• Heike Jäger

Bretagne

Pengembaraan 25hari oleh Heike Baca lagi
  • Permulaan perjalanan
    20 Ogos 2025

    Übernachtung in Holland

    20–21 Ogo, Belanda ⋅ ☁️ 24 °C

    Ankunft in Holland auf dem Hof Linnehovt in Sint Odilienberg nach zehneinhalb Stunden Fahrt.
    Ein richtig schöner CP. Ein Mehrgenerationenhof umgeben von Feldern mit einem Haflinger und Pony auf der Koppel. Wäre so die Traumvorstellung von Luisa 😍🙋🏻‍♀️
    Der Oberhammer neben all dem mit sehr viel Liebe fürs Detail gebotenem, waren die Sanitäranlagen. Da können sich Franzosen sich mehrere dicke Scheiben von abschneiden. Und die Holländer wie immer extrem freundlich. Abends sind wir noch etwas mit dem Fahrrad durch den Ort geradelt und dann totmüde ins Bett gefallen.
    Baca lagi

  • Amiens in der Picardie

    21–23 Ogo, Perancis ⋅ ⛅ 23 °C

    Für 2 Nächte stehen wir bei Amiens, in der Normandie. Der Campingplatz "du Chateau" verrät schon das Highlight. Wir befinden uns auf einem CP direkt am Chateau.
    Nach dem Kaffeetrinken wird erstmal mit dem Drahtesel 23 km durch die Gegend galoppiert. Bis an den Kanal bei Ailly-sur-Somme.
    Am ehemaligen Schleusenwärterhäuschen herrscht heute richtig Urlaubsstimmung: Wo früher die Schleusen im Blick behalten wurden, gibt’s jetzt ein kleines, charmantes Tourismusbüro. Dort kann man sich nicht nur Infos holen, sondern auch gleich ein Kanu oder Kajak leihen – und wer Lust auf regionale Köstlichkeiten hat, findet hier ebenfalls ein paar Leckereien aus der Umgebung.
    Von hier aus geht’s entspannt weiter auf dem Radweg Vallée de Somme, der dem Ham-Kanal folgt. Unterwegs begegnen einem immer wieder Kähne, die man ganz in Ruhe bestaunen kann. Wir haben die Fahrt sehr genossen – mit herrlichen Ausblicken aufs Wasser, einer wunderbar abwechslungsreichen Landschaft und natürlich tierischen Begegnungen am Wegesrand.
    Zurück am Campingplatz windet es plötzlich heftig, die Tür vom Wohnwagen knallt zu und die ausgefahrene Fliegengittertüre fliegt wieder aus der Führung. Tom muss das Werkzeug zücken und alles bauen. Es gibt selbst im Urlaub immer was zu tun. 😅
    Beim Abendspaziergang haben wir noch entdeckt, daß Virginie hier einen Verehrer hat 😂
    Baca lagi

  • Notre Dame in Amiens

    22–24 Ogo, Perancis ⋅ ☁️ 17 °C

    Am 2. Tag starten wir nach dem Frühstück mit einem Ausflug nach Amiens, denn eigentlich heißt der Ort, wo wir stehen, Bertangles und ist soweit von Amiens entfernt wie Pratzschwitz zum Ortseingang Dresden.
    In Amiens hat Jules Vernes seine berühmtesten Romane geschrieben und der französische Präsident Macron ist hier aufgewachsen.
    Auf dem Weg zur Notre Dame in Amiens kommen wir an einer Brücke vorbei, wo lauter Stofflappen hängen. Die Geschichte dazu geht so: Halte einen Moment inne und teile Deinen Wunsch mit. Hänge eine Puppe, einen Lappen, eine Schnur auf, du wirst gehört werden, bedecke ihn mit buntem Schmuck. Je mehr wir uns gemeinsam wünschen, desto besser wird es funktionieren!
    Schmuck haben wir nicht gesehen, aber unzählige Lappen. Wünschen konnten wir uns nichts, wegen: kein Lappen dabei - haben aber innergehalten und die Lappenpracht auf uns wirken lassen.

    Die Notre Dame, deren Baustart 8 Jahre vor dem Kölner Dom stattfand, soll wohl so groß sein, dass die Pariser Notre Dame 2x reinpassen würde. Auch im Inneren sehr imposant. Die Orgel gigantisch. Da würde ich zu gerne mal ein Orgelkonzert hören, das muss phänomenal sein in so einem Dom.
    Eigentlich wollten wir nach unserem Ausflug noch "unser" Chateau im Inneren besichtigen. Aber heute war dies leider nicht möglich. Schade.
    Lumpern wir halt noch bisschen vor uns hin, um für die morgigen 420 km nach Cancale fit zu sein.
    Baca lagi

  • Ankunft in Cancale/Bretagne

    23–26 Ogo, Perancis ⋅ ☁️ 22 °C

    Halleluja! Nach 8 Jahren hat uns die Bretagne wieder. Endlich.
    Das hier ist ein ganz anderer Schnack als die Picardie. Hier leben Menschen mit Geschmack, Menschen die es schön haben wollen.
    Nachdem wir uns auf dem kleinen Campingplatz eingerichtet haben, fahren wir mit den Rädern zu einer Bucht, wo ein Foodtruck steht. Dort schnabulieren wir etwas und schauen zu, wie anlandende Fischer einer nach dem anderen, auf Autoanhänger geladen und abtransportiert werden.
    Nach dem Abendbrot geht es in den Ort und oh'lala dort steppt der Bär (oder die Auster). Die Restaurants wie Perlenschnüre am Meer aufgereiht und brechend voll. Wir flanieren die Prommenda davor auf und ab, genießen das feeling...finden unseren ersten Tag in der Bretagne - Bombe!

    Bonne nuit!
    Baca lagi

  • Sonntagsausflug

    24 Ogos, Perancis ⋅ ☀️ 26 °C

    Einen ganztägigen Ausflug haben wir heute geplant. Schön die Küste entlang, bis zum Mont-Saint-Michel.
    Los geht es mit einer Wanderung auf dem Schmugglerpfad, dem GR 34, der uns noch eine Weile begleiten wird, denn dieser 3000 km lange Weg, entlang der wilden Küste, vorbei an ausgedehnten Sandstränden und alten Hafenstädten, geht auch direkt an unserem nächsten Campingplatz vorbei., den wir am Dienstag erreichen.
    Aber heute starten wir wie gesagt mit einer Wanderung zum Pointe de Grouin entlang der Hohlwege mit wunderschönen Aussichten. Dieser Felsvorsprung, die letzte Grenze vor der Bucht des Mont Saint-Michel, ist eine herrliche Aussichtsplattform. Atemberaubend schön, bietet der Ort eines der weitläufigsten Panoramen in Ille-et-Vilaine.
    Dann fahren wir bis Saint-Benoit-de-Ondres und Cherrueix um jeweils am Strand den Strandseglern zuzusehen und gemütlich einen Kaffee mit Blick zum (gerade nicht vorhandenen) Meer - es ist Ebbe, zu trinken.
    Zum Schluß sind wir am Mont-Saint-Michel angekommen. Wir gehen jedoch, wie vor 13 Jahren, nicht direkt hinein, sondern entfernt der Touristenströme, durch die Schafgatter auf die Wiesen. Der Anblick von hier ist für uns vollkommen ausreichend und genauso beeindruckend.
    Auf dem Weg zurück nach Cancale halten wir noch kurz für eine Stärkung an und danach bestens versorgt mit schönen Erlebnissen und Eindrücken des Tages.
    Baca lagi

  • Letzter Tag in Cancale

    25–28 Ogo, Perancis ⋅ ☀️ 21 °C

    Auf dem Plan steht Richtung Saint-Malo zu fahren. Immer die Küstenstraße entlang. Hier oben wechselt sich eine Bucht mit anderen ab.
    Wir steuern am Anfang, den wenige Minuten entfernten "Anse de Guesclin" an. Klettern über die kleine Düne und vor uns öffnet sich der Blick auf den Strand und die im Wasser befindliche "Ile de Guesclin". Da beginnende Ebbe ist, laufen auch schon die ersten Badenden zur Insel.
    Als nächstes wollen wir zum "Pointe de Meinga" laufen. Kaum sind wir am Parkplatz gestartet, macht der Weg klar, Abwechslung ist, wie hier überall, Gesetz. Rechts unten eine Bucht mit Sandstrand und den obligatorischen kleinen Fischerbooten im Wasser. Wir balancieren über Felsen und landen wieder auf einem butterweichen Pfad. Die Wege winden sich, die Luft riecht nach Salz und der leichte Wind sorgt dafür, dass man kurz vergißt, dass es 30 Grad sind und die Sonne knallt. Es wechseln sich felsige Landzungen und Sandstrände ab. Westlich sieht man von weitem Saint-Malo mit dem langen Sandstrand östlich der Altstadt, mit den vielen schroffen Felsen, die aus dem Meer ragen. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir wieder am Auto zurück.

    Weiter geht es über die Küstenstraße nach Saint-Malo. An der Altstadt angekommen, suchen wir 1/4Stunde einen Parkplatz. Aber keine Chance, alles belegt. Dann eben nicht, wir wollen nicht weiter herumfahren und begeben uns kurzerhand zum Maison du Monde. Danach geht es zurück zum Campingplatz.
    Kaffeetrinken und später noch mal mit dem Fahrrad zur Bucht mit dem Foodtruck - schnelles, aber leckeres Essen. So sparen wir uns das Kochen und den Aufwasch 😉.
    Abschlussspaziergang zur Bucht und "unserem" Strand. Unsere Körper nehmen Kontakt mit dem Atlantik auf 😝.
    Morgen packen wir wieder alles ein und es geht weiter nach Saint-Pol-de-Leon.
    Baca lagi

  • Saint-Pol-de-Leon

    26 Ogo–9 Sep, Perancis ⋅ ☁️ 21 °C

    Als wir Cancale verlassen, sind wir einstimmiger Meinung, dass wir noch gerne länger geblieben wären. Vielleicht kommen wir ja mal wieder und bleiben länger.
    Nach 3 Stunden Fahrt erreichen wir unser Endziel der Reise, Saint-Pol-de-Leon. In diesem Teil der Bretagne, wird alles zweifach geschrieben. Französisch und Breton. Bretonisch ist eine keltische Sprache. Da Bretonisch lange Zeit als bedrohte Sprache galt, gibt es seit einigen Jahrzehnten Bewegungen, die versuchen, die bretonische Sprache im öffentlichen Raum zu stärken (ähnlich dem Sorbischen bei uns). Mit den 2-sprachigen Schildern soll auf die Geschichte und die Eigenständigkeit der Bretagne hingewiesen werden.
    Der "Camping AR Kleguer" liegt direkt am Meer und wir stehen auch direkt am Meer. So einen tollen Platz hatten wir noch nie mit dem Wohnwagen. Wir hören und sehen die Wellen tosen (wenn Flut ist, bei Ebbe ist ja "niemand zu Hause").
    Alles ist aufgebaut und hinggeräumt, da wird die lange, künstlich angelegte Landzunge, die seitlich neben dem Campingplatz beginnt, inspiziert. Sie geht direkt aufs Meer hinaus, links gesäumt von einer (nun) Halbinsel, die wohl davor mal eine Insel war. Dort draußen pustet uns der Wind ordentlich durch, doch dank 3-Wetter-Taft, sitzt die Frisur 😎.
    Anschließend geht es weiter zu einer ersten Inspektion des kleinen charmanten Ortes.
    Tag zu Ende....
    Baca lagi

  • Fahrradliebe

    26 Ogos, Perancis ⋅ ☁️ 20 °C

    Nun sind wir schon 3 Tage hier und lassen uns durch den Tag treiben. Das Wetter ist wechselhaft, aber vollkommen okay für uns. Eigentlich weiß jeder, der die Bretagne besucht, dass das Wetter hier Alles bietet, eben nur keine Garantie auf dauerhaften Sonnenschein. Wir wussten im Vorfeld das es kein Badeurlaub wird (obwohl man durchaus jeden Tag baden gehen könnte) und sind kleidungstechnisch darauf eingestellt.
    Das Fahrrad ist unser liebstes Fortbewegungsmittel, in jedem Sommerurlaub. Mittwoch sind wir nach Roscoff zum Hafen und den dort befindlichen Markt gefahren. Der Weg dorthin war sehr ansprechend, durch enge Wege, rechts und links gesäumt mit schulterhohen Trockenmauern, z.T. wild überwachsen. Man kommt sich vor wie im Cornwall, so sieht es auch in der Serie "Barneby" , die im Cornwell spielt. Wir fahren vorbei an unzähligen Hortensienbüschen, an Artischockenfeldern und wunderschönen Aussichten aufs Meer und die schroffen Felsformationen darin.

    Gestern haben wir trotz wechselhafter Wettervorhersage eine 4-stündige Fahrradtour zu dem hübschen Örtchen Carantec unternommen. Hatte bissel was von Regenschauerhopping, aber auch das war unterhaltsam. Dort haben wir einen Schauer abpassend, u.a. in einen Cafe unter einer Markise sitzend etwas getrunken und dann den Heimweg wieder angetreten. Auch hier wurde wieder viel für die Sinne geboten. Schöne Aussichten aufs Meer, große Fenchel-, Artischocken-, Kohl und Möhrenfelder. Wir haben dann zur Sicherheit unsere Regencapes übergezogen und so war alles in bester Ordnung.
    Baca lagi

  • Bretonische Tage

    31 Ogos, Perancis ⋅ 🌬 19 °C

    Die Schönheit dieser Gegend ist ein solches Versprechen, dass man ihm einfach nicht widerstehen kann. Und so steigen wir, gleichsam wie von unsichtbarer Hand geführt, erneut aufs Rad, um nach Roscoff zu fahren. Roscoff – dieser Ort, der mit seiner Mischung aus herbem Küstencharme und Geschichte seine ganz eigene Melodie spielt. Wir fahren durch die schmalen Straßen, erreichen die große Kirche, die wie eine Schatztruhe der Frömmigkeit und Kunst dasteht.
    Die Kirche – massiv, ehrwürdig. Ihr Altar ist kein Altar, sondern eine Demonstration: Prunkvoll, überladen, in seiner Üppigkeit. Und dann die Orgel – ein Koloss aus Pfeifen, schweigend, aber bedrohlich in ihrer Präsenz. Weiter führt der Weg durch die Altstadt, vorbei am alten Hafen, wo die schlafenden Boote im Wasser liegen. Schließlich sind wir am Fährterminal angekommen, das Tor nach England und Irland: Plymouth und Cork. Der Check-In läuft geschäftig, wir schauen zu und biegen noch einmal ab und stehen im Yachthafen.

    Am nächsten Tag – es ist Samstag – fahren wir nach Morlaix – weiter im Inland gelegen, in einer Senke, durchzogen von Wasser, überwölbt von einem mächtigen Viadukt, mit gewaltigen Bögen aus Granit: Sie wirken, als hielten sie Himmel und Erde in Balance. Dann der Hafen. Still, beinahe unscheinbar, doch er verrät seine Geschichte. Morlaix war einst ein Knotenpunkt für den Handel, eine kleine Drehscheibe zwischen Küste und Hinterland. Ein Ort, der Geschichten atmet – von Schmugglern, Händlern, Fischern.
    Wir kommen an der Chocolaterie und Pâtisserie von Stephan Giraud vorbei und die Auslagen ziehen mich sogleich hinein. Hinter Glasvitrinen liegen feinste Kunstwerke von Torten, Törtchen und Macarons, geordnet nach Farben. Perfekt, beinahe unnatürlich schön – Fraise Yoghurt: eine Spur von Sommer, frisch und kraftvoll. Armande Milk: beruhigend, sanft. Vanille: klassisch, majestätisch. Fruit de la Passion: ein Aufprall von Exotik.
    Unzählige Blumen, wie ganz oft in französischen Orten zu sehen, die an Kreisverkehren, entlang der Gehwege, überall wie kleine Farbinseln blühen.
    Im Zentrum dann die alten Fachwerkhäuser, windschief und stolz zugleich, Zeugen von Jahrhunderten, die sich in ihre Balken eingeschrieben haben.
    Auf dem Nachhauseweg fahren wir noch Richtung Plougasnou, genauer gesagt, nach "El Diben", dort sieht man schon Ende der Rosa Granitküste. Leider fing es an zu regnen und das einzige Café hatte vorübergehend geschlossen.

    Der Sonntag aber schenkt uns vollendetes Wetter, wie bestellt: nicht zu heiß, nicht zu kühl, im Gleichgewicht. Wir fahren zur "Pointe de Bouillennou", steigen in den GR 34 ein – diesen mythischen Küstenweg, der wie ein Band die Bretagne umarmt. Immer am Meer entlang, mit Aussichten, die sich einprägen wie Gemälde. Rechts und links begleiten uns Schlehenbüsche, deren dunkelblaue Früchte fast übertrieben groß wirken, und Brombeeren, denen wir nicht widerstehen können.
    Am "Pointe Saint Jean" dann halten wir inne. Wir sitzen eine Weile am Meer, sehen hinaus auf die Felsen, die wie uralte Wächter aus den Wellen ragen. Leni suhlt sich im Sand und wir – wir lassen uns fallen in diesen Augenblick. Zeitlos. Das Meer rauscht, die Sonne wärmt, und für ein paar Minuten scheint die Welt vollkommen zu sein.
    Baca lagi

  • Bretonischer Wind

    2 September, Perancis ⋅ 🌬 19 °C

    Der Montag zeigte sich launisch, wie so oft hier: kurze Regenschauer und Sonne wechselten sich ab, alles wechselt in rascher Folge.
    Wir nutzten die kurzen Pausen, in denen uns keine Schauer überraschen, und fuhren hinüber auf die andere Seite unserer Landzunge, um die "Pont de Chantel" Runde zu laufen.
    Mogueriec/le Dossen: Schon der Parkplatz verriet mir, dass hier etwas im Gange war – Surfbretter und Strandbuggys und das Geräusch eines tosenden Meeres. Als wir die Düne überquerten, hielten wir den Atem an: ein Strand weit und hell, öffnete sich, keine kleinen, geschützten Buchten wie sonst hier, sondern Weite. Die Wellen: hoch, schäumend und wild. Wir blieben stehen und sahen den Surfern zu, wie sie auf "ihre" Welle warteten.
    Unser Campingplatz liegt im Windschatten, dort ist das Meer ein anderes – zahmer, fast brav, und nur bei Flut und starkem Wind erwacht es. Hier jedoch tobte sich der Atlantik aus, hemmungslos und überwältigend. Darauf waren wir nicht vorbereitet und freuten uns mächtig.
    Der Weg führte uns weiter, schlängelte sich an der Küste entlang, durch Dünen, dann hinein in sandige Waldpfade. Die Landschaft erinnerte mich an Gegenden weiter südlich, bei Bordeaux vielleicht – dieselbe Landschaft: Kiefern, Weite und die Stille nur unterbrochen vom tosenden Meer.

    Saint-Pol-de-Léon.
    Seit einer Woche sind wir nun hier. Der Morgen beginnt ungestüm, wie es sich für diesen Landstrich gehört: Windböen rütteln am Wohnwagen, Regen trommelt gleichmäßig auf das Dach. Laut Wetterbericht kündigt sich für die Nacht ein Sturm an. Sechzig Kilometer pro Stunde – eine Zahl, die man auch in der Bretagne ernst nimmt.
    Also: Baumarkt. Spanngurte. Eine Sicherung der Markise, damit sie nicht von unten erfasst und wie ein Segel aufgerissen wird. Prävention ein Muss.
    Doch dann wieder hinaus in die Welt. Wieder der GR 34. Dieses Mal noch weiter westlich, wilder, unberechenbarer. Startpunkt: Kerscouarnec. Gestern war nur ein Vorgeschmack auf heute.
    Die Felsen – bizarr, grotesk. Das Meer tosend, Wind, der einem die Frisur zerzaust, Sonne und Wolken im unablässigen Wechsel. Steinformationen, als hätte sie jemand arrangiert: Luftlöcher, Gesichter, Figuren, Fratzen, Tiere. Ein hakennasiges Steinprofil starrt am Wegesrand aufs Meer. Man fragt sich unwillkürlich: Wer hat diese Szenerie entworfen?
    Wir durchqueren ein kleines Dorf mit Häusern, alles wirkt friedlich und still und wir nehmen wieder eine Inspiration für zu Hause mit. Vor uns liegen Pferdekoppeln, Maisfelder, Porree, Rotkohl, Artischocken und Gemüsekohl.
    Kurz vor dem Ende der Runde überrascht uns doch noch ein Schauer. Aber wir sind vorbereitet, die Regenjacken leisten gute Dienste.
    Zurück am Campingplatz: Kaffee. Danach ein kurzer Spaziergang zur Îlot Sainte-Anne.
    Windig...selbstverständlich.
    Baca lagi

  • Bretonisches Wetter und Naturschauspiel

    3 September, Perancis ⋅ 🌬 19 °C

    Der Regen hatte sich in der Nacht, wie von den Wetterpropheten vorhergesagt, wie Peitschenhiebe vom bleigrauen Himmel ergossen – ab Vormittag im Wechsel mit Sonne...bis weit in den Mittag hinein. Die Nacht davor war ein wildes Schauspiel gewesen: der Sturm heulte und fauchte mit Böen, die mühelos die sechzig Kilometer pro Stunde überschritten, und stellte den Wohnwagen auf eine harte Probe. Immer wieder wurde er vom Sturm geschüttelt, während die Markise mit ihren Seitenteilen bei jeder Windböe ein donnerndes, fast bedrohliches Klatschen von sich gab.
    Und doch: Alles blieb heil. Kein Riss und kein Bruch. Am Ende erwies sich die wilde Nacht als bloßes Schauspiel, dem man in so mancher Minute, mit bangem Blick nach draußen folgte.

    Man erkennt einen Bretonen daran, dass er nicht gegen den Wind läuft – sondern mit ihm redet.
    Daran, dass er den Regen nicht beklagt, sondern prüft, ob er salzig schmeckt.
    Daran, dass er weiß: Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur das falsche Glas Wein danach.

    Das Frühstück und die Gassirunde rückte an diesem Tag in spätere Stunden, und mit ihm stellte sich eine wohltuende Trägheit ein, ein entspanntes Dahinschlummern zwischen den Böen, als sei Zeit in der Bretagne ohnehin nichts, woran man sich halten müsse.

    Man meint ja, man habe schon alles gesehen, vieles erwandert, noch mehr bestaunt. Doch wehe, man denkt so. Die Bretagne, dieses uralte Land, lacht einen leise, fast spöttisch aus und belehrt einen eines Besseren. Nach kaum 50 Minuten Fahrt erreichen wir Menez Ham – und sofort beginnt ein neues Kapitel im Märchenbuch der Natur.
    Im Ort selbst reiben wir uns die Augen. Was ist das? Riesige, unfassbar runde Granitblöcke, so kolossal, dass man schwören möchte, Riesen hätten sie einst hierhergetragen, liegen dort einfach im Vorgarten oder neben Carport oder Scheune oder Wohnhaus, als wären sie die selbstverständlichsten Dekorationen der Welt. z.B. 3 haushohe rundgeschliffene ovale Steine, aufrecht nebeneinander, gekrönt von einem vierten, der quer darauf ruht. Kein Kran, keine Maschine, kein menschlicher Muskel könnte dies je bewirkt haben. Und doch – hier steht es, steinernes Rätsel, trotzig, geheimnisvoll. Waren es Druiden, waren es Götter....wer?
    Vom Parkplatz aus führt uns ein Fußweg in ein Museumsdorf möchte man meinen, und doch wohnen hier Menschen, leben hier Alltag, als wäre das Außergewöhnliche ihr Normalzustand. Kleine, liebevoll gebaute Häuschen, teils reetgedeckt, lehnen sich an die uralten Steine, verschmelzen mit ihnen zu einem Ensemble, das die Grenze zwischen Natur und Kultur verwischt.
    Und dann – der Strand. Welch Bühne! Feinster Sand, so weich wie Seide, so hell wie Perlmutt, gespannt zwischen den abgerundeten Granitkolossen, während der Atlantik tost. Stundenlang wandern wir auf dem berühmten GR 34 umher, jenem mythischen Küstenwanderweg. Jeder Schritt bringt neue Wunder: bizarre Felsformationen, abenteuerlich rundgeschliffen – und doch auch fernab vom Meer, mitten im Ort, auftauchend wie von Zauberhand.
    Wir stoßen auf das Wächterhaus, das legendäre Bauwerk, das wie eingeklemmt zwischen zwei gigantische Granitblöcke geduckt steht, ein Bollwerk gegen Wind, Wellen und Zeit. Man erzählt, es sei im 19. Jahrhundert errichtet worden, ein einsamer Wächter des Ozeans, beschützt von den Felsen selbst.
    Unsere Augen spielen mit uns, oder wir mit ihnen: In den Steinen entdecken wir Gesichter, die keine Bildhauerhand erschaffen hat – Hundeschnauzen, Schildkröten, Hasengesichter, Schlangenprofile, Pinguinköpfe, Vögelköpfe, auftauchende Haigesichter.... Die Phantasie tanzt, überschlägt sich, berauscht von diesem Naturschauspiel.
    Und schließlich – stoßen wir auf das sagenumwobene „Auge“. Kein bloßer Zufall diesmal, sondern ein Werk des bretonischen Künstlers Pierre Chanteau, der im ganzen Finistère seine Augen auf Felsen gesetzt hat, immer dem Meer zugewandt, als stille Wächter, als mahnende Blicke in die Ewigkeit. Hier ruht eines seiner Werke direkt am sogenannten Elefantenfelsen. Tritt man zurück, erkennt man tatsächlich die Form eines Elefantenbabys, das Meer betrachtend, voller Neugier und stiller Weisheit.
    Dieses „Auge“ ist nicht nur Kunst, es ist eine Verbindung zwischen Natur und Mensch, zwischen Felsen und Legende. Es blickt hinaus, dorthin, wo das Unendliche beginnt, und hinein, in uns selbst.
    Der Abend senkt sich, als wir zurückkehren. Doch Menez Ham hat uns - verzaubert, mit seiner unwirklichen Schönheit tief getroffen. Ein Stück Erde, das sich weigert, gewöhnlich zu sein. Ein Ort, an dem Natur und Legende, Menschenhand und Steingeheimnis eins werden.
    Baca lagi

  • Süßes Nichtstun

    4 September, Perancis ⋅ 🌬 17 °C

    Eigentlich, ja, eigentlich war es nur als kleine, unschuldige Unternehmung gedacht gewesen – ein gemächliches Pedalieren bis nach Roscoff, ein zielloses Schlendern durch die Gassen dieser vom Meer umwobenen Stadt, nicht mehr. Doch wie so oft – diesem Landstrich voller kleiner Verführungen – wurden unsere Pläne von unserer wohlwollenden Laune missachtet. Und plötzlich saßen wir da, am Hafen, mit Aperol Sprizz und Espresso vor uns, während die Sonne mit verschwenderischer Wärme uns verwöhnte.
    Wir setzten unseren Weg aus purer Hingabe fort, schlenderten am Quai de Auxerre entlang, wo wir Zeugen eines Schauspieles wurden: eine Lastenfähre von der Île de Batz glitt heran, und mit Leichtigkeit entluden Männer und Maschinen sie binnen weniger Minuten. Präzision, Rhythmus, Kraft – fast ein Ballett der Arbeit.
    Zurück zum Campingplatz? Unmöglich! Die Sehnsucht nach mehr zog uns weiter, hinüber zu der zarten, fast entrückten Halbinsel Perharidy, die gegenüber von Roscoff im Meer ruht. Die Stunden flogen dahin, ohne dass wir es merkten. Vier waren es am Ende, als wir heimkehrten.

    Und immer wieder dieses kleine, herzliche "Bonjour" mit einem Lächeln, dass einem in ländlichen Gegenden oder kleinen Städten in Frankreich einfach so entgegengebracht wird und dem deutschen Herzen Freude schenkt. Ob man als Wanderer oder Fahrradfahrer unterwegs ist. Und die vielen Hunde! Man hat den Eindruck, als sei hier jeder Dritte mit mindestens einem vierbeinigen Gefährten unterwegs.
    Baca lagi

  • Bretonische Mythenenwälder und Heilige

    5 September, Perancis ⋅ ☁️ 20 °C

    Heute brachen wir auf, hinein ins geheimnisvolle Herz der Bretagne, eine gute Stunde Fahrt nur. Unser Ziel: der sagenumwobene „Forêt de Huelgoat“, ein Wald von beinahe unwirklicher Dichte und Schönheit, 300 Hektar voller Magie, Mythen und Märchen.
    Schon der erste Anblick des „Roche Tremblante“, dieses gigantischen, fast sieben Meter langen Granitkolosses, ließ uns ungläubig verharren. Wie konnte ein solches Ungetüm, drei Meter hoch und fast sieben Meter breit, 100.000 Kilogramm schwer, auf nichts weiter als einem schmalen Grat von kaum neunzig Zentimetern ruhen? Ein einziges Rätsel aus Stein! Man erzählt sich, wer die richtige Stelle finde, könne diesen tonnenschweren Brocken mit bloßen Händen ins Schwingen bringen – eine uralte Kraftprobe, die noch heute die Phantasie nährt.
    Über Treppen gelangten wir hinab zu den „Ménage de la Vierge“. Ein Ort so bizarr, dass man schwört, hier hätten die alten Gallier, deren Nachfolger die Bretonen sind, nach einem übermäßig kräftigen Schluck Zaubertrank riesige, rundgeschliffene Felsbrocken, übereinandergestapelt, verkeilt und schwebend zurückgelassen oder als hätte eine überirdische Hand sie im Spiel verstreut.
    Nur wenige Schritte weiter öffnete sich der Eingang zur „Grotte du Diable“ – die Teufelsgrotte. Dunkel, feucht, beklemmend, als stiege man tatsächlich in das Reich des Fürsten der Finsternis hinab. Tom und ich wagten den Abstieg über die unzähligen Stufen in die dämonische Tiefe. Leni hingegen verweigerte schon den ersten Blick nach unten, als spüre sie deutlicher als wir die Gegenwart des Teufels selbst. Die Legenden raunen, dass er hier einst hauste und das Echo seines Zorns in den Wänden widerhallt, wenn der Fluss in der Grotte tobt.
    Und schließlich führte uns der Pfad noch zur „Moulin du Chaos“, der Mühle am Chaos. Welch ein Name! Sie liegt dort, wo das Wasser des Silberflusses zwischen den Felsen tobt, schäumt und donnert, als wolle es sich losreißen aus dem Bann dieses Waldes. Jahrhunderte lang mahlten hier die Räder, angetrieben von der unbändigen Kraft des Chaosstroms.
    Die Chaosfelsen selbst gelten als eine der eindrucksvollsten geologischen Launen der Bretagne: ein uraltes Granitmassiv, durch Jahrmillionen von Erosion und Fluten zerborsten, zerrieben und in jene bizarren Formen verwandelt, die man heute fast ehrfürchtig betrachtet. Und doch wirken sie, als hätten nicht Zeit und Natur, sondern Zauberer und Dämonen selbst Hand angelegt.
    So wandelten wir dort – zwischen Geologie und Mythos.

    Nachdem wir das sagenumwobene Huelgoat mit seinen Mythenwäldern hinter uns gelassen hatten, rollten wir nur wenige Kilometer weiter in eine Welt, die einem Traum aus Stein entsprungen schien – das Vallée des Saints, jenes Tal, das man ohne Übertreibung die bretonische Antwort auf die Osterinsel nennen darf. Das Tal der Heiligen ist ein ungewöhnlicher Ort, denn es handelt sich zugleich um eine historische Stätte, eine Region der Legenden und die Heimat unglaublicher monumentaler Skulpturen. Eine mehrere Hektar umfassende feudale Erdhügelburg, eine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert und Statuen bretonischer Heiliger sind in der hügeligen Landschaft des Poher zu finden. Heute erheben sich ca. 190 Statuen auf dem Gras. Sie verkörpern die Mönche, die aus Irland, Wales oder Cornwall gekommen waren, um die Bretagne zu evangelisieren. Jedes Jahr beleben neue Kreationen verschiedener Bildhauer diese Erinnerung. In einem halben Jahrhundert werden es 1000 sein. Die Heiligen Tugdual, Hernin, Gildas, Brieuc und Malo waren die ersten, die die legendäre Geschichte der Bretagne illustrierten.
    Wir waren, ich gestehe es ohne falsche Scham, naiv genug zu glauben, es handle sich um ein überschaubares Areal, in dem vielleicht fünfzig Skulpturen die stille Würde vergangener Zeiten ausstrahlen. Doch was uns erwartete, sprengte jede Vorstellungskraft. Auf sanft gewellten Hügeln, die sich wie ein Amphitheater der Götter erhoben, thronen fast zweihundert monumentale Heilige aus Granit, jeder einzelne ein Unikat, ein Wächter der bretonischen Seele, von Menschenhand geformt, als wollte man Ewigkeit in Stein bannen.
    Und welch Widerspruch löste sich dort in Schönheit auf! Wir, die wir uns nicht eben als glühende Verehrer moderner Kunst verstehen, fanden uns plötzlich in einem Reich wieder, in dem das Schweigen der Figuren lauter sprach als jedes Manifest zeitgenössischer Künstler. Kein rätselhaftes Symbol, nichts undeutsames Abstraktes – stattdessen klare Gestalten, ernst und erhaben, als hätten sie die jahrtausendealte Geschichte der Bretagne selbst in ihre Gesichter gemeißelt bekommen.
    Die Ursprünge dieses grandiosen Projektes liegen erst wenige Jahre zurück: 2008 begannen die Bildhauer Philippe Abjean und Sébastien Minguy mit der wagemutigen Idee, ein „bretonisches Tal der Heiligen“ zu erschaffen. Was als kühner Traum zweier Männer begann, wuchs schnell zu einer Bewegung heran, die Dutzende von Bildhauern vereinte. Jahr für Jahr schwingen sie ihre Werkzeuge über tonnenschwere Granitblöcke, aus denen Heilige Gestalt annehmen – Lebensgroß? O nein, vielmehr überlebensgroß! Manche erreichen bis zu vier Meter Höhe und thronen wie Giganten über die Landschaft.
    Man stelle sich vor: ein endlos wachsender Dom unter freiem Himmel, gebaut nicht aus Mauern, sondern aus Hügeln, Himmel und Granit!
    So wandelten wir zwischen diesen ehrfurchtgebietenden Kolossen umher, und während Sonne und Wolken sich abwechselten, schien es, als spräche die Bretagne selbst zu uns – alt, stolz und unvergänglich. Wie beeindruckend - Wow!
    Die Statuen sind nicht das Einzige, das beeindruckt und die Fantasie anregt. Das Tal birgt auch eine gallische Quelle, deren Wasser die Kraft nachgesagt wird, Tiere zu heilen. Sie tritt unterhalb einer zauberhaften Kapelle aus. Inmitten der Steinheiligen erhebt sich eine ehrwürdige feudale Motte, umgeben von Burggräben, über dem Tal. Ein Zeugnis dafür, dass der Hügel ein strategischer Wach- und Verteidigungspunkt war. Von oben schweift der Blick über einen weiten Horizont, an dem sich die Gipfel der Monts d'Arreeund der Wald von Fréau abzeichnen.
    Baca lagi

  • Rosa Granitküste

    6 September, Perancis ⋅ ☁️ 23 °C

    Es war ein Tag, wie er in der Bretagne selten glänzender erstrahlen konnte: 27 Grad und wir hatten ihn uns reserviert, vorausschauend, für diesen Ausflug an die Rosa Granitküste, ca. 70 Minuten Fahrzeit östlich von hier.
    Zuerst führte unser Weg an die Plage de Keryvon. Versteckt wie ein gut gehütetes Geheimnis lag sie da, menschenleer. Ein Ort, den die Einheimischen oft im Stillen aufsuchen, wenn sie genug haben von den überlaufenen Stränden der Saison. Im Nachhinein das Herzstück des Tages.
    Dann zog es uns weiter an der Küste entlang zur Plage de Trégastel, wo wir das einzig wahre Bretonske Picknick genossen: Café aus der Thermoskanne und die schlichten, aber unvergleichlichen LU-Kekse, die in dieser Landschaft auf unerklärliche Weise wie eine Delikatesse schmecken. Das Wasser? Kristallklar, so durchsichtig, dass man die Steine auf dem Grund zählen konnte. Aber frisch, sehr frisch – fast so, als wolle das Meer einem sagen: „Nur die Mutigen dürfen ganz hinein.“
    Das nächste Etappenziel war natürlich Ploumanac’h, dieses kleine, magische Fischerdorf, das nicht umsonst schon zum „schönsten Dorf Frankreichs“ gekürt wurde. Die Rosa Granitfelsen – von Wind und Wellen zu Skulpturen geformt – wirkten wie eine Bühne, auf der sich seit Jahrtausenden dasselbe Schauspiel abspielt. Insider wissen: Bei Sonnenuntergang leuchten sie wie glühende Kohlen.
    Von dort schlängelten wir uns entlang der Küste nach Perros-Guirec, einem Ort, der gleichermaßen mondän wie wild ist.

    Ein sanfter Tag, getragen, nicht von vielen Schritten– o nein! –, denn unsere Beine hatten gestern bereits das Maß der Welt ausgemessen. Heute aber: anstatt über Stock und Stein , Täler oder Steigungen, empfing uns das Reich der Elemente – Strand, Sand, Wasser, und über all dem thronend das unverschämt rosige Granit, als hätte die Schöpfung selbst ein Glas Rosé zu viel genossen.

    Rückblickend, mon dieu, irgendwie fühlten wir ein Fremdsein, war die Rosa Granitküste sehr gegensätzlich zu den stillen, rauen Landstrichen, die wir so lieben: dort, wo die Natur ungestört atmet, wo das Meer nicht bloß als Fotokulisse dient, wo man mehr Muscheln oder Steine als Menschen trifft.
    Ein Ort von grandioser Schönheit, ohne Zweifel – doch gefangen im unablässigen Strom der Neugierigen, der schnellen Eindrücke.
    Wir haben sie gesehen, die Rosa Granitküste, wir haben sie in uns aufgenommen und nun, oui, ist unsere Neugier gestillt.
    Unsere Seele jedoch – sie bleibt bei der Stille, bei den kleinen, unscheinbaren Buchten, den einsamen Wegen, dort, wo die Natur das letzte Wort hat.
    Baca lagi

  • Bretonische Wege

    8 September, Perancis ⋅ ⛅ 18 °C

    Gestern, welch herrlicher Tag der gepflegten Untätigkeit! Wir taten nichts, gar nichts – und doch alles. Körper und Haar erblühten nach einer Zuwendung.

    Und dann, als die Sonne am Nachmittag ihre goldene Finger ausstreckte, schwangen wir uns total spontan aufs Rad, Richtung Roscoff. Meine Lieblingsstrecke führte uns noch einmal durch enge, geheimnisvoll überwucherte Wege, durch Dörfer, mit ihren ehrwürdigen Steinhäusern und immer an der Küste entlang, wo das Meer in mehreren Blautönen glitzerte.
    Ich strahlte die ganze Zeit wie eine Laterne, war ich doch glücklich, noch einmal hier entlang zu fahren.
    In Roscoff erstmal in die Crêperie! Ein Crêpe, ein Café – ach, wie profan.
    Noch ein Schlenker durch die Fußgängerzone, es war wie eine sanfte Verabschiedung, ein leises "Au revoir" – und in der ein kleines wenig Wehmut lag, haben wir uns doch hier 2 Wochen sehr wohl gefühlt. Morgen noch, dann treten wir die Rückreise an.
    Baca lagi

  • Bretonische Ernte

    8 September, Perancis ⋅ ☀️ 19 °C

    Der letzte Morgen am Tag vor der Abreise! Wir sitzen da, am gedeckten Frühstücksisch, während unter uns das Meer rauscht, die Wellen – Musik in unseren Ohren. Das Licht – ein einziges glitzern auf dem Wasser.
    Doch so unendlich romantisch der Augen- und Ausblick, so unentrinnbar die Pflichten des Reisenden. Die Seitenteile der Markise müssen gesäubert und verstaut werden. Der Teppich ebenso – Zeuge unzähliger Frühstückskrümel.
    Und dann, liebe Lesenden - DIE Mission! Wir – Abenteurer, Schatzjäger, Draufgänger 😂 – auf dem Weg zu den Schlehenbüschen. Schon zu Beginn hatten wir sie entdeckt: dunkelblau, fast violett, unverschämt üppig beladen. Konzentriert ernten wir: linke Hand, rechte Hand, ein Beutel voll, noch ein Beutelchen und noch eins. Am Ende: vier Kilogramm! Eine ganze Schatztruhe, die nun, säuberlich verlesen, gewaschen und in kleine Beutel gebannt, im eisigen Kälteschlaf des Frostfaches zu Hause auf ihre Verwandlung wartet. Marmelade? Likör? Von jedem etwas?
    Ein kurzer Abstecher noch zum Einkaufen. Es gilt, Dinge zu erjagen, die in unserer Heimat schlicht nicht zu finden sind.

    Der Abend senkt sich. Ein letztes Mahl im Zwielicht, während es langsam dunkel wird, und dann beginnt das große Einräumen. Alles an seinen Platz. Denn morgen, nach dem Frühstück, wird es soweit sein. Wir beginnen die Rückreise gen Normandie, nachLion-sur-Mer, bei Caen.
    Baca lagi

  • Normandie

    9 September, Perancis ⋅ ☁️ 21 °C

    Am Dienstagmorgen, gegen halb zehn, brechen wir auf – über fünf Stunden (Frühstückspause mit eingerechnet) dauert die Fahrt in die Normandie bis zum Campingplatz „La Ferme“. Er liegt so nahe am Meer – ein fünfminütiger Spaziergang genügt, und man steht vor dem endlosen Blau oder auch nicht, nämlich, wenn Ebbe ist 😅. Zwei Tage wollen wir hier verweilen.
    Das Wetter zeigt sich von seiner freundlichsten Seite, also besteigen wir die Räder. Insgesamt 27 Kilometer fahren wir, stets dem silberglitzernden Küstenradweg folgend, durch pittoreske Orte: Luc-sur-Mer, Saint-Aubin-sur-Mer, bis nach Courseulles-sur-Mer. Am Strand reihen sich die typischen Badehäuschen eins am anderen. Sie sind Relikte einer alten Badekultur – einst nutzte man sie, um sich diskret umzuziehen, heute sind sie charmante Zeugen einer Zeit, in der selbst ein Sprung ins Meer noch ein kleines Ritual war. Heute hat man einen kleinen Tisch und 2 Klappstühle darin, setzt sich vor das Häuschen und schaut aufs Meer. Überwiegend sieht man jedoch Senioren davor.
    Wir passieren die geschichtsträchtigen Strände Sword Beach und Juno Beach – stille, unscheinbare Küstenabschnitte. Hier landeten im Juni 1944 Engländer und Kanadier mit der Absicht Europa zu befreien..
    In Courseulles-sur-Mer kaufen wir für das Abendessen ein. Den Rückweg treten wir gemächlich an, immer begleitet von warmen Sonnenstrahlen. Am Abend sitzen wir im goldenen Restlicht vor unserem Wohnwagen, essen und trinken bis zur langsam beginnenden Dunkelheit.

    Am nächsten Morgen ruft uns ein anderer Weg. Wir wandern von Luc-sur-Mer nach Douvres-la-Délivrande, auf einem grünen Pfad, der sich wie ein schmaler Teppich durch Felder und Hecken zieht, vorbei an Pferdekoppeln und einem alleeartigen Fuß- und Radweg.
    Tom zieht es danach ins Atlantikwall-Museum, wo die massiven Relikte der einstigen Festungsanlagen ausgestellt sind. Ich bleibe draußen mit Leni – Hunde, sind dort, wie in allen Museen, nicht willkommen. Wir beobachten, daß hauptsächlich Engländer dort hineinströmen.

    Am Abend dann das unvermeidliche Ritual: Zusammenpacken, verstauen, vorbereiten. Der nächste Aufbruch wartet bereits – nach Tournai in Wallonien, Belgien.
    Baca lagi

  • Wallonien/Belgien und Wetzlar

    11 September, Belgium ⋅ 🌬 17 °C

    Wir beginnen unsere Reise ohne Hast nach Belgien. Bereits am Anfang zeigte sich, dass die Autobahn ein belebtes Etwas war. Eigentlich, bis auf spezielle Gegenden, geht es gemächlich auf Frankreichs Autobahnen zu.
    Die letzten 150 Kilometer jedoch verlangten besondere Aufmerksamkeit. Böen bis 55 km/h griffen nach dem Anhänger und rüttelten an uns. Schließlich, nach fast sechs Stunden, erreichten wir Tournai. Tournai ist 13 km von der französischen Grenze entfernt und kaum über die Grenze - gibt es DIE Besonderheit auf belgischen Autobahnen. Das Paradies für nachtblinde Frauen: es gibt Straßenbeleuchtung, aller 50 Meter!

    Nach unserer Ankunft konnten wir es nicht lassen: wir schwangen uns auf die Räder und fuhren in die Altstadt.

    Am nächsten Morgen verzichteten wir auf das Frühstück. Also machten wir uns
    wieder auf den Weg. Das Frühstück würde unterwegs stattfinden, an irgendeinem Ort, auf irgendeinem Rasstplatz.
    Und dann, ach, die belgischen Autobahnen. Endlose Betonbahnen, die sich wie müde graue Schlangen durch das Land winden, mit Schlaglöchern, die den Charakter einer offenen Falle haben. Brücken, die aussehen, als ereilt sie
    augenblicklich das gleiche Schicksal wie die Carolabrücke. Man atmet regelrecht auf, wenn man Belgien hinter sich lässt – heil, unversehrt, als sei man einem gefährlichen Abenteuer knapp entkommen.
    Nach über sechs Stunden Fahrt taucht endlich Wetzlar vor uns auf – unser letzter Halt auf dieser Rückreise. Der Campingplatz liegt direkt an der Lahn. Kaum sind die Stützen unten, hält uns nichts mehr: Die Fahrräder werden befreit, und statt durch die Gassen der Altstadt zu streifen, folgen wir diesmal der Lahn. Der Radweg führt direkt am Platz vorbei, gemächlich fließt die gut gefüllte Lahn neben uns, das Wetter ist spätsommerlich schön.
    Am nächsten Morgen dann der jähe Kontrast: Platzregen und ein kurzes Gewitter. Wir machen das Beste daraus: Alles im Wohnwagen wird trotz Regen routiniert verstaut, jeder Handgriff sitzt. Frühstück? - gibt’s eben wieder unterwegs....

    Am Nachmittag sind wir nach 4.300 zurückgelegten Fahrkilometern zu Hause angekommen und vielen schönen Erinnerungen im Gepäck.
    Baca lagi

    Tamat perjalanan
    13 September 2025