• Sonntagsmesse

    9 de novembro, Sudão do Sul ⋅ ☁️ 30 °C

    CM - Heute ist Sonntag und um 5:20 beginnt mein Tag nicht weil ich in die Morgenkontemplation des Ordens gehen möchte, sondern weil das meine Zeit hier in Kenia ist.
    Ich möchte mir den Sonnenaufgang von unserer Terassse aus ansehen. Das Gästehaus liegt ja auch ca. 200m über dem Tal und ich erhoffe mir einen spektakulären Blick über die Ebene des Ilamidreiecks. Leider bin ich dann enttäuscht, da es zwar schnell hell wird, am Äquator geht das deutlich schneller als in unseren Breitengraden, aber die rote Scheibe bleibt im Dunst der Ferne verborgen.
    Macht nichts und ich packe mein Handtuch und marschiere über einen Pfad hinauf zu den Dämmen. Es sind eigentlich 3 Dämme die hintereinander in den Felsen gebaut wurden. Der erste ist zwar ziemlich leer aber der 2. Ist relativ voll. Am Vortag haben hier bereits 2 Frauen ihre Wäsche gewaschen. Niemand ist mir bisher begegnet. Ich versuche noch ein Foto von der Badeaktion zu machen aber 10Sekunden Selbsauslöser sind zu kurz um über glitschige Felsen ins Wasser zu kommen. Das Foto zeigt noch meinen rechten Fuß von dem Balanceakt. Das Wasser ist erfrischend, obwohl es sicher 28°C haben wird.
    Auf dem Rückweg gehe ich noch bei der Missionskapelle vorbei und dabei begegnet mir der Missionwächter ebenfalls mit einem Gewehr über die Schultern. Für uns.mag das befremdlich sein, aber in manchen Regionen der Welt musst du dich leider schützen, um nicht Opfer einer Gewalttat zu werden. Aber um kein falsches Bild aufkommen zu lassen. Von den 4 Missonsstationen ist es nur hier im Grenzgebiet unsicherer.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück mit unserer Gastgeberin Maque gehen wir hinauf zur Missionskapelle, schließlich ist Sonntag und in einer kath. Mission.ist die Hl. Messe zumindestens für mich ein Muss. Es kommen viele und das wunscherschöne Gotteshaus ist bald bis auf den letzten Platz voll, aber auch die Aussenstehenden können an der Feier teilnehmen, da die Kapelle rundherum offen ist. Bereits draußen fallen mir Frauen mit einem einheitlichem Sari bzw blauem Kleid und Kopftücher auf. Wie ich erfahre sind das Frauen von der CWA - Catholic Women Association - dies ist ein Pendant zu unserer KFD - Kath. Frauengemeinschaft Deutschland. Heute zur Messe werden die neuen Mitglieder feierlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Die Turkanafrauen haben einen mehrtägigen Katechismuskurs absolviert. Bereits bevor die Messe beginnt, stimmt der Chor Lieder an nur begleitet von einer Trommel. Der rythmische Gesang und auch Tanz steckt in der DNA von den meisten afrikanischen Völkern. Was auffallend ist, nicht nur der Chor sondern die ganze Gemeinde ist auffallend jung. Während in unserer Kirche am Sonntag der Altersschnitt bei 60 oder darüber liegt, so schätze ich ihn mit den vielen Kindern auf 20.
    Mit 20 Minuten Verspätung beginnt die Messe. Fr Andrew eröffnet den Gottesdienst unterstützt von zwei Ministranten und dem obligatorischen Katecheten. Die meisten Priester sprechen kein Turkana oder nur rudimentär. So ist es Aufgabe der Katecheten Ansprachen in Suaheli oder Englisch ins Turkana zu übersetzen.
    Zu Beginn weiss ich noch nicht was mich in diesem Gottesdienst erwartet und ich kann sagen, dass die 3 Stunden die die Messe dauerte durch die vielen kleinen Eindrücke und Gegebenheiten nicht langweilig waren, bis auf Ansprachen in Turkana. Der Gesang ist hier ein wichtiges Element und es gibt unter den Einheimischen viele tolle Stimmen und engagierte Chroleiter, die die Sänger zu regelmäßigen Übungsstunden einladen. Zwie Videos habe ich angehängt.
    Die CWA-Frauen werden von Fr. Andrew gesegnet. Das Weihwasser wird aus einem Eimer mittels eines kräftigen und üppigen Zweiges reichlich unter die Gläubigen gesprengt. Nach der 4. oder 5. Segnung wusste ich warum ein so großes Behältnis für das Weihwasser notwendig war. Natürlich waren die Kinder, wie es ganz normal ist nicht so konzentriert bei der Sache, so hatte der Katechet mehrmals recht streng durchgegriffen. Die Kinder die hinter mir auf der Brüstung saßen, hatten einen Gefallen daran mir meine grauen Haare zu graulen. Ein Junge von vielleicht 5 Jahren, der vor mir auf dem Boden saß hatte anscheinend sein Lieblingspielzeug dabei. Er fingerte ständig an dem kaputten Fahrradtacho herum. Mehrmals vielen Teile wie die Knopfzellen oder eine LED wieder heraus, weil das Gehäuse unten offen war, aber er steckte dann alles wieder in die Elektronik.
    Bei der Predigt ermahnt Fr. Andrew seine Schafe auf dem Weg Christus zu bleiben. Er bittet die Frauen sich um ihre Kinder zu kümmern un diese nicht zu verlassen. Die Männer sollen sich um ihre Frau kümmern und nicht wegen einer anderen vernachlässigen. Diese Ermahnungen beruhen sicher auf den alltäglichen Erfahrungen, die er hier macht. So ist es in der patriarchalischen Gesellschaft der Turkanas auch noch üblich, dass ein reicher Mann sich durchaus mehr als eine Frau leisten kann. Die Habenichtse gehen in dem Fall leer aus und nicht selten wird ein Mädchen mit 13 Jahren an einen Mann mit 50 oder älter verheiratet. Hauptsächlich der Brautpreis stimmt. Es ist ein Balanceakt hier zu missionieren. Einerseits will die MCSPA das ursprüngliche Leben der Indigenen erhalten und doch Traditionen, die die Würde des Menschen verletzen und christlichen Werte misachten, überwinden.
    Mit erstaunen konnte ich sehen, dass die Sonntagsmesse auch Steuertag ist. Eine direkte Kirchensteuer wie bei uns gibt es kaum auf der Welt und da die Turkanas auch kaum Geld besitzen wird, wie bei uns im Mittelalter, der Pfarrer bzw die Missionsgemeinde für die pastoralen und sozialen Leistungen mit Naturalien bezahlt.
    Es werden plötzlich Säcke mit Zucker, Reis und andere Naturalien vor den Altar getragen. Ich dachte noch da fehlt nur noch eine Ziege 🐐 als plötzlich unter Gesang und Jubel ein traumatisiertes Tier durch die Menge gereicht wurde und Fr. Andrew übergeben wurde. Nach dem Schlussgebet und endlosen Ansprachen von 3 CWD-Vertreterinnen, eine ist extra aus Lodwar angereist, wird auch Fr. Andrew müde, wie ich an seiner Sitzhaltung erkenne.
    Nach dem Gottesdienst sind wir noch zum Mittagessen in der großen Versammlungshalle eingeladen. Es gibt Pfannkuchen mit Linsen. Man merkt doch, dass die Turkanas keine Feinschmecker sind, aber ich erkenne an, dass sie uns, obwohl sie über wenig verfügen ihr Mahl mit uns teilen. Leider fehlt das Besteck und wie bei Naturvölkern üblich mit gewaschenen Händen gegessen. Bis doch die Löffel kommen bin ich schon fertig. Das Essen mit den Fingern kenne ich schon aus der äthiopischen Küche, die wirklich Kultur hat.
    Wir hatten unser Gepäck schon gepackt und nach dem Essen ging es weiter nach Kokuselei.
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