fässchen gefunden und ja, es hat gemundet!

    Die Strecken von Schumen nach Warna war ausnahmsweise eine wahre Augenweide. Ein schönes Panorama auf die umliegenden Hügel, die Umrisse des Balkangebirges, halbwegs fertiggestellte Wohnhäuser und vorhandene Strassensignalisation. Auch die Strassen waren erstaunlicherweise sehr intakt und luden zum zügigen Fahren ein.
    Voller Motivation auf die kommenden freien Tage sowie das erstmalige Erblicken des schwarzen Meeres pedalierte ich Richtung Warna. Die müden Beine waren heute komplette Nebensache und so erreichte ich auch wieder via kurzzeitigem Aufenthalt auf Autoschnellstrassen mein Zielort in Warna. An der Rezeption des Apartments wurde ich herzlich mit einem selbstgebrauten, hochprozentigen Shot begrüsst. Anschliessend gönnte ich mir wie schon geplant ein überteuertes Bier am Strand von Warna. Die hiesigen Restaurants und Bars heitern meine Stimmung im Eiltempo auf und ich erlebe eine regelrechte kulinarische Regeneration meines Körpers. Warna gefällt mir so sehr, dass ich auch ohne Weiteres 3 volle Tage die Stadt, den Strand und die Kultur erforschen möchte.
    Am letzten Abend hatte ich dann die glorreiche Idee, ein weiteres mal das Menü Surprise zu bestellen. Der Dartpfeil landete auf einer mit Fishfood überhäuften Platte. Ebenfalls anwesend: Monsieur Octopus!
    Der Tintenfisch und ich waren noch nie auf gleicher Augenhöhe, ich gab dem Saugnapf-Ding jedoch erneut eine Chance. Das Resultat: 2 weitere Tage in Warna, denn mein Magen/Darm rebellierten zum ersten Mal so richtig und wollten den Fremdkörper so schnell wie möglich entfernen..... am liebsten aus allen Körperöffnungen!
    Nach den zwei weiteren Tagen war ich aber wieder 100% da und die Reise konnte weitergehen. Der Plan ist einfach. Ich folge dem schwarzen Meer an der Küste so lange ich kann und werde dann irgendwo den Weg in das letzte Land, die ersehnte Türkei finden.
    Nach Kaffee und selbst gemachter Omelette sollte es auch schon losgehen, doch da kommt mir Rachel entgegengelaufen, welche sich extrem für das Bike am Eingang interessiert hatte. Schnell kamen wir ins Gespräch und es wurde klar, dass auch Sie auf 2 Räder und ihrem Freund Felix unterwegs war. Wir unterhalten uns den restlichen Vormittag und merkten schnell, dass wir zusammen harmonieren. Da die beiden aus Frankreich kommen, musste auch hier mein Englisch reichen, doch wir verstehen uns wirklich gut und so wird auch bald darauf beschlossen, eine kommende Etappe gemeinsam zu bestreiten. Da die beiden jedoch einen weiteren Tag in Warna bleiben möchten fuhr ich bereits ein wenig vor. In Burgas sollten wir uns dann aber treffen und anschliessend wird der Weg nach Malko Tarnowo gemeinsam absolviert...DEAL!
    Zuerst standen da aber noch 160km Strecke dazwischen, welche ich alleine zu absolvieren habe. Die erste Etappe konnte meine Stimmung auch trotz vielen Höhenmeter keinesfalls trüben. In Obzor , einer kleineren Stadt zwischen Warna und Burgas, machte ich dann Halt um die Strecke etwas lockerer zu gestalten. Eindrücklich war jedoch, dass auch hier unsere arabischen Freunde ihre Finger im Spiel hatten und mal die ganze Stadt in ein Sommerferienparadies verwandelt haben. Das Negative: Wir haben nicht mehr Sommer und so übernachte ich also in einer Art Geisterstadt. Praktisch alle Hotelanlagen sowie Restaurants sind geschlossen. Im Sommer leben hier scheinbar 20000 Menschen. Neben der Saison sind es noch knapp 200.
    Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, damit ich den viel befahrenen Weg nach Burgas mit wenig Verkehr absolvieren kann. Die Stadt ist im Gegensatz zu Burgas nicht mehr wirklich touristisch. Hier dreht sich sehr viel um die Fischerei und den Import/Export am grossen Hafen. Dies wirkt sich auch sehr auf die Ordnung in der Stadt selbst aus. Es liegt wieder mehr Müll an den Strassenrändern, es stinkt zunehmend nach Urin und anderen auserwählten Düften. Ebenfalls sei die Kriminalität in der Stadt vergleichsweise sehr hoch. Darum entschloss ich mich für eine Kochsession im Wintergarten der Pension und gegen einen Spaziergang inkl. Nachtessen in der Stadt.
    Am nächsten Morgen standen sie also da, Felix und Rachel voller Elan mit einem dicken Smile im Gesicht.
    Die heutige Strecken beinhaltete viele Höhenmeter und später sollte es auch ein paar Tropfen Regen geben. Irgendwann wollte dann Petrus noch mehr und schüttelte seinen Regenschirm erneut aus. Aus Tropfen wurden Flutmassen und weil es so lustig war kämpften wir die letzten 25km mit extremen Gegenwind. Dieser überlies uns nicht einmal die Downhill Passagen vom Berg nach Malko ohne pedalieren zu müssen.
    In der Pension angekommen hüllten wir uns ,nach der verdienten, warmen Dusche, zuerst einmal in warme Kleider. Anschliessend ging es ins nahgelegene Restaurant und wir bestellten ein wahres Festmahl für uns drei. Rachel war vom Tag sehr ermüdet und begab sich bereits um 18:00Uhr in das warme Bett. Felix und ich bestellten dann noch ein paar Bierchen und hatten eine lustige Zeit zusammen.
    Alkohol hat auch was Gutes... er verbindet Menschen. Deswegen wurde auch bald beschlossen, dass unsere gemeinsame Reise hier nicht enden darf und wir weiterhin die Strassen gemeinsam unsicher machen.

    Morgen passieren wir also die Grenze in die Türkei. Für mich der letzte Grenzübergang mit Fahrrad auf dieser Tour. Ich hoffe natürlich, dass sich der Beamte im Zollhäuschen auch nicht wirklich für mich interessiert, in seinen definitiv vorhandenen Schnäuzer murmelt und mir die Barriere zügig öffnet!
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