N39 Jakobsweg II

July - August 2023
Hey Friends!
Ich probiere jeden Tag einen Blogeintrag zu formulieren, planmäßig immer gegen 23 Uhr vor dem Einschlafen - nehme mir aber gern den Druck heraus, dass an manchen Tagen es auch okay ist, wenn keiner erscheinen wird 🍀
Buen Camino!
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  • Ich bin dann mal Pilger

    July 5, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Oh hey! Da bin ich ja wieder. Genau 365 Tage ist es her, dass ich meinen ersten Blogeintrag hier auf FindPenguins formuliert habe und zugegebenermaßen eine kleine Passion für das Schreiben entwickelt habe.

    Gerade auf Instagram meinen Sommerpausenpost gemacht, bin ich sehr froh darüber, so privilegiert zu sein, das zweite Jahr in Folge eine 5 Wochen Reise auf mich nehmen zu können! 🙏🏻

    Im letzten Jahr ist sie entstanden, meine große Leidenschaft des Pilgerns auf dem Jakobsweg - es ist jetzt 0:15 Uhr am Anreisetag und ich fühle mich jetzt schon wieder bestätigt darin, da auch heute schon wieder so viele einprägsame Momente waren, die ich gerne in den nächsten Tagen und Wochen hier niederschreiben möchte.

    In schwachen Momenten in den letzten Monaten immer mal wieder in meinen Blog vom ersten Jakobsweg reingelesen, tat mir dieses Tagebuch sehr gut und witzigerweise konnte ich mich nach nur einem Jahr an manche Sachen gar nicht mehr erinnern. Ich wisch hier erstmal ein wenig Staub und muss mich wieder in das Blogschreiben reinfinden, aber freue mich sehr drauf! Es war neben der Niederschreibung wundervoller Erinnerungen auch immer eine tolle Abendmeditation 🙏🏻

    Während des Schreibens der Texte, höre ich immer auf meinen AirPods verschiedene Lieder an, die mich in die Stimmung des Tages transferieren. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, entweder am Anfang oder Ende des Eintrags mein Lieblingslied des Tages zu packen, um euch gerne eine Möglichkeit der musikalischen Hinterlegung während des Lesens zu geben. Das heutige Lied ist definitiv: Flying Home von den Pierce Brothers 🎶

    Des Weiteren mag ich gerne Einblick geben, wie viel denn so ein Jakobsweg überhaupt kostet und was auf einen an tagtäglichen Kosten zukommt, da diese einer der prägenden Fragen nach meinem ersten Weg war. Speziell meine Person sollte vielleicht nicht unbedingt der Maßstab dafür sein, da ich den Großteil meines Geldes gerne in Essen investiere, aber einfach nur mal als kleiner Gradmesser für euch!

    Der Eintrag tanzt heute mal etwas aus der Reihe und wird heute ein wenig länger als die Anderen, aber fangen wir mal chronologisch an:

    Wie ich schon auf Instagram in meinem Post geschrieben habe, war Lorcan oder wie ich ihn gerne schreibe, Lawkin ein großer Entscheidungsfaktor für den diesjährigen Jakobsweg. Er schrieb mir im Februar, dass er den Camino del Norte ab dem 5. Juli angehen würde. Jener Camino, neben dem Camino Frances, den ca 70% aller Pilger laufen und durch Hape Kerkeling bekannt wurde, der bekannteste Jakobsweg. Start in Irun und anstatt wie beim Frances durch das Festland, geht es auch an der Grenze Frankreichs los und führt wiederum im Norden Spaniens an der Küste entlang. Wunderschöne Aussichtsbilder aufs Meer incoming! 🌊⚓️

    Letztes Jahr Lawkin eine der prägendsten Personen auf meinem ersten Jakobsweg gewesen, ihn nach der ersten Etappe in den Pyrenäen kennengelernt, wurde er sehr schnell zu einem echten Caminofreund. Ich würde behaupten, dass ich speziell in Leipzig übermäßig viele Freunde und noch deutlich mehr Bekannte habe, aber Caminofreundschaften haben einen ganz persönlichen Zauber inne. Ich meine, ich plane für eine Person, die ich aktiv 20 Tage in meinem Leben gesehen habe, als Protagonist fungierend, einen weiteren Trip über insgesamt 5 Wochen!

    Der erste Camino so prägend für mich gewesen ihn zu schaffen, besteht eine sehr große Dankbarkeit und daran hatte er einen gewaltigen Teil. Weiter im Kontext! Ich erfragte immer nach mehr Informationen über seinen geplanten Weg, mit dem Hinweis versehen, dass ich es dieses Jahr aber zeitlich nicht auf die Reihe bekommen werde. In meinem Kopf aber schon alles gestaltet, dass ich mir diese Auszeit von 5 Wochen mit den hohen Fixkosten, die ich habe, fehlenden Einnahmen als Selbstständiger im Juli und den verbundenen Kosten auf dem Jakobsweg, leisten kann, buchte ich mir im April den Flug von Berlin nach Paris!

    Natürlich bestand dadurch immer noch eine Hürde, dass man ihn einfach ausfallen lassen kann, aber so ein wenig Verbindlichkeit hat noch nie geschadet. Im Mai, nach einer schlaflosen Nacht durch die vielen Eindrücke als DJ, Veranstalter und dann doch manchmal bekannten Person in Leipzig, buchte ich schließlich den Folgeflug von Paris nach Biarritz. Im Südwesten von Frankreich angekommen, würde ich dann nur noch einen Bus für 1,40 Euro benötigen, um zum Startpunkt des Camino del Norte, nämlich Irun, zu gelangen.

    Mit den Hintergedanken, dass ich Lawkin bei der Verabschiedung in Leon sagte, ich verspreche es ihm, dass wir uns in Santiago sehen und ich es nicht einhalten konnte, wollte ich das wiedergutmachen. Er hätte es natürlich niemals erwartet, aber in meinem Kopf war es stets existent. Rhetorisch natürlich clever wie ein 6-jähriger vorm Einschlafen gemacht, der auf einmal noch Hunger bekommt, Mama noch nicht gute Nacht gesagt hat und dann auf einmal nochmal Durst hatte, nur um noch ein wenig Zeit des Tages auszuschöpfen, bevor es in die Nacht geht, habe ich keinen zeitlichen Faktor in der Aussage genannt, ob wir uns in 2022 oder doch in 2023 in Santiago sehen.

    Diesen Impuls aufgegriffen, begab ich mich gestern 15:16 Uhr in den Zug nach Berlin, um meine Reise anzutreten. Vor meinem Trip war es mir noch sehr wichtig, meine Wohnung auf Hochglanz zu polieren, warum auch immer meinen ganzen Kleiderschrank nochmals mit insgesamt 11 Wäschen komplett zu erneuern und 3-4 wichtige berufliche Termine auf der Agenda, sodass man mit gutem Gewissen seine Abwesenheit über den Zeitraum sicher stellen konnte.

    Alles wurde dadurch ein wenig stressiger, aber das Gefühl als man im Zug schließlich war, umso schöner! Tolle und für mich wichtige Personen noch in den Tagen davor in den Kalender gepackt, war dann noch das i-Tüpfelchen!

    Vor meiner Abreise eine Nachricht erreicht, die mich sehr sehr getroffen hat und völlig unerwartet kam, hat uns viel zu früh eine wundervolle Person verlassen. Mein Jugendtrainer Uli, der stets eine Stütze und ein großer Supporter während meiner Jugendzeit war, der den Alex immer akzeptiert hat mit seinem dicken Kopf und doch jede Entscheidung mit großer Unterstützung akzeptierte, die ich für meine Fussballkarriere getroffen habe. Einen Stein für ihn mit in meinen Rucksack gepackt, den ich die 900 Kilometer mittragen werde, um ihn an einem wunderschönen Ort für ihn abzulegen, flößen mir immer noch Gänsehaut ein. Ich denke man wird nie die richtigen Worte dafür finden, er wird aber immer einen Teil in meinem Herzen haben mit riesiger Dankbarkeit verbunden! 🍀👼🏻🙏🏻

    Jetzt bin ich in Irun angekommen, Lawkin zwei Hochbetten neben mir, gewohnt wie immer übel am schnarchen, freue ich mich auf die kommende Zeit! Mein dritter Camino steht an und ich bin dann doch ein wenig aufgeregt! Schön, dass du heute bei dem etwas längeren Beitrag dran geblieben bist - über die tollen Begnungen mit Pilgernden, die das erste Mal den Jakobsweg gehen und am Flughafen völlig ratlos waren oder dem 87-jährigen Opipilger, der seinen letzten Jakobsweg morgen in seinem Leben angehen wird, werde ich die Tage in meinem Blogeintrag berichten!

    In diesem Sinne, Buen Camino aus Irun - habt eine gute Nacht! 💤

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    Bisherige Caminokosten:
    -Klamotten für Camino 49 Euro
    -Anreise Berlin 23,90 Euro
    -Essen am Flughafen 15 Euro
    -Flug Berlin nach Paris 38,40 Euro
    -Transfer mit Taxi zu Hostel 20 Euro
    -Verpflegung 12 Euro
    -Hygiene 14 Euro
    -Flug Paris nach Biarritz 72,30 Euro
    -Frühstück im Flieger 10 Euro
    -Cola am Flughafen 3 Euro
    -Transfer Biarritz nach Irun 1,40 Euro
    -Übernachtung in Albergue 10 Euro

    Gesamt: 269 Euro
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  • Day 1

    Tag 1: Never try to fuck with the camino

    July 6, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Never try to fuck with the camino!

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    Start: 7:45 Uhr
    Ankunft: 17 Uhr
    Strecke: 24,7 Kilometer
    Temperatur: 27 Grad im Schnitt
    Lied des Tages: Bakermat - Games Continued
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    Diese Überschrift passt besser denn je zu meinem gestrigen Tag. Am Vorabend noch meinen Instagrampost formuliert, dass ich in die Sommerpause gehe, wollte ich danach noch den ersten Eintrag hier auf FindPenguins schreiben, um dann zusätzlich noch den Vorverkauflink der Mallorcaparty ins Leben zu rufen. Alles nur, dass ich ab dann endlich einen freien Kopf habe und mit Freude alle Social Media Apps deinstallieren kann.

    Der Plan klang erstmal gut, nur wurde es dann 2:30 Uhr in der Nacht. Ich legte mein Handy weg, war aber noch so voller Eindrücke und im „Businessmode“, dass ich nicht wirklich einschlafen konnte. Eigentlich sollte ich ein erfahrener Bär sein, der weiß wo der Fisch sich im Wasser versteckt, aber in dem Sinne haben wa das mal komplett ignoriert.

    Pünktlich 5 Uhr klingelte der erste Wecker eines Pilgers, 5:30 Uhr ging dann das große Geraschele los und 6:30 Uhr final das Licht an in jedem Zimmer. Da ist sie wieder, Familie Hektor Gonzales! Wie habe ich sie doch vermisst. Der Camino ist wie meine 3 Neffen, spätestens 6:30 Uhr wach und springt dann mit voller Energie in dein Bett und probiert einen irgendwie wachzubekommen, das man mit ihm spiele.

    Bevor ich mich auf die Reise des ersten Tages machte, sprang mir nochmal Charles-August beim Bett machen ins Auge. Er ist 87 Jahre alt und ich lernte ihn am Anreisetag kennen. Da ich die ganze Stadt, Straße für Straße nach Lawkin absuchte, traf ich auf einen verirrten Mann mit Pilgerrucksack, der auf seinem Handy hin und her tippte. Ich fragte ihn, ob er Hilfe benötige und er antwortete dann direkt: Ohjaa bitte! Er suche die Albergue Municipale des Ortes. Ich nahm sein Handy und gab diese ein, änderte dann aber schnell meine Meinung, dass ich ihn dorthin bringe. Es war nicht leicht zu finden und bei aller Liebe, wollte ich ihn nicht dem neumodischen Gerät für ihn ausliefern, was einem den Weg probiert zu schildern.

    Auf der Strecke erfragte ich auf französisch, sein wie vielter Camino es denn wäre. Er antwortete, nachdem wir uns vorgestellt hatten: ‚Alex, ich weiß es nicht mein wie vielter es ist, aber ich kann dir eins sagen - es wird mein Letzter sein. Ich bin inzwischen 87 Jahre und vor 30 Jahren meinen Ersten gegangen, jetzt machen meine Beine aber nicht mehr so gut mit!‘. Das mit einem völligen Witz gesagt bekommen, hatte er für mich Deutschlands größten Respekt verdient! Alter Lachs eh.. stell mir da unseren Roggi vor, wie der Mann mit 87 Jahren immer noch am kämpfen ist und Roggnitz alles was über 200 Meter ist, leider als viel zu weit empfindet haha

    Ich ihm dann erzählt, dass ich auf der Suche nach meinem Caminofreund Lawkin bin, den ich letztes Jahr auf dem französischen Weg kennengelernt habe, fande er es direkt spannend - meinte aber gleich, dass die Stadt sehr groß sei und hoffe, dass ich ihn irgendwie finden werde. In der Pilgerherberge von Charles-August angekommen, traute ich dann selbst meinen Augen nicht und meinte direkt zu ihm: Hey Charles, da sitzt Lawkin! Für mich eine riesige Freude gewesen, für den 87-Jährigen Pilger mit 30 Jahren Erfahrung ein riesiges Wunder. Ich hatte ihn angesprochen, ob ich ihm helfen kann und er hatte mich dadurch zu Lawkin geführt.

    Ein tolles Treffen und eine super beeindruckende Persönlichkeit, Buen Camino lieber Charles-Auguste! 🍀🙏🏻
    Das sind so Geschichten aus dem Caminogarten, die ich doch sehr schätze!

    Weitere schöne Begegnungen hatte ich am Flughafen in Biarritz. Ich mit einem großen Lächeln das Flugzeug verlassen, meinen Rucksack auf dem Laufband entgegen genommen und Richtung Ausgangshalle gelaufen. Viele richtungslose Pilger getroffen, einer davon war ein Engländer. Er sprach mich ganz schüchtern an, ob ich denn englisch spreche. Ich mit meiner übermäßigen Offenheit natürlich direkt ihn ein wenig ausgequetscht, war es sein erster Flug jemals und vor allem sein erster Auslandsaufenthalt außerhalb von England. Der Mann war wirklich völlig verloren und suchte wohl schon länger den Bus nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Ich ihm gezeigt, wo der Bussteig ist und erklärt, welchen Bus und Zug er nehmen müsse, da ich jetzt ja schon fast ein alter Hase bin, war diese Hilfe für mich eine Leichtigkeit.

    Letztes Jahr hatte ich formuliert, dass ich mich wie kurz vor der Einschulung fühle. Der Hogwarts-Express auf mich warte und es bald losgeht - die 1. Klasse steht an! Dieses Jahr bin ich jetzt schon Drittklässler, also weiß, wo der Hamster humpelt und hab schon die ein oder andere Pausenhofrangelei überlebt, manche Pausenbrote stibitzt und beim Fange spielen, den Mädels immer davon gelaufen.

    Jene Erfahrung sollte ich eigentlich auch an meinem ersten Tag auf dem Camino mitbringen. Gegen 7:45 Uhr ging er los, mein Camino Del Norte! Super vorfreudig und wohl als letzter die Pilgerherberge nach einer sehr kurzen Nacht verlassen, alle Apps deinstalliert, marschierte ich los - ca. 845 Kilometer to go Richtung Santiago de Compostela und dieses Jahr möchte ich weiter zum Cap Finisterre laufen, was insgesamt knapp an die 1.000 Kilometer sein werden.

    Ich würde euch gern am Anfang von einer Person erzählen, ratet mal, welche sie sein könnte:

    Wir befinden uns aktuell in den französisch/spanischen Pyrenäen, es geht also mit einer sehr sehr anspruchsvollen Bergetappe los. Im Internet bekannt, dass die ersten 16 Kilometer keinerlei Wasserbrunnen sind, noch Restaurants, wo man sich mit Essen versorgen kann, ging jene Person ins Blaue los, da man ja bestimmt auf irgendwas treffen werde. Es ist schließlich der Camino und es macht doch Sinn Geld mit Pilgern zu verdienen. Diese Person ging folglich ohne Wasser und keinerlei Essen los, es warteten 28 Grad auf sie und sehr steile Berge. Irgendwann stellte sie dann wirklich fest, dass was im Internet oder in jeglichen Reiseführern stand, der Wahrheit entsprach. Hatte mit sehr wenig Schlaf im Rücken den Weg völlig unterschätzt und musste sich irgendwie ins Ziel schleppen, um nach 16 Kilometern völlig ausgelaugt und kraftlos beim Wasserbrunnen anzukommen.

    Jaaa na gut, vielleicht mit dem letzten Tipp des wenigen Schlafs, kamt ihr drauf. Diese Person war ich. Als Drittklässler komplett die große Fresse gehabt, war ich dann doch eher solch einer, der sich im Unterricht in die letzte Reihe setzte, dauerhaft als Klassenclown den Unterricht störte und alles besser wusste.

    Never try to fuck with the camino war aber sowas von das richtige Zitat des Tages! Ich hätte mir keinen schlechteren Start vorstellen können. Erstmal 2 Liter Wasser geext, benötigte ich eine lange Pause. Ich fasse nochmal zusammen: komplett steile Bergetappe, warme Temperaturen, ein nicht trainierter Körper mit sehr wenig Schlaf, ohne Wasser und Frühstück bewaffnet - nice! Alex Langner eh.. werd doch mal erwachsen!

    Überfroh nach der ein stündigen Pause gewesen, ging es für mich mit einem Pilgerboottransfer auf die andere Uferseite und nach ca. 8 weiteren Kilometern voller Bergaufstiege, kam ich gegen 17 Uhr in San Sebastian an. Eine wunderschöne Stadt mit einem dann doch bekannten Fußballverein oder? Glaube San Sebastian spielt meines Erachtens in der 1. spanischen Liga, daher kannte ich die Stadt vom Namen her!

    Die Herbergensituation hier sehr sehr schlecht, mussten wir in ein Hotel gehen. Gemeinsam mit Lawkin, Ruby aus Amerika, welche ich gemeinsam mit ihm am Vorabend kennenlernte und Elias, einem Deutschen aus Rosenheim, nahmen wir uns ein 4-er Hotelzimmer für 40 Euro pro Person. Ganz schön teuer für den Camino! Aber ehrlicherweise war ich einfach nur froh, dann ein Zimmer zu haben und war jedes Geld der Welt bereit, nach solch einem Tag, zu bezahlen.

    Noch eine Kleinigkeit gegessen, verabschiedete ich mich gegen 17:30 Uhr für ein kleinen Powernap ins Zimmer. Ich glaube mein Körper hat mir dann mal alle Signale der Welt gegeben, dass die letzten Wochen bzw. der Tag dann doch sehr anstrengend war und ich schlief direkt ein. Aus dem kurzen Powernap wurde ein doch sehr Großer, an den ich mich nicht mehr erinnern konnte, wann ich das letzte Mal in meinem Leben solch einen langen hatte! Ich schlief ab dem Zeitpunkt den ganzen Abend und folglich die ganze Nacht durch und wachte gegen 7:30 Uhr am Morgen wieder auf. 14 Stunden Schlaf! Leck mich fett und nenn mich Bärbel.

    Das war auch der Grund, warum ich gestern Abend keinen Blogeintrag formuliert habe, aber genau dafür habe ich mir ja auch den Druck rausgenommen, jeden Abend einen Schreiben zu müssen. 🍀

    Mit völlig neuen Kräften ging es in meinen zweiten Tag auf dem Camino! Was heute passierte, dann im nächsten Streich. Wäre ja fast Quatsch, wenn es mal ein normaler Tag gewesen wäre 😌

    Muchos Saludos aus Spanien! 🇪🇸

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    Kosten des Tages:
    -Mittagessen: 17 Euro
    -Hotel: 40 Euro
    -Abendessen: 16 Euro

    Gesamt: 73 Euro
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  • Day 2

    Tag 2: Bist du bereit?

    July 7, 2023 in Spain ⋅ 🌙 26 °C

    Bist du bereit?
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    Start: 8:30 Uhr
    Ankunft: 17:30 Uhr
    Strecke: 22,5 Kilometer geplant, am Ende 29,4 km geworden
    Temperatur: 31 Grad im Schnitt
    Lied des Tages: Sllash & Doppe - African Vibes
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    Nachdem Tag 1 gerade hochgeladen wurde, jetzt Blogeintrag Nummer 2 des heutigen Tages:

    Mit einer dann doch übermäßigen Portion Schlaf ging es in die zweite Etappe! Auf dem Tacho standen heute planmäßig 22 Kilometer. Gerade am Anfang, wenn die Füße und der Körper noch nicht an die Belastung gewöhnt sind, sollte man nicht zu hohe Distanzen laufen. Daher sind die ersten Strecken meist im Schnitt zwischen 20 und maximal 25 Kilometer getaktet.

    Nachdem ich mit Lawkin, Ruby und Elias die Nacht im Hotel geschlafen hatte, begann ich auch den Tag mit ihnen. Letztes Jahr noch anfänglich super schüchtern gewesen und viel lieber alleine für mich selber, spüre ich dieses Verlangen dieses Jahr nicht so sehr. Ich genieße viel mehr die Anwesenheit von anderen Personen und freue mich über jedes tiefgründige Gespräch, während des Laufens.

    Unsere Wasservorräte direkt am Anfang des Tages aufs Maximale vollgemacht (denn wir haben aus dem gestrigen Tag gelernt), war die heutige Etappe eine Wunderschöne! Irgendwann langweilen einen Aussichtsbilder immer, aber ich muss sie einfach mit in die Galerie packen, weil sie soooooo schön sind eh! 🏞️

    Die ersten 5 Kilometer ohne Frühstück verbracht, da laut Plan dann ein Restaurant kommen sollte, wurden wir auch hier wieder eines Besseren belehrt! Die ersten Learnings auf dem Camino del Norte: Strecke und Aussicht einfach mehr als ne 10/10, Restaurantsituation eher so Oberliga Abstiegskampf!

    Mit genug Wasser bewaffnet, war das aber gar nicht schlimm und die ersten 7-8 Kilometer vergingen wie im Flug. Immer mal wieder aus den Gesprächen der Gruppe entfernt, packte ich mir meine AirPods ins Ohr, hörte Musik und verlor mich in Gedanken. Man hat hier jeden Tag sehr viel Zeit zum nachdenken und jetzt schon sind wieder super viele Ideen für die Zeit nach dem Camino entstanden, welche ich freue den Jungs aus dem Männerhort zu präsentieren!

    Auf dem Jakobsweg gibt es immer mal kleine, supersüße Hütten, bei denen Kaffee, Wasser und ein paar Kekse ausgelegt sind. Alles auf Donativobasis oder wie man übersetzt sagt: gib, was es dir wert war.

    „The camino is not a race“ haben wir heute in Perfektion ausgeführt. Sehr oft an schönen Orten angehalten und einfach probiert langsam zu realisieren, dass man on the way again ist. Speziell mir fällt es aktuell noch ein wenig schwer, den ‚Alltagsstress‘ zu vergessen und final sich einzugestehen, dass man jetzt seinen verdienten Urlaub hat. Ich denke, aber Stück für Stück wird es jetzt die Tage kommen - ich werde euch berichten, wenn der Moment final eingetroffen ist!

    Die Mittagspause bei einer leckeren Cola, Pincho de Tortillas und Chorizo mit Brot verbracht, kamen wir gegen 16 Uhr in unserem Ziel in Zarautz an. Die Füße dann doch ein wenig schwer, waren wir alle müde und freuten uns sehr, dass der zweite Tag mit 22 Kilometern geschafft ist. Freuten uns auf die Dusche und hatten uns schon ausgemalt, was wir zu Abend essen wollen.

    Der Camino läuft dann doch aber nie so ab, wie man es sich vorstellt. Für mich eine völlig ungewohnte Situation, trafen wir in Zarautz auf nur überbesetzte Herbergen, keine hatte mehr einen einzigen freien Platz und das günstigste Hotel im 4er Zimmer kostete 267 Euro. Elias bei einer ausgebuchten Herberge nach einem Tipp gefragt, empfahl diese uns mit dem Bus ins 7 Kilometer nächste Dorf zu fahren, da dort sicherlich noch etwas frei wäre.

    Ich bei der Herberge angerufen, hatte sie noch 8 freie Betten, nahm aber keinerlei Reservierungen an, da viele andere Pilger schon angerufen und sich erkundigt hatten. Warum auch immer kam für die trainierten Pilgerköpfe, nämlich Lawkin und meiner Wenigkeit, überhaupt nicht in die Tüte, dass man den Bus nehmen würde. Wir haben es zwar schon mal geschafft ohne Hilfsmittel bis nach Santiago zu laufen, es wäre aber trotzdem ein emotionales cheaten. Elias und Ruby schon kurz davor in den Bus zu steigen, konnten wir die Beide als erfahrene 3. Klässler dann noch umändern.

    Wie hättet ihr in der Situation reagiert? Ihr seid sehr müde nach dem zweiten anstrengenden Tag in den Pyrenäen mit einer 22 Kilometer Bergetappe, müsst dann weitere 7 Kilometer laufen, mit dem Wissen, dass es nicht sicher ist, ob ihr dann wirklich einen Schlafplatz bekommt.

    Irgendwie liebe ich am Jakobsweg immer wieder, dass man manchmal auf solche Stresssituationen nicht vorbereitet sein kann und dann als Gruppe fungieren muss. Lawkin und ich dann Spaniens größte Motivationsrede ausgepackt, Pep Guardiola mich schon angerufen, dass wir beim nächsten Champions League Finale in die Kabine eingeladen sind, pushten wir die Gruppe in die letzten 7 Kilometer des Tages und liefen los. Den Beitrag mit: „Bist du bereit?“ getauft, da der Kopf oftmals die wichtigste Rolle hier spielt und man sich auf jede Extrameile einstellen muss, diese anzugehen - was soll man auch machen? Man hat keine andere Wahl. Ich mich dann emotional schon darauf eingestellt, dass es 10 Kilometer werden können, um nicht weiter enttäuscht zu werden, packten wir uns Motivationsbeats auf die Ohren und kamen 1 1/2 Stunden später im Zielort an.

    Meine heutige Liedempfehlung ist daher, wie oben in die Infobox gepackt, African Vibes von Sllash & Doppe. Herrlicher spanisch/afrikanischer House, welcher einen in ein perfektes Gehtempo versetzte. Einen Anruf von Mama angenommen, liefen wir uns dann in einen riesigen Rausch.

    Wie es das Glück manchmal so will, bekamen wir die letzten 4 freien Betten in der Herberge und nahmen erstmal eine Belohnungsdusche. Komplett durchnässt war der Junge aber mal sowas von Sau wichtig! Kurz danach sein Bett gemacht, einmal Füße hochgelegt, ging es dann in den nächstgelegenen Supermarkt und wir kauften für ein herrliches Abendmahl ein. Fruchtzucker in Form von Ananas und Nektarinen, Energie durch ein Baguette mit Avocado, Käse und ner Gurke drauf, dazu Chorizo und als Nachtisch ein Gläschen Vino Tinto - ein Träumchen!

    Ich glaube, ich schreibe irgendwann nochmal einen Beitrag mit „Things I love about the camino“, in welchem definitiv stehen wird: völlig verdient sich nach einem anstrengenden Lauftag mit geilem Essen und einem Glas Rotwein zu belohnen! ✅🍷

    Für die morgige Herberge heute schon reserviert, stehen ca. 22 Kilometer auf der Taktiktafel! Wir werden wieder als Defensive 6er agieren, die das Spielfeld im Blick haben, aber nicht die Offensive suchen. Denn der Camino ist bekanntlich not a race!

    Mit 3 Euro ins Phrasenschwein verabschiede ich mich in die Nacht! Buenas noches ihr Mäus*innen 😴🫶

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    Kosten des Tages:
    -Mittagessen mit Cola + Belohnungsserveza: 17 Euro
    -Herberge: 20 Euro
    -Einkauf mit Hygieneartikeln und Lebensmitteln: 23 Euro

    Gesamt: 60 Euro
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  • Day 3

    Tag 3: Caminogossip incoming

    July 8, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Caminogossip incoming! 📬
    ———————-
    Start: 7:55 Uhr
    Ankunft: 16:15 Uhr
    Strecke: 23,4 Kilometer
    Temperatur: 27 Grad
    Lied des Tages: Xavier Rudd - Follow the sun
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    Heute liege ich schon 20:30 Uhr im Bett. Man sagt, dass die ersten 3-4 Tage benötigt werden, um sich in den Camino einzugrooven, Tag 4-8 man irgendwie überstehen muss, da die ersten Wehwehchen anfangen und ab Tag 8-9 der Körper sich langsam daran gewöhnt, dass er nun jeden Tag auf Achse ist.

    Ich fühle mich heute sehr müde. Der Camino del Norte im Schwierigkeitsgrad als mittel bis schwer eingeordnet, ist er gerade in den ersten 130 Kilometern bis Bilbao sehr hart. Es geht dauerhaft den Berg nach oben und dann gefühlt per Steilabhang alias rote Piste wieder nach unten. Das 4-5 mal am Tag!

    Im Tal angekommen, darf man sich immer wieder auf eine wunderschöne Küstenstadt freuen, in der man hoffentlich mit einem süßen Restaurant belohnt wird. Heute waren davon ein paar auf der Strecke, welche wir auch ausgiebig genutzt haben. Die anderen Pilger aus der Herberge alle schon gegen 6 Uhr gestartet, mischten wir das Feld von hinten auf.

    Ich möchte mich auf keinen Fall beschweren, da die Aussichten immer wieder als Belohnung dienen, was man heute auch wieder in den Bildern sehen wird. Aber gerade weil es in Zusammenspiel mit dem Wetter dann doch immer ein wenig schlaucht, ist der Blogeintrag heute mal ein wenig nörglerisch. Man mag mir verzeihen!

    Alle Magnesiumvorräte heute mal komplett inhaliert, hoffe ich auch einen guten Tag morgen. Letztes Jahr bin ich mit ca. 95 Kilo in meinen Jakobsweg gegangen, dieses Jahr sind es dann knapp 10 Kilo mehr, welche sich an manchen Stellen bemerkbar machen. Sooooo, aber kommen wir jetzt zum schönen Teil!

    Ich kann natürlich in euch Vertrauen und euch ein wenig Internas erzählen, aaaaaaaber ich glaube hier auf dem Camino ist so ein bisschen was in der Luft. Ich bin ja in Leipzig bekannt als Amor und es bahnt sich hier auch was in Spanien an 😌

    Uuuuund zwar sind der gute Lawkin und Ruby aus den United States etwas sehr vertraut im Umgang zueinander. Fast süß immer zu sehen, wie sie aufeinander warten, den Tag stets gemeinsam starten und diesen auch zusammen verbringen. Das ein oder andere Lächeln zwischendurch, lässt meine Amordetektoren natürlich maximal glühen!

    Das Fundament ist vielleicht nicht ganz perfekt - ich meine, Lawkin als Ire in Dublin wohnend, in seinem Beruf als Violinenlehrer an der Staatsoper in Dublin sehr eingespannt und Ruby, Lehrerin in Washington, ist eins auf jeden zwar nicht gegeben: die geographische Lage. Erdkunde war bei mir immer auf einen Freitagmorgen, bei dem ich oftmals dann doch nicht anwesend war in der Schule, aber eins kann ich mit gutem Gewissen sagen - ist glaube nicht ganz umme Ecke!

    Trotzdem wird euch euer Gossipgirl natürlich immer auf dem Laufenden halten, ich sehe riesige Chancen für eine Caminoromanze. Und danach einfach nach dem weltbekannten Motto: alles kann, nuss mix!

    Den Abend bei einem gemeinsamen Dinner mit den anderen Pilgern in der Herberge verbracht, geht es für mich heute etwas früher zu Bett! Wir sind immer noch in den Bergen, morgen steht planmäßig eine 26,5 Kilometeretappe an, bei der es die meiste Zeit bergauf gehen wird. Hoffentlich mit gutem Schlaf bepackt, wollen wir zu einem Kloster laufen. Sau spannend! Ortsansässige Mönche ermöglichen ca. 25 Pilgern im Kloster eine Nacht zu verbringen, es ist komplett kostenlos und man kann einen Tag in deren Gewohnheiten Einblick bekommen.

    Hätte das mir mal einer vor paar Jahren gesagt, dass ein Alex Langner Lust darauf hat, eine Nacht in einem Kloster zu verbringen - hätte ich wohl direkt glatt rot gezeigt. Natürlich mit 3 Spielen Sperre ohne Möglichkeit auf Einspruch! ☺️

    Freue mich auf jeden Fall sehr drauf, daher heißt es jetzt: ab in die Heia, dem Körper mal ein wenig Eistonne gönnen und das Magnesium seinen Rest machen lassen. Ich achte beim Blogeintrag schreiben am Abend immer wenig auf Rechtschreibung und lese nicht nochmal drüber, daher verzeiht mir, wenn manche Sätze mal komisch klingen! Freu mich immer sehr über eure Nachrichten und speziell FindPenguins hat auch eine Nachrichtenfunktion, die ich heute das erste Mal getestet habe!

    Mich interessiert ja auch, was ihr Rabaukenden da draußen so treibt! In diesem Sinne, gut Kick aus Ibiri und bis morgen, dann als Martin Luther Langner ⛪️🇪🇸

    xoxo
    Gossip Girl

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    Kosten des Tages:
    -Mittag: 7,40 Euro
    -Herberge: 15 Euro
    -Abendessen: 15 Euro

    Gesamt: 37,40 Euro
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  • Day 4

    Tag 4: One night im Kloster

    July 9, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    One night im Kloster! ⛪️
    —————-
    Start: 7:15 Uhr
    Ankunft: 15 Uhr
    Kilometer: 27,6 Kilometer
    Temperatur: 26 Grad
    Lied des Tages: Xavier Rudd - Spirit Bird
    —————-

    Wow, was ein Tag! Ich komme gerade aus dem 21:30 Gottesdienst und bin dann doch geflasht. 5 Mönche ein riesen Kyrieleison vor dem Herrn abgeliefert, der Thomanerchor in Leipzig wäre stolz drauf gewesen! 🎶

    Aber erstmal chronologisch:
    Gestern Abend es auf den Herbergsfluren rumort, sollte es nach Hören und Sagen der härteste Tag bisher werden. Dafür gewappnet, bin ich gestern Abend extra früh schlafen gegangen und konnte trotz 2-3 Jungs, die Mozarts Oper Don Giovanni in Neuauflage performten, gut in die Nacht kommen.

    Nach den anfänglichen Fauxpas‘ aus den ersten beiden Tagen, war ich mir sicher, dass ich jetzt wirklich alles beachtet habe und ein reifer 3. Klässler sei. Abends noch meine frisch gewaschene Wäsche aufgehangen, dass sie über Nacht bei den tropischen Temperaturen trocknen kann, hatte ich ein was vergessen: auf die Wetterapp zu schauen. Ab 3 Uhr nachts hat der Mann da oben aber sowas von alles gegeben und ich durfte nach dem Aufstehen auf pitschnasse Kleidung stoßen. Sind wir mal ehrlich: wer würde damit rechnen, wenn am Tag knappe 30 Grad sind, dass das Wetter die Nacht über den Molly macht? Man lernt nie aus..

    Mir aber mal sowas von gar nicht die Laune vermießen lassen, ging es in die heutige Königsetappe der ersten 100 Kilometer. Kleines Äpfelchen für die Auffrischung des Fruchtzuckerhaushalts, liefen die ersten 2 Stunden wie im Flug. Überlegt, wen ich 7:45 Uhr zum Sonntag erreichen könne, da ich Lust auf telefonieren hatte, kam mir dann nur eine Person in den Sinn: Caro. Wie manchmal im Fernsehen bei einer Quizshow: „Wenn sie jetzt 10.000 Euro gewinnen könnten, dass sie eine Person anrufen und sie ist um diese Uhrzeit erreichbar - wer wäre dies?“ - so ein Ding war das! Muss demnach nicht erzählen, wer mir die ersten Kilometer guten Beistand leistete 😌

    Irgendwann dann aber mehr lautes Hächeln von mir in die AirPods als Content gekommen, habe ich schnell merken müssen, dass neben dem schlechten Empfang, die aktuelle Gebirgsphase noch nicht ganz telefoniertauglich ist. Na gut, aber sind ja dann noch paar Tage bis Santiago! ☺️☎️

    Die andere Zeit bin ich heute mit Lawkin gelaufen. Wir haben uns heute das erste Mal Zeit genommen, um über die Zeit zu quatschen, als wir uns in Leon auf dem Camino Frances letztes Jahr verlassen mussten und die letzten 300 Kilometer mit anderen Gruppen angegangen sind. Es war so schön von vielen bekannten Pilgerfreunden, die man auf dem Weg teilweise nur 2-3 Tage gesehen hatte, zu hören, dass sie es nach Santiago geschafft und dort mit Lawkin angestoßen haben!

    Zurück zum Camino del Norte! Es war heute wirklich noch bergiger als in den letzten Tagen. Etwa 1.100 Höhenmeter klingen nicht viel, aber dazu 27 Kilometer war dann eine Konditionseinheit nach Maßstab Lauftrainingslager in der Vorbereitung auf die neue Saison in Südtirol - fande keiner im Ansatz immer cool und vielen war vom Vorabend noch schlecht, sodass sie diese Einheit leider ausfallen lassen mussten. Hätte ich safe auch gemacht, aber auf dem Camino ist das jetzt nicht so einfach! Schritt für Schritt pushten wir uns wieder zu Höchstleistungen, eine etwas größere Mittagspause mit Croquettas de Jamon, Pincho de Tortilla und 1 Liter Cola brachte uns die nötige Energie für den letzten ca. 7 Kilometer andauernden Anstieg bis zum Kloster! 🍀

    Da war er doch endlich: Martin Luther Langner! Wer kennt ihn nicht.

    Familie Hektor Gonzales heute Morgen teilweise schon 5 Uhr sich auf den Weg begeben, da es im Kloster nur insgesamt 20 Plätze gab und jeder schnell dorthin kommen wollte, um sich jenen zu sichern. Als erfahrene 3.Klässler machten Lawkin und ich uns aber überhaupt gar kein Stress, weil wie Lawkin immer so schön sagt: the camino provides. Gegen 15 Uhr schweißdurchnässt am Gipfel angekommen, waren wir Pilger Nummer 18 und 19 in der Reihe 🧙🏻✅

    Eine super super spannende Erfahrung! Die große Klosteranlage von insgesamt 5 Mönchen betreut, welche den Pilgern einen kostenlosen Aufenthalt ermöglichen. Sie stehen jeden Tag 3:30 Uhr auf, um dann ihr erstes Gebet zu sprechen und 21 Uhr das Letzte des Tages. Für uns bereiteten sie 3 Schlafsäle auf, der Beste davon war ein 2 Bett Raum, abgeschottet von den anderen Pilgern. 3 mal dürft ihr raten, wer sich taktisch klug diesen Raum gesafet hat 🙋🏼‍♂️

    Nach einer kurzen Dusche, da es insgesamt nur eine für alle gab, kurz die Füße lang gemacht, einen 30-minütigen Powernap gehalten, ging es später dann 19:30 Uhr zum ersten Gottesdienst oder wie man hier sagt: spanische Meza. Die 5 Jungs da riesig einen abgetrellert, ihre Gebete gesungen, war das der erste spannende Eindruck!

    20 Uhr bereiteten sie dann ein Abendessen für uns zu, worauf wir uns sehr freuten. Langer Tag in den Knochen und worauf freut man sich dann am meisten: Kohlenhydrate! Eine sehr leckere Nudelvariation mit Gemüse, dazu Brot mit Olivenöl füllten alle hungrigen Pilgermägen.

    Gegen 21:30 Uhr luden sie uns noch zum Pilgersegen ein - den Jungen abgeholt, gehts für mich jetzt in die Nacht. Bei aller Liebe und Dankbarkeit für die unglaubliche Gastfreundschaft und Beherbung der Mönche, lasse ich glaube das 3:30 Uhr Gebet weg. Werden es mir bestimmt ausnahmsweise verzeihen! ☺️

    In diesem Sinne, buenas Noches!
    Euer Martin

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    Ausgaben des Tages:
    -Mittagessen mit 1 Liter Cola: 17 Euro

    Gesamt: 17 Euro
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  • Day 5

    Tag 5: The camino is not a race

    July 10, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    The camino is not a race!
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    Start: 8:35 Uhr
    Ankunft: 16:40 Uhr
    Strecke: 25,6 km
    Temperatur: 28 Grad
    Lied des Tages: Tarzan Musical - Strangers like me von Phil Collins
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    Den heutigen Blogtitel noch nie so gelebt wie heute! Angefangen hat es mit einem der schönsten Sonnenaufgänge im Kloster in den Bergen, den ich seit langem gesehen habe. Gegen 6:45 Uhr aufzustehen und mit aller Seelenruhe sich einen Stuhl zu nehmen, seinen Kaffee zu trinken und die Aussicht zu genießen, war mein persönlicher Magic Moment als Start in den Tag oder wie man hier in Spanien sagt: el momento magico.

    Familie Gonzales wieder in aller Hektik aufgebrochen - 4:40 Uhr die erste Person und die meisten anderen gegen 6:30 Uhr, hat sich in jeder Situation, die man heute angeboten bekommen hat, sie zu genießen und wahrzunehmen, es sich mehr als gelohnt, sich jene Zeit dafür zu nehmen.

    Gestern Abend ist ein sehr entkräfteter Pilger gegen 19 Uhr am Kloster angekommen. Wie es der Glaube dann manchmal vorlebt, wurden alle Mittel der Mönche gefunden, dass man jenen aufnehmen kann, auch wenn es schon voll war und der Schlafkomfort nicht aufs Maximale gewährt war.

    Der entkräftete Pilger war ein Deutscher, der seit 2.000 Kilometern auf inzwischen 6 Jakobswegen unterwegs ist, ohne jeglichem Geld pilgert und nach außen dann doch einen sehr verrückten Eindruck machte. Er war einfach anders, als die Gesellschaft es als normal ansieht. Aß sein Essen mit den Händen, interagierte nicht mit der Gruppe, meditierte und sprach vor sich hin. Fing manchmal aus dem Nichts an zu lachen und hüpfte dann wahllos hin und her. Na gut, sind dann doch schon die ein oder anderen Attribute, warum der Mann wohl früher vielleicht doch zu nah an der Wand geschaukelt hat!

    Aber irgendwas fande ich super interessant an dem Mann, ich weiß es auch nicht, was es war. Einzelne Pilger hatten immer wieder probiert über den Abend mit ihm eine Bindung aufzubauen. Ich beobachtete sie dabei und sah jedes Mal wieder aufs Neue, dass er es komplett abblockte. Er blockte es ab, weil er gerne selbst bestimmen wollte, wann es Zeit ist und jede Gesprächsaufbauversuche als Angriff ansah. Ein Verrückter, der in seiner eigenen Welt lebte und mit der, die wir als normal ansehen, nicht umgehen kann.

    Als ich heute Morgen meinen Kaffee mit dieser wunderschönen Aussicht genoss, passierte dann aber etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Er fing an mit mir ein Gespräch aufzubauen. Ich ließ ihm komplett seinen Freiraum und dies hatte er mir dann mit jeder Minute mehr zurückbezahlt. Ihm zwischendrin immer mal signalisiert, dass ich noch Zähneputzen, mich fertig machen muss und meinen Rucksack nebenher packte, kam er immer wieder auf mich zurück als Ankerpunkt.

    Gegen 7:30 Uhr eigentlich loslaufen wollen, erklärte ich Lawkin, dass es doch eine gute Idee wäre, wenn wir heute mal nicht auf die Zeit schauen. Damit dem Verrückten signalisiert, dass man sich gerne für ihn Zeit nimmt, hat es nach verschiedenen Gegenfragen dazu geführt, dass er sich final geöffnet hat. Was ein sau interessanter Mensch eh! Also na klar, nach Paretoprinzip kam 80% Verwirrtes Zeug aus seinem Mund, aber die 20% hatten so viel Weisheit, dass selbst Lawkin dem Gespräch beigetreten ist.

    Der Mann war gefühlt in allen chinesischen Klostern der Welt bisher unterwegs, lernte dort Tai Chi, Qi Gong, Aikido und alle anderen Kampfkünste, die ich weder aussprechen, noch schreiben kann und zeigte uns verschiedene Wege, wie man positive Energie durch seinen Körper aufnehmen kann und die Negative an sich abprallen lässt. Er konnte Spanisch, Englisch und Französisch fließend sprechen, nachdem er es sich selbst auf den verschiedenen Caminos und den Auslandsbesuchen beibrachte. Mehr Genie als Wahnsinn?

    Für mich war es auf jeden Fall ein schönes Gefühl, dass man etwas in solchen Menschen auslösen kann, was ihnen signalisiert, dass es überhaupt nicht schlimm ist, sich zu öffnen und sie es dann auch Stück für Stück tun. Und sind wir mal ehrlich: natürlich hätten wir weiterlaufen können, wie alle anderen Pilger, aber solch ein Gespräch mit tollen Momenten, hätten wir dann nicht erlebt.

    Ihm 5 Euro in die Hand gedrückt und Spaniens größtes Lächeln entgegen bekommen, begaben wir uns gegen 8:30 Uhr auf unsere heutige Etappe. Das Gespräch noch lange nachanalysiert, hat es uns dennoch sehr viel gegeben.

    Nach den ersten 7 Kilometern an einem kleinen süßen Bach entlanggelaufen, winkte uns Julia zu - eine Pilgerin aus Kirchheim Teck. Sie fragte, ob wir hungrig wären, da sie noch viel Käse übrig hatte, was wir natürlich sofort annahmen. Kleine Klettereinheit, welche so ungestüm aussah, dass wir wohl beide froh sind, dass es davon keinerlei Videoaufnahmen gab.

    Mit Wasserrauschen unsere riesigen Essensvorräte ausgepackt, konnte ich mit einer Gurke glänzen, die ich noch aus dem letzten Supermarkteinkauf übrig hatte. Wie früher auf dem Pausenhof gegen Käse und Chorizo eingetauscht, erzählten wir ihr von unserer Begegnung im Kloster. Sie es gestern Abend probiert, sich für ihn zu interessieren und ein Gespräch aufzubauen, war sie total beeindruckt von unseren Erzählungen. Nachdem er sie mehrmals abgeblockt hatte, war sie d‘accord damit, dass er sich nicht helfen lassen wollte. Den Rhetorikern Martin Luther Langner und Augustinerjünger Lawkin Melanchthon kann man dann eben doch nicht wiederstehen!

    Mit einem Buen Camino Julia nach einem 20-minütigen Rast eine tolle Zeit auf ihrem ersten Jakobsweg gewünscht, ging es für uns weiter.

    Nur ein paar Minuten später, überholte mich ein weiterer Pilger, da ich mir 3 Minuten Zeit für ein kurzes Foto unter einer antiken Brücke nahm. Sprach jener mich bei der nächsten Wasserquelle an. „Hey, wie ist dein Name?“ - mich wohl als Deutscher entlarvt, nachdem ich auch dieses Jahr mit stolz das N39 Männerhort Trikot Richtung Santiago trage, lernte ich Benjamin kennen.

    Ein ca. 50 jähriger Bielefelder, auf seinem zweiten Camino. Mit den Erfahrungen aus seinem Camino Frances letztes Jahr erzählt, haben wir schnell viele Parallelen zu unserem ersten Camino gefunden. Er sich in der Mitte des Gesprächs als Pfarrer entlarvt, hat es mich noch mehr interessiert! Mit meiner Zeit als Theologiestudent glänzen können, ging es in die Bibelkunde. Altes und neues Testament, 2. Semester - zwar die Hälfte wieder vergessen, aber ein paar Anekdötchen hatte ich noch parat.

    Wie ihr merkt, schreibe ich heute sehr viel über die besonderen Menschen, die man auf der heutigen 25 Kilometeretappe kennenlernen durfte. Und alles nur, weil man sich darauf eingelassen hat, sie vor allem zuließ und nicht übereilig probierte in die nächste Herberge zu kommen, um sich wie alle anderen Pilger einen Platz zu safen.

    Benjamin sich in Gernika, seinem heutigen Ziel verabschiedet, nutzten Lawkin und ich die Mittagspause gegen 13:30 Uhr für unsere große Passion: Croquetas de Jamon und Tortilla de patata! Was mache ich nur, wenn ich wieder in Deutschland bin und nicht jeden Tag davon jegliche verfügbare Portionen des Restaurants inhalieren darf? Na gut, das überlege ich mir die nächsten 30 Tage noch!

    Die letzten 7 Kilometer des Tages mit einem Telefonat verbracht, was mich sehr beeindruckt hat. 2 Stunden durchgequatscht, angefühlt eher wie ein Viertel davon, habe ich jeden steilen Anstieg dadurch vergessen, sodass ich schnell an der heutigen Herberge ankam. Alle anderen Pilger schon gegen 13 Uhr da gewesen, trudelten wir gegen 16:40 Uhr völlig zufrieden und vollgepackt mit wundervollen Momenten ein. The camino is truely not a race!

    Die Eindrücke des wundervollen Telefonats mich in den Abend begleitet, ließen wir bei dem ein oder anderen Cerveza den Tag ausklingen!

    Abschließen möchte ich den Blogeintrag heute nach Alexander Goethe mit folgendem Zitat, welches ich im Gästebuch im Kloster zufällig gelesen hatte: „Das Glück ist wie ein Schmetterling. Jage ihm nach, so fliegt er davon und entwischt dir. Wenn du ganz still dasitzt, lässt er sich aber auf dir nieder.“

    Auf viele Themen des heutigen Beitrags dann doch zutreffend, oder? ☺️

    Habt eine gute Nacht, ihr Raketenden! 😴
    Es grüßt: Kerkelings Jakob, Goethes Alexander & Langner Luthers Martin

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    Kosten des Tages:
    -Mittagessen mit Cola: 14 Euro
    -Herberge: 16 Euro
    -Abendessen: 10 Euro

    Gesamt: 40 Euro
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  • Day 6

    Tag 6: Irun nach Bilbao ✅👣

    July 11, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Irun nach Bilbao - Check! ✅
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    Start: 7:55 Uhr
    Ankunft: 14:30 Uhr
    Strecke: 26,3 Kilometer
    Temperatur: 24 Grad, wolkig/diesig
    Lied des Tages: Rema - Calm Down
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    Die ersten 150 Kilometer sind geschafft! Ein kleines Zwischenfazit über die ersten 6 Tage auf dem Camino del Norte fällt wirklich mehr als positiv aus. Mit dem Erreichen der ersten Großstadt, geht auch der erste Part des diesjährigen Jakobweges zu Ende. Jener war ein sehr intensiver und in allen Reiseführern als der Intensivste beschrieben. Sehr bergig, dann doch unerwartet anspruchsvoll, aber immer wieder stolz gewesen, jeden Gipfel aufs Neue zu erklimmen, kurz innezuhalten und dann wieder ins Tal zu laufen.

    Die ersten 15 Minuten des Fußballspiels mit dem 1. FC Camino mit leichten Geschicklichkeitsfehlern ins Spiel gestartet, durchgehend im Mittelfeldpressing gewesen, richtiges Schuhwerk getragen, gute Zweikämpfe geführt, kompakt gestanden und konditionell trotz starker Belastung, immer mal kurze Ruhephasen mit eingebaut. Da man ein Spiel bekanntlich nicht 90 Minuten durchpressen kann, wird in den nächsten 15 Minuten ein wenig das Tempo rausgenommen, um den Gegner mal bisschen kommen zu lassen.

    Um den zweiten Teil nochmal für alle Fußballmuffels zu übersetzen: es wird ab jetzt endlich ein wenig flacher! Der Körper sich zwar fast schon daran gewöhnt, ist es mal schön, ihm ein wenig Pause zu gönnen - die Vorfreude auf ebene Etappen aber groß.

    Mich in den letzten Tagen in manchen Momenten manchmal gefragt, ob ich Instagram und WhatsApp vermisse, war die Antwort relativ schnell immer klar: überhaupt nicht! Ich liebe es meinen Alltag zu teilen, Storys zu machen und ein wenig mit Kreativität und Humor mein persönliches Tagebuch zu erstellen, was ich gerne auch nach außen zeige und mir rückblickend oft nochmals ansehe, um in Erinnerungen zu schwelgen.

    Woran liegt es aber, dass ich es sowas von gar nicht vermisse? Ich glaube, mit dem Blogschreiben hier auf FindPenguins schreibe ich ja schon mein persönliches Tagebuch und den Kontakt habe ich weiterhin über das Telefonieren. Und wenn ich ehrlich bin, ist es um einiges schöner sich Zeit für ein Telefonat zu nehmen und nicht oberflächliche Nachrichten über WhatsApp zu verschicken, bei denen man seine Emotionen gar nicht richtig wiederspiegeln bzw. auf das Gespräch eingehen kann.

    Die Strecke war oftmals durch die steilen Anstiege nicht telefoniertauglich, daher habe ich dann doch bisher eher wenig Kontakt zu meinen Freunden gehabt, aber wenn ihr das lest und euch mal danach fühlt, ruft mich gern an, in einem Moment, in dem es euch passt! Wenn ich nicht rangehen werde, ruf ich aber auf jeden Fall zurück! 🤗

    Soo nun zur heutigen 6. Etappe!

    Das Wetter war heute wie Lawkin sagte: Irish like. Sehr bewölkt, leichter Regen und das Spielfeld teilweise schwer bespielbar. Die 26 Kilometer vergingen wie im Flug und nach nur einer etwas längeren Frühstückspause war man schon im Ziel. Heutige Destination: Bilbao!

    Vom Berg aus das Fußballstadion sehen können, sowie weitere tolle Gebäude dieser spanischen Küstenstadt, war es auf dem Camino Frances eigentlich immer Tradition, sich in Großstädten die Muttersprache abzutrainieren. Warum auch immer fühle ich Alkohol trinken auf diesem Jakobsweg noch gar nicht. Ein Belohnungscerveza ist natürlich immer Willkommen, ein Zweites am Abend vielleicht auch noch, aber dann reicht es auch oft. Mutti wird es freuen!

    Auch wenn man manchmal mehr von solch beeindruckenden Orten gerne sehen wollte, steht die Regeneration des Körpers dann gerade immer an erster Stelle. Am Abend
    mit den anderen Pilgern auf dem Marktplatz zu Abend gegessen, hatte ich dann aber gegen 19:45 Uhr das Gefühl ein wenig für mich zu sein und verließ die Gruppe Richtung Herberge, was für jeden völlig fein war.

    Was wir uns in Deutschland mehr adaptieren können, das es absolut okay ist und nicht hinterfragt werden sollte, wenn eine Person mal schon um 0:30 Uhr die Party verlassen möchte und sie nicht noch probiert unnötig zu überreden. Jeder hat mal solche Tage, an dem es einfach in Ordnung ist, wenn diese sich nicht rechtfertigen muss, warum sie jetzt gerne nach Hause gehen möchte und es einfach macht 🍀

    Nach einem tollen Abendausklang lieg ich jetzt super zufrieden im heutigen 12-Personen Zimmer. Wieder einmal oben im Hochbett - ich wurde gefragt, ob es ein Grund hätte, dass ich stets die obere Seite des Betts bekomme. Also natürlich würde ich lieber unten schlafen, aber die letzten Ankömmlinge an der Herberge bekommen immer die schlechtesten Schlafplätze. Ich denke das wird sich wohl in nächster Zeit auch nicht ändern, denn was haben wir jetzt schon zu genüge gelernt: the camino is not a race!

    In diesem Sinne - auf einen super Schlafkomfort, auf jetzt schon schnarchende Mitpilger im Zimmer, auf ein stickiges Zimmer, aber viel mehr: auf die ersten 15 geschafften Minuten! 🙋🏼‍♂️

    Kommt gut in die Nacht! 💤

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 13 Euro
    -Herberge: 2 Euro
    -Ankommensgönnung: 7 Euro
    -Abendessen mit 2 Gläsern Wein: 25 Euro

    Gesamt: 47 Euro
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  • Day 7

    Tag 7: The camino provides

    July 12, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    The camino provides 🙏🏻
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    Start: 7:35 Uhr
    Ankunft: 17:15 Uhr
    Strecke: geplant 28,7 km, am Ende 27,2 km
    Temperatur: 27 Grad - anfänglich bewölkt, ab späten Mittag blauer Himmel
    Lied des Tages: auf SoundCloud - Alex Langner ‚All Classic x new‘ - 25 minutes special
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    Auf dem Camino Frances durch meine großen Schmerzen immer von den Mitpilgernden etwas genommen, war heute mal ein Tag, an dem man etwas zurückgeben konnte.

    Den Tag an der Ria de Bilbao begonnen - der Jakobsweg führte heute über die ersten 2 Stunden dauerhaft am Fluss entlang, der durch diese wunderschöne Küstenstadt führt. Wie ich gestern in meinem Blogeintrag geschrieben hatte, ist meist die Kraft nicht da, nach Ankunft noch eine Sightseeingtour durch die jeweiligen Städte zu machen. Umso schöner ist es, wenn der Weg dann einem ein wenig die Stadt zeigt. So kamen wir am weltbekannten Guggenheim Museum vorbei, am San Mamés, dem Stadion von Athletik Bilbao und an vielen kleinen süßen spanischen Häusern.

    Lawkin gestern eine tolle Begegnung mit einem Mädel gehabt, schlug mein Gossipherz natürlich umso höher. In den nächsten Tagen werde ich nochmal einen ausführlichen Bericht des aktuellen Caminogossips formulieren, um euch bestens uptodate zu halten - heute wird der Eintrag aber planmäßig ein wenig kürzer, da ich sehr müde und erschöpft bin.

    Viele andere Pilger einen Restday in Bilbao eingeschoben, kommt es für uns aktuell noch nicht in Frage. Der Laufrhythmus ist uns dahingehend wichtiger und speziell die Angst davor, wenn man einen ganzen Tag mal komplett die Füße hochgelegt hat, am Folgetag wieder Schwierigkeiten zu haben, sich in den Weg zu finden, ist zu hoch.

    Auf den ersten 7 Lauftagen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es perfekt ist, mein Schuhwerk immer mal zu wechseln. So starte ich meist mit meinen Wandersandalen, die 2 Caminos erprobt und bestens eingelaufen sind, und wechsle dann die letzten 7-10 Kilometer meist auf meine Birkenmikes. Warum auch immer, habe ich immer einen super Laufgefühl, werde zwar teilweise von anderen Mitpilgern manchmal angeschaut wie der letzte Hinterwäldler, aber meinen Füßen geht es dadurch gut!

    Bis heute.. denn durch die hohe Belastung war es nun soweit. Die ersten 4 Blasen an meinem rechten Fuß sind in der Entstehung! Hätte mich ja gewundert, wäre ich dieses Mal von den Jungs verschont geblieben. Keine Manieren die Männer, nicht mal angeklopft im Büro und direkt reinmarschiert, muss ich wohl morgen mal meine gelbe Karte zücken!

    Wie am Anfang des heutigen Eintrags geschrieben, stand der Tag heute im Sinne des Zurückgebens. Man kennt sich zwar erst ein paar Tage, aber das wichtigste Gesetz unter Pilgern ist, dass man als Gruppe im Ziel ankommt und dafür alles tut. Bei unserer heutigen Mittagspause nach 17 Kilometern in Portugaleta, waren wir vom Camino in einer sehr abgelegenen Bar, um klassisch die ein oder andere Cola zu inhalieren, dazu leckere Pinchos.

    Manchmal kann man es nicht genau erklären, wie Treffen zustande kommen, aber Michael aus Südafrika fand uns in jener und war völlig aufgelöst. Er verlor seine Kreditkarte und seine Ersatzkarte funktionierte an keinem Bankautomaten. Er war ‚out of money‘, sein Akku war leer und hatte dadurch keine Chance jemand bei der Bank zu erreichen. Okay ich korrigiere, bei seiner südafrikanischen Bank 😌

    Wir ihm sofort mit einer Powerbank ausgeholfen, bot ich ihm an, dass er mit meinem Handy anrufen könne. Zettel und Stift raus, jetzt lernt ihr was: die Vorwahl von Südafrika ist +27. Sollte also wer einmal bei Günther Jauch sitzen und diese Frage kommt, freue ich mich über eine Einladung im Café Madrid in Leipzig! 🤓

    Eigentlich schon auf dem Sprung gewesen die letzten 12 Kilometer der Etappe anzugehen, zog es sich 2 Stunden bis sich etwas tat. Weiß zwar nicht, wie viel Grad aktuell in Capstadt vorherrschen, aber es hatte wohl irgendeine Sache dazu geführt, dass die Landsmänner*innen vor Ort sehr sehr langsam arbeiteten. Ihm es natürlich super unangenehm gewesen, dass wir auf ihn Warten mussten, kam es für uns aber nicht in Frage, ohne ihn weiterzuziehen.

    Man ist so stark, wie das schwächste Glied in der Kette. Es waren dieses Mal nicht die unzähligen Blasen, die jemanden aufhielten, ins Ziel zu kommen, sondern ein anderer Grund. Aber genau das ist der Camino, dass Nächstenliebe in manch Situationen über dem eigenen Wohlbefinden steht.

    Eigentlich 15 Uhr an der Herberge im Zielort ankommen müssen, um einen der 40 Plätze zu ergattern, liefen wir gemeinsam mit Michael gegen 14:30 Uhr final für die letzten 12 Kilometer los. Gegen 16:15 Uhr kam die Nachricht, dass die Herberge heute leider nun ausgebucht sei und wir zwangsläufig den Weg in das teurere Hotel antreten müssen. 28 Euro pro Person anstatt einer kostenlosen Übernachtung bezahlt, hat man das dann doch gerne gemacht. Michael war uns unglaublich dankbar und viel mehr war es ein tolles Gefühl, etwas zurückgeben zu können, auch wenn es nun mehr 1 Jahr später war.

    Nach einer kurzen Dusche, eigentlich gegen 19 Uhr zum Dinner gewollt, waren wir 3 so fertig vom Tag, dass Lawkin und Michael auf der Couch eingeschlafen sind, ich im Bett. 20:15 Uhr stärkten wir uns dann aber noch, mit tollem Blick aufs Meer und einem leckeren Burger!

    Dankbar über die heutigen Momente, war ich noch dankbarer über ein Telefonat, was mich heute erreicht hat. Für nach dem Jakobsweg schon viele Bookings erhalten, am 18.08. die große Mallorcaparty im Twenty One geplant, erreichte mich heute ein Booking, welches mir den ganzen Jakobsweg refinanziert hat. Seit 10 Jahren im Geschäft, weil es einem dann doch sehr viel tolle Momente beschert, war das heute ein unglaubliches Freiheitsgefühl und ein wenig die Würdigung jener letzten Jahre!

    Geld wird niemals eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, da solche Momente wie heute oder in den letzten Tagen unbezahlbar sind, trotz allem freute mich die Wertschätzung heute sehr. Begleitet mit meinem Mix auf SoundCloud, lief sich der Camino heute noch besser!

    Na gut, so kurz wurde der Blogeintrag heute doch nicht. Schön, dass du noch dabei bist!

    Morgen steht ein geplant ruhiger Tag an, das erste Mal unter 25 Kilometer, werden es planmäßig nur 13,3. Die Herbergensituation erneut so schlecht, dass wir uns heute Abend schon entschieden haben, für morgen zu 7. ein Apartment zu nehmen und gemeinsam abends zu kochen. Australische Küche von Danny steht auf der Taktiktafel!

    Bin jetzt schon gespannt und verabschiede mich hiermit in meinen Regenerationsschlaf 🙋🏼‍♂️

    Hören uns morgen oder wie man auf spanisch sagt: Hasta mañana! ✌🏻

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 9 Euro
    -Überquerung in Portugaleta: 9,50 Euro
    -Mittagspause, die etwas länger wurde: 6 Euro
    -Apartment: 28 Euro
    -Abendessen: 23,50 Euro

    Gesamt: 76,60 Euro - Sau marianne, war das heute mal ein Teurer!
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  • Day 8

    Tag 8: Restday! 👣

    July 13, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Restday! 👣
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    Start: 8:30 Uhr
    Ankunft: 13:45 Uhr
    Strecke: 15 entspannte Kilometer
    Temperatur: 24 Grad
    Lied des Tages: Helene Fischer - Null auf 100
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    Da war er! Der erste etwas entspanntere Tag des diesjährigen Caminos. Es gab heute zwei Möglichkeiten, die heutige Etappe zu bestreiten: entweder über die Berge mit insgesamt 23 Kilometern oder an der Küste mit dann doch mehreren Kilometern an der Straße entlang für 15 Kilometern auf dem Tacho.

    Speziell, weil die ersten Blasen entstanden sind und die letzten Tage mit all den Anstiegen dann doch etwas anstrengend waren, habe ich gemeinsam mit den anderen Mitpilgernden für Zweiteres entschieden. 15 Kilometer gleichen einem Restday! Da es dann schon ungewohnt flach war, konnte man auf sein Lauftempo von ca. 4,5/5 Kilometern pro Stunde zurückgreifen und dadurch einen sehr entspannten Lauftag verbringen.

    Mama mir heute morgen eine SMS geschrieben, dass ich mir doch mal ein Lied von Daniela May anhören solle, welche eine christliche Sängerin ist, war jenes doch ganz nett, allerdings mit dem DJ-Ohr im Nachhinein verbesserungsbedürftig produziert. So kam ich mit deutschsprachigen Pop auf Helene Fischer! Natürlich viele ihre Meinung über diese Frau schon abgestempelt, aber nach zahlreichen Konzertbesuchen durch meinen Kumpel Erik, kann ich nur für sie eine Lanze brechen. Die Konzerte eine andere Dimension, sind ihre Lieder soooo technisch perfekt produziert, dass nach einem eigentlich kurz geplanten musikalischen Intermezzo auf meinen AirPods, dann jegliche Alben durchgehört worden. Wahnsinn, die Frau!

    Zwar nur eine kurze Laufzeit heute gehabt, wurde diese bis aufs Maximale genossen. Es ging nicht nur über Stock und Stein, sondern auch viel am Meer entlang mit tollen Aussichten, kreischenden Möwen und Wellenrauschen.

    Jede Stunde eine Pause gemacht, kam bei der Letzten eine Intuition in mir hervor: jetzt bist du schon mal für eine längere Zeit in diesem wundervollen Land, von deinem Wesen her sehr Spracheninteressiert und so begab es sich, dass ich beschlossen habe, nicht nur Restaurantspanisch zu lernen.

    Früher es 2 Jahre in der Schule gehabt, erfreut es jeden Einheimischen immer, wenn ich sie verstehe und darauf antworten kann. Aber irgendwie habe ich Lust auf mehr! Mit passablen Englisch und einem 8-Semester Französisch, sprachentechnisch schon solide aufgestellt, habe ich große Lust Spanisch als vierte Sprache dazuzunehmen. Es ist zwar nur ein kleiner Schritt, aber die Sprachen lernen Babbel App wurde für ein Abo nun aufs Handy gebucht und täglich in ruhigen Minuten Pause Spanischlehrstunden mit auf den diesjährigen Camino eingebaut. Also dann in 4 Wochen mich bitte mit Alejandro Langnero ansprechen! ☺️

    Mit Ankunft im heutigen Ziel Castro Urdiales dann in die gemeinsame Unterkunft mit Lawkin, Ruby, Dani, Oli, Elias und Michael eingecheckt, ging es nach einer kurzen Dusche in tolle Gespräche und einen kulinarischen Abend. Die Mädels heute für den Einkauf zuständig gewesen, starteten wir mit klassisch spanischen Vorspeisen, über Muscheln bis hin zu einer australischen Pasta 🍝

    Nach 2-3 Gläser Wein überlegten wir uns die nächsten Etappen. Die Herbergensituation nach wie vor schwierig, da der Camino del Norte dieses Jahr sehr überlaufen ist, überlegten wir, wie die nächsten 2 Tage angefangen werden. 70 Kilometer bis nach Santander, der nächsten Großstadt auf dem Camino! Und wie es das erfahrene Pilgerauge manchmal auch beliebäugelt, steht bald das Wochenende an.

    Mit ein wenig Vino Blanco intus, kam die Idee auf, dass es doch cool wäre, am Samstag in Santander anzukommen, um die Möglichkeit zu haben, eventuell durch die Häuser zu ziehen. Ich konfrontiere euch nun mit einer Sache, die wohl für alle anderen so fern ist: natürlich haben wir Lust Samstag in Santander anzukommen, aber das würde heißen, das man 70 Kilometer in 2 Tagen zurücklegen müsste. Ist es das wert? Wir wissen es noch nicht. Was auf jeden Fall festgelegt wurde, dass wir morgen 30 Kilometer laufen wollen. Und dann alles kann, muss nix!

    Nach dem Brainstorming nochmal in die Stadt gezogen und die ein oder andere Flasche lokalen Wein begutachtet, habe ich mich gegen 22:30 Uhr von der Gruppe verabschiedet. Mit den Worten, dass es super super untypisch für mich ist, das ich mich nach ein wenig Ruhe sehne, meinte ich aber im Anschluss, dass der Camino noch lange ist und es noch genug Gelegenheiten geben wird! 🙏🏻

    Mit völligem Verständnis und einem Buenas Noches verabschiedet worden, liege ich pünktlich um 23 Uhr im Bett. Die Apartmenttür angelehnt, bin ich gespannt, wann die anderen Banaus*innen zurückkommen werden - ich würde auf 3 Uhr tippen! 😌

    Mit dem Wissen, dass es spätestens 7 Uhr morgen wieder auf die Reise geht, bin ich mit der Entscheidung doch ganz zufrieden - Sau, werde ich etwa alt? 👴🏻

    Na dann, habt einen tollen Abend und wie ich heute auf Spanisch gelernt habe: que duermas bien! 💤🫶

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    Kosten des Tages:
    -Frühstückspause 1: 3,50 Euro
    -Frühstückspause 2: 4,50 Euro
    -Apartment: 20 Euro
    -Snack: 7 Euro
    -Abendessen: 14 Euro
    -Bar: 25 Euro

    Gesamt: 74 Euro
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  • Day 9

    Tag 9: Kloster die Zweite! ⛪️

    July 14, 2023 in Spain ⋅ 🌙 21 °C

    Kloster die Zweite! ⛪️
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    Start: 8:30 Uhr
    Ankunft: 17:35 Uhr
    Strecke: 31 km
    Temperatur: 30 Grad
    Lied des Tages: Les choristes - Vois sur ton chemin
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    Da ist er wieder: Martin Luther Langner!

    Nachdem an Tag 4 das erste Mal ein Klosterbesuch in den Bergen anstand, war die heutige Herberge wieder eins. Dieses Mal aber nicht auf Mönche gestoßen, sondern auf insgesamt 5 Nonnen. Viele aus Peru kommend, haben sie uns einen tollen Abend ermöglicht, aber erstmal chronologisch im Kontext:

    Mit Start des heutigen 9. Tags auf dem diesjährigen Jakobsweg, stand bisher die längste Etappe an. Planmäßig 34 Kilometer, gab es wieder eine Möglichkeit ein kleines Stück abzukürzen, sodass man auf 31 final kommt.

    Gestern Nacht Ruby und Dani noch ungefähr 15 Lachkrämpfe in deren Zimmer gehabt, dass selbst mit AirPods es eine harte Aufgabe war, ein wenig zu Ruhe kommen. Gegen 1 Uhr eingeschlafen, startete der Tag mit 7 Stunden Schlaf im Gepäck gegen 8:30 Uhr!

    Ich, natürlich wieder einmal der Letzte, der das Apartment verließ, hatte direkt gute Laune, da mich der Tag mit strahlenden Sonnenschein begrüßte. Gestern wenig vom Hafen in Castro-Urdiales gesehen, machte ich einen kleinen Abstecher, um dann in die heutige Etappe reinzustarten.

    Auf den ersten Metern Rose aus Nordirland getroffen, die inzwischen in London Spanischlehrerin am Gymnasium ist. Es natürlich perfekt in meinen Spanischlehrplan gepasst, hole ich mir direkt ein paar Tipps ab! So vergingen die ersten 10 Kilometer wie im Flug.

    Durch meine inzwischen 5 Blasen, die immer größer werden, habe ich heute vom Tempo her eine komplett entspannte Kugel geschoben. Jeder sich in Leipzig beschweren würde, warum ich so langsam nebenher laufe und ob ich nicht mal schneller machen könnte, war es genau so eine ruhige Geschichte. 👣

    Ich schlenderte insgesamt 9 Stunden auf dem Weg heute herum. Andauernd von anderen Pilgern überholt worden mit einem ‚Buen Camino‘, war mir die Weitsicht auf die 700 Kilometer to go dann wichtiger.

    In der Klosterherberge gegen 17:40 Uhr angekommen, kam mir kurze Zeit später Ruby, Oli, Elias und Lawkin entgegen. Sich mega gefreut, dass ich es geschafft habe, fragte ich, wie es ihnen ergangen ist. Elias heute mit Spaniens größtem Kater gestartet, da gestern dann doch einige Batterien noch in den Bars abgeklemmt wurden, hatte er so starke Schmerzen in seinen Füßen, dass er überlegt, zwangsläufig einen Pausentag einzulegen.

    Ruby es noch härter getroffen, sodass sie die letzten Kilometer gar nicht mehr alleine gehen konnte und Hilfe benötigte. Ein sehr angeschwollener Fuß macht eine Weiterreise aktuell nur schwer möglich. Oli zudem mit starken Knöchelproblemen, wird sich die Gruppe wohl morgen leider separieren.

    Lawkin und ich als erfahrene 3. Klässler zwar mit Blasen zu kämpfen, aber unsere Kräfte bewusst gut eingeteilt, können wir davon nun profitieren. Mein Kopf ist inzwischen so trainiert, dass ich den Schmerz der Blasen gar nicht mehr zulasse und einfach weiterlaufe. Sau spannend, wie entscheidend auch die mentale Verfassung auf dem Camino sein kann!

    Nach der Ankunft 17:40 Uhr eine schnelle Dusche genommen, war ich bei der 18 Uhr Messe im Kloster. Ich sag’s euch, wenn da auf einmal 5 Klosternonnen anfangen loszuträllern, bist du sofort in ner ganz anderen Sphäre! Irgendwo zwischen Himmel und Hitzestich der heutigen Dauersonneneinstrahlung wieder nach einer halben Stunde Kyrielei zu mir gekommen, wurde sich 19 Uhr noch direkt der Pilgersegen abgeholt 😇

    Dinge, die wir lieben: nach 31 Kilometern und mit vielen Blasen an den Füßen dauerhaft eine Sporteinheit im spanischen Gottesdienst zu machen, indem man ungefähr 15 mal aufstehen und sich wieder hinsetzen sollte. Ihr wollt gar nicht wissen, mit was für durchtrainierten Oberschenkeln ich wiederkommen werde! Spanische Messen sei Dank ✅

    20 Uhr noch zum gemeinsamen Lieder Singen eingeladen worden, fühlte ich mich zurückversetzt in Kindergartenzeiten - dieses Mal nur mit erwachsenen Menschen. Hahahaha eh, ihr hättet mich da sehen sollen: einerseits probiert ernst zu bleiben, andererseits es aber als super schön empfunden! 🎶

    Der Abschluss des Tages war ein gemeinsames Dinner mit den anderen Mitpilgernden. Der erste Gang wurde von den Nonnen ausgesucht und zubereitet. Für den Zweiten sollten wir alle etwas mitbringen, was wir untereinander dann aufgeteilt haben. Wie cool ist das denn? Es gab folglich allerlei Chorizo, Käse, aber auch Rührei, Salat, Guacamole und zum Abschluss Kuchen und Kekse.

    Warum auch immer, genieße ich solche Abende am meisten. Einfach die Gemeinschaft unter einer tollen Beherbung, dazu einer Brise Einsicht in die Lebensweisen der Menschen auf dem Camino - heute, die der Nonnen 😊

    Für morgen früh noch zum Morgengebet um 7:45 Uhr eingeladen, geht es dann in die 10. Etappe! Erst ein kurzer Lauf Richtung Hafen, dann eine Pilgerfähre auf die andere Uferseite und anschließend stehen insgesamt 25 Kilometer auf der Taktiktafel! Natürlich wieder mit der taktischen Ausrichtung, dass man sich erst hinten reinstellt, den Gegner kommen lässt und dann schaut, wie man ins Spiel kommt!

    Mit Vorfreude auf die bald beginnende Frauen WM, verabschiede ich mich in die Nacht ✌🏻

    In diesem Sinne, bonum noctis! 💤

    Gez. Langner Luthers Martin

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 5 Euro
    -Pausengetränk: 3 Euro
    -Mittagssnack + Eis: 8 Euro
    -Herberge: 10 Euro

    Gesamt: 26 Euro
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