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  • Ich bin dann mal Pilger

    July 5, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Oh hey! Da bin ich ja wieder. Genau 365 Tage ist es her, dass ich meinen ersten Blogeintrag hier auf FindPenguins formuliert habe und zugegebenermaßen eine kleine Passion für das Schreiben entwickelt habe.

    Gerade auf Instagram meinen Sommerpausenpost gemacht, bin ich sehr froh darüber, so privilegiert zu sein, das zweite Jahr in Folge eine 5 Wochen Reise auf mich nehmen zu können! 🙏🏻

    Im letzten Jahr ist sie entstanden, meine große Leidenschaft des Pilgerns auf dem Jakobsweg - es ist jetzt 0:15 Uhr am Anreisetag und ich fühle mich jetzt schon wieder bestätigt darin, da auch heute schon wieder so viele einprägsame Momente waren, die ich gerne in den nächsten Tagen und Wochen hier niederschreiben möchte.

    In schwachen Momenten in den letzten Monaten immer mal wieder in meinen Blog vom ersten Jakobsweg reingelesen, tat mir dieses Tagebuch sehr gut und witzigerweise konnte ich mich nach nur einem Jahr an manche Sachen gar nicht mehr erinnern. Ich wisch hier erstmal ein wenig Staub und muss mich wieder in das Blogschreiben reinfinden, aber freue mich sehr drauf! Es war neben der Niederschreibung wundervoller Erinnerungen auch immer eine tolle Abendmeditation 🙏🏻

    Während des Schreibens der Texte, höre ich immer auf meinen AirPods verschiedene Lieder an, die mich in die Stimmung des Tages transferieren. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, entweder am Anfang oder Ende des Eintrags mein Lieblingslied des Tages zu packen, um euch gerne eine Möglichkeit der musikalischen Hinterlegung während des Lesens zu geben. Das heutige Lied ist definitiv: Flying Home von den Pierce Brothers 🎶

    Des Weiteren mag ich gerne Einblick geben, wie viel denn so ein Jakobsweg überhaupt kostet und was auf einen an tagtäglichen Kosten zukommt, da diese einer der prägenden Fragen nach meinem ersten Weg war. Speziell meine Person sollte vielleicht nicht unbedingt der Maßstab dafür sein, da ich den Großteil meines Geldes gerne in Essen investiere, aber einfach nur mal als kleiner Gradmesser für euch!

    Der Eintrag tanzt heute mal etwas aus der Reihe und wird heute ein wenig länger als die Anderen, aber fangen wir mal chronologisch an:

    Wie ich schon auf Instagram in meinem Post geschrieben habe, war Lorcan oder wie ich ihn gerne schreibe, Lawkin ein großer Entscheidungsfaktor für den diesjährigen Jakobsweg. Er schrieb mir im Februar, dass er den Camino del Norte ab dem 5. Juli angehen würde. Jener Camino, neben dem Camino Frances, den ca 70% aller Pilger laufen und durch Hape Kerkeling bekannt wurde, der bekannteste Jakobsweg. Start in Irun und anstatt wie beim Frances durch das Festland, geht es auch an der Grenze Frankreichs los und führt wiederum im Norden Spaniens an der Küste entlang. Wunderschöne Aussichtsbilder aufs Meer incoming! 🌊⚓️

    Letztes Jahr Lawkin eine der prägendsten Personen auf meinem ersten Jakobsweg gewesen, ihn nach der ersten Etappe in den Pyrenäen kennengelernt, wurde er sehr schnell zu einem echten Caminofreund. Ich würde behaupten, dass ich speziell in Leipzig übermäßig viele Freunde und noch deutlich mehr Bekannte habe, aber Caminofreundschaften haben einen ganz persönlichen Zauber inne. Ich meine, ich plane für eine Person, die ich aktiv 20 Tage in meinem Leben gesehen habe, als Protagonist fungierend, einen weiteren Trip über insgesamt 5 Wochen!

    Der erste Camino so prägend für mich gewesen ihn zu schaffen, besteht eine sehr große Dankbarkeit und daran hatte er einen gewaltigen Teil. Weiter im Kontext! Ich erfragte immer nach mehr Informationen über seinen geplanten Weg, mit dem Hinweis versehen, dass ich es dieses Jahr aber zeitlich nicht auf die Reihe bekommen werde. In meinem Kopf aber schon alles gestaltet, dass ich mir diese Auszeit von 5 Wochen mit den hohen Fixkosten, die ich habe, fehlenden Einnahmen als Selbstständiger im Juli und den verbundenen Kosten auf dem Jakobsweg, leisten kann, buchte ich mir im April den Flug von Berlin nach Paris!

    Natürlich bestand dadurch immer noch eine Hürde, dass man ihn einfach ausfallen lassen kann, aber so ein wenig Verbindlichkeit hat noch nie geschadet. Im Mai, nach einer schlaflosen Nacht durch die vielen Eindrücke als DJ, Veranstalter und dann doch manchmal bekannten Person in Leipzig, buchte ich schließlich den Folgeflug von Paris nach Biarritz. Im Südwesten von Frankreich angekommen, würde ich dann nur noch einen Bus für 1,40 Euro benötigen, um zum Startpunkt des Camino del Norte, nämlich Irun, zu gelangen.

    Mit den Hintergedanken, dass ich Lawkin bei der Verabschiedung in Leon sagte, ich verspreche es ihm, dass wir uns in Santiago sehen und ich es nicht einhalten konnte, wollte ich das wiedergutmachen. Er hätte es natürlich niemals erwartet, aber in meinem Kopf war es stets existent. Rhetorisch natürlich clever wie ein 6-jähriger vorm Einschlafen gemacht, der auf einmal noch Hunger bekommt, Mama noch nicht gute Nacht gesagt hat und dann auf einmal nochmal Durst hatte, nur um noch ein wenig Zeit des Tages auszuschöpfen, bevor es in die Nacht geht, habe ich keinen zeitlichen Faktor in der Aussage genannt, ob wir uns in 2022 oder doch in 2023 in Santiago sehen.

    Diesen Impuls aufgegriffen, begab ich mich gestern 15:16 Uhr in den Zug nach Berlin, um meine Reise anzutreten. Vor meinem Trip war es mir noch sehr wichtig, meine Wohnung auf Hochglanz zu polieren, warum auch immer meinen ganzen Kleiderschrank nochmals mit insgesamt 11 Wäschen komplett zu erneuern und 3-4 wichtige berufliche Termine auf der Agenda, sodass man mit gutem Gewissen seine Abwesenheit über den Zeitraum sicher stellen konnte.

    Alles wurde dadurch ein wenig stressiger, aber das Gefühl als man im Zug schließlich war, umso schöner! Tolle und für mich wichtige Personen noch in den Tagen davor in den Kalender gepackt, war dann noch das i-Tüpfelchen!

    Vor meiner Abreise eine Nachricht erreicht, die mich sehr sehr getroffen hat und völlig unerwartet kam, hat uns viel zu früh eine wundervolle Person verlassen. Mein Jugendtrainer Uli, der stets eine Stütze und ein großer Supporter während meiner Jugendzeit war, der den Alex immer akzeptiert hat mit seinem dicken Kopf und doch jede Entscheidung mit großer Unterstützung akzeptierte, die ich für meine Fussballkarriere getroffen habe. Einen Stein für ihn mit in meinen Rucksack gepackt, den ich die 900 Kilometer mittragen werde, um ihn an einem wunderschönen Ort für ihn abzulegen, flößen mir immer noch Gänsehaut ein. Ich denke man wird nie die richtigen Worte dafür finden, er wird aber immer einen Teil in meinem Herzen haben mit riesiger Dankbarkeit verbunden! 🍀👼🏻🙏🏻

    Jetzt bin ich in Irun angekommen, Lawkin zwei Hochbetten neben mir, gewohnt wie immer übel am schnarchen, freue ich mich auf die kommende Zeit! Mein dritter Camino steht an und ich bin dann doch ein wenig aufgeregt! Schön, dass du heute bei dem etwas längeren Beitrag dran geblieben bist - über die tollen Begnungen mit Pilgernden, die das erste Mal den Jakobsweg gehen und am Flughafen völlig ratlos waren oder dem 87-jährigen Opipilger, der seinen letzten Jakobsweg morgen in seinem Leben angehen wird, werde ich die Tage in meinem Blogeintrag berichten!

    In diesem Sinne, Buen Camino aus Irun - habt eine gute Nacht! 💤

    ———————————
    Bisherige Caminokosten:
    -Klamotten für Camino 49 Euro
    -Anreise Berlin 23,90 Euro
    -Essen am Flughafen 15 Euro
    -Flug Berlin nach Paris 38,40 Euro
    -Transfer mit Taxi zu Hostel 20 Euro
    -Verpflegung 12 Euro
    -Hygiene 14 Euro
    -Flug Paris nach Biarritz 72,30 Euro
    -Frühstück im Flieger 10 Euro
    -Cola am Flughafen 3 Euro
    -Transfer Biarritz nach Irun 1,40 Euro
    -Übernachtung in Albergue 10 Euro

    Gesamt: 269 Euro
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