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  • Day 59

    E42 : Imrahor - Istanbul

    October 22, 2020 in Turkey ⋅ ☀️ 15 °C

    An meinem letzten Etappen-Tag werde ich mit Zigarettenrauch geweckt. Isimir, der Herr des Hauses, qualmte schon früh morgens eine Zigarette um wach zu werden. Seine Taktik funktionierte wunderbar, denn mit der Zigarette folgte auch das Geplapper, welches nun neben dem Zigarettenrauch auf mich einprasselte. Zuerst wollte ich noch so tun, als befände ich mich weiterhin im Tiefschlaf. Jedoch nützte dies nichts, im Gegenteil. Er plapperte einfach lauter und schneller :)

    Nachdem dann alle wach waren, wurden wir mit einem feinen Frühstück versorgt. Im Anschluss verabschiedet wir uns um früh aufzubrechen, damit wir dem scheinbar wahnsinnigen Verkehr von Istanbul nicht während den Top Stoßzeiten ausgesetzt sind. Der Weg war scheinbar einfach. Auf einer 3 spurigen Schnellstrasse ging es direkt mitten ins Herz nach Istanbul. Aus den 3 Spuren wurden aber bald 4 und später sogar 6. Der Verkehr nahm ebenfalls sehr rasch zu und so mussten wir wiederum mehrmals pausieren und auf eine günstige Gelegenheit warten, um die Spuren zu wechseln. Irgendwann entschieden wir uns jedoch, den mühesamen und langsamen Weg durch die hügeligen Strassen der Vorstadt in das Zentrum zu nehmen. Dies war im Nachhinein die beste Entscheidung, denn schon früh wurden wir hier auch von einer lokalen Persönlichkeit angesprochen. Urim war ein Strassenkünstler und ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs. Er ist laut eigener Aussagen nicht auf das Geld angewiesen und führt darum sein Puppentheater nur wann und wo er möchte auf. Als wir ihm dann sagten, dass wir ins Zentrum zur Fähre wollten, meinte er nur trocken: "Ok dudes, follow me"! Urim, welcher scheinbar in der ganzen Stadt bekannt und beliebt ist, navigierte uns im Eiltempo durch die Innenstadt. Slalom im Gegenverkehr, Abkürzungen über Fussballfelder, alles inklusive. Mehrmals Hintersinne ich mich, ob dieser Typ noch alle Tassen im Schrank hat und bewegte mich stehts zwischen Weinen und amüsiertem Lachen. Plötzlich standen wir aber mitten im belebtem Hafen und genossen die wundervolle Aussicht auf das neue Istanbul östlich des Bosporus. Nach einem finalen Bier, einer Zigarette und dutzenden Umarmungen mit Rachel und Felix trennten sich also nun unsere Wege und ich begab mich auf den Weg zum AirBnB Location.

    Die folgenden Tage standen vor allem im Fokus von Flug buchen, Fahrrad demontieren und verpacken und Side seeing! Da die ersten 3 Tage ein Dauerregen herrschte konnte ich mich auf die ersten 3 Punkte fokussieren. Ich habe mich nun auch gegen meine ursprüngliche Idee, das Fahrrad mittels einem Fahrradkarton am Flughafen aufzugeben, entschieden und habe den guten, alten Drahtesel nun stattdessen mit Frischhaltefolie, Karton und Klebeband in die richtige Passform gebracht. Da das Gewicht natürlich allgemein ein Thema war, kaufte ich mir eine Personenwaage, welche mir beim genauen abpacken sehr behilflich war. Ich reizte so jedes Gramm aus und konnte praktisch mein gesamtes Equipment wieder nach Hause nehmen.

    Am Mittwoch war es dann etwas schöner und ich konnte mir endlich die Stadt genauer unter die Lupe nehmen. Da Istanbul nicht nur riesig sondern auch extrem hügelig ist entschied ich mich aber gegen denn Fußmarsch und stieg stattdessen in das lokale Taxi. Die rund 30min Taxifahrt fühlte sich wie die neue Achterbahn im Europapark an. Keine Sicherheitsgurte vorhanden und der Fahrer raste mit beeindruckender Geschwindigkeit und Präzision durch den dichten Verkehr der Stadt. Ich bin jetzt noch völlig überrascht, wieso diese Fahrt zu keinerlei Blechschaden oder Verletzungen führte. Im Anschluss besuchte ich dann den riesigen Bazar von Istanbul. Auch hier wurde ich natürlich schnell als ahnungsloser Tourist identifiziert und so verfolgte man mich bald mit geschlachteten Ziegen, traditionellen, türkischen Hüten und Wasserpfeifen, welche man mir andrehen wollte. Anschliessend wollte ich dann noch die Hagia Sophia Moschee besuchen, diese ist derzeit jedoch wegen den Sicherheitsmassnahmen und diversen Umbauarbeiten nur während einem kleinen Zeitfenster besuchbar, welches ich leider verpasst habe.

    Stattdessen habe ich aber von meinem Action-Taxifahrer (ja, der stand immer noch vor dem Markt =) noch weiter in der Stadt und die lokalen Hotspots navigieren lassen. Ich spendierte ihm dann noch eine grosse Tasse Tee bedankte mich für die Rundtour mit dem integrierten Adrenalinfaktor.

    Heute morgen steht also die Heimreise und das definitive Ende meiner kleinen Reise an. Ein Freund des AirBnB-Hosts holte mich heute Morgen mit seinem Pickup ab und chauffierte mich zum Flughafen im Osten Istanbuls. Die Stadt ist wirklich wunderschön und in der Nacht extrem schön und stimmungsvoll beleuchtet.
    Nachdem ich nun mein Gepäck inkl. Fahrrad aufgeben konnte gönne ich mir nun noch ein Guete-Morge-Bier und freue mich auf das Sudelwetter in der Schweiz.

    Bis bald ;-)
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