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  • Day 4

    Tag 4: One night im Kloster

    July 9, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 19 °C

    One night im Kloster! ⛪️
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    Start: 7:15 Uhr
    Ankunft: 15 Uhr
    Kilometer: 27,6 Kilometer
    Temperatur: 26 Grad
    Lied des Tages: Xavier Rudd - Spirit Bird
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    Wow, was ein Tag! Ich komme gerade aus dem 21:30 Gottesdienst und bin dann doch geflasht. 5 Mönche ein riesen Kyrieleison vor dem Herrn abgeliefert, der Thomanerchor in Leipzig wäre stolz drauf gewesen! 🎶

    Aber erstmal chronologisch:
    Gestern Abend es auf den Herbergsfluren rumort, sollte es nach Hören und Sagen der härteste Tag bisher werden. Dafür gewappnet, bin ich gestern Abend extra früh schlafen gegangen und konnte trotz 2-3 Jungs, die Mozarts Oper Don Giovanni in Neuauflage performten, gut in die Nacht kommen.

    Nach den anfänglichen Fauxpas‘ aus den ersten beiden Tagen, war ich mir sicher, dass ich jetzt wirklich alles beachtet habe und ein reifer 3. Klässler sei. Abends noch meine frisch gewaschene Wäsche aufgehangen, dass sie über Nacht bei den tropischen Temperaturen trocknen kann, hatte ich ein was vergessen: auf die Wetterapp zu schauen. Ab 3 Uhr nachts hat der Mann da oben aber sowas von alles gegeben und ich durfte nach dem Aufstehen auf pitschnasse Kleidung stoßen. Sind wir mal ehrlich: wer würde damit rechnen, wenn am Tag knappe 30 Grad sind, dass das Wetter die Nacht über den Molly macht? Man lernt nie aus..

    Mir aber mal sowas von gar nicht die Laune vermießen lassen, ging es in die heutige Königsetappe der ersten 100 Kilometer. Kleines Äpfelchen für die Auffrischung des Fruchtzuckerhaushalts, liefen die ersten 2 Stunden wie im Flug. Überlegt, wen ich 7:45 Uhr zum Sonntag erreichen könne, da ich Lust auf telefonieren hatte, kam mir dann nur eine Person in den Sinn: Caro. Wie manchmal im Fernsehen bei einer Quizshow: „Wenn sie jetzt 10.000 Euro gewinnen könnten, dass sie eine Person anrufen und sie ist um diese Uhrzeit erreichbar - wer wäre dies?“ - so ein Ding war das! Muss demnach nicht erzählen, wer mir die ersten Kilometer guten Beistand leistete 😌

    Irgendwann dann aber mehr lautes Hächeln von mir in die AirPods als Content gekommen, habe ich schnell merken müssen, dass neben dem schlechten Empfang, die aktuelle Gebirgsphase noch nicht ganz telefoniertauglich ist. Na gut, aber sind ja dann noch paar Tage bis Santiago! ☺️☎️

    Die andere Zeit bin ich heute mit Lawkin gelaufen. Wir haben uns heute das erste Mal Zeit genommen, um über die Zeit zu quatschen, als wir uns in Leon auf dem Camino Frances letztes Jahr verlassen mussten und die letzten 300 Kilometer mit anderen Gruppen angegangen sind. Es war so schön von vielen bekannten Pilgerfreunden, die man auf dem Weg teilweise nur 2-3 Tage gesehen hatte, zu hören, dass sie es nach Santiago geschafft und dort mit Lawkin angestoßen haben!

    Zurück zum Camino del Norte! Es war heute wirklich noch bergiger als in den letzten Tagen. Etwa 1.100 Höhenmeter klingen nicht viel, aber dazu 27 Kilometer war dann eine Konditionseinheit nach Maßstab Lauftrainingslager in der Vorbereitung auf die neue Saison in Südtirol - fande keiner im Ansatz immer cool und vielen war vom Vorabend noch schlecht, sodass sie diese Einheit leider ausfallen lassen mussten. Hätte ich safe auch gemacht, aber auf dem Camino ist das jetzt nicht so einfach! Schritt für Schritt pushten wir uns wieder zu Höchstleistungen, eine etwas größere Mittagspause mit Croquettas de Jamon, Pincho de Tortilla und 1 Liter Cola brachte uns die nötige Energie für den letzten ca. 7 Kilometer andauernden Anstieg bis zum Kloster! 🍀

    Da war er doch endlich: Martin Luther Langner! Wer kennt ihn nicht.

    Familie Hektor Gonzales heute Morgen teilweise schon 5 Uhr sich auf den Weg begeben, da es im Kloster nur insgesamt 20 Plätze gab und jeder schnell dorthin kommen wollte, um sich jenen zu sichern. Als erfahrene 3.Klässler machten Lawkin und ich uns aber überhaupt gar kein Stress, weil wie Lawkin immer so schön sagt: the camino provides. Gegen 15 Uhr schweißdurchnässt am Gipfel angekommen, waren wir Pilger Nummer 18 und 19 in der Reihe 🧙🏻✅

    Eine super super spannende Erfahrung! Die große Klosteranlage von insgesamt 5 Mönchen betreut, welche den Pilgern einen kostenlosen Aufenthalt ermöglichen. Sie stehen jeden Tag 3:30 Uhr auf, um dann ihr erstes Gebet zu sprechen und 21 Uhr das Letzte des Tages. Für uns bereiteten sie 3 Schlafsäle auf, der Beste davon war ein 2 Bett Raum, abgeschottet von den anderen Pilgern. 3 mal dürft ihr raten, wer sich taktisch klug diesen Raum gesafet hat 🙋🏼‍♂️

    Nach einer kurzen Dusche, da es insgesamt nur eine für alle gab, kurz die Füße lang gemacht, einen 30-minütigen Powernap gehalten, ging es später dann 19:30 Uhr zum ersten Gottesdienst oder wie man hier sagt: spanische Meza. Die 5 Jungs da riesig einen abgetrellert, ihre Gebete gesungen, war das der erste spannende Eindruck!

    20 Uhr bereiteten sie dann ein Abendessen für uns zu, worauf wir uns sehr freuten. Langer Tag in den Knochen und worauf freut man sich dann am meisten: Kohlenhydrate! Eine sehr leckere Nudelvariation mit Gemüse, dazu Brot mit Olivenöl füllten alle hungrigen Pilgermägen.

    Gegen 21:30 Uhr luden sie uns noch zum Pilgersegen ein - den Jungen abgeholt, gehts für mich jetzt in die Nacht. Bei aller Liebe und Dankbarkeit für die unglaubliche Gastfreundschaft und Beherbung der Mönche, lasse ich glaube das 3:30 Uhr Gebet weg. Werden es mir bestimmt ausnahmsweise verzeihen! ☺️

    In diesem Sinne, buenas Noches!
    Euer Martin

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    Ausgaben des Tages:
    -Mittagessen mit 1 Liter Cola: 17 Euro

    Gesamt: 17 Euro
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