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- Day 12
- Sunday, August 31, 2025
- 🌬 19 °C
- Altitude: 10 m
FranceSaint-Pol-de-Léon48°40’24” N 3°57’12” W
Bretonische Tage
August 31 in France ⋅ 🌬 19 °C
Die Schönheit dieser Gegend ist ein solches Versprechen, dass man ihm einfach nicht widerstehen kann. Und so steigen wir, gleichsam wie von unsichtbarer Hand geführt, erneut aufs Rad, um nach Roscoff zu fahren. Roscoff – dieser Ort, der mit seiner Mischung aus herbem Küstencharme und Geschichte seine ganz eigene Melodie spielt. Wir fahren durch die schmalen Straßen, erreichen die große Kirche, die wie eine Schatztruhe der Frömmigkeit und Kunst dasteht.
Die Kirche – massiv, ehrwürdig. Ihr Altar ist kein Altar, sondern eine Demonstration: Prunkvoll, überladen, in seiner Üppigkeit. Und dann die Orgel – ein Koloss aus Pfeifen, schweigend, aber bedrohlich in ihrer Präsenz. Weiter führt der Weg durch die Altstadt, vorbei am alten Hafen, wo die schlafenden Boote im Wasser liegen. Schließlich sind wir am Fährterminal angekommen, das Tor nach England und Irland: Plymouth und Cork. Der Check-In läuft geschäftig, wir schauen zu und biegen noch einmal ab und stehen im Yachthafen.
Am nächsten Tag – es ist Samstag – fahren wir nach Morlaix – weiter im Inland gelegen, in einer Senke, durchzogen von Wasser, überwölbt von einem mächtigen Viadukt, mit gewaltigen Bögen aus Granit: Sie wirken, als hielten sie Himmel und Erde in Balance. Dann der Hafen. Still, beinahe unscheinbar, doch er verrät seine Geschichte. Morlaix war einst ein Knotenpunkt für den Handel, eine kleine Drehscheibe zwischen Küste und Hinterland. Ein Ort, der Geschichten atmet – von Schmugglern, Händlern, Fischern.
Wir kommen an der Chocolaterie und Pâtisserie von Stephan Giraud vorbei und die Auslagen ziehen mich sogleich hinein. Hinter Glasvitrinen liegen feinste Kunstwerke von Torten, Törtchen und Macarons, geordnet nach Farben. Perfekt, beinahe unnatürlich schön – Fraise Yoghurt: eine Spur von Sommer, frisch und kraftvoll. Armande Milk: beruhigend, sanft. Vanille: klassisch, majestätisch. Fruit de la Passion: ein Aufprall von Exotik.
Unzählige Blumen, wie ganz oft in französischen Orten zu sehen, die an Kreisverkehren, entlang der Gehwege, überall wie kleine Farbinseln blühen.
Im Zentrum dann die alten Fachwerkhäuser, windschief und stolz zugleich, Zeugen von Jahrhunderten, die sich in ihre Balken eingeschrieben haben.
Auf dem Nachhauseweg fahren wir noch Richtung Plougasnou, genauer gesagt, nach "El Diben", dort sieht man schon Ende der Rosa Granitküste. Leider fing es an zu regnen und das einzige Café hatte vorübergehend geschlossen.
Der Sonntag aber schenkt uns vollendetes Wetter, wie bestellt: nicht zu heiß, nicht zu kühl, im Gleichgewicht. Wir fahren zur "Pointe de Bouillennou", steigen in den GR 34 ein – diesen mythischen Küstenweg, der wie ein Band die Bretagne umarmt. Immer am Meer entlang, mit Aussichten, die sich einprägen wie Gemälde. Rechts und links begleiten uns Schlehenbüsche, deren dunkelblaue Früchte fast übertrieben groß wirken, und Brombeeren, denen wir nicht widerstehen können.
Am "Pointe Saint Jean" dann halten wir inne. Wir sitzen eine Weile am Meer, sehen hinaus auf die Felsen, die wie uralte Wächter aus den Wellen ragen. Leni suhlt sich im Sand und wir – wir lassen uns fallen in diesen Augenblick. Zeitlos. Das Meer rauscht, die Sonne wärmt, und für ein paar Minuten scheint die Welt vollkommen zu sein.Read more




















